Spitzbergen (Inselgruppe)

Spitzbergen (Inselgruppe)
Spitzbergen
Karte von Spitzbergen
Basisdaten
Land: Norwegen
Staatsform: Territorium Norwegens
Hauptstadt: Longyearbyen
Fläche: 61.022 km²
Einwohnerzahl: 2573 (1. Juli 2009)
Währung: Norwegische Krone
Zeitzone Mitteleuropäische Zeit (UTC +1)
Kfz-Kennzeichen ZN
Internet-TLD .no, .sj (nicht verwendet)
Vorwahl + 47

Spitzbergen ist eine von Norwegen verwaltete Inselgruppe im Nordatlantik und Arktischen Ozean. Im norwegischen Sprachgebrauch heißt die Inselgruppe seit dem Spitzbergenvertrag von 1920 Svalbard („Kühle Küste“). Im deutschen Sprachgebrauch ist dieser Name nicht verbreitet, es wird der Name Spitzbergen verwendet, der eigentlich die Hauptinsel Spitzbergen des Archipels bezeichnet.

Die Besiedlung Spitzbergens erfolgte in erster Linie ab etwa 1900 wegen reicher Kohlevorkommen. In neuerer Zeit gilt Spitzbergen als „größtes Labor der Welt“ für Arktisforschung, zu dem auch ein Startplatz für Forschungsraketen gehört (SvalRak). Die Inselgruppe ist gemäß dem Spitzbergen-Vertrag eine demilitarisierte Zone.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Spitzbergen (Arktischer Ozean)
Spitzbergen
Spitzbergen
Die Lage der Inselgruppe Spitzbergen im Arktischen Ozean

Die Inseln liegen nördlich des Polarkreises zwischen 74 und 81 Grad nördlicher Breite sowie zwischen 10 und 35 Grad östlicher Länge. Die größten Inseln sind Spitzbergen (norwegisch Spitsbergen), Nordostland (Nordaustlandet), Barentsøya, Edgeøya und Prinz-Karl-Vorland (Prins Karls Forland), die vergleichsweise nahe beieinander liegen und sich insgesamt über rund 450 km (243 sm) in nord-südlicher und 330 km (178 sm) in west-östlicher Richtung erstrecken. Aber auch kleinere Inseln, wie beispielsweise die 240 km (130 sm) südlicher gelegene Bäreninsel (Bjørnøya) und Hopen, das König-Karl-Land im Osten oder aber die im äußersten Nordosten Spitzbergens gelegene Insel Kvitøya zählen dazu.

Die Inselgruppe bildet den nordöstlichen Abschluss der Grönlandsee, den nördlichen des Europäischen Nordmeers und den nordwestlichen der Barentssee. Im Norden liegt das Nordpolarmeer. Grönland und Norwegen sind jeweils mehr als 600 km (325 sm) und der Nordpol über 1000 km (590 sm) entfernt. Im Osten liegt nur 190 km (100 sm) von Nordaustlandet bzw. 65 km (35 sm) von Kvitøya entfernt die russische Victoria-Insel. Nach weiteren 170 km (90 sm) beginnen die Inseln von Franz-Josef-Land.

Während die Küsten Spitzbergens im Sommer in der Regel eisfrei sind, kann das Packeis im Winter bis zur Südspitze der Inselgruppe reichen.

Die höchste Erhebung der Insel Spitzbergen ist der Newtontoppen, dessen Höhe meist mit 1717 Meter angegeben wird.

Die Küsten der Inseln sind stark zerklüftet und von Fjorden durchsetzt. Das Boot ist ein wichtiges Verkehrsmittel, besonders im Sommer, wenn die sumpfige Tundra nicht auf dem Landweg durchquert werden kann. Mehr als 60 Prozent der Landfläche von Spitzbergen sind von Gletschern bedeckt. Einer von ihnen, der Austfonna, ist der nach Fläche größte Gletscher Europas.

Küste der Insel Prinz-Karl-Vorland

Die Inselgruppe ist tektonischen Aktivitäten ausgesetzt, die gelegentlich zu kleineren Erdbeben führen. Am 6. März 2009 ereignete sich das bisher stärkste Beben mit der Stärke 6,5 auf der Richterskala.[1] Dieses Erdbeben war zugleich das stärkste in ganz Norwegen seit Beginn der Aufzeichnungen (ca. 100 Jahre).

In den vergangenen 600 Millionen Jahren driftete die Inselgruppe Spitzbergen aus der Südpolregion rund 15.000 Kilometer in die Nordpolarregion.[2]

Klima

Klimadiagramm von Spitzbergen

Das Klima um Spitzbergen ist arktisch. Es ist das ganze Jahr kühl bei zwar regelmäßigen, aber geringen Niederschlägen. Die Küstenregionen sind im Sommer nur für etwa sechs Wochen schneefrei, die Fjorde frieren im Winter nur zeitweise zu. Bei kühlen Sommern sind die Winter trotz der nördlichen Lage sehr mild, da der Westspitzbergenstrom, ein Ausläufer des Golfstromes, entlang der Westküste relativ warmes Wasser ins Nordpolarmeer transportiert. Er ist der Hauptgrund dafür, dass die Inselgruppe überhaupt bewohnbar ist.

