Rudyard Kipling

Rudyard Kipling
Rudyard Kipling

Joseph Rudyard Kipling [ˈdʒəʊzɪf ˈɹʌdjəd ˈkɪplɪŋ] (* 30. Dezember 1865 in Bombay; † 18. Januar 1936 in London) war ein britischer Schriftsteller und Dichter, der 1907 als bis dahin jüngster Autor und erster englischer Schriftsteller den Literaturnobelpreis erhielt. Seine bekanntesten Werke sind Das Dschungelbuch, Rikki-Tikki-Tavi, der Roman Kim und eine Vielzahl von Kurzgeschichten, so The Man Who Would Be King, The Village that Voted the Earth was Flat und Gedichte wie Mandalay (1890), Gunga Din (1890) und If— (1910).

Er gilt als wesentlicher Vertreter der Kurzgeschichte und als hervorragender Erzähler.[1] Seine Kinderbücher gehören zu den Klassikern des Genres.[2] Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gehörte Kipling zu den populärsten englischen Schriftstellern. James Joyce stellte ihn in eine Reihe mit Lew Nikolajewitsch Tolstoi und Gabriele D’Annunzio als Autoren ihrer Zeit mit dem vielversprechendsten Talent.[3]

1907 erhielt er den Literaturnobelpreis. Verschiedene andere Ehrungen wie die britische Poet Laureateship und eine Adligung lehnte er ab.[4] Kiplings Popularität und literarischer Erfolg, der unter anderem wegen seines eigentlich auf die USA gemünzten Gedichts The White Man’s Burden als kritischer Barde bzw. Prophet des britischen Imperiums galt,[5][6][7][8][9] nahm nach dem Ersten Weltkrieg stark ab.

Douglas Kerr zufolge werde Kipling gerade aufgrund des Rückgangs des europäischen Kolonialismus wieder interessant, weil er die Zeit in der ihm eigenen Art interpretiere und mit seiner großen erzählerischen Gabe nachvollziehbar mache.[10] In Deutschland kam es zu einer Neuinterpretation des Werks Kiplings durch die Übersetzung und Neuherausgabe von Gisbert Haefs.

Kiplings Werke wurden mehrmals verfilmt, so Der Mann, der König sein wollte und inspirierten eine Vielzahl von Nachahmern und Parodien in verschiedenen Medien und Kunstformen. Größten Bekanntheitsgrad dürfte Das Dschungelbuch erlangt haben: ein Zeichentrickfilm der Walt-Disney-Studios aus dem Jahr 1967.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und Jugend

Rudyard Kipling wurde im damaligen Bombay (Indien) geboren. Seine Eltern waren John Lockwood Kipling und dessen Ehefrau Alice, geb. Macdonald. Sein Vater war Lehrer an der örtlichen Jeejeebhoy-Kunstschule und später Direktor des Museums von Lahore. Ein Onkel mütterlicherseits war der Maler Edward Burne-Jones, ein anderer der Politiker Stanley Baldwin. Seinen ausgefallenen Vornamen Rudyard verdankt er dem Lake Rudyard in Staffordshire, an dem seine Eltern sich verlobt hatten. Der niemals verwendete Vorname Joseph war Familientradition; ältere Söhne wurden im Wechsel John oder Joseph genannt.

Alice Kipling war eine von vier bemerkenswerten Schwestern (Georgiana Burne-Jones, Agnes Poynter, und Louisa Baldwin) [11] und eine überaus lebhafte Frau.[12]

