Porsche 597

Porsche 597
Porsche
Porsche 597 Jagdwagen

Porsche 597 Jagdwagen

597
Hersteller: Porsche
Produktionszeitraum: Prototyp 1953; 1955–1958
Klasse: Geländewagen
Karosserieversionen: Cabriolet
Motoren: Boxermotor
  • 1,5 l, 37 kW
  • 1,6 l, 37 kW (ab 1955)
Länge: 3700 mm
Breite:
Höhe:
Radstand: 2060 mm
Leergewicht: 990 bzw. 1090 kg
Vorgängermodell: keines
Nachfolgemodell: keines

Der Porsche 597 Jagdwagen ist ein Geländewagen, den Porsche 1953 im Rahmen einer Ausschreibung für die zukünftige Bundeswehr entwarf und das erste von Porsche selbst produzierte Serienfahrzeug mit Allradantrieb.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklungsgeschichte

Ausschreibung, Erprobung und Einführung

Am 19. Januar 1953 bat die Dienststelle Koblenz unter Leitung von Staatssekretär Theodor Blank, dem späteren Verteidigungsminister, den Verband der deutschen Kraftfahrzeugindustrie, festzustellen, welche Firmen der Kraftfahrzeugindustrie interessiert und in der Lage sind, Fahrzeugtypen und Modelle zu entwickeln und ggf. zu einem späteren Zeitpunkt zu fertigen[1] Aufgrund dieser Anfrage liefen in der Automobilindustrie diverse Projekte zur Entwicklung von Kraftfahrzeugen an. Öffentliche Mittel für diese Aufgaben standen anfänglich nicht zur Verfügung.

Unter anderem bestand der Wunsch, in der kleinen Klasse (1/4 t) ein leichtes, geländegängiges Kübelfahrzeug als Ersatz für das im Zweiten Weltkrieg genutzte Motorrad mit Beiwagen für militärische Zwecke zu bauen. Darum bewarb sich die Auto Union als Erste um das Projekt in dieser Nutzlastklasse, dicht gefolgt von der Firma Borgward. Die Firma Porsche kam später als Konkurrent hinzu. [2]

Der Wagen wurde von einem gebläseluftgekühlten, im Fahrzeugheck eingebauten Vierzylinder-Boxermotor aus dem Porsche 356 angetrieben; zunächst in einer abgeänderten Version vom 1,5-l- und später vom 1,6-l-Modell. Dieser Motor hatte eine Leistung von 37 kW (50 PS). Bei einem Fahrzeuggewicht von 990 Kilogramm wurde eine Höchstgeschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde erreicht. Für die Kraftübertragung sorgte ein 5-Gang-Getriebe mit zuschaltbarem Vorderradantrieb. Mit einem Radstand von 2.060 mm verfügte das Fahrzeug über eine Steigfähigkeit von bis zu 65%.

Bereits im Herbst 1955 wurde der Geländewagen den britischen Streitkräften in Deutschland zur Erprobung vorgeführt. Bereits zu diesem Zeitpunkt war der 1582 ccm starke 50 PS Motor montiert. Die elektrische Anlage entsprach bereits der künftigen Norm mit 24 Volt. Vier synchronisierte Vörwärtsgänge, ein niedriger Geländegang und ein Rückwärtsgang wurden über Mittelschalthbel geschaltet. Die Hinterachse war mit einer vollautomatschen ZF - Differentialsperre ausgestattet. Rund 3600 Miles wurden zurückgelegt. Robustheit, Einfachheit und gute Wartungsmöglichkeiten wurden dem Muster attestiert. Enttäuschend waren die Federung, Motorproblem im unteren und mittleren Drehzahlbereich und ein zu kleiner Innenraum mit wenig Staumöglichkeiten. Der Heckmotor wurde unter dem Gesichtspunkt von Nutzraum, Lastenfähigkeit als äußerst negativ bewertet. Für den militärsichen Betrieb wurde der Motor genauso als unzureichend angesehen wie der im Vorderbau untergebrachte Benzintank (Minenschutz). Bei Erreichen der Spitzengeschwindigkeit waren die Lenkeigenschaften völlig unzueichend. [3]

Der Porsche Geländewagen nahm ab 15. Januar 1956 am Truppen- und Erprobungsversuch in Andernach teil. 6 Fahrzeuge hatte der Hersteller für die Lehrtruppe der Bundeswehr zur Verfügung gestellt. Erhebliche Mängel wurden attestiert, so z.B. Anlasserdefekte, Achswellenbrüche im Gelände, Riss am Aufbau (!), Ölverluste, Scheibenwischerdefekte, Riss des Kupplungsseils usw3. Während der Erprobungsphase wurde die Vergaserbestückung optimiert. Klappernde Sitze, zu kleine Windschutzscheibe, unzureichender Ein- und Ausstieg sowie zu geringer Abstand der Pedale und ein erheblich zu lauter Motor waren einige der Beanstandungen. Die Fahrzeuglänge wird mit 3620 mm, die Breite mit 1610 mm und die Höhe mit 1610 mm angegeben. Bei einem Wendekreis von rund 10 M und einer Bodenfreiheit von 250 mm ergab sich ein ausreichendes Handling. [4]