Im Sommer, der Anfang Juni sonnig beginnt und im September mit Nebel, Regen und Schnee endet, liegen die Temperaturen zwischen −2 °C und +17 °C. Im Winter ist es zwischen −25 °C und +5 °C kalt, und es gibt häufig Schneefall und Nebel. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei −4,4 °C.

Mitteltemperaturen auf Spitzbergen
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Temperatur (°C) -11,5 -11,6 -10,2 -7,3 -2,8 1,9 5,7 5,0 0,8 -4,4 -8,3 -10,3 Ø -4,4
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Quelle: fehlt

Spitzbergen liegt weit nördlich des Polarkreises. In Longyearbyen dauert die Polarnacht vom 26. Oktober bis zum 16. Februar. Von Mitte November bis Ende Januar bleibt die Sonne mehr als sechs Grad unter dem Horizont, es tritt also nicht einmal eine Dämmerung ein. Im Sommer geht die Sonne vom 20. April bis zum 26. August nicht unter. Die jährlichen Sonnenstunden betragen 1150 Stunden, wobei die meisten auf die Zeit zwischen Mai und Juli fallen.

Fauna

Gilt für ganz Spitzbergen -
Eisbären-Warnschild

An größeren Landsäugetieren kommen nur das Spitzbergen-Ren, der Eisbär und der Polarfuchs vor. Der Eisbär, dessen Population im Gebiet der Inselgruppe auf rund 3500 Tiere geschätzt wird, ist eigentlich ein maritimes Tier, da er sich hauptsächlich auf dem umliegenden Meereis aufhält. Er wandert mit der Packeisgrenze der Küste entlang, da sich dort seine bevorzugte Beute, die Robben, findet. Trotzdem muss auf der ganzen Insel jederzeit und überall mit dem Auftauchen des Beutegreifers gerechnet werden. Das zeigt auch das Auftauchen eines Eisbären im Ortsteil Nybyen im Juni 2010[3]. Es wird von offizieller Seite geraten, sich außerhalb von Siedlungen nicht ohne geeignete Waffe oder ohne bewaffneten Führer aufzuhalten.[4] Seit 1973 stehen die Eisbären auf Spitzbergen ganzjährig unter Schutz. Es ist verboten, Eisbären anzulocken oder aktiv aufzusuchen.

Die hier lebende Unterart der Rentiere, das Spitzbergen-Ren, ist kleiner als seine Verwandten in anderen Gebieten der Arktis. Es kommt nur auf der Inselgruppe Spitzbergen vor. Der Polarfuchs ist das kleinste der verbreiteten Säugetiere. Wegen seines weißen Fells wurde er früher intensiv mit Fallen bejagt.

Andere Landsäugetiere sind sehr selten oder fehlen. Die Feldmaus wurde um Longyearbyen schon gesichtet, wurde aber wahrscheinlich durch Schiffe eingeschleppt.

Dickschnabellummen (Uria lomvia) an den Vogelklippen von Stappen auf der Bäreninsel

Die Zahl der Meeressäuger war vor dem Beginn des groß angelegten Walfangs bedeutend höher. Lange Zeit waren große Fangflotten unterwegs, die erst Grönlandwale und Nordkaper und später auch verschiedene Furchenwale bejagten. Narwale gab es schon immer nur wenige in diesem Gebiet, und die Anzahl der Weißwale, die noch im 19. Jahrhundert in den Fjorden der Inselgruppe gefangen wurden, ist heute stark dezimiert. Das gleiche gilt im verstärkten Maß für Walrosse, die vollständig von den westlichen Küsten vertrieben wurden. Andere Robben, die auf Spitzbergen vorkommen, sind die Sattelrobbe, die Ringelrobbe, die Bartrobbe und vereinzelt auch die Klappmütze.

Die Vogelwelt ist arm an Arten, lediglich 30 brüten auf den Inseln. Am häufigsten sind die Alkenvögel, die in riesigen Kolonien brüten. Dazu gehören die Dickschnabellumme, die Gryllteiste, der Krabbentaucher (ca. 1 Million Brutpaare), der Papageientaucher und die Trottellumme. Außerdem kommen verschiedene Möwenarten vor (Dreizehenmöwe, Eismöwe, Elfenbeinmöwe u. a.), alle vier europäischen Raubmöwen, der Eissturmvogel, verschiedene Limikolen (am häufigsten der Meerstrandläufer), die Küstenseeschwalbe, Thorshühnchen, und der Sterntaucher. An Entenvögeln brüten die Kurzschnabelgans, die Ringelgans, die Weißwangengans, die Eiderente und selten die Prachteiderente auf Spitzbergen. Im Landesinneren kommt das Alpenschneehuhn vor, die einzige Vogelart, die auch den Winter hier verbringt. Als einzige Singvogelart besiedelt die Schneeammer die Inselgruppe.

In Süßwasseransammlungen leben unzählige kleine Krebstiere, wobei die Art Lepidurus (Apus) glacialis, die an Kaulquappen erinnert, besonders ins Auge fällt.