Bernice M. Murphy zufolge stuften sich Kiplings Eltern als Anglo-Indian ein, Kipling ebenso, auch wenn er den Großteil seines Lebens anderswo verbrachte. In Bombay wurde Kipling von einer portugiesischen Nanny und einem hindi Meeta aufgezogen, Englisch empfand er als Fremdsprache.[13] Mit fünf Jahren wurde er mit seiner jüngeren Schwester nach England verfrachtet[13] und dort wie bei vielen Kindern in Indien befindlicher Engländer bei Pflegeeltern, den Holloways aufgezogen. Kipling erinnerte sich an deren strenge Aufsicht noch in seiner Autobiographie mit Schrecken. Seine Schwester Trix erging es etwas besser, weil die Holloways, eine Kaptänsfamilie in Lorne Lodge wohl hofften, ihr Sohn könnte sie einst heiraten.[14] Die Kinder besuchten zuweilen Verwandte wie ihre Tante Georgiana, die mit Edward Burne-Jones in Fulham bei London lebten, über die Weihnachtstage. Das versöhnte Kipling halbwegs mit seinem Schicksal.[13] 1877 kam Alice Kipling aus Indien zurück und die Kinder wurden aus Lorne Lodge befreit. 1878 Kipling wurde beim United Services College, einer Militärschule zugelassen. Stalky & Co. geht ganz wesentlich auf die dort gemachten Erfahrungen zurück.

Soldiers Three, Titel der Originalausgabe, 1888

Ein Stipedium für eine akademische Ausbildung wurde ihm nicht zuerkannt. Lockwood Kipling, der in Lahore als Leiter einer Kunstschule und des dortigen Museums arbeitete, besorgte ihm deswegen eine Beschäftigung bei der Civil & Military Gazette. 1882 reiste Kipling nach Indien und kam am 18. Oktober 1882 an. Er beschrieb den Eindruck wie folgt „So, at sixteen years and nine months, but looking four or five years older, and adorned with real whiskers which the scandalised Mother abolished within one hour of beholding, I found myself at Bombay where I was born, moving among sights and smells that made me deliver in the vernacular sentences whose meaning I knew not “ ([13], deutsch: „So mit 16 Jahren und neun Monaten, aber 4 Jahre älter aussehend, mit einem Schnurrbart den die entsetzte Mutter binnen einer Stunde abschaffte, fand ich mich in Bombay wieder, wo ich geboren war und bewegte mich in Gerüchen und Ansichten, die mich in der angestammten Sprache stammeln ließen, deren Bedeutung ich nicht kannte“) Die Ankunft veränderte Kipling wesentlich, die Jahre in England erschienen ihm als Last, die nun von ihm abzufallen begann.[13]

Literarische Karriere

1882 kehrte Kipling nach Lahore (im heutigen Pakistan) zurück, wo seine Eltern inzwischen lebten. Er arbeitete dort zunächst als Redakteur einer örtlichen Zeitung und begann Lyrik und Erzählungen zu schreiben.

Ab Mitte der 1880er Jahre bereiste er den indischen Subkontinent als Korrespondent des in Allahabad erscheinenden The Pioneer. Gleichzeitig wurden seine Bücher erfolgreich; bis 1888 hatte er bereits sechs Bände mit Kurzgeschichten veröffentlícht, darunter Soldiers Three (1888). Eine Kurzgeschichte dieser Zeit war Der Mann, der König sein wollte (The Man Who Would Be King), die 1975 mit Sean Connery und Michael Caine in den Hauptrollen verfilmt wurde.

In seinen Plain Tales from the Hills (Schlichte Geschichten aus Indien, 1888) überlieferte er der Nachwelt wunderschöne Geschichten aus dem anglo-indischen Milieu und machte sich einen Namen als Autor von Abenteuergeschichten.

Im folgenden Jahr, 1889, kehrte Kipling nach England zurück und ließ sich in London nieder, wo er in mehrere renommierte Clubs aufgenommen wurde. Zu seinen literarischen Freunden und Förderern gehörten Henry Rider Haggard und Henry James. Schnell wurde er berühmt für seine realistischen Erzählungen und die Gedichte, in die er die Rhythmen der Umgangssprache und den Slang, beispielsweise von Soldaten, meisterhaft integrierte. Seine Lyrik übte einen großen Einfluss auf Bertolt Brecht aus.

