Bad Nauheim

Bad Nauheim
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Bad Nauheim
Bad Nauheim
Deutschlandkarte, Position der Stadt Bad Nauheim hervorgehoben
50.3666666666678.75148
Basisdaten
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Darmstadt
Landkreis: Wetteraukreis
Höhe: 148 m ü. NN
Fläche: 32,55 km²
Einwohner:

31.176 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 958 Einwohner je km²
Postleitzahl: 61231
Vorwahl: 06032
Kfz-Kennzeichen: FB
Gemeindeschlüssel: 06 4 40 002
Stadtgliederung: 6 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Parkstraße 36–38
61231 Bad Nauheim
Webpräsenz: www.bad-nauheim.de
Bürgermeister: Armin Häuser (CDU)
Lage der Stadt Bad Nauheim im Wetteraukreis
Butzbach Münzenberg Rockenberg Ober-Mörlen Bad Nauheim Friedberg (Hessen) Rosbach v.d. Höhe Wöllstadt Karben Bad Vilbel Wölfersheim Reichelsheim (Wetterau) Niddatal Florstadt Echzell Reichelsheim (Wetterau) Nidda Hirzenhain Gedern Ranstadt Glauburg Altenstadt (Hessen) Limeshain Ortenberg (Hessen) Kefenrod Büdingen Lahn-Dill-Kreis Landkreis Gießen Vogelsbergkreis Hochtaunuskreis Frankfurt am Main Main-Kinzig-KreisKarte
Über dieses Bild

Bad Nauheim ist eine Kurstadt und nach Bad Vilbel die zweitgrößte Stadt im Wetteraukreis in Hessen (Deutschland).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Luftaufnahme 2007

Geographische Lage

Die Stadt liegt 28 km (Luftlinie) nördlich von Frankfurt am Main, am Ost-Rande des Taunus. Sie wird von der Wetter und der Usa durchflossen.

Nachbargemeinden

Bad Nauheim grenzt im Norden an die Gemeinde Rockenberg, im Osten an die Gemeinde Wölfersheim, im Süden an die Stadt Friedberg sowie im Westen an die Gemeinde Ober-Mörlen (alle im Wetteraukreis).

Stadtgliederung

Bad Nauheim gliedert sich in Steinfurth, Nauheim-Kernstadt, Nieder-Mörlen, Rödgen, Schwalheim, und Wisselsheim.

Blick aus Friedberg auf Bad Nauheim
Blick aus Friedberg auf Bad Nauheim

Geschichte

Erste Siedlungen

Schon vor über 4000 Jahren gab es Ansiedlungen an der Stelle, an der später Nauheim gegründet wurde. Die altzeitliche Siedlung wuchs und wurde wohl sehr wohlhabend, als die Kelten aus dem Wasser der auch heute noch sprudelnden Quellen Salz gewannen. In den letzten Jahren (ab etwa 1997) wurden bei archäologischen Grabungen im Zentrum der Stadt Teile einer riesigen keltischen Salinenanlage freigelegt, deren durch den Salzgehalt des Bodens gut konservierte hölzerne Leitungs- und Beckensysteme eine Salzgewinnung in bereits industriellem Maße dokumentieren.

Erste urkundliche Erwähnung

Um 900 wurde Nauheim als Niwiheim erstmals in einem Zinsregister des Klosters Seligenstadt erwähnt. Im 14. Jahrhundert wurde die Saline erstmals erwähnt und gelangte zu Beginn des 18. Jahrhunderts zur Blüte. Die Einführung der Schwarzdorngradierung war entscheidend, denn somit konnte der Holzverbrauch drastisch reduziert werden.

Entwicklung als Heilbad

Der Sprudelhof
Die Bahnhofsallee, Blick vom Sprudelhof
Überblick über den Sprudelhof
Der Sprudel des Bad Nauheimer Sprudelhofes
Eines der Gradierwerke
Das Große Rad: Wasserrad bei Bad Nauheim-Schwalheim, von der Wetter angetrieben. Das 9,8 Meter messende Rad wurde 1745-1748 erbaut. Das damals 886 Meter lange Gestänge (heute: 170 Meter) diente zum Antrieb der Pumpen in den Bad Nauheimer Salinen. Dahinter befindet sich der Ludwigsbrunnen

In der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Balneologie und Bad Nauheim wurde ein Heilbad für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 1823 versuchte man die Sole als Heilquelle zu vermarkten und schon 1826 konnte ein gewisses Renommee erworben werden. 1846 wurde der Große Sprudel gefunden. Die Besonderheit lag in der Entdeckung und Anwendung der heilsamen Wirkung der natürlich vorkommenden Kohlensäure in der Thermalsole. 1854 erhielt Bad Nauheim Stadtrechte. Entscheidend für die Entwicklung der Stadt zu einem Kurbad von zeitweise internationaler Bedeutung war der Umstand, dass das seit 1806 kurhessische Nauheim im Jahre 1866 infolge des preußisch-österreichischen Krieges und der Annexion des Kurfürstentums Hessen-Kassel durch Preußen im Zuge eines Gebietsausgleichs an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt fiel. Der großherzogliche Hof förderte den Ausbau der Kureinrichtungen in Bad Nauheim intensiv und unter Einsatz enormer finanzieller Mittel. 1869 erhielt die Stadt den Namenszusatz Bad. Vom 16. Juli bis 29. August 1898 verweilte Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn zu einer Badekur in Bad Nauheim.