Flora

Blühende Tundrenvegetation auf Spitzbergen: Vierkantige Schuppenheide (Cassiope tetragona)

Die Pflanzenwelt ist typisch für die hiesige Tundrenvegetation. Die meisten der hier vorkommenden 130 Blütenpflanzen findet man auch im skandinavischen Gebirge und auf Nowaja Semlja. Es gibt Steinbrecharten, Fingerkraut, Weiße Silberwurz und viele Wiesenpflanzen wie Gräser, Löwenzahn und Wollgras. Es gibt mehrere Weidenarten, von denen jedoch nur die Polarweide (Salix polaris) häufig ist. Darüber hinaus ist die seltene Zwergbirke (Betula nana) der einzige „Baum“, der jedoch wie auch sämtliche Weidenarten nur am Boden kriecht und noch nicht einmal als Busch bezeichnet werden kann.

Moose bilden an vielen Stellen zusammenhängende Decken, die in den Senken im Landesinneren bedeutende Ausmaße erreichen. Den reichsten Bewuchs findet man entlang der Fjorde, die oft wolkenfrei sind, so dass das Sonnenlicht lange Zeit den Boden erreicht. Das umliegende Meer ist reich an Algen, die auch im Polarwinter unter der Eisdecke leben. Besonders auffällig sind Braunalgen, die bis zu drei Meter lang werden können. In Süßwassertümpeln leben Kieselalgen und Armleuchteralgen (Charophyceae). Schneealgen leben auf dem Schnee und färben ihn grün oder rot. Diese Färbung tritt vor allem im Sommer in der Nähe von Vogelkolonien auf, da der Kot der Tiere Stickstoff liefert.

An den Küsten wird eine große Menge von Treibholz angespült, das vorwiegend aus Nadelgehölzen, die von den sibirischen Strömen ins Nordpolarmeer transportiert wurden, besteht.

Bevölkerung

(Norwegischer) Hauptort der Inselgruppe ist Longyearbyen auf der Insel Spitzbergen mit ca. 1.800 Einwohnern. Dort befindet sich auch die Universität UNIS. Des Weiteren gibt es die russisch-ukrainische Siedlung Barentsburg mit rund 400 Einwohnern. Ny-Ålesund ist ein norwegisch-internationales Forschungszentrum, in dem zwischen 40 und 100 Forscher tätig sind (abhängig von der Jahreszeit). In Svea arbeiten bis zu 200 Grubenarbeiter, die aber als Pendler dort keinen festen Wohnsitz haben. Eine polnische Forschungsstation am Hornsund zählt acht Bewohner. Die russische Kohlegrube in Pyramiden wurde 1998 stillgelegt, die Siedlung selbst (zu Spitzenzeiten bis zu 1000 Einwohner) wurde im Jahr 2000 aufgegeben. Ebenfalls aufgegeben wurde die ehemalige sowjetische Siedlung Grumant. Insgesamt hat Spitzbergen heute etwa 2700 bis 2900 ständige Einwohner.

Geschichte

Entdeckung Spitzbergens

Spitzbergen-Karte von 1758

Schon 1194 wurde in norwegischen Schriften Svalbardi fundinn („die kalte Küste gefunden“) erwähnt. Es wird vermutet, dass damit Spitzbergen gemeint war, es könnte jedoch auch Jan Mayen oder Grönland gewesen sein. Als eigentlicher Entdecker gilt Willem Barents, der die Inselgruppe am 19. Juni 1596 sichtete, während er auf der Suche nach der Nordostpassage war.[5] Die Entdeckung dieser Passage hätte der aufstrebenden Kolonialnation Holland neue Wege nach Osten ermöglicht, Wege, die nicht von Spanien oder Portugal kontrolliert wurden. Nach Barents sind der Ort Barentsburg und die Barentssee benannt. Er selbst benannte das Land nach den spitzen Bergen an der Westküste. Spitzbergen ist heute der Name der größten Insel der Inselgruppe, er wird aber im deutschen Sprachgebrauch auch für die ganze Inselgruppe verwendet.

Barents fuhr anschließend weiter nach Osten, wurde aber vom aufkommenden Eis zur Überwinterung auf Nowaja Semlja gezwungen. Das war die früheste überlieferte Überwinterung so weit im Norden. Barents selber starb jedoch im Frühling 1597 dort, bevor seine Crew gerettet wurde.

Die Walfangperiode

Barents und nach ihm Henry Hudson (1607) fanden enorme Mengen an Walen, besonders von Grönlandwalen, Robben und Walrossen vor. In der Folgezeit wurden daher zahlreiche Fangexpeditionen durchgeführt, die zu einer sehr schnellen Dezimierung der Wal- und Walrossbestände führten. Diese haben sich bis heute nicht nennenswert erholt. Walprodukte, besonders das aus dem Blubber gewonnene Walöl, waren in dieser Zeit in Europa, das gerade dabei war, zur Weltmacht aufzusteigen, äußerst gefragt. Die Ausbeutung der Nordpolarmeere, besonders durch England, Frankreich und die Niederlande, ermöglichten diesen die Verbesserung ihrer Stellung gegenüber Spanien und Portugal, die ihren Reichtum aus den Überseekolonien bezogen. Durch den reichen Jagdertrag aus dem Gebiet um Spitzbergen bekam die Suche nach der Seestraße nach Osten immer geringere Priorität.