Sein erster Roman Das fahle Licht (The Light that Failed) erschien 1890. Der Großteil der Handlung spielt in London, Teile sind aber auch in Indien und im Sudan angesiedelt. Erzählt wird die traurige Geschichte des Künstlers Dick Heldar, der nach einem Krieg im Sudan, der ihm eine Augenverletzung einbrachte, in den 1890er Jahren nach England zurückkehrt. Nun widmet er sich wieder der Malerei. Mit seinen realistischen Landschaftsbildern aus dem Sudan kann er aber nicht genug verdienen. Daher malt er auch romantische Porträts, die mehr einbringen. Da sein Augenlicht immer schwächer wird, beschließt er, sein Meisterwerk, das Gemälde Melancholia, noch zu vollenden, bevor die vollständige Erblindung das Malen unmöglich macht. Als Modell für das Gemälde dient ihm die Prostituierte Bessie. Als das Gemälde fertig ist, bricht Dick erschöpft zusammen. Bessie zerstört das Gemälde. Als Dick später seine Freundin Maisie einlädt, das Gemälde zu besichtigen, das er nun nicht mehr sehen kann, bringt diese es nicht übers Herz, ihm zu sagen, dass es zerstört wurde. Aber Bessie kommt zurück und sagt ihm, was sie getan hat. Verzweifelt schließt sich Dick seiner alten Truppe im Sudan wieder an. Als die Truppe in eine Schlacht zieht, überredet er seinen Freund Torpenhow, ihn auf ein Pferd zu setzen. Er reitet mit der Truppe mit, wird vom Pferd geschossen und stirbt.

Eine von Kiplings berühmtesten Balladen ist The Ballad of East and West, die mit „Oh, East is East, and West is West, and never the twain shall meet“ beginnt. Die Ballade berichtet von den Konflikten zwischen den Briten und Eingeborenen in Indien. Sie ist im Stil einer sogenannten Border Ballad verfasst.

1892 heiratete er Caroline Balastier; ihr Bruder, ein amerikanischer Autor, war ein Freund Kiplings. Kipling lebte mit seiner Frau die nächsten vier Jahre in den Vereinigten Staaten. In dieser Zeit begann er Kinder- und Jugendbücher zu schreiben, unter anderem sein heute in Deutschland (auch durch den Disney-Zeichentrickfilm) bekanntestes Werk Das Dschungelbuch (The Jungle Book) und das zweite Dschungelbuch, (The Second Jungle Book), die in den Jahren 1894 und 1895 entstanden.

Nach Streitereien mit Verwandten kehrte die Familie nach England zurück. 1897 veröffentlichte Kipling den Roman Captains Courageous: A Story of the Grand Banks (Auf deutsch erschienen unter den Titeln Die mutigen Kapitäne, Brave Seeleute, Über Bord und Junge Abenteurer auf See) in dem er Erlebnisse und Eindrücke aus Amerika verarbeitete.

Der Held dieser Abenteuergeschichte ist Harvey Cheyne, ein verzogener und verzärtelter Millionärssohn. Während einer stürmischen Atlantiküberquerung fällt er über Bord und wird vor der Küste von Neufundland von der Mannschaft des Kabeljaufischers We’re Here aus Gloucester gerettet. Die Fischer glauben nicht an den Reichtum seines Vaters und weigern sich, mitten in der einträglichen Fangsaison an die Küste zurückzukehren, um Harvey abzusetzen. So ist er gezwungen, sich mit der Situation abzufinden und auf dem Boot seiner Retter seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das Buch kann als „Bildungsroman viktorianischer Prägung“ bezeichnet werden: körperliche Abhärtung, Selbstbeherrschung und die Bereitschaft, gehorchen zu lernen und gelegentlich eine Tracht Prügel hinzunehmen waren nach Meinung Kiplings und der Verfechter der viktorianischen Tradition die Voraussetzungen, unter denen Knaben zu Männern werden. Der einst vor allem bei jugendlichen Lesern sehr populäre Abenteuerroman ist ohne jeden Gefühlsüberschwang geschrieben und schildert realistisch und spannend das Leben auf See. Der kraftvolle Stil ist von Robert Louis Stevenson beeinflusst, wird aber – was Knappheit und Konzentration auf das Wesentliche betrifft – von Kipling noch übertroffen.