Motordaten (ab 1955)
Hubraum 1582 cm³
Verdichtung 6,5 : 1
Leistung 37 kW / 50 PS bei 4000 1/min
Max. Drehmoment 105 Nm bei 2400/min
Vergaser Zenith Doppel-Fallstrom-Geländevergaser

Die selbsttragende Karosserie des Wagens für den erst noch glatten Prototypen wurde vom Stuttgarter Karosseriewerk Reutter & Co. gefertigt. Die spätere mit Sicken stabilisierte Version kam aus dem Hause Karmann. Sie war in offener Bauweise mit einem Verdeck aus Stoff und drehstabgefedert gelagert. Es gab keine Türen, so dass die Fahrzeuginsassen über den Fahrzeugrahmen herüber ein- und aussteigen mussten; erst spätere Versionen hatten steife Türen. Die Karosserie ist aufgrund ihrer Bauform schwimmfähig. Die Modelle ab 1957 weisen eine stärker abfallende Frontpartie auf.

Der Porsche 597 Jagdwagen wurde wie auch der Typ 31 des Mitbewerbers Goliath nie durch die Bundeswehr für den Großserieneinsatz geordert, da für den Porsche die Produktionskosten zu hoch waren und das Werk in der angesetzten Zeit nicht die geforderten Stückzahlen hätte liefern bzw. die Ersatzteilversorgung nicht ausreichend gewährleisten können. In der gemeinsamen Sitzung des Verteidigungsausschusses und des Haushaltsausschusses im Mai 1956 wurde festgelegt, weitere Erprobungen der 3 Fabrikate durchzuführen. Es wurden Aufträge an die Fa. Auto Union GmbH von 5.000 Einheiten und je 50 Stück an die Fa. Porsche und Goliath vergeben. [5]

Wie auch der Geländewagen des Mitbewerbers Goliath wurde der Typ 597 nur für Erprobungsversuche beschafft, während die Auto Union in der Entwicklungszeit sein Model bei ausländischen Streitkräften präsentierte und auch in den Nachbarländern Exportfahrzeuge anbot. Die Auto Union GmbH war erheblich agiler. Die Bundeswehr erhielt insgesamt 50 Einheiten von diesem Typ; mithin waren nach dem Andernacher Test noch 44 Fahrzeuge nachzuliefern. [6] [7]

Ferner spielten bei dieser Entscheidung auch arbeitsmarktpolitische Interessen zugunsten der Auto Union eine Rolle.[8]

Insgesamt wurden rund 70 Porsche 597 hergestellt, darunter zwischen 1955 und 1958 auch 49 Fahrzeuge (Fahrgestellnummern ab 597-000101) für den zivilen Markt. (49 Zivilfahrzeuge und 50 für die Bundeswehr ergeben rund 100 Fahrzeugeinheiten!! [9])

Die Entwicklungskosten für das Fahrzeug betrugen rund 1,8 Millionen D-Mark. Im August 1959 gab es im Hause Porsche noch gedankliche Ansätze, eine weiterentwickelte 597-Variante mit verstärktem Plattformrahmen und einem verlängerten Radstand von 2.400 mm in fünf verschiedenen Karosserievarianten zu produzieren. Das Projekt wurde aber nicht weiter verfolgt.

Einzelnachweise

  1. Archiv Ullrich Märker, Schreiben der Abt. V, Bonn bzw. Koblenz 19. Januar 1953
  2. Archiv Ullrich Märker
  3. Archiv Ullrich Märker,Hattingen,aus dem Abschlussbericht der britischen Rheinarmee
  4. Archiv Ullrich Märker,Hattingen,
  5. Archiv Ullrich Märker,Hattingen,
  6. Archiv Ullrich Märker,Hattingen,
  7. Streitkräftebasis: Vom „MUNGA“ zum „Wolf“, Bonn, 28. Juli 2004.
  8. Porsche: Meilensteine: 1950–1970, Stand: April 2007.
  9. Archiv Ullrich Märker,Hattingen,

Literatur

  • Geländewagen – Typ 597 »Jagdwagen« (1954–1958) in Das neue große Buch der Porschetypen, 3 Bände., Band 2, ISBN 3-613-02438-1

Weblinks

 Commons: Porsche 597 Jagdwagen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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