Anfänglich gab es oft Streitigkeiten zwischen den Schiffen der verschiedenen Länder. Daraufhin wurde 1619 entschieden, die Häfen zwischen den Nationen aufzuteilen. Britische Fangschiffe waren hauptsächlich zum Ende des 18. Jahrhunderts und am Anfang des 19. Jahrhunderts westlich von Spitzbergen unterwegs. Im Jahre 1788 gab es zum Beispiel 255 britische Fangschiffe. Zwischen 1669 und 1778 reisten 14.167 holländische Schiffe zur Inselgruppe, die zusammen 57.590 Wale fingen. Der holländische Hauptort war Smeerenburg.

Konzentrierte sich bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts der Walfang auf die Küstengebiete und die Fjorde Svalbards, verlegte er sich danach in die offene See hinaus, da die Erträge im ufernahen Gebiet bereits merklich zurückgegangen waren. Die Küste beheimatete noch einige Häfen, an denen sich die Schiffe trafen, und die Gräber für jene, die das Abenteuer im Nordatlantik nicht überlebten. Viele dieser Gräber sind noch heute an den Ufern zu finden, wegen des Permafrostbodens sind die Skelette noch ziemlich gut erhalten. Die Tranbrennöfen hingegen wurden abgerissen oder zerfielen, die noch brauchbaren Gerätschaften wurden abtransportiert.

Fuchs- und Robbenjagd

Nachdem zur Mitte des 18. Jahrhunderts der Walfang ziemlich abrupt eingestellt werden musste, da die Erträge ausblieben, verlor die Inselgruppe vorübergehend praktisch jede Bedeutung. Bereits zuvor war Spitzbergen als Ausgangspunkt für den Walfang nur noch Nebenschauplatz, da wie erwähnt im offenen Meer gejagt wurde und oft auch die Zubereitung der Tiere bereits auf See stattfand. Nur einige russische Pomoren verblieben auf Spitzbergen. Diese machten vor allem in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter dem Protektorat des Zaren Peters des Großen Jagd auf Weißwale, Eisbären, Polarfüchse, Walrosse und Robben, mit deren Fellen sie Handel betrieben. Die russischen Felljäger waren die ersten, die systematisch auf Svalbard und damit in der langen Polarnacht überwinterten. Erst für 1795/96 gibt es erste Berichte über eine norwegische Überwinterung, die allerdings auch von Russen begleitet wurde. Weitere Überwinterungsaktivitäten norwegischer Jäger gab es offenbar erst 1822 wieder. Bis 1892 wurden insgesamt 21 Überwinterungen gezählt, nur 14 davon jedoch freiwillig. Neben den Fellen von Fuchs, Rentier und Eisbär war das Walross das Hauptziel der Jäger. Nach 1892, bis zur Evakuierung von Spitzbergen im Verlaufe des Zweiten Weltkrieges, nahmen die Überwinterungen deutlich zu, obwohl die Erträge aus den Fellen deutlich geringer waren als jene aus der Robbenjagd. Vermutlich war aber das erwartete Ansehen, das einem durch eine Überwinterung zuteil wurde, hinreichende Kompensation dafür.

Die Zeit der Naturwissenschaften

Während der Zeit bis etwa 1900 dominierten naturwissenschaftliche Expeditionsreisen, besonders zu kartographischen Zwecken (siehe unten dazu auch den Abschnitt Geschichte der Kartografie von Spitzbergen). Langsam entwickelte sich das Bewusstsein, dass die Polarregionen für das Verständnis fundamentaler physischer, biologischer und geologischer Vorgänge auf der Erde zentral sind. Die Forschungen befassten sich besonders mit Meteorologie, Geomagnetismus und Polarlichtern. 1882/83 fand das Erste Internationale Polarjahr statt, in dessen Verlauf acht Nationen insgesamt vierzehn Forschungsstationen errichteten, zwölf davon in der Arktis. Die Forschungsstation auf Spitzbergen wurde vom schwedischen Meteorologen Nils Ekholm geleitet und befand sich im bereits zehn Jahre zuvor auf Anregung Adolf Erik Nordenskiölds von der schwedischen Bergbaugesellschaft AB Isfjorden errichteten Svenskehuset (Schwedenhaus) bei Kapp Thordsen am Isfjorden. Die dort während des Winters gesammelten Daten waren sehr wertvoll für die Forschung. Nennenswerte Probleme hatte das Forschungsteam nicht, was für eine Überwinterungs-Expedition im 19. Jahrhundert nicht selbstverständlich war. Deutsche Expeditionsreisende dieser Zeit waren unter anderen 1870 Karl Graf von Waldburg-Zeil in Begleitung von Theodor von Heuglin, die bedeutsame Grundlagenforschung für die Kartographie dieser Region und für die Nautik betrieben, die umfangreichen Aufschluss über die Strömungs- und Eisverhältnisse in diesem Teil des Nordmeers erbrachte.

Im Jahr 1897 startete Salomon August Andrée von der Insel Danskøya eine Ballonexpedition Richtung Norden. Diese Expedition war weniger wissenschaftlich ambitioniert, sondern vielmehr von dem Wunsch getragen, den Nordpol erreichen zu wollen, und endete mit dem Tod der drei Teilnehmer.