Ebenfalls 1897 entstand anlässlich des 60. Thronjubliäums von Königin Victoria das Gedicht Recessional – ein pessimistischer, warnender Blick auf die Selbstgefällig- und Selbstherrlichkeit des Britischen Empires. Im folgenden Jahr reiste Kipling nach Afrika, freundete sich mit dem britischen Imperialisten Cecil Rhodes an und begann erneut Material für ein weiteres Kinderbuch zu sammeln, Genau-so-Geschichten (Just so Stories), das 1902 erschien. Kipling schrieb dieses Buch für seine Tochter Josephine. In diesen phantasie- und humorvollen Geschichten versuchte er, die ständigen „warum“-Fragen kleiner Kinder auf heitere Weise zu beantworten. Dazu gehören z.B.: Wie das Elefantenkind seinen Rüssel bekam, Wie der Leopard zu seinen Flecken kam und Wie der erste Brief geschrieben wurde.

Zu einem Synonym des Imperialismus wurde der Titel seines Gedichts The White Man’s Burden von 1899, mit dem er die Zivilisierung der „Wilden“ zu einer ethischen Last verklärt, die dem „Weißen Mann“ auferlegt sei. Vor dem Hintergrund des Spanisch-Amerikanischen Krieges, in dem die USA Kuba und die Philippinen eroberten, richtet sich das Gedicht an den US-Präsidenten Theodore Roosevelt, mit dem Kipling persönlich bekannt war. Kiplings Botschaft ist, dass moderne, dynamische Staaten wie die USA die stagnierenden europäischen Kolonialmächte wie Spanien zurückdrängen und die Bürde für die Entwicklung der Menschen in den Kolonien auf ihre Schultern nehmen müssen. Das Gedicht gilt als eines der wesentlichen Zeugnisse des Imperialismus; sein Titel wurde sprichwörtlich.

1901 erschien der Roman Kim, der bis heute als eines von Kiplings bedeutendsten Werken gilt. Kim, Sohn eines irischen Soldaten, wächst als Waisenkind auf den Straßen von Lahore auf, wo er trotz seiner britischen Abstammung als „Eingeborener“ gilt. Den Roman durchzieht eine Kriminal- und Spionagegeschichte, die als Anlass dient, Kim durch große Teile Indiens reisen und die jeweiligen Gebräuche erleben zu lassen. Der Roman gilt als eine der besten literarischen Darstellungen Indiens in der Kolonialzeit – eine Wertung, der sich auch viele heutige indische und pakistanische Autoren und Kritiker anschließen.

Während des Burenkriegs hielt sich Kipling zeitweise in Südafrika auf. 1907 wurde ihm als erstem englischen Schriftsteller der Literaturnobelpreis verliehen. In diesen Jahren entstanden zwei Poesie- und Erzählbände: 1906 Puck of Pook Hill und 1910 Belohnungen und Feen (Rewards and Fairies). Dieser Band enthält eines seiner beliebtesten Gedichte: If—.