Als Kurort hatte Bad Nauheim um 1900 Weltrang mit Tausenden von Gästen. Die Kur diente nicht nur gesundheitlichen Zwecken, sondern auch der Geselligkeit mit internationaler Prominenz. Die gewandelten hygienischen und ästhetischen Vorstellungen machten um die Jahrhundertwende die Einrichtung neuer Badehäuser unumgänglich. Großherzog Ernst Ludwig zu Hessen und bei Rhein, in dessen Großherzogtum Bad Nauheim lag, war fortschrittlich und kunstsinnig. Der Großherzog dachte auch wirtschaftlich, so sollte Kunst und ein viel versprechender Wirtschaftszweig nach dem Motto werden: „Mein Hessenland blühe und gedeihe und in ihm die Kunst.“ Bad Nauheimer Neubauten sollten dies anschaulich machen.

Unter der Leitung des Großherzoglichen Regierungsbauinspektors Wilhelm Jost kam es zwischen 1901/1902 und 1912 zu einer einheitlichen Gestaltung der Bade-, Kur- und Wirtschaftsanlagen. Zunächst erbaute Jost 1902 inmitten des Kurparks ein Inhalatorium, heute Stadtbücherei.

Zwischen 1905 und 1912 erbaute Jost als neues Herz der Kuranlagen den Sprudelhof, Bad Nauheims Wahrzeichen und wichtigstes Baudenkmal. Der riesige Gebäudekomplex, der um die drei als Sprudel aus der Erde tretenden, von Jost neu gefassten heißen Heilquellen gruppiert ist, beherbergt insgesamt 240 Badezimmer, darunter luxuriös ausgestattete Fürstenbäder. Mit seinen reich verzierten Badehäusern, den üppig ornamentierten Wartesälen und Schmuckhöfen zählt er zu den eindrucksvollsten Zeugnissen des deutschen Jugendstils. Schmuckhöfe und Warteräume der sechs Badehäuser wurden individuell mit zahlreichen künstlerischen Details gestaltet. Die Ornamentik der Brunnen, Figuren und Dekore bezieht sich auf das Wasser als gesundheitsspendende Kraft. Besonders eindrucksvoll sind die prachtvollen Glasmalereien der vielen hundert Jugendstilfenster. Um einen möglichst effizienten Ablauf des Kurbetriebs zu gewährleisten und das elitäre Publikum nicht durch Reinigungs- und Transportarbeiten in seiner Erholung stören zu müssen, wurde der Sprudelhof mit einem komplexen Labyrinth unterirdischer Anlagen versehen; sämtliche Badewannen konnten, für die Kurgäste unsichtbar, nach Gebrauch mechanisch in den Böden der Badehäuser versenkt werden, um in den Versorgungsgängen gereinigt zu werden. Über lange Verbindungsstollen wurden die notwendigen Versorgungsgüter unterirdisch in den Sprudelhof gebracht und die beim Badebetrieb anfallende Wäsche zu einer außerhalb der Innenstadt gelegenen Großwäscherei transportiert.

Zwischen 1910 und 1912 entstand die Trinkkuranlage. Die hufeisenförmige Anlage umschließt einen Innenhof mit einer Trinkhalle, Wandelgängen und einer großen Konzertmuschel, der ein rechteckiges Wasserbecken vorgelagert ist. Am Ende der westlichen Wandelhalle befindet sich der Kurbrunnen. Mit einem Gang verbunden ist die Trinkhalle in deren Mitte ein achteckiger Brunnen mit goldener Kuppel und Bekrönung heilkräftige Wasser spendet.

Auch das 1862–64 erbaute Kurhaus wurde in dieser Zeit umgestaltet und ausgebaut: Terrasse und Kurgarten wurden erweitert, ein Musiktempel errichtet. Ein reich mit abstrakten und figürlichen Jugendstil-Malereien geschmückter Konzertsaal wurde erbaut. Um das Stadtzentrum mit den Kuranlagen entstanden Villenviertel und zahlreiche luxuriöse Hotelneubauten, darunter mit Carlton, Bristol, Waldorf-Astoria und Kaiserhof große Etablissements internationaler Hotelkonzerne. Unter der Leitung Josts entstand auch eine für jene Zeit äußerst fortschrittliche technische Infrastruktur; Bad Nauheim erhielt u. a. ein Elektrizitätswerk und ein Heizwerk, das die größeren Gebäude im gesamten Stadtgebiet mit Fernwärme versorgte. Die dazu erforderlichen Einrichtungen wurden in einem von Jost entworfenen Jugendstil-Gebäudekomplex zusammengefasst, der annähernd unverändert erhalten geblieben ist und mit seiner Einmaligkeit ein bedeutendes Architekturdenkmal darstellt.

Jahrzehntelang kamen prominente Gäste zur Kur. Bereits 1859 hatte sich Otto von Bismarck in Bad Nauheim einer Wasserkur unterzogen; nach 1871 folgten u. a. das deutsche und das österreichische Kaiserpaar, der bulgarische Zar Ferdinand I., Alfred Krupp, August Bebel, Richard Strauss und Karl May. 1891 hielt sich der damals neunjährige spätere US-Präsident Franklin D. Roosevelt mit seinen Eltern für mehrere Monate in Bad Nauheim auf und besuchte sogar für einige Zeit die öffentliche Volksschule, an deren Gebäude eine Gedenktafel auf den berühmten Schüler hinweist. Besonderes Aufsehen erregte im Jahre 1910 der Kuraufenthalt der russischen Zarenfamilie; eine um 1900 geweihte russisch-orthodoxe Kirche mit bis heute aktivem Gemeindeleben erinnert an die Beliebtheit der Stadt bei Kurgästen aus Osteuropa.

In der Weimarer Zeit behielt Bad Nauheim seinen Ruf als mondänes Luxusbad; neben zahlreichen Mitgliedern des exilierten russischen Hochadels fanden sich bald auch wieder Prominente aus den USA in Bad Nauheim ein, darunter die Schauspielerinnen Marion Davies und Lillian Gish sowie der Pressemagnat William Randolph Hearst. Zu ihnen gesellten sich Berühmtheiten wie Albert Einstein, Erich Kästner, Rabindranath Tagore und Hans Albers. In den eleganten Hotelbars spielten bekannte Tanzorchester der Weimarer Zeit, darunter das in Bad Nauheim gegründete Orchester Bernhard Etté; auch die Comedian Harmonists gastierten in der Stadt.

In Bad Nauheim spielten auch zahlreiche Schachspieler wie etwa Tal, Keres und Aljechin ihre Partien.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden in den Kureinrichtungen und mehreren beschlagnahmten Hotels Lazarette eingerichtet, darunter auch solche für kriegsgefangene alliierte Offiziere. Vermutlich aus diesem Grunde blieben Luftangriffe auf die Stadt aus. Bad Nauheim überstand den Krieg ohne nennenswerte Schäden und verfügte über eine intakte Strom- und Wärmeversorgung. In den ersten Nachkriegsmonaten richteten sich daher mehrere militärische und zivile Verwaltungsstellen der US-Zone in Hotels und Villen ein, darunter die Nachrichtenagentur DANA, eine Vorläuferinstitution der dpa. Auch der Hessische Rundfunk begann seinen Sendebetrieb aus Studios in Bad Nauheim.

In den 1950er Jahren erlebte der Glanz des Prominentenbades eine kurze Renaissance: von Oktober 1958 bis März 1960 lebte der formell im benachbarten Friedberg als Soldat stationierte Elvis Presley in Bad Nauheim. 1959 hielt sich Saud ibn Abd al-Aziz, König von Saudi-Arabien, mit großem Hofstaat in der Stadt auf; in den 60er Jahren folgten viele weitere Würdenträger aus dem arabischen Raum. Unterdessen wandelte sich jedoch das Gesicht der Stadt. Durch die neu geschaffenen Sozialsysteme wurden Kuraufenthalte in großem Umfang auch ärmeren Bevölkerungsschichten zugänglich gemacht. Die Zahl der Kurgäste stieg daher enorm, mehrere große Kliniken der Sozialversicherungsanstalten wurden gebaut, während der Ruf der Stadt als Treffpunkt der internationalen High Society allmählich verblasste.

Infolge der Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen verlor auch der Krankenkassen-Kurbetrieb seit Mitte der 1980er Jahre mehr und mehr an Bedeutung; neue Behandlungsmethoden der Heilung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen machten die teuren Kuraufenthalte medizinisch überflüssig. Seinen Status als Gesundheitsstadt sichert Bad Nauheim heute vorwiegend durch mehrere große Krankenhäuser und Spezialkliniken. Die Herzforschung und die damit verbundenen Kongresse und Tagungen haben dort eine lange Tradition; die Stadt beherbergt u. a. das Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung (W.-G.-Kerckhoff-Institut). Bis heute sind jedoch die Gradierwerke und die Heilquelle Ludwigsbrunnen, ein stark Kohlensäure haltiger Säuerling, frei zugänglich.

Einwohner

(jeweils zum 31. Dezember)

  • 1998: 29.806
  • 1999: 30.017
  • 2000: 30.199
  • 2001: 30.459
  • 2002: 30.411
  • 2003: 30.342
  • 2004: 30.365
  • 2005:
  • 2006: 30.929

Religionen und Konfessionen

Die jüdische Gemeinde

Die Anfänge jüdischen Gemeindelebens in Nauheim datieren wie in vielen Ortschaften der Wetterau in das ausgehende Mittelalter, vermutlich ins 14. Jahrhundert. Von 1468 bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts lebten einige wenige jüdische Familien in dem damals noch unbedeutenden Dorf; im 18. Jahrhundert siedelte sich erneut eine kleine jüdische Gemeinde an. Erst mit Beginn des Aufstiegs der Stadt zu einem Kurort von internationalem Rang nahm ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Zahl der in Bad Nauheim lebenden Juden stark zu; zahlreiche jüdische Ärzte und Geschäftsleute ließen sich in der aufstrebenden Badestadt nieder; 1867 wurde eine erste Synagoge eingeweiht. In den Jahrzehnten vor dem 1. Weltkrieg kamen besonders viele orthodoxe Juden aus ganz Europa zu Kuraufenthalten nach Bad Nauheim; die Einrichtung einer jüdischen Kinderheilstätte, israelitischer Männer- und Frauenkurheime trugen den Bedürfnissen der Gäste Rechnung.

Aufgrund der Beliebtheit der Stadt bei jüdischen Kurgästen und des zahlenmäßigen Wachstums der ortsansässigen jüdischen Gemeinde entschloss man sich Ende der 20er Jahre zu einem Synagogenneubau. Das 1929 fertiggestellte repräsentative Gotteshaus wurde in damals äußerst fortschrittlichen Architekturformen im Stil der neuen Sachlichkeit gestaltet; das Gebäude zählt zu den letzten in Deutschland vor dem Beginn der NS-Diktatur errichteten Synagogen.

Nach Hitlers Machtergreifung ging die Zahl der jüdischen Einwohner Bad Nauheims nach kurzzeitigem Anstieg schnell zurück, da Repressionen und der Boykott der ortsansässigen jüdischen Einzelhandelsgeschäfte viele Familien zur Auswanderung zwangen. Bei dem Pogrom vom 9. November 1938 wurde die Synagoge geschändet und die Inneneinrichtung stark beschädigt; das erst neun Jahre alte Gebäude blieb jedoch erhalten und wurde in den folgenden Jahren als Lagerhaus zweckentfremdet. 1942 erfolgte die Deportation der etwa 100 noch in der Stadt lebenden Juden in die Vernichtungslager.

Unmittelbar nach der Besetzung der Stadt durch US-amerikanische Truppen am 29. März 1945, noch vor Kriegsende, fand in der provisorisch wiederhergestellten Synagoge unter der Leitung eines amerikanischen Feldgeistlichen der erste jüdische Gottesdienst im von den Alliierten besetzten Teil Deutschlands statt. Mit Unterstützung der amerikanischen Besatzungsstellen entstand unter Mitarbeit von US-Soldaten, Holocaust-Überlebenden und zurückgekehrten Emigranten bald eine neue jüdische Gemeinde. Die Synagoge wurde renoviert; eine umfangreiche Sanierung folgte in den 80er Jahren. Die jüdische Gemeinde entwickelte sich in den Jahrzehnten nach Gründung der Bundesrepublik zu einem wichtigen, am Kulturleben der Stadt in vielfältiger Weise beteiligten Faktor des gesellschaftlichen Lebens; gegenwärtig (Frühjahr 2006) gehören ihr etwa 350 Gläubige an. Bad Nauheim ist Sitz des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der Buber-Rosenzweig-Stiftung; im Jahre 2005 fand die bundesweit beachtete Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille an den Dirigenten Daniel Barenboim im Bad Nauheimer Kurtheater statt.

Die russisch-orthodoxe Gemeinde

Um die Jahrhundertwende nahm die Anzahl russischer Kurgäste in Bad Nauheim stetig zu. Waren es 1869 noch 112 (15,3 % aller ausländischen Gäste), so betrug ihre Zahl 1897: 1696, 1898: 2027, 1899: 2401, 1900: 2239, 1901: 2267 und 1902: 2540. Im Jahre 1912 stellten die Russen mit 4533 Personen 45,05 % aller ausländischen Kurgäste. Dies ließ die Errichtung einer orthodoxen Kirche in der Stadt notwendig werden.

Am 4. Juli 1902 fand im Kurhaus unter dem Vorsitz des Priesters Ioann Albow aus Sankt Petersburg eine Versammlung von am Bau einer russischen Kirche interessierten Personen statt, die im Zusammengehen mit Stadt und Kurverwaltung eine Spendenaktion zugunsten des Projekts ins Leben riefen. Es wurde ein Baukomitee gegründet, dem der Bischof von Narwa Innokentij (Beljaew) als 1. Vikarbischof der für die Kirchen in Westeuropa zuständigen St.Petersburger Diözese vorstand. Die praktische Arbeit wurde dem Vorsteher der russischen Botschaftskirche zu Berlin Erzpriester Alexej Malzew übertragen. Zunächst plante man die Errichtung einer russisch-orthodoxen Kapelle zu Ehren der heiligen Olga im Kurpark. Um bereits vorher Gottesdienste abhalten zu können, mietete die Gemeinde ab 1905 die leergewordene Reinhardskirche. Die Herzogin von Sachsen-Coburg-Gotha, die russische Großfürstin Maria Alexandrowna, Mutter von Victoria Melita, der ersten Gattin Großherzog Ernst Ludwigs, stiftete der Kirche die Hausikonostase aus der im selben Jahr geschlossenen Alexander-Newskij-Hauskapelle im Schloss Friedenstein in Gotha (die Kapelle wurde nach dem Tode des Gatten und des Sohnes der Großfürstin geschlossen). Als aufgrund mangelnder Spendeneinnahmen offensichtlich wurde, dass der Bau einer Kirche im Kurpark nicht bald erfolgen könnte, beschloss die russische Gemeinde den Kauf der Reinhardskirche. 1907 wurde sie mitsamt Pfarrhaus vom orthodoxen Kirchenverein "Bruderschaft des heiligen Fürsten Wladimir Bratstwo" gekauft.

Natürlich bedurfte es für ein orthodoxes Gotteshaus auch einer Ikonostase. Die bisherige Hausikonostase war zu klein für den großen Kirchenraum. Sie wurde deshalb an die am 4. August 1908 eingeweihte Maria-Magdalena-Hauskirche der Bruderschaft in Bad Brückenau übergeben. Bischof Innokentij (Beljaew) von Tambow und Schatzk, dem die Nauheimer Belange sehr am Herzen lagen, schenkte der Kirche die nicht mehr benötigte alte, um 1805—1810 gefertigte Ikonostase aus der Sosima-Sawwatij-Kirche des Klosters Sarow, wo man nach der Heiligsprechung des Ehrwürdigen Seraphim 1903 eine neue Ikonostase errichten ließ. 1908 wurde die Kirche gemäß orthodoxer Regeln umgebaut. Die ersten Gottesdienste nach dem Umbau zelebrierte ab dem 27. Juni 1908 der Vorsteher der Hauskirche des St.Petersburger Kaiser-Nikolaus-Waisenhauses, Erzpriester Pawel Dokutschaew. Die förmliche Weihe der Reinhardskirche als orthodoxe Kirche erfolgte unter Teilnahme einer großen Anzahl von Menschen am 21. Juli 1908 durch den für die russischen Kirchen in Westeuropa zuständigen Bischof Wladimir (Putjata) von Kronstadt. Ihm konzelebrierten: Erzpriester Alexej Maltzew, Mönchspriester Stefan (Baden-Baden), Erzpriester Sergij Protopopow (Wiesbaden), Erzpriester Jewgenij Solowjew (Coburg), Priester Arsenij Wolskij (Stuttgart), Erzpriester Pawel Dokutschaew (Sankt Petersburg), Priester Alexander Skaballanowitsch (Grodno), Priester Pjotr Roschdestwenskij (Vorsteher der Kasaner Kathedrale in St.Petersburg), Diakon Nikolaj Tichomirow (Prag), Diakon Ioann Stakowskij (London), Diakon Sergij Polewoj (Dresden). Den Gottesdienst begleitete der Chor der Berliner Botschaftskirche. Nach der anschließenden Prozession um die Kirche hielt Maltzew eine Festansprache in deutscher und russischer Sprache. Das bisherige Baukomitee wurde nun in ein Kuratorium umgewandelt, das sich um die Erhaltung, Instandhaltung und um alle Belange der Kirche kümmern sollte. Das Wohlwollen des russischen Kaiserhauses gegenüber der Kirche in Bad Nauheim war so groß, dass die beiden geborenen Prinzessinnen von Hessen und bei Rhein, Kaiserin Alexandra Feodorowna und ihre Schwester Großfürstin Elisabeth Feodorowna die Schirmherrschaft über das Gotteshaus übernahmen.

Einen besonderen Höhepunkt erlebte die Kirche im August 1910, als die Zarenfamilie in Bad Nauheim kurte und dort mehrmals am Gottesdienst teilnahm. Eine Gedenktafel an der Westwand der Kirche erinnert an das Ereignis. Noch heute dient für die Apostellesungen in der Kirche das Apostelbuch, aus dem erstmals in Anwesenheit der kaiserlichen Gäste gelesen wurde. Auch der mit Email verzierte große Kronleuchter soll damals von der Zarenfamilie der Kirche gestiftet worden sein.

Während des Ersten Weltkrieges stand die Kirche unter Zwangsverwaltung. Bedingt durch das Ausbleiben russischer Kurgäste infolge der Russischen Revolution fanden Gottesdienste danach nur noch unregelmäßig während einiger Sommermonate statt, zelebriert von den Priestern Aleksandr Awaew (1922), Ioann Leontschukow (1923, 1924), Bischof Tichon (Ljaschtschenko) (1926) und Erzpriester Aleksandr Schabaschew aus Brüssel (1933, 1939, 1943). Ab 1944 diente die Kirche als Lagerraum für ausgebombte Gegenstände. Am 27. April 1945 wurde sie wieder für Gottesdienste geöffnet. Unter den Priestern Wasilij Winogradow (1945-1947) und Arkadij Szepuro (1947-1951) bestand eine gemischte russisch-griechische Kirchengemeinde. 1951-1974 war Erzpriester Leonid Graf Ignatiew Vorsteher der russisch-orthodoxen Gemeinden in Frankfurt am Main, Bad Homburg vor der Höhe und Bad Nauheim. Seit 1974 übt sein Sohn Erzpriester Dimitri Graf Ignatiew dieses Amt aus.

Da die örtliche russisch-orthodoxe Gemeinde heute klein ist, finden Gottesdienste heute nur in größerem Abstand statt. Seit 2003 unterstützt der aus einheimischen Bürgern bestehende "Förderverein Russische Kirche/Reinhardskirche Bad Nauheim e.V." die Gemeinde beim Erhalt der Kirche.

Im Zuge der Einrichtung einer Fußgängerzone in der Reinhardstraße im Jahre 2001 war die Bruderschaft gezwungen, den ihr gehörenden Teil des Gässchens entlang der Nordseite der Kirche an die Stadt zu verkaufen. Die historische alte Flurgrenze, die in exakter West-Ost-Ausrichtung das Kirchengrundstück im Norden begrenzte, war bis dahin das gesamte 18., 19. und 20. Jahrhundert bestehen geblieben, selbst dann, als sich entlang der Reinhardskirche aus einem Gehpfad allmählich eine Gasse bildete und als nach 1900 an der Stelle des einstigen Reinhardsschulhauses ein modernes hochgebautes Viertel erbaut worden war. Am 1. November 2001 verkaufte die Bruderschaft das Gelände an die Stadt. Jedoch durfte die Bruderschaft der bisher namenlosen, weil offiziell nie vorhandenen Gasse einen Namen geben. Auf Vorschlag des Vorsitzenden der Bruderschaft Gleb Rahr wurde sie am 6. Juli 2003 von Bürgermeister Bernd Rohde in Anwesenheit der Kirchengemeinde als "Alexej-Maltzew-Gässchen" eingeweiht und von den Priestern Slawomir Iwaniuk und Alexander Zaitsev aus Wiesbaden mit Weihwasser besprengt und geweiht.

Politik

Stadtverordnetenversammlung

Die Kommunalwahl am 27. März 2011 lieferte folgendes Ergebnis: [2]

Kommunalwahl 2011 in Bad Nauheim
 %
40
30
20
10
0
36,3%
17,7%
17,3%
16,7%
5,3%
3,8%
2,9%
n. k.
3B Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
Anders Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
WIR Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
Gewinne und Verluste
Im Vergleich zu 2006
 %p
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
+2,5%
+1,5%
+8,6%
-4,9%
-1,1%
-8,1%
+2,9%
-1,3%
3B Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
Anders Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
WIR Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
Parteien und Wählergemeinschaften %
2011
Sitze
2011
%
2006
Sitze
2006
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 36,3 16 33,8 15
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 17,7 8 16,2 7
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 17,3 8 8,7 4
UWG Unabhängige Wählergemeinschaft 16,7 8 21,6 10
FDP Freie Demokratische Partei 5,3 2 6,4 3
3B Bürger-Bündnis Bad Nauheim 3,8 2 11,9 5
Anders Politik-Anders 2,9 1
WIR Liste WIR 1,3 1
Gesamt 100 45 100 45
Wahlbeteiligung in % 49,6 38,9

Stadtverordnetenvorsteher: Friedrich-Karl Feyerabend

Bürgermeister

  • 1902-1927: Dr. Gustav Kayser (erster hauptamtlicher Bürgermeister)
  • 1927-1935: Dr. Karl Ahl
  • 1935-1937: Heinrich Götz (NSDAP)
  • 1937-1945: Wilhlem Hahn
  • 1945-1948: Adolf Bräutigam (SPD)
  • 1948-1954: Dr. Krafft-Helmut Voss (parteilos)
  • 1954-1960: Fritz Geißler (FDP)
  • 1960-1981: Herbert Schäfer (SPD)
  • 1981-1993: Bernd Rohde (CDU)
  • 1993-1999: Peter Keller (SPD)
  • 2000-2005: Bernd Rohde (CDU)
  • 2005-2011: Bernd Witzel (UWG)
  • seit 1. September 2011: Armin Häuser (CDU)

Armin Häuser (CDU) wurde am 10. April 2011 in der Stichwahl gegen Amtsvorgänger Bernd Witzel mit 70,3 % der Stimmen zum Bürgermeister gewählt. Die Wahlbeteiligung betrug 36,9 %.


Hauptamtlicher Magistrat:

  • Armin Häuser (Bürgermeister, CDU)
  • Erste Stadträtin: Brigitta Nell-Düvel (Bündnis'90/Die Grünen)

Wappen

Blasonierung: In dem durch einen Balken von neun silbernen Salzkristallen geteilten Schild oben in Blau ein wachsender, golden gekrönter und golden bewehrter, fünfmal von Silber und Rot geteilter Löwe; unten in Schwarz ein silberner Sprudel über silbernem Becken.

Die Salzkristalle heben die besondere Bedeutung der Gradierbauten (Holzkonstruktionen) für Bad Nauheim hervor. Der silbern-rote Löwe ist das Wappentier des Landes Hessens, wiederzufinden im hessischen Wappen. Der Sprudelhof ist ein Wahrzeichen Bad Nauheims.

Städtepartnerschaften

Bad Nauheim unterhält Partnerschaften mit Buxton in der englischen Grafschaft Derbyshire, mit dem französischen Chaumont im Département Haute-Marne, mit dem belgischen Oostkamp in Westflandern sowie mit dem thüringischen Bad Langensalza.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Die Volkssternwarte

Im Turm einer spätgotischen Kirchenruine auf dem Johannisberg ist die Volkssternwarte Wetterau untergebracht.

Die Wilhelmskirche ehemals reformierte Kirche von Nauheim, deren Vorgängerbau die mittelalterliche Dorfkirche von Nauheim war, ist die älteste Kirche des Ortes. Die Reinhardskirche, ehemals lutherische Kirche aus dem 18. Jahrhundert, dient heute der Russisch-Orthodoxen Gemeinde. Die Dankeskirche löste nach einem Entwurf von Ludwig Hofmann Anfang des 20. Jahrhunderts die Vorgängerbauten in ihrer Funktion ab.

Am Goldstein steht, gut erhalten, das 1905 errichtete Fernheizwerk, ein Beispiel für den Jugendstil in technischen Bauten.

Sprudelhof, Jugendstil in Bad Nauheim

Der Sprudelhof gilt zusammen mit der Trinkkuranlage und den zugehörigen technischen Gebäuden als ein hervorragendes Beispiel des Jugendstils und ist eines der gelungensten und geschlossensten Bauwerke dieser Stilepoche. Er wurde in den Jahren 1906–1911 auf Veranlassung des Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein durch den Architekten Wilhelm Jost erbaut. Bei der künstlerischen Ausgestaltung der Nauheimer Bade- und Kuranlagen wirkten mehrere Künstler der Darmstädter Künstlerkolonie mit: u. a. Albin Müller, Friedrich Wilhelm Kleukens, Heinrich Jobst und Ernst Riegel. Die Skulpturen am Großen Sprudelbecken wurden 1978 erneuert. Wegen seines einzigartigen und relativ gut erhaltenen Ensembles von Jugendstil-Bauten ist Bad Nauheim Mitglied im Réseau Art Nouveau Network, in dem Städte zum europäischen Jugendstil-Netzwerk zusammengeschlossen sind.

Freizeit- und Sportanlagen

Als Heilbad und Gesundheitszentrum von internationalem Rang verfügt Bad Nauheim über eine Vielzahl attraktiver Freizeiteinrichtungen.

Beliebtestes innerstädtisches Erholungsareal ist der historische Kurpark mit seinem alten Baumbestand und dem Großen Teich, einem im 18. Jahrhundert als Wasserreservoir angelegten kleinen Stausee, auf dem im Sommer Bootsfahrten angeboten werden und alljährlich die traditionelle Großherzog-Ernst-Ludwig-Ruderregatta stattfindet. Im Park befindet sich der heute von einer internationalen Hotelkette als Luxusherberge betriebene Gebäudekomplex des Kurhauses mit seiner repräsentativen Freitreppe und dem prachtvoll ausgestatteten Jugendstil-Kurtheater.

Am Eingang aus Richtung der stadtnahen Kolonnaden liegt im Kurpark das Gelände des traditionellen Tennisclubs Rot-Weiss Bad Nauheim e.V. mit seinen sechs Rotsand-Außenplätzen. Gäste sind als Spieler ebenso auf der Anlage willkommen wie im ganzjährig bewirteten Clubrestaurant.

An den Kurpark grenzt der Golfplatz des Golfclubs Bad Nauheim. Das vor mehr als 100 Jahren angelegte Gelände zählt zu den ältesten erhaltenen deutschen Golfplätzen; sein um 1900 im englischen Kolonialstil aus Holz erbautes weißes Clubhaus mit pittoresken Türmchen und Arkaden gilt als eines der Wahrzeichen der Stadt.

Neben dem Kurpark verfügt die Stadt über zwei weitere große Parkanlagen: der modern gestaltete Südpark wird insbesondere von den Patienten der umliegenden Kliniken und Sanatorien zu erholsamen Spaziergängen genutzt. Der außerhalb der Innenstadt gelegene Goldsteinpark mit seinem historischen, einem römischen Limes-Wachturm nachempfundenen Aussichtsturm wurde als Veranstaltungsgelände für die Hessische Landesgartenschau 2010 neu konzipiert.

Gemeinsam mit der Nachbarstadt Friedberg wird ein zwischen beiden Gemeinden in der Talaue der Usa gelegenes großes Freizeitbad betrieben. Das Anfang der 80er Jahre errichtete Usa-Wellenbad verfügt über einen Hallenkomplex mit 50-m-Wellenbecken, Kinderbecken, Badebrunnen, „Black Hole“-Wasserrutschbahn und großem Wellness-Bereich nebst Restaurant. In den Sommermonaten lockt zusätzlich ein Freibad mit drei Becken und großer Liegewiese die Besucher.

Gästen, die die Heilkraft der Bad Nauheimer Sole nutzen möchten, steht mit der Therme am Park ein modernes Thermalsole-Hallenbad in der Innenstadt zur Verfügung, das neben einem Außen- und zwei Innenbecken auch ein Solarium und einen Saunabereich nebst Gastronomie bietet.

Das Colonel-Knight-Eisstadion, Spielstätte des überregional bekannten Eishockeyclubs Rote Teufel Bad Nauheim, wurde im Jahre 1946 auf Weisung des lokalen Befehlshabers der amerikanischen Besatzungsstreitmacht mitten im Stadtgebiet am Rande des Kurparks erbaut. Im Sommer finden dort die Bundesligaspiele der Inlinehockeymannschaft der Bad Nauheim Grizzlys statt. Aufgrund hoher Betriebskosten und erheblichen Sanierungsbedarfs ist die Zukunft der technisch veralteten Anlage derzeit ungewiss.

Westlich grenzt die Stadt an ein großes Waldgebiet, das von einem dichten Wanderwegenetz durchzogen ist. Dort befindet sich auch das Areal des Bad Nauheimer Waldstadions, das während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 von der saudiarabischen Nationalmannschaft als Trainingsgelände genutzt wurde. An den bewaldeten Hängen des Johannisbergs begegnet der Spaziergänger den Spuren der Bad Nauheimer Vor- und Frühgeschichte. Von der Terrasse des auf dem Gipfelplateau gelegenen Restaurants bietet sich dem Betrachter eine großartige Aussicht auf die Stadt und die östliche Wetterau. Auf dem Hang unterhalb wird seit dem Jahr 1999 auf einer Fläche von ca. 3000 m² wieder Wein angebaut. Diese Fläche wird vom Freundeskreis Weinanbau Bad Nauheim gepflegt, der damit die jahrhundertealte Tradition des Weinanbaus an dieser Stelle wieder aufgegriffen hat.

Ein Freizeit- und Kulturprogramm für Kinder und Jugendliche wird im Kinder- und Jugendhaus Alte Feuerwache geboten. Die vorherige Einrichtung wurde von Anfang der 80er Jahre bis 2006 im Rahmen eines Selbstverwaltungsmodells betrieben. Nachdem die Verträge zum Ende des Jahres 2006 gekündigt worden waren, kam es zu Ausschreitungen, in deren Verlauf durch autonome Gruppen zahlreiche Sachbeschädigungen begangen wurden.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Bad Nauheim hat eine eigene Autobahn-Anschlussstelle an der A 5, der Ortsteil Nieder-Mörlen ist erreichbar durch die Anschlussstelle von Ober-Mörlen an der gleichen Autobahn. Um Bad Nauheim herum führen als Umgehung gemeinsam die Bundesstraße 3 und 275.

Der Bahnhof Bad Nauheim liegt an der Main-Weser-Bahn und der Butzbach-Licher Eisenbahn. Hier halten sämtliche Züge der Regionalbahn-Verbindung Friedberg–Gießen, der Mittelhessen-Express sowie die Regional-Express-Züge Frankfurt–Siegen, nicht jedoch die Regional-Express-Züge zwischen Frankfurt und Kassel. Um diese und die S-Bahn nach Frankfurt zu erreichen, muss im Bahnhof Friedberg (Hessen) umgestiegen werden. Seit Dezember 2009 hält weiterhin ein Eurocity-Zugpaar der Relation Siegen–Klagenfurt. Zwischen den Bahnhöfen Friedberg und Bad Nauheim pendeln zusätzlich verschiedene Buslinien. In Bad Nauheim selbst fahren vier verschiedene Stadtbuslinien (11, 12, 14, 15), die sämtliche Bad Nauheimer Ortsteile bedienen.

Bildung

Die Stadt Bad Nauheim verfügt über ein breites Angebote an Schulen und Bildungseinrichtungen. Neben klassischen Gymnasien gibt es eine Waldorfschule und weitere Bildungseinrichtungen:

  • Akademie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung der Landesärztekammer Hessen
  • Freie Waldorfschule Wetterau
  • Ernst-Ludwig-Schule Bad Nauheim (Gymnasium)
  • St. Lioba Gymnasium Bad Nauheim
  • Stadtschule an der Wilhelmskirche (Grundschule)
  • Sophie-Scholl-Schule Wetterau (integrative Grundschule)
  • Stadtschule Am Solgraben (Haupt- und Realschule)
  • Kaufmännische Berufsschule des Wetteraukreises (u. a. einzige „Medizin“-Berufsschule des Kreises)
  • Carl-Oelemann-Schule
  • Fortbildungszentrum der Landesärztekammer Hessen
  • Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Söhne und Töchter der Stadt

Persönlichkeiten, die am Ort gewirkt haben

Klaus Neuhöfer
  • Klaus Neuhöfer (* 1940), ist ein deutscher Denkmalschützer. Er ist Vorsitzender des Fördervereins der Kurstadt Bad Nauheim e.V. und bekannt als "Retter der Gradierbauten".
  • Werner Flach (Politiker) (* 1936), Hauptamtlicher Stadtrat in Bad Nauheim und ehemaliger Abgeordneter des Hessischen Landtags (CDU)
  • Fritz Geißler (1903–1960), Bürgermeister von Bad Nauheim (FDP) vom 1. Juli 1954 bis zum 13. Juni 1960
  • Alexei Petrowitsch Malzew (1854-1915), russischer orthodoxer Erzpriester und Theologe, war zwischen 1901 und 1910 mehrmals in Bad Nauheim, wo er sich zunächst für den Bau einer russischen Kirche im Kurpark einsetzte und 1907 für die orthodoxe Gemeinde die Reinhardskirche erwarb. Nach ihm wurde am 6. Juli 2003 das Alexej-Maltzew-Gäßchen benannt.
Elvis-Presley-Denkmal in Bad Nauheim
  • Vom 1. Oktober 1958 bis 2. März 1960 war Elvis Presley im benachbarten Friedberg stationiert. Er wohnte während dieser Zeit zunächst im mittlerweile abgerissenen Hilbert’s Park Hotel, dann im Hotel Villa Grunewald und in den letzten 12 Monaten in einem gemieteten Privathaus in der Goethestraße 14. Ein kleines Denkmal und ein nach ihm benannter Platz – angelegt vor dem Hotel Villa Grunewald und gegenüber vom Kurhaus – erinnern an ihn und diese Zeit.
  • Franklin D. Roosevelt, der spätere 32. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika (USA) verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Europa, da sein Vater hier beruflich viel unterwegs war. Zwischen 1891 und 1896 besuchte Roosevelt mehrere Monate lang die Schule in Bad Nauheim.
  • Jamshedji Tata (1839-1904), der Gründer der indischen Unternehmensgruppe Tata und Initiator der Industrialisierung Indiens, starb am 19. Mai 1904 in Bad Nauheim.

Literatur

  • Bad-Nauheim : Führer für Aerzte und Kurgäste / von Otto Weiss und Dr. J. Groedel. - 5. Aufl. - Friedberg : Bindernagel, 1890. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
  • Stadtporträt Bad Nauheim, Stadt- und Reiseführer mit thematischen Ausflügen in die Region, Susann Barczikowski (Hrsg.) mit Fotografien von Winfried Eberhardt, 204 Seiten. PR, Medienservice und Verlag Bad Nauheim 2010. ISBN 978-3-00-030084-4
  • Susann Barczikowski: In bester Gesellschaft – Persönlichkeiten aus Bad Nauheim. Mit Texten von Susann Barczikowski und Fotografien von Winfried Eberhardt. PR Medienservice und Verlag, Bad Nauheim 2004. ISBN 3-00-014281-9
  • Hiltrud A. M. Hölzinger, Christina Uslular-Thiele: Jugendstil in Bad Nauheim. Geleitwort Bernd Rohde, Vorwort Gerd Weiß, Nachwort Gert Selle. Mit 17 Künstler-Biografien. Langewiesche, Königstein i. Ts. 2005. ISBN 3-7845-7100-X (dt./engl.)
  • Magistrat der Stadt Bad Nauheim (Hrsg.): planen&bauen in Bad Nauheim, Bad Nauheim, 2007
  • Peter Bläsing/Christian Welzbacher: Architektur der Zwanziger Jahre in Deutschland - Ein Vermächtnis in Gefahr, Verlag Langewiesche, Königstein, 2009, Bild 007, Fernheizwerk
  • Monika Gräfin Ignatiew: «Russische Kirchen in deutschen Bädern», Begleitschrift zur Ausstellung 1989—1990 im Gotischen Haus Bad Homburg, Bad Homburg 1989.
  • Irene von Schweder: «Die Russische Orthodoxe Kirche zu Bad Nauheim», Begleitschrift für Kirchenführungen, Bad Nauheim 1972; Stadtarchiv Bad Nauheim.
  • Gleb Rahr: «Zur Geschichte der Russischen Orthodoxen Kirche in Bad Nauheim und ihrer historischen Ikonostase», Vortrag vom 3. Juli 1991, Stadtarchiv Bad Nauheim.

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der hessischen Gemeinden am 31. Dezember 2010 (Hilfe dazu)
  2. Hessisches Statistisches Landesamt: Endgültiges Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011

Weblinks

 Commons: Kategorie Bad Nauheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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