Bergbauperiode

Longyearbyen, Sommer 2007

Um die Jahrhundertwende wurde Svalbard wieder wirtschaftlich interessant, denn es fanden sich weitreichende Kohlevorkommen, die noch dazu sehr leicht abzubauen waren, da die Flöze teilweise bis an die Oberfläche drangen.

John Munroe Longyear gründete 1906 die erste ständige Grubensiedlung. Sie wurde später nach ihm Longyear-City genannt, woraus im Norwegischen Longyearbyen wurde, die heutige Hauptstadt der Inselgruppe. In der Zeit zwischen 1900 und 1920 entstanden mehrere Bergbauunternehmungen in Norwegen und in anderen Staaten, die Kohlegruben auf Spitzbergen eröffneten oder zumindest gedachten, das zu tun. Spitzbergen galt als No-Mans-Land, die übliche Vorgehensweise, wie man sich ein Stück vom Kuchen abschnitt, war das Ausstecken eines eigenen Claims. Genaue Regeln darüber gab es jedoch nicht, weshalb es auch oft zu Streitigkeiten kam. Das Ersetzen fremder Claim-Anspruchsschilder durch eigene war häufig. Das Spitzbergen-Museum in Longyearbyen besitzt eine ansehnliche Sammlung solcher alter Claim-Annexionsschilder. Die meisten der in dieser Zeit gegründeten Bergbaufirmen existierten nur sehr kurz. Sie wurden entweder von anderen Firmen übernommen oder gingen Konkurs, weil der Abbau nicht wirtschaftlich möglich war. Beispielsweise begann die englische Firma The Spitsbergen Coal and Trading Company Bergbau in Advent City, wo der Abbau jedoch schon wenige Jahre später aufgegeben wurde. Das ganze Material (inklusive der Häuser) wurde nach Hiorthamn einige Kilometer nach Süden verlegt, wo die A/S De Norske Kulfelter Spitsbergen operierte. Diese Firma wiederum wurde später an die Norske Kulfelter AS verkauft.[6]

Verlassene Gebäude der aufgelassenen russischen Siedlung Grumant
Die Geisterstadt Pyramiden

1916 übernahm die norwegische Store Norske Spitsbergen Kulkompani die Grubenanlagen und Steinkohlevorkommen in und um Longyearbyen vom Det Norske Spitsbergensyndikat, das kurz zuvor die Anlagen von der amerikanischen The Arctic Coal Company von John Longyear erworben hatte. Heute ist sie die größte Bergbaufirma auf Spitzbergen und gehört dem norwegischen Staat. Daneben wird in Barentsburg von der russischen Firma Trust Arktikugol Kohle abgebaut. Das dritte noch existierende Bergbauunternehmen jener Zeit ist die Kings Bay A/S, die aber heute nur noch die Infrastruktur für die Forschung in Ny-Ålesund zur Verfügung stellt, selber aber keinen Bergbau mehr betreibt. Die größte Mine auf Spitzbergen liegt in Svea, ursprünglich eine schwedische Gründung, die später auch von der Store Norske übernommen wurde. Ebenfalls eine schwedische Gründung ist die Siedlung Pyramiden, in der seit 1926 die Russen Kohle förderten. Seit 1998 der Bergbau dort aufgegeben wurde, ist Pyramiden eine Geisterstadt. Auch das russische Grumant, 1951/1952 die größte Siedlung auf Spitzbergen, ist heute verlassen.

1920 wurde der Spitzbergen-Vertrag geschlossen, womit insbesondere die Gebietsansprüche formell geregelt wurden. 1925 erlangte Norwegen aufgrund dieses Vertrages die Souveränität über Spitzbergen, muss aber allen Bürgern der unterzeichnenden Länder, die sich auf Spitzbergen niederlassen wollen, die gleichen Rechte einräumen. Auch darf Norwegen keinen Gewinn aus auf Spitzbergen erhobenen Steuern erzielen, weshalb die Einkommenssteuern sehr niedrig sind und überhaupt keine Mehrwertsteuern oder Steuern auf Tabakprodukte und Alkohol erhoben werden. Die Preise für Lebensmittel und Wohnfläche sind dennoch, wegen der Transportkosten, vergleichbar hoch.

Weiterhin war und ist Spitzbergen Ausgangspunkt für Reisen zum Nordpol. Max Raebel besuchte 1908 den Archipel und führte geologische, botanische, meteorologische und geographische Untersuchungen durch, er traf hier 1910 Ferdinand Graf von Zeppelin, der eine Polarexpedition mit einem Luftschiff plante. Erst Roald Amundsen erreichte mit einem Luftschiff von Ny-Ålesund aus dann im Jahr 1926 vermutlich als erster den geographischen Nordpol der Erde, 14 Jahre, nachdem er bereits den Südpol bezwungen hatte.

Die dramatische Suche und Rettungsaktion nach der von Umberto Nobile geführten Nordpol-Expedition mit dem Luftschiff Italia im Mai 1928 machte die Inselgruppe weltweit bekannt. Amundsen, der sich auch an der Suche beteiligt hatte - obwohl Nobile die Expedition allein gestartet hatte, weil er sich mit Amundsen zerstritten hatte -, kam in der Folge bei einem Flugzeugunglück in der Nähe der Bäreninsel ums Leben.

Zweiter Weltkrieg

Abgestürztes Flugzeug der Wehrmacht im Adventdalen

Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion wurde Spitzbergen im August 1941 durch die Alliierten evakuiert und die Infrastruktur von Longyearbyen und Barentsburg durch kanadische Einheiten der Royal Engineers während der Operation Gauntlet zerstört, auch wurden bereits geförderte Kohlenvorräte (etwa 400.000 Tonnen) und alle Treibstoffe in Brand gesetzt, damit sie nicht dem Feind in die Hände fallen konnten.[7]

Ab September 1941 operierten sowohl auf West-Spitzbergen als auch auf Nordostland Wettertrupps der Wehrmacht von Kriegsmarine und Luftwaffe wie das Unternehmen Knospe, um Wetterbeobachtungen sowohl für den strategisch wichtigen Zugang zum russischen Nordmeer als auch für die Wettervorhersage in Mitteleuropa durchzuführen. Der letzte deutsche Wettertrupp, und damit die letzte Wehrmachtseinheit überhaupt, kapitulierte erst im September 1945 auf Nordostland. Am 14. Mai 1942 landete eine norwegische Einheit und besetzte Longyearbyen wieder für den Rest des Krieges. Am 8. September 1943 zerstörte ein deutscher Gefechtsverband (Tirpitz, Scharnhorst sowie neun Zerstörer) während des Unternehmens Sizilien einige Siedlungen. Es gab Tote und Verletzte, die Stadt Longyearbyen wurde nahezu vollständig zerstört.

Sämtliche Überbleibsel menschlicher Kultur aus der Zeit vor 1946 sind denkmalgeschützt und dürfen nicht verändert werden; das gilt insbesondere für die hölzernen Überreste von Grubenbahnen und Hütten, die sich meistens in den verlassenen Minensiedlungen finden.

Nachkriegszeit und Moderne

Nach dem Krieg nahmen mehrere Bergbaugruben die Arbeit wieder auf, insbesondere die in Longyearbyen, Sveagruva, Barentsburg, Pyramiden, Grumant und Ny-Ålesund. 1962 wurde Grumant aufgegeben, bald nach der Kings-Bay-Affäre auch der Bergbau in Ny-Ålesund. Schließlich ist seit 1998 auch Pyramiden bis auf ein paar Touristenführer verlassen.

Der Flughafen von Longyearbyen, eröffnet 1974

Die größte Umstellung der Lebensweise auf Svalbard brachte die Eröffnung des internationalen Flughafens in Longyearbyen im Jahr 1974. Nun war die Inselgruppe ganzjährig vom Festland aus erreichbar, was die Abgeschiedenheit, besonders während der Wintermonate, deutlich reduzierte. Auch dauert die Reise von Tromsø aus nun noch gut zwei Stunden, statt mehrerer Tage wie früher per Schiff. Dadurch hat besonders auch die Zahl der Touristen deutlich zugenommen. Der Tourismus ist heute, neben der Forschung und dem Bergbau, Haupteinnahmequelle der Bevölkerung auf Spitzbergen.

Geschichte der Kartographie von Spitzbergen

Topographische Karte Spitzbergens

Der älteste bezeugte Name der Inselgruppe ist der altnordische Name „Svalbard“, das „Kalte Küste“ bedeutet. Diese Bezeichnung ist seit mindestens 1194 bezeugt. Willem Barents benannte bei seiner Entdeckung das Land nach seinen spitzen Bergen Spitzbergen, dazu legte er acht weitere Namen für Teile der Inseln fest. Barents Entdeckung war der Startpunkt für die sogenannte „Walfangperiode“ auf Spitzbergen, die etwa von 1600 – 1710 dauerte. Diese Periode war vorwiegend durch dänische und englische Aktivitäten geprägt. Giles & Rep veröffentlichten im Jahr 1710 die erste Karte Spitzbergens, auf der die Küstenlinien vollständig verzeichnet wurden. Vorläufig diente Spitzbergen vorwiegend als Ausgangspunkt für den Walfang, womit besonders die Küstenlinie für die Kartographie zentral war. Die Karte enthielt auch schon eine ganze Reihe von Ortsnamen, die jedoch sehr willkürlich gewählt waren. Die Namen attributierten zu allem Möglichen:

  • Landschaftsformen
  • Landmarken für die Navigation, Häfen
  • Pflanzen
  • Tiere
  • Personen
  • Länder und Gebiete aus den Heimatländern der Jäger
  • Religion, Heilige

Viele dieser Namen waren in den jeweiligen Sprachen der Walfänger verfasst, was später zu absichtlichen oder unabsichtlichen Übersetzungen in andere Sprachen (vorwiegend ins Norwegische) führte. Dabei entstanden Fehler oder Missverständnisse, so dass die abgeleiteten Namen eine neue Bedeutung erhielten.

Nachdem der Walfang nach 1710 praktisch zum Erliegen gekommen war, da der Grönlandwal fast ausgerottet war, blieb Spitzbergen bis 1858 weitgehend unbewohnt. Bis auf einige russische Jäger, die auf den Inseln Füchse, Rentiere, Walrösser, Robben und Eisbären jagten, war das Interesse der Menschen an der Inselgruppe gering. Aus dieser Zeit sind entsprechend keine neuen Flurnamen überliefert. Einige englische, französische oder schwedische Expeditionen fielen in diese Zeit, ihre Nachwirkung war jedoch ebenfalls sehr gering.

Das Jahr 1858 markiert einen wichtigen Meilenstein in der Entdeckungsgeschichte Spitzbergens. Ab diesem Datum fanden fast dauernd Expeditionen zur Inselgruppe statt, mit rein naturwissenschaftlichem Hintergrund. Fast alle europäischen Länder organisierten solche Expeditionen oder beteiligten sich daran, darunter Norwegen, Schweden, Deutschland, England, die Schweiz, Österreich, Monaco und Schottland.

Adolf Erik Nordenskiöld

Die dabei neu entstandenen Karten enthalten auch neue Namen, diese sind jedoch zwischen den verschiedenen Kartographen nicht einheitlich und häufig durch Übersetzungsfehler entstellt. Der erste, der versuchte, diese Ungereimtheiten zu bereinigen, war Adolf Erik Nordenskiöld. Seine wichtigste Karte von Spitzbergen wurde 1875 publiziert. Als Dank für Unterstützung oder Beteiligung an der Expedition begann er, neue Namen aus den Personennamen dieser Unterstützer zu bilden, was viele weitere Entdecker nach ihm genauso handhabten.

Als Kartograph von Spitzbergen ist auch August Petermann in Erscheinung getreten. Nachdem er die deutsche Besiedlung in Afrika unterstützt hatte, regte er zwei Arktisexpeditionen an, die 1868 und 1870 unter der Leitung von Carl Koldewey zunächst nach Spitzbergen, dann nach Ostgrönland führten. Petermann verwendete für seine Karten auch Namen von deutschen Entdeckern Afrikas. Seine Publikationen erschienen um 1870.

Nach der Jahrhundertwende fanden verschiedene Fahrten statt, die vorwiegend oder ausschließlich die Kartographie zum Ziel haben. Zu den wichtigsten Unterstützern dieser Projekte gehörte Albert I. von Monaco, der im Jahr 1899 selbst nach Spitzbergen gereist war. 1906/1907 finanzierte er die Expedition von Gunnar Isachsen, der auch später noch mehrfach den Archipel bereiste. Auch Adolf Hoel leistete während seiner Reisen einen wesentlichen Beitrag zur Kartographie Spitzbergens.

Als weitere wichtige Kartographen Spitzbergens gelten Sir William Martin Conway, der erstmals ausführliche Karten des Landesinneren zeichnete, was zur Einführung zahlreicher neuer Namen führte, sowie Gerard De Geer. Letzterer versuchte, möglichst konsistente Regeln für die Namensgebung der geographischen Punkte festzulegen. Zusammenhängende Namen sollten für zusammenhängende Gebiete verwendet werden (z. B. die Vornamen einer Königsfamilie), Namen in der einheimischen Sprache sollten bevorzugt werden, um falsche Übersetzungen zu vermeiden (falls nötig mit latinisierter Transkription). Auch vermied er bewusst lange, komplizierte Namen, da diese im täglichen Gebrauch abgekürzt und damit verfälscht wurden. Allzu allgemeine Namen sollten vollständig vermieden werden, wie etwa Tierarten für geographische Bezeichnungen (bereits verbreitete Namen wie Bjørnøya – Bäreninsel – blieben natürlich). Bei ihrer Kartographie beeinflussten sich De Geer und Isachsen gegenseitig, Isachsen verwendet jedoch bevorzugt französische Namen, De Geer englische. Dabei entstanden erneut durch Übersetzungsfehler bedingte, unlogische Namenskombinationen wie Mt Vortefjell (fjell ist das norwegische Wort für Berg) oder Glacier Verdebræ (bræ bedeutet Gletscher auf norwegisch).

Wappen des Sysselmann
Die Nordsyssel, Schiff des Sysselmann in Ny Alesund

Die vollständigsten Karten dieser letzten wichtigen Entdeckerperiode wurden um 1923 publiziert.

Politik

Spitzbergen wird direkt von einem Repräsentanten der norwegischen Regierung geleitet. Dieser trägt den Titel Sysselmann und ist gleichzeitig Polizeichef, Hilfsrichter und Inhaber anderer offizieller Funktionen. Er soll auch die Rechte und Pflichten sicherstellen, die Norwegen laut Spitzbergen-Vertrag obliegen. Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts wurde in mehreren politischen Vorstößen die Selbstverwaltung durch die Bevölkerung gestärkt. Im Oktober 2007 fanden auf Spitzbergen erstmals Wahlen für ein lokales Parlament statt. Zur Geschichte der Verselbständigung der Verwaltung siehe den Geschichtsabschnitt im Artikel Longyearbyen.

Die Hoheitsrechte innerhalb der 200-Meilen-Zone werden von Norwegen beansprucht, was allerdings umstritten ist, auch weil in der Arktis Bodenschätze vermutet werden. Mehrere andere Länder, darunter besonders Russland, erheben Anspruch auf die Abbaurechte im Nordpolarmeer.

Infrastruktur

Spitzbergen ist durch den 1975 eröffneten internationalen Flughafen in Longyearbyen mit Norwegen und anderen Ländern verbunden. Weiterhin kommen im Sommer verschiedene Forschungs- und Touristenschiffe in die Häfen. Während der dunklen Zeit sind die fünf wöchentlichen Flüge von und nach Tromsø faktisch die einzige Verbindung zum Festland. Nur in unmittelbarer Nähe der Ortschaften gibt es befestigte Wege. So erfolgen die Transporte mittels Flugzeug, Schiff, Motor- oder Hundeschlitten. Der größte Arbeitgeber der Inselgruppe, die norwegische Bergbaugesellschaft Store Norske Spitsbergen Kulkompani, hat zwei eigene Flugzeuge, die für Transporte zwischen Sveagruva und Longyearbyen sowie Ny Alesund eingesetzt werden.

Für die umfangreichen Forschungsprojekte auf Spitzbergen, vorwiegend die UNIS und die Satellitenstationen in der Umgebung von Longyearbyen, wurde ein 20 Gbit/s Unterwasser-Kabel vom Festland aus gelegt, womit in allen größeren Siedlungen Spitzbergens schnelle Internetanschlüsse verfügbar sind.

Wirtschaft

Bergbau-Denkmal in der russischen Siedlung Barentsburg

Da Norwegen aufgrund des Spitzbergen-Vertrags von Sèvres vom 9. Februar 1920 keine Einkünfte aus Spitzbergen beziehen darf, bleiben die eingezogenen Steuern auf der Inselgruppe. Das hat zur Folge, dass das Steuerniveau im Gegensatz zu anderen norwegischen Gebieten sehr niedrig ist. Die Einkommenssteuer liegt unter 20 %, eine Umsatzsteuer existiert überhaupt nicht. Das wird jedoch dadurch kompensiert, dass viele Produkte, insbesondere Frischwaren wie Gemüse und Obst, aufgrund der hohen Transportkosten deutlich teurer als auf dem Festland sind.

Ny-Ålesund im Sommer

Außerdem beinhaltet der Vertrag, dass die Inseln zwar zu Norwegen gehören, gleichzeitig aber alle Vertragsparteien das Recht haben, die Bodenschätze auszubeuten – diese Fragen waren mit der Entdeckung von Kohlevorkommen akut geworden. Von diesem Recht machen von den 39 Ländern, welche den am 30. Juni 1925 in Kraft getretenen Spitzbergenvertrag bisher unterzeichnet haben, heute nur Norwegen und Russland (Arktikugol) Gebrauch. Die Kohleförderung ist gemessen am Weltmarktpreis relativ teuer und damit unwirtschaftlich.

Heute arbeitet die Bevölkerung (hauptsächlich Norweger und Russen) der dünnbesiedelten Insel in der Forschung, im Tourismus oder im Bergbau, vorwiegend in den Städten Longyearbyen, in Sveagruva und Barentsburg. Die drei Ortschaften sind untereinander nicht durch Straßen oder Wege verbunden.

Auf Spitzbergen befindet sich auch ein Raketenstartplatz (SvalRak). Außerdem existieren zahlreiche Satelliten-Bodenstationen, vor allem für polare Erdbeobachtungssatelliten. (SVALSAT und TUBSAT-Bodenstationen in Longyearbyen, BIRD-Bodenstation in Ny-Ålesund).

Pflanzensamenbank

Hauptartikel: Svalbard Global Seed Vault
Eingang zum SGSV

Am 26. Februar 2008 wurde eine Pflanzensamenbank offiziell eingeweiht, die von der norwegischen Regierung mit Unterstützung der EU, der Nordic Gene Bank und dem Global Crop Diversity Trust (GCDT) errichtet wurde.

Die Svalbard Global Seed Vault ist eine internationale Organisation, die es als ihre Aufgabe ansieht, weltweit Nutzpflanzen zu erhalten und die Ernährung der Weltbevölkerung sicherzustellen. Dabei soll auch dieser Samen-Bunker auf Spitzbergen dienen, der 120 Meter tief im Permafrost-Felsmassiv Spitzbergens liegt. Ziel der Pflanzensamenbank ist es, die wichtigsten Nutzpflanzenarten der Erde zu bewahren. Besonders die Sortenvielfalt von Pflanzen wie Reis, Weizen oder Gerste soll auf Spitzbergen vor genetischer Verunreinigung und vor Verlusten durch Atomkriege, Naturkatastrophen oder Pflanzenepidemien geschützt werden. Insgesamt sollen hier künftig 1,5 Millionen Pflanzensamenproben der weltweiten Nutzpflanzen lagern, die Kapazität reicht für 4,5 Millionen Samen. Alleine 70.000 Reissorten und 15.000 Bohnensorten werden bei −18 °C gespeichert. Die Samen kommen aus der ganzen Welt. 175 Länder planen, ihre Samenproben nach Spitzbergen zu