Erster Weltkrieg und später

Nach dem Ersten Weltkrieg ging Kiplings Popularität zurück. Dazu kam eine persönliche Krise: Sein ältester Sohn John fiel im Alter von 18 Jahren 1915 in der Schlacht von Loos. In tiefem Selbstzweifel und voller Schuldgefühl schrieb Kipling den Grabspruch für seinen Sohn : „If any Question why we died, tell them, because our fathers lied.“ („Wenn jemand fragt, warum wir starben, sagt ihnen, weil unsere Väter gelogen haben“). Kipling hatte seinem Sohn ermöglicht, mit einem vordatierten Geburtsdatum bei den Irish Guards seinen Militärdienst anzutreten. Er arbeitete intensiv bei der Commonwealth War Graves Commission mit. Kipling war stark antideutsch eingestellt und anfangs ein entschiedener Befürworter des Krieges. Der Optimismus früherer Jahre wich einer zunehmend düsteren Haltung, was sich in vielen seiner späten Erzählungen niederschlägt. Den Tod seines Sohnes thematisierte Kipling in dem Gedicht My boy Jack, das dem Schauspieler David Haig 1937 als Grundlage für sein gleichnamiges Theaterstück diente.[15] Dies ist Vorlage für den Film My boy Jack aus dem Jahre 2007.

Kipling schrieb bis in die frühen 1930er Jahre hinein, wenn auch der Erfolg immer mehr ausblieb.

„Kipling wurde als der kritische Barde des Britischen Weltreichs katalogisiert. Das hat an sich nichts Unehrenhaftes, aber es genügte, um seinen Namen zu schmälern, vor allem in England. Seine Landsleute haben ihm niemals ganz seine ständigen Bezugnahmen auf das Imperium verziehen“

Jorge Luis Borges: Vorwort zu „Das Haus der Wünsche“

Kipling starb 1936 an einer Gehirnblutung. Nach dem Tod geriet sein Werk – mit Ausnahme einzelner Gedichte und der Kinderbücher – für einige Jahre in Vergessenheit. Ab den 1970er Jahren wurde jedoch auch zunehmend die Qualität seiner späten Erzählungen von der Kritik betont.

Im deutschen Sprachraum begann eine Neubewertung Kiplings, der hier fast nur als Kinderbuchautor bekannt war, mit einer von Gisbert Haefs neu übersetzten Ausgabe seiner Werke im Haffmans Verlag (ab 1987).

Nach dem Tod seiner Frau wurde sein Haus Bateman's 1939 in East Sussex dem National Trust vermacht und in ein öffentliches Museum umgewandelt.

Neubewertung nach 2000

Philip Hensher listete am Beispiel einer Kiplingbiographie von David Gilmour[16] etliche der berüchtigtsten Kiplingzitate auf:[17] Gerade die völlig politisch inkorrekten Sprichwörter Kiplings, die jeder kenne und die die meisten Anhänger des Autors eher vermieden, seien gegenwärtig von besonderem Interesse. Selbst Eine Frau ist nur eine Frau, aber eine gute Zigarre kann man rauchen bedeuteten sie nicht das, was gemeinhin angenommen werde. Kipling lege sie einem fiktiven Frauenhasser in den Mund. Das mindere Gezücht aus Recessional beziehe sich auf die Deutschen (nach anderen Quellen auf die minderen europäischen Kolonialmächte wie die Italiener) und so fort. Gerade Kiplings moderater und reflektierter Imperialismus sei im Zusammenhang mit den Herausforderungen bei der Nationenbildung im früheren Jugoslawien wie in Afghanistan aktueller denn je.

Freimaurerei

1886 wurde Kipling als Freimaurer in der Loge Hope and Perseverance in Lahore initiiert. Da er zu diesem Zeitpunkt noch keine 21 Jahre alt war, erteilte der Distrikts-Großmeister eine Ausnahmegenehmigung. Über dieses Ereignis schrieb Kipling in The Freemason am 28. März 1925, dass er dort für ein paar Jahre Sekretär der Loge war, die aus Brüdern aus mindestens vier verschiedenen Glaubensrichtungen bestand. Kipling selbst war bereits in einer Zeit eingetreten, als die Freimaurer in Indien bereits begonnen hatten, indische Mitglieder aufzunehmen. Bei denen spielten allerdings rassistische und religiöse Vorbehalte, von der Kastenzugehörigkeit bis zu den Speisevorschriften eine so große Rolle, dass es teilweise nur möglich war, Treffen durchzuführen, indem einzelnen Brüdern leere Teller vorgelegt wurden. Kipling amüsierte sich darüber mehrfach, er versicherte sich über die Freimauererei seiner Britishness[18]. Der Indienaufenthalt Kiplings war die aktivste Zeit bei dem Bund.

