Heraldiker

Heraldiker
Wappen des Heiligen Römischen Reichs
oben die Wappen der Kurfürsten
Extremform eines englischen Familienwappens mit 719 Feldern

Heraldik, die Heroldskunst, bedeutet Wappenwesen und umfasst die Bereiche Wappenkunde, Wappenkunst und Wappenrecht:

  • Wappenkunst sind die Regeln, wie ein Wappen zu gestalten ist;
  • Wappenkunde sind die Regeln, wie ein Wappen zu lesen ist;
  • Wappenrecht sind die Regeln, wie ein Wappen zu führen ist.

Die Wappenkunst im heraldischen Sinne geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Die Wappenkunde beschäftigt sich mit dem Aufbau von Wappen, deren Bedeutung und der Bedeutung der einzelnen Teile und Symbole der Wappen. Der Wappenherold war der Fachkundige dafür, das Wappen zu lesen und seinen Träger zu erkennen. Ehedem wurde die Aufsicht über die Wappenführung von den Herolden ausgeübt, an deren Spitze ein Wappenkönig stehen konnte (heute noch in Großbritannien). Heute pflegen das die heraldischen Vereine.

Wichtige Grundlagen für die historische Heraldik bilden neben wenigen erhaltenen Originalschilden, Siegel (Sphragistik) auch Wappenverzeichnisse der Herolde, die sie auf Grund Ihres Amtsbereiches oder zu besonderen Anlässen angelegt hatten. Auch Exlibris (Buchbesitzerzeichen) aus dem späten Mittelalter, die zu dieser Zeit vorwiegend als Wappen ausgeführt wurden, dienen der Heraldik als Forschungsgrundlage. Als Disziplin der Geschichtswissenschaft gehört sie zu den historischen Hilfswissenschaften. Als ihr wissenschaftlicher Begründer für den deutschsprachigen Raum gilt Philipp Jacob Spener.

Dem europäischen Wappenwesen vergleichbar sind die Mon Japans.

Inhaltsverzeichnis

Die Ursprünge des Wappenwesens

Die Hauptursprünge sind:

literarische Quellen
  • Schriftstücke, Lehnbriefe, Familienbücher, Turnierbeschreibungen, Stammbücher und Adelsbriefe,
bildliche Quellen
  • Denkmäler, Grabsteine, Gemälde, Kirchenfahnen, Wappen, Siegel, Münzen sowie Glasfenster und
urkundliche Quellen
  • Wappensammlungen, Wappenbücher, Wappenrollen sowie Totenschilde.
Die antiken Notitia Dignitatum verzeichnen zu den römischen Truppen auch deren Schildemblem

Vorgeschichte

Es war Brauch, dass die Krieger und besonders die Heerführer der Völker Babylons, Persiens und Chinas auf ihre Schilde und Fahnen verschiedene Zeichen und Figuren setzten. Auch auf den Schilden der alten Griechen finden sich verschiedene Tiere wie Löwen, Pferde, Hunde, Eber oder Vögel. Des Weiteren hatten auch die Legionen und Kohorten Roms ihre eigenen Symbole und Insignien.

In dieser Zeit hatten die bildlichen Elemente auf den Schilden jedoch vornehmlich dekorative und apotropäische Funktion. Entscheidend waren in den großen Schlachten die Feldfarben der Standarten, Wimpel und Kleidung der Krieger, um sie auch aus großer Entfernung unterscheiden zu können. Die Feldfarben konnten jedoch für jeden Feldzug, prinzipiell sogar für jede Schlacht, neu festgelegt werden – ganz ähnlich wie Fußballmannschaften zu jeder Saison und jedem Spiel verschiedene Trikotfarben wählen können.

Aus den variablen Feldfarben gingen später die fest zugeordneten Flaggen hervor. Auch heute haben militärische Verbände neben den Staatsflaggen noch eigene Kriegsflaggen, Farben und Symbole. Aus den verschiedenen Schildformen, Schildfarben und aufgelegten Schildsymbolen der Kriegerverbände gingen dann später die Schildwappen hervor.