Seinen Mark Master Grad erhielt er in der Mark Loge Fidelity am 12. April 1887 und seinen Royal Ark Mariners Grad am 17. April 1888 in der Mt. Ararat Loge in Lahore. Als Kipling 1888 nach Allahabad versetzt wurde, affiliierte er bei der dort ansässigen Loge Independence with Philanthropy. 1889 nach England zurückgekehrt, war er 1927 Mitgründer der Silent Cities Lodge No. 4848 und ebenfalls der Author’s Lodge No. 3456. In der berühmten Canongate Kilwinning Lodge No. 2 in Edinburgh wurde er nach alter Tradition zum Poet Laureate ernannt; ein Amt, das zuvor Robert Burns in ähnlicher Weise innehatte.

In Kiplings Novelle Der Mann, der König sein wollte spielen Symbole der Freimaurerei eine wichtige Rolle. In seinen Erzählungen The Wrong Thing, The Winged Hats und Brother Square Toes verarbeitet er Freimaurergebräuche. 1926 veröffentlicht Kipling eine Novellenreihe unter dem Titel Debits and Credits, in denen er freimaurerische Gebräuche, Ritualworte und Redewendungen verarbeitet. Diese Novellen, die im Ersten Weltkrieg spielen, lauten: In the Interest of the Brethren, The Janeits, A Madonna of the Trenches (Eine Erscheinung in den Schützengräben, 1924) und A Friend of the Family. Ebenfalls widmete er mehrere Gedichte der Freimaurerei, darunter The Mother Lodge, The Widow at Windsor, The Press, Banquet Night, Sons of Martha und The Palace.[19][20]

Trivia

  • Frühere Ausgaben seiner Bücher haben eine Ganeshafigur und ein Hakenkreuz auf dem Einband. Kipling kannte das Symbol als hinduistische Swastika. Nachdem die Nationalsozialisten sich des Zeichens bemächtigt hatten, sah Kipling von der Verwendung des Symbols ab.
  • Indiana Jones und der Tempel des Todes geht in etlichen Aspekten auf den Film Aufstand in Sidi Hakim zurück, welcher wiederum von Kiplings Gedicht Gunga Din inspiriert wurde
  • Pandit Jawaharlal Nehrus Lieblingsbuch war Kim
  • Khushwant Singh bezeichnete If— als beste Kurzzusamenfassung des Bhagavad Gita
  • Nach Kipling und dem schwarzen Panther im Dschungelbuch wurde die Spinne Bagheera Kiplingi benannt, die sich überwiegend vegetarisch ernährt.
  • Die Gebräuche der Wölfe im Dschungelbuch inspirierten wesentliche Aspekte bei den von Robert Baden-Powell gegründeten Pfadfindern. Konrad Lorenz, der ein großer Verehrer Kiplings gewesen ist, wird von Gisbert Haefs als Fürsprecher für die verhaltensbiologische Richtigkeit angeführt. Allerdings hatte Kipling (wie auch Lorenz) die führende Rolle der weiblichen Tiere im Wolfsrudel systematisch unterschätzt, was erst Erik Zimen herausarbeitete.

Werke

Erzählungen und Romane

  • Plain Tales from the Hills, 1888
  • Soldiers Three, The Story of the Gadsbys, In Black and White, 1888
  • Under the Deodars, The Phantom Rickshaw, Wee Willie Winkie, 1888
  • Life’s Handicap, 1891
  • The Light that Failed, 1891
  • The Naulahka – A Story of West and East, 1892
  • Many Inventions, 1893
  • The Jungle Book, 1894. Erste vollständige (!) Übertragung ins Deutsche: Das Dschungelbuch. Fischer Taschenbuch Verlag, 1995. Dt. von Peter Torberg
  • The Second Jungle Book, 1895. Erste vollständige (!) Übertragung ins Deutsche: Das zweite Dschungelbuch. Fischer Taschenbuch Verlag, 1996. Dt. von Peter Torberg
  • Captains Courageous, 1896
  • The Day’s Work, 1898
  • A Fleet in Being, 1898
  • Stalky & Co., 1899
  • From Sea to Sea – Letters of Travel, 1899
  • Kim, 1901
  • Just So Stories for Little Children, 1902 (Geschichten für den allerliebsten Liebling)
  • Traffics and Discoveries, 1904
  • Puck of Pook’s Hill, 1906
  • Actions and Reactions, 1909
  • Rewards and Fairies, 1910
  • Sea Warfare, 1916
  • A Diversity of Creatures, 1917
  • Land and Sea Tales for Scouts and Guides, 1923
  • The Irish Guards in the Great War, 1923
  • Debits and Credits, 1926
  • A Book of Words, 1928
  • Thy Servant a Dog, 1930
  • Limits and Renewals, 1932
  • Something of Myself, 1937
  • Indische Erzählungen, übersetzt von Irma Wehrli, Manesse 2006, ISBN 3-7175-2100-4
  • Meistererzählungen, übersetzt von Sylvia Botheroyd, Monika Kind, Sabine Kipp, Ilse Leisi und Irma Wehrli, Manesse 1987, ISBN 3-7175-1734-1

Gedichte

  • Departmental Ditties, 1886
  • Barrack Room Ballads, 1890, (Die Balladen aus dem Biwak/Soldatenlieder) enthält auch das u. a. von Sinatra vertonte Gedicht On the Road to Mandalay
  • The Seven Seas, 1896
  • The White Man’s Burden, 1899
  • The Five Nations, 1903
  • Songs from Books, 1912
  • Gethsemane, 1914–1918
  • My boy Jack, 1915
  • The Years Between, 1919
  • East of Suez, 1931
  • If—

Biografien

  • Rudyard Kipling: Erinnerungen. Etwas von mir, für meine bekannten und unbekannten Freunde / Something of Myself for My Friends, Known and Unknown, Scientia, Zürich 1938.
  • Something of myself and other autobiographical writings Hg. Thomas Pinney (1990)
  • The letters of Rudyard Kipling 4 Bände. Hg. wie vor. Macmillan, London 1990–2004
  • Rudyard Kipling Hg. Lord Birkenhead Weidenfeld & Nicolson, London 1978 ISBN 0-297-77535-9. Die Veröffentlichung dieser offiziellen Biografie wurde von Kiplings Tochter Elsie Bambridge, welche die Rechte daran hatte, verboten; sie erschien nach ihrem Tod 1976.

Literatur

  • Hannah Arendt: The Imperialist Character (On Kipling). In: Hannah Arendt: Reflections on Literature and Culture. Stanford University Press, Stanford CA 2007, ISBN 978-0-8047-4499-7, § 22: S. 167ff. (Meridian, crossing aesthetics), (der Text stammt unverändert aus H. A.: Origins of Totalitarism).
  • Charles Edmund Carrington: Rudyard Kipling. His life and work. Macmillan, London 1955 (Revised Edition: ebenda 1978, ISBN 0-333-25456-2).
  • David Gilmour: The Long Recessional. The Imperial Life of Rudyard Kipling. John Murray, London 2002, ISBN 0-7195-5539-6.
  • Andrew Lycett: Rudyard Kipling. Weidenfeld & Nicolson, London 1999, ISBN 0-297-81907-0.
  • Philip Mallett: Rudyard Kipling. A Literary Life. Palgrave Macmillan, Basingstoke u. a. 2003, ISBN 0-333-55720-4 (Literary lives).
  • Jan Montefiore: Rudyard Kipling . Northcote House, Horndon 2007, ISBN 978-0-7463-0827-1.