Mittelalter

Hyghalmen-Rolle aus dem 15. Jahrhundert

Mit dem aufkommenden Feudalismus des Mittelalters wählten die Herrscherhäuser eigene Symbole aus. Bei den großen Feldzügen konnten dabei Dutzende Adelshäuser gemeinsam ausziehen, und ihre Rüstungen hatten zunehmend weniger Gestaltungsunterschiede aufzuweisen. So wurden die Farben und Symbole auf den Schilden zunehmend wichtiger, und man kombinierte mehrere Farben in einfachen geometrischen Formen.

Bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts waren diese Farben und Symbole jedoch personengebunden. Es war dem Träger überlassen, welche Symbole er wählte oder ob er sie, womöglich mehrfach im Leben, wechselte. Aus dem 11. Jahrhundert ist uns auch der Teppich von Bayeux überliefert, der eine einzigartige Sammlung von Schilden und Flaggen einiger angelsächsischer und normannischer Krieger zeigt, die an der Schlacht von Hastings (1066) teilnahmen.

In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erweiterte sich der Gesichtsschutz an Helmen vom einfachen Nasal bis zum komplett geschlossenen Topfhelm, welcher das Gesicht des Trägers nun verbarg. Die Kreuzzüge führten dazu, dass sehr viele Fürstenhäuser aus verschiedenen Königreichen gemeinsam in die Schlacht zogen. Dies bildete einen zusätzlichen Grund zur Entfaltung der Heraldik.

Vielleicht als Folge des Wirrwarrs im ersten Kreuzzug (1096–1099) fanden danach Erbschilde weite Verbreitung. Schon die neuen Kreuzfahrer des zweiten Kreuzzuges (1147–1149) empfanden es als Ehre, wenn sie das gleiche Zeichen auf dem Schild führen durften wie ihre Vorfahren unter den ersten Kreuzfahrern. Auf allen späteren Kreuzzügen prangten dann die Wappenzeichen weithin sichtbar auf den Schilden, auf Brust und Rücken, bis hin zu den Pferdedecken und den Wimpeln der Lanzen.

Einen weiteren Grund lieferten die Ritterturniere, die zugleich Waffenübung und Schaustellung war. Die Kämpfe waren stark ritualisiert. Wer in einem Zweikampf verlor, der verlor dabei oft Pferd und Rüstung, eine damals sehr teure Angelegenheit. Unter der Vollrüstung des frühen 12. Jahrhunderts konnte man die Ritter kaum erkennen, daher trugen die Turnierteilnehmer ihr eigenes Wappen oder das ihres Lehnsherrn auf den Schilden.

Die Wappen aus dieser Anfangszeit der Heraldik im 12. Jahrhundert hatten noch fast durchweg praktische Funktion. Sehr wichtig war dabei die Blasonierung der Zeichen, mit denen eintreffende Ritter bei den Turnieren ausgerufen wurden. Nach dem Ruf des Herolds konnte dann jedermann auch gerüstete Ritter einem Haus zuordnen. Die beschriebenen Farben und Elemente zeigten dabei auch die Verwandtschaftsverhältnisse der Häuser auf, und einige Wappensymbole wurden so bekannt, dass sie mit eigenen Kurznamen belegt wurden.

Kirchliche Heraldik

Bischofswappen

Bei der Heraldik der katholischen Kirche ist zu unterscheiden, ob es sich um rein geistliche Wappen handelt oder um eine mit weltlicher Herrschaft verbundene Kirchenposition (Fürstbistümer etwa). Bei weltlichen und geistlichen Herren entsprechen die Wappen denen anderer Territorialherren, mit vollständigem Oberwappen (Helmen und Helmzieren), bereichert um kirchliche Insignien (Krummstab, Kreuz) und weltliche Insignien (Schwert). Für rein geistliche Amtsinhaber entwickelte sich parallel ein System kirchlicher Amtsheraldik ohne Helme und Helmkleinode, stattdessen mit Priesterhüten (Galero) und Schnüren mit Quasten zu beiden Seiten des Schildes, deren Anzahl und Farbe den Rang des Trägers markiert. Die evangelische Kirche kennt kein diesem entsprechendes System. Der Schild enthält in historischer Zeit eine Kombination aus Wappen des Amtes (Bistum, Kloster) und der Familie, in einem gevierten (quadrierten) Schild. Das Amtswappen bleibt, das Familienwappen wechselt. In neuerer Zeit nimmt man von diesem strikten Schema Abstand und komponiert Bischofswappen freier. Damit sind kirchliche Wappen insgesamt Personenwappen, da sie in der Form nicht innerhalb einer Familie weitergegeben werden.

Siehe Hauptartikel: Kirchliche Heraldik.

Renaissance

Wappen des Johann Tscherte (cz. Teufel), Albrecht Dürer, um 1521, Hamburger Kunsthalle, im Stil der Renaissance

Die Bedeutung der Ritterturniere schwand mit der aufkeimenden Renaissance, die zügige Verbreitung der Feuerwaffen im 16. Jahrhundert setzten dann der Auseinandersetzung mit Schild, Lanze, Rüstung und Schwert ein schnelles Ende. Einziges Überbleibsel blieb das Ringelstechen – eine ungefährlichere Variante des mittelalterlichen Tjostens, bei dem schon Könige tödlich verletzt worden waren.

Die Wappen hatten mittlerweile jedoch auch eine hoheitliche Funktion bekommen. Die meisten Ritter des Mittelalters waren Analphabeten, die Kenntnis der Wappensymbole erlaubte ihnen jedoch die Zuordnung von Dokumenten. Ende des 13. Jahrhunderts entstand so das Amt des Herolds, der die Namen, Titel und Wappen kennen musste.

Das aufkeimende Wappenwesen übertrug sich auf andere Bereiche, und wurde neben der militärischen Funktion für juristische Formen genutzt – die Wappen prangten auf Siegeln, Palastportalen, Stadttoren und Festungswehren. Auch mit dem Ende der Ritterszeit wurde dies fortgeführt. Befreit von manchen praktischen Notwendigkeiten wurden die Darstellungen kunstvoller und viele Wappen wurden mit Sagen ihrer Entstehung unterlegt.

Barock und Rokoko

Der Barock schließlich führte zu überbordenden Wappen, bei denen die klassischen Proportionen verlassen werden. Das Rahmenwerk und die Prunkstücke standen bei der Gestaltung im Vordergrund. Das herkömmliche Oberwappen wurde insbesondere im Rokoko zugunsten reichornamentierter Kartuschen aufgegeben. Die heraldischen Elemente verloren ihren Eigenwert und wurden zum Teil wieder rein dekorativ eingesetzt als bloße Füllung üppig gestalteter Kartuschen.

Neuzeit

Die Aufnahme in die Wappenrolle garantierte, dass niemand anderes das gleiche Symbol tragen durfte. Dies stellt einen wichtigen Vorläufer der Schutzmarken der bürgerlichen Zeit dar.

Nach deutschem Recht darf heute jede natürliche oder juristische Person ein eigenes Wappen wählen und führen – vor der willkürlichen Führung durch andere ist es dann analog dem Namensrecht im Bürgerlichen Gesetzbuch geschützt.

In Österreich hingegen ist es nur Gebietskörperschaften (dem Bund, den Ländern und den Gemeinden) erlaubt, ein Wappen zu führen, wenn auch Wappen als Markenzeichen geschützt werden können. Allerdings wird in Österreich die Wappenführung durch Bürger durchaus geduldet. Problematisch ist dies aber insofern, als das private Wappen keinerlei Rechtsschutz genießt.

Im englischsprachigen Raum haben sich bis heute staatliche Heroldsämter erhalten, die die Wappenberechtigung prüfen und gewählte Wappen verzeichnen. Auch viele britische zum Knight geschlagene Personen besitzen ihr eigenes Wappen, wie beispielsweise Sir Elton John und Sir Paul McCartney.

Entwicklung und Erscheinungsformen

Die Geschichte der Heraldik teilt sich in wesentliche Perioden ein:

Periode von etwa 11. bis 13. Jahrhundert
  • Schild mit dem Bild stellt das eigentliche Wappen dar
Periode von etwa 13. bis 15. Jahrhundert
  • Diese Zeit ist die Blütezeit der Heraldik. Es treten der Helm mit Schmuck zum Schild hinzu. (Flügel, Federn, Hörner, Hüte, Rümpfe)
Periode ab 16. Jahrhundert
  • Schild ist nicht mehr Waffe, sondern nur noch Ehrenzeichen. Unwesentliche Zutaten kommen immer mehr hinzu.

Turniere

Pferdedecken mit Unterscheidungszeichen

Das Waffenhandwerk erforderte ein ständiges, hartes Training. So führten die Ritter Ritterturniere ein, bei denen Hunderte, oft Tausende von Zuschauern kamen und bei denen die Teilnehmer neben ihrem eigenen Leben auch ihr Pferd und ihre Bewaffnung aufs Spiel setzen.

Kam es in Kriegsschlachten darauf an, seine eigenen Truppen zu erkennen, musste man im Turnier die einzelnen Teilnehmer unterscheiden können. Für den jeweiligen Gegner reichte der wappenverzierte Schild des Gegenübers, aber für die Menge der Zuschauer, die ihre Favoriten trotz Rüstung auch auf weite Entfernung hin zweifelsfrei erkennen wollten, bedurfte es einiger Einfälle mehr. So begann man, das Wappenbild auf den Leinentuniken zu wiederholen, die über dem Kettenpanzer getragen wurde, sie auf den Pferdedecken anzubringen und sich weithin sichtbare originelle Embleme mit hohem Wiedererkennungswert auszudenken, die auf dem Helm angebracht wurden.

So ist das Turnierwesen für die Verbreitung der Wappen und vor allem für das Entstehen der phantasiereichen Helmzier verantwortlich.

Herolde

In Reiterschlachten hatten die Ritter es beibehalten, ihr persönliches Zeichen – ihre Wappen – auf Schild, Helm und Pferdeüberwurf zu tragen. Davon kommt sich wappnen, „das Rüstzeug anlegen“.

Da es in diesen Zeiten so etwas wie eine Landesflagge noch nicht gab, musste man in der Unzahl der Symbole und Farben Freund und Feind auseinanderhalten können. Die Fachleute dafür, begabt mit einem guten Gedächtnis, waren die Wappenherolde. Ihre Aufgabe war, in Heerlagern die versammelten Ritter kennenzulernen und sich mit anderen Herolden auszutauschen. Weil ihnen ihr Ehrenkodex verbot, die feindlichen Stellungen auszukundschaften, war ihnen auch der Zutritt ins Lager des Gegners gestattet, um ihren Herren „Rang und Namen“ zu berichten, damit diese sich in der Schlacht mit würdigen Gegnern messen konnten.

Aufbau des Wappens

Der Schild

Ein einfarbiger Wappenschild kann schon ein vollständiges Wappen sein. Dieses ist jedoch ungeeignet, um die vielfältigen Standesattribute und Familienbeziehungen der Wappeninhaber auszudrücken. Sehr einfache Wappen finden sich nur bei alten und verallgemeinernden Wappen wie den Schilden der schweizerischen Landsmannschaften. In die Wappenrolle eingetragen wird dagegen ein Vollwappen, das mindestens einen Schild mit umgebenden Standeszeichen beinhaltet. Bei Rittern sitzt regelmäßig auf dem Schild ein Helm, bei Städtewappen dagegen regelmäßig eine Wappenkrone. In seltenen Fällen umfasst das Vollwappen mehrere Wappenschilde, mehrere Helme, Wappenträger und Spruchbänder.

Die Ergänzungen

Der aufliegende Helm mit aufsitzender Helmzier (Zimier, Kleinod) und umgebenden Helmdecken ist die häufigste Ergänzung eines Wappenschildes zum Vollwappen. Sie repräsentieren den festlichen Auftritt des Ritters beim Einzug zu einem Turnier. Das nicht blasonierte Halskleinod an einem Helm drückt die Mitgliedschaft in einer Turniergesellschaft aus, und erscheint nicht bei bürgerlichen Wappen. Ein Wappen des Hochadels besitzt oft als Zutaten Schildhalter, einen Wappenmantel bzw. bei regierenden Monarchen ein Wappenzelt. Selbige sind aber nicht zwingend für ein vollständiges Wappen erforderlich. Das Fehlen von Helmen drückt regelmäßig den nichtkämpfenden Status des Inhabers aus, dies hauptsächlich bei städtischen und kirchlichen Wappen.

Die Schildteilungen

Grundsätzlich kann der Wappenschild durch senkrechte und waagerechte Linien in Felder aufgeteilt werden. Bei der Einteilung durch waagerechte Linien wird das obere Drittel als „Schildhaupt“, das mittlere Drittel als „Mittelstelle“ und das untere Drittel als „Schildfuß“ definiert. Bei der Einteilung durch senkrechte Linien wird die (vom Betrachter aus) linke Seite als „rechte Flanke“, die Mitte als „Herzstelle“ und die (vom Betrachter aus) rechte Seite als „linke Flanke“ bezeichnet Der Austausch von „rechts“ und „links“ entsteht dadurch, dass die Wappen aus Sicht des Wappenträgers beschrieben (blasoniert) werden.

Ausführlich stellt die Schildteilung der Artikel Heroldsbild dar

Die Gestaltung der Schildfläche

Prinzipielle Gestaltung: Heroldsbilder und gemeine Figuren

Die linearen Einteilungen des Schildes durch gegeneinander gesetzte Farben und Metalle werden als Heroldsbilder oder Heroldsstücke bezeichnet. Für diese typisch ist, dass die Linien eines ungegenständlichen Motivs von Schildrand zu Schildrand gehen.

  • Der Begriff Heroldsstück wird teilweise parallel dazu verwendet, dient andererseits aber auch zur weiteren Differenzierung in die eigentlichen Heroldsbilder, d. h. ein- oder mehrfache Schildteilungen und Heroldsstücke, d. h. Balken, Schrägbalken, Pfähle, durchgehende Kreuze u.ä.)
  • Der Schild kann nicht nur mit geraden Linien in Felder geteilt werden, sondern auch mit beliebig geformten Schnitten, z. B. im Wellenschnitt geteilt, im Zinnenschnitt gespalten, ein Doppelwolkenbord, durch Zahnschnitt abgetrenntes Schildhaupt. Auch diese rechnen zu den Heroldsbildern.

Gegenständliche Darstellungen nennt man Gemeine Figuren. Diese Gemeinen Figuren werden wiederum unterteilt in

  • natürliche (das sind zum Beispiel Menschen, Tiere und Pflanzen),
  • Phantasiewesen wie Fabelwesen oder Mischwesen, sowie in
  • künstliche, wie Bauwerke, Waffen, Werkzeuge und weitere Alltagsgegenstände wie z. B. ein Schlüssel, wobei es hier
  • auch unwirkliche Mischobjekte gibt.

Durch die Kombination all dieser Elemente ergibt sich eine große Vielfalt an Wappenmotiven.

Beizeichen

Beizeichen sind kleinere Zeichen, die in manchen Fällen auch auf eine bestimmten Person zurückzuführen sind. Der Faden ist ein schmaler, über den Wappenschild gezogener Schrägbalken, welcher schrägrechts vom rechten Obereck nach dem linken Untereck gezogen eine jüngere oder Nebenlinie, schräglinks einen unehelich Geborenen (Bastard, daher Bastardfaden) aus dem Geschlecht bezeichnet. Wenn der Faden gekürzt wird, heißt er Einbruch (rechter oder linker) und hat als solcher seine Stelle im Herzen des Schildes. Viele Wappen – besonders in Spanien, vgl. auch das portugiesische Staatswappen – haben auch einen kontrastfarbenen Schildrand, der wiederum mit kleinen Figuren belegt sein kann. Ein weiteres Beizeichen ist der Turnierkragen, der besonders in der englischen Heraldik zur Differenzierung von Familienmitgliedern (Markierung des Erstgeborenen) benutzt wird und beim Antreten der Nachfolge entfernt wird. Weitere Beizeichen sind zur Unterscheidung der einzelnen Nachkommen eines Wappenträgers üblich.

Freiviertel

Freiviertel, auch Vierung oder ledige Vierung, ist in der Heraldik die Bezeichnung für ein kleines, im rechten oder linken Obereck des Schildes befindliche Feld bzw. Platz ohne Wappenbild. Cave: Nicht verwechseln mit einem „gevierten“ Schild. In der deutschen Heraldik ist das Freiviertel selten, ein wichtiges Element ist es dagegen in der napoleonischen Heraldik in Frankreich.

Blasonieren

Mit Entstehen der ersten Wappenrollen und Wappenregister entwickelte sich eine Kunstsprache, die Blasonierung, die es möglich machte, ein Wappen in Schrift und Wort so exakt und knapp wie möglich zu beschreiben, damit es erkannt und fehlerlos wiedergegeben werden konnte. Der Ausdruck stammt vom französischen Wort Blason „Wappenschild“.

In ihren Grundzügen entstand die Kunst des Blasonierens ab dem 13. Jahrhundert und wurde vor allem im 17./18. Jahrhundert weiterentwickelt. So wie das gesamte Wappenwesen sich Schritt für Schritt entwickelt und gefestigt hat, entstand – anfangs meist in französisch – eine fein ausgearbeitete Kunstsprache, die mit ihrem Vokabular gestattete, mit wenigen Worten eine genaueste Beschreibung der Wappenschilde abzugeben.

Reihenfolge beim Blasonieren
  1. Das Feld
  2. Das zentrale Stück (Heroldsbild, gemeine Figur)
  3. Falls das zentrale Stück mit anderen Objekten belegt oder verbunden ist, folgen sie direkt im Anschluss
  4. Die Beizeichen
  5. Mehrere Felder im Schild: Beschreibung erfolgt in der Reihenfolge der Schildstellen
  6. weitere Ebenen wie Mittelschild oder Herzschild (falls vorhanden) und die Figuren darin
  7. das Oberwappen: Helmzier, Helmdecken
  8. zuletzt die Prunkstücke wie Schildhalter, Wappensprüche und gegebenenfalls Wappenmantel

Heraldische Farbgebung

Tinkturen

Tingierung nennt man die heraldischen Regeln der Farbgebung. Das Wort kommt, wie Tinktur von tinctura „Tinte“.

Nach traditionellen heraldischen Regeln sollten Wappen auch hinsichtlich der Farbgebung einfach gehalten werden. Die Gesamtheit der verwendeten Farbtöne nennt man heraldische Tinkturen, da abweichend vom allgemeinen Sprachgebrauch die heraldischen „Farben“ nicht Gelb und Weiß einschließen, die nur bei der gemalten oder gedruckten Wiedergabe der beiden „Metalle“ Gold und Silber erscheinen.

Für Wappendarstellungen wird nur ein eng begrenztes Sortiment an Farbwerten, die Tinkturen, verwendet, die in der Blasonierung benannt werden können. Bei schwarz-weißen Darstellungen von Tinkturen werden Schraffuren verwendet.

Die heraldische Farbregel besagt:

  1. Es werden reine Farben ohne Abschattierungen, Verläufe und Nuancen verwendet.
  2. In einem Wappen dürfen Metalle nicht an Metalle grenzen, Farben nicht an Farben. Durch das Gegeneinandersetzen von Metallen und Farben in einem Wappen wird eine starke Kontrastwirkung erreicht, die das Wappen schon aus großer Entfernung erkennbar macht. Pelzwerke können sowohl mit Metallen als auch mit Farben gemeinsam verwandt werden.
  3. Alle Farben sind gleichrangig. Es gibt keine Farben, die rangmäßig über anderen stehen.
  4. Jedes Objekt kann prinzipiell in jeder heraldischen Tinktur dargestellt werden.

Schildformen und Helme

Beeinflusst durch die Entwicklung der Waffentechnik und Kunststile änderte sich auch die Darstellung der Wappen im Verlauf der Jahrhunderte:

Die früheste verwendete Schildform ist der im Hochmittelalter vom 12. bis ins 14. Jahrhundert verwendete Dreieckschild (Beispiel: Essen), dessen Seiten nach außen gebogen sind. Der zugehörige Helm ist der Topfhelm, der teilweise mit einem Stoffüberzug versehen ist.

Im 13. Jahrhundert entstand der Halbrundschild, der für die Wappendarstellungen mehr Raum bot. Insbesondere mehrfeldrige Wappen, die nun aufkamen, benötigen den größeren Raum in der unteren Wappenhälfte. Der aus dem Topfhelm hervorgegangene Kübelhelm ist bereits mit stoffbahnenartigen Helmdecken versehen, die nur in geringem Maße eingeschnitten sind.

Aus dem Kübelhelm ging im 15. Jahrhundert der Stechhelm hervor, der seit Kaiser Friedrich III. Bedeutung als Symbol des Bürgerwappens erlangte; ihn kennzeichneten stärker eingeschnittene und eingerollte Helmdecken.

Der etwa gleichzeitig aufgekommende Kolbenturnierhelm wird in der Heraldik auch als Bügel- oder Spangenhelm bezeichnet. Die Helmdecken sind nun nicht mehr als Stoffbahnen erkennbar, sondern ähneln ornamentalem Laubwerk.

Die Wappendarstellungen zeigen mehr und mehr unheraldische (d. h. von den tatsächlich gebrauchten Schilden abweichende) Schildformen: Die Tartsche, ein im Turnier gebrauchter Schild mit rundem oder länglich-ovalen Einschnitt auf der (heraldisch) rechten Seite, die Speerruhe (Auflage der Turnierlanze), war der letzte einem echten Kampfschild entsprechende Schild, die Schilde mit Speerruhen auf beiden Seiten haben dagegen keine reale Entsprechung mehr, und die zunehmendem Schmuckbedürfnis Rechnung tragenden eingerollten Seiten der Renaissance-Schilde existieren nur auf dem Papier oder als Plastik in Holz oder Stein, nicht aber auf dem Turnierfeld. Eine weitere Variante ist der symmetrische, langgezogene, vieleckige Roßstirnschild, der vor allem in Italien gebräuchlich war, u. a.

Zunehmend deutet sich eine Entwicklung an, die den Schildinhalt in eine Schmuckkartusche einpaßt, die nichts mehr mit einem echten Schildrand zu tun hat. Schließlich verschwindet der eigentliche Schild in den überbordenden Rahmen der Barock- und Rokkokozeit und wird mit Schildhaltern, Wappenmänteln und -zelten sowie anderem Zubehör umgeben.

Diese Periode wird als Verfallszeit der Heraldik bezeichnet. Erst die Wiederentdeckung des Wappenwesens während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte zu einer neuen Blütezeit der Heraldik. Namhafte Künstler wie z. B. Otto Hupp verwendeten für ihre Wappendarstellungen Formen des 13. bis 15. Jahrhunderts.[1]

Heroldsbilder

Verschiedene Formen von Schildtopographien: 1 Geteilt, 2 Gespalten, 3 und 4 Mischform von 1 und 2,
5 und 6 Geviert, 7 und 8 schräg geteilt.

Heroldsbild nennt man die geometrische Aufteilung des Schilds durch eine oder mehrere, von Schildrand zu Schildrand verlaufende, Linien in mindestens zwei verschiedenfarbige Felder.

Gemeine Figuren

Gemeine Figur nennt man die vielfältigen Figuren, die das Wappen über die Tinkturen hinaus bereichern. Beliebte gemeine Figuren sind Wappentiere, daneben gibt es aber zahlreiche andere Motive aus der belebten und unbelebten Natur, sowie Gegenstände aller Art.

Wappentiere

Fabeltier im Wappen Rostocks

Ein Großteil der Gemeinen Figuren machen Tiere aus. Diese Wappentiere symbolisieren eine Eigenschaft, die der Wappennutzer hat oder ausstrahlen möchte. Sehr beliebt sind Löwen, Bären, Leoparden, Adler, Kraniche, Delphine, Widder oder Stiere, aber auch Fabelwesen wie der Greif, das Einhorn, der Drache, der Doppeladler und der Lindwurm. In Kommunal- und Territorialwappen werden häufig Tiere verwendet, die in der Region als heilig angesehen werden oder oft vorkommende oder symbolische Landestiere sind.

Weitere Gemeine Figuren

Neben Menschendarstellungen gehören zu den gemeinen Figuren auch Pflanzen wie die Rose, die Lilie (Fleur-de-Lis) oder die „starke“ Eiche. Oft sind gemeine Figuren auch Bauwerke oder Gegenstände aus einer Legende oder aus der Religion abgebildet wie z. B. das Kreuz (Schweiz), der Schlüssel (Bremen) oder der Bischofsstab (Basel).

Gestaltungsregeln

Um ein Wappen eindeutig erkennbar zu machen, sollte die Anzahl der Farben, Felder und Figuren möglichst gering sein. Die Figuren sollten den Schild weitgehend ausfüllen: „Weniger ist Mehr“.

Ebenso ist die Farbregel zu beachten: „Von zwei Feldern eines Wappens sollte jeweils eines in einer Farbe das andere in einem Metall tingiert sein.“ Diese Regel gilt auch für das Schildfeld und eine aufgelegte Gemeine Figur.

Eine typische Möglichkeit der Heraldik, die Anzahl der Wappenmotive zu erweitern, ist die Tingierung in ge(ver)wechselten Farben, d. h. der Schild ist z. B. geteilt und eine aufgelegte Gemeine Figur oder ein weiteres Heroldsbild weist jeweils die Farbe des gegenüberliegenden Feldes auf.

Füllen Gemeine Figuren nicht den gesamten Schild aus, ist anzugeben, an welcher Stelle sie sich befinden. Dazu werden Bezeichnungen verwendet, die sich häufig an den Heroldsbildern orientieren: Hauptstelle, Fußstelle, rechte oder linke Flanke, Herzstelle usw. Abaissé heißt ein erniedrigtes Wappenbild, Wachsend eine Figur, die so tief sitzt, dass sie unten abgeschnitten ist.

Wappenrollen

Wappen sollten aus Nachweisgründen in einer Wappenrolle registriert werden. Neben der formalen Prüfung der Wappengestaltung wird hier auch festgestellt, ob das Wappen nicht bereits von Anderen geführt wird.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Lit.: Leonhardt: Wappenkunst – Hier werden Wappendarstellungen in großer Zahl und in einem „klassisch-modernen“ Stil gezeigt

Literatur

  • Stillfried-Alcantara, R. Graf von/Hildebranbt, O.: Des Conrad Grünenbergs, Ritters und Bürgers zu Constenz, Wappenbuch - vollbracht am nünden Tag des Abrellen, do man zalt tusend vierhundert drü und achtzig jar, in Farbendruck neu herausgegeben"", Görlitz 1875, CLXVII,Mit farbigem Titelblatt, zwei farbigen Frontispizen und 331 farbigen Wappentafeln mit 2000 Wappen; als Faksimile neu erschienen Fines Mundi Verlag, Saarbrücken 2009.
  • Walter Leonhard, Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung, Bechtermünz-Verlag 2002, ISBN 3-8289-0768-7
  • Adolf Matthias Hildebrandt (Hsg.): Wappenfibel. Handbuch der Heraldik. Degener 1991. ISBN 3-7686-7011-2
  • Buben, Milan: Heraldik. Verlag Albatros Praha, 1987.
  • Ottfried Neubecker, J. P. Brooke-Little: Heraldik. Orbis 2002. ISBN 3-572-01344-5
  • Adolf M. Hildebrandt, Ludwig Biewer: Wappenfibel. Handbuch der Heraldik. Degener 1998, ISBN 3-7686-7014-7.
  • Gert Oswald: Lexikon der Heraldik, Leipzig 1985, ISBN 3-411-02149-7
  • Carl Alexander von Volborth: Heraldik aus aller Welt in Farben (Titel der dänischen Originalausgabe ALVERDENS HERALDIK IN FARVER, Kopenhagen 1972), Druck des deutschen Textes: Druckhaus Langenscheidt Berlin
  • Georg Scheibelreiter: Heraldik. 2006. ISBN 978-3-486-57751-8. Oldenbourg Historische Hilfswissenschaften, Bd. 1
  • Václav Vok Filip: Einführung in die Heraldik, Stuttgart 1999 (Historische Grundwissenschaften in Einzeldarstellungen 3).
  • Gall, Franz : Österreichische Wappenkunde  : Handbuch der Wappenwissenschaft – Wien [u. a.]: Böhlau, 1996. XIV, 448 S. ISBN 3-205-98646-6

Weblinks

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Schweiz
Wappensammlungen


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