Weblinks

 Commons: Rudyard Kipling – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Rudyard Kipling – Quellen und Volltexte (Englisch)

Einzelnachweise

  1. Andrew Rutherford: Vorwort zur Gesamtausgabe In: Rudyard Kipling: Puck of Pook's Hill and Rewards and Fairies. Oxford University Press, 1987, ISBN 0-19-282575-5.
  2. Andrew Rutherford: Vorwort zur Ausgabe von: Rudyard Kipling: Plain Tales from the Hills. Oxford University Press, ISBN 0-19-281652-7.
  3. Tagebucheintrag zitiert nach Richard Ellmann: James Joyce. Oxford University Press, 1983, ISBN 0-19-281465-6, S. 661.
  4. Birkenhead, Lord: Rudyard Kipling. Appendix B, “Honours and Awards”. Weidenfeld & Nicolson, London 1978; Random House Inc., New York 1978.
  5. Lisa Lewis: Vorwort zur Ausgabe von: Rudyard Kipling: Just So Stories. Oxford University Press, 1995, ISBN 0-19-282276-4, S. xv-xlii.
  6. Isabel Quigley: Vorwort zur Ausgabe von: Rudyard Kipling: The Complete Stalky & Co. Oxford University Press, 1987, ISBN 0-19-281660-8, S. xiii-xxviii.
  7. Edward Said: Culture and Imperialism. Chatto & Windus, London 1993, ISBN 0-679-75054-1, S. 196.
  8. Alan Sandison: Vorwort zur Ausgabe von: Rudyard Kipling: Kim. Oxford University Press, 1987, ISBN 0-19-281674-8, S. xiii–xxx.
  9. George Orwell: Rudyard Kipling - Essay.
  10. Douglas Kerr: Rudyard Kipling. In: The Literary Encyclopedia.
  11. Judith Flanders: A Circle of Sisters: Alice Kipling, Georgiana Burne-Jones, Agnes Poynter, and Louisa Baldwin. W.W. Norton and Company, New York 2005, ISBN 0-393-05210-9.
  12. David Gilmour: The Long Recessional: The Imperial Life of Rudyard Kipling. Farrar, Straus and Giroux, New York 2002.
  13. a b c d e Rudyard Kipling: Something of myself and other autobiographical writings. Cambridge University Press, 1990, ISBN 0-521-40584-X. (Something of myself.)
  14. Humphrey Carpenter, Mari Prichard: Oxford Companion to Children's Literature. Oxford University Press, 1984 S. 296–297.
  15. My boy Jack. Text des Gedichtes.
  16. David Gilmour: The Long Recessional, The Imperial Life of Rudyard Kipling. Farrar, Straus and Giroux, 2003, ISBN 0-374-52896-9.
  17. Philip Hensher: Exceedingly good advice from Mr Kipling, Some of his supposedly most preposterous poems have never sounded more to the point than now. (Ausgezeichnete Ratschläge von Herrn Kipling. Einige seiner lächerlichsten Gedichte kamen noch nie so auf den Punkt wie heute) 14. Mai 2003.
  18. Marie Mulvey Roberts: British poets and secret societies. Taylor & Francis, 1986.
  19. Eugen Lennhoff, Oskar Posner, Dieter A. Binder: Internationales Freimaurer Lexikon. 5. überarbeitete und aktualisierte Auflage. Herbig Verlag, ISBN 3-7766-2478-7.
  20. William R. Denslow, Harry S. Truman: 10,000 Famous Freemasons from K to Z – Part Two. Kessinger Publishing, ISBN 1-4179-7579-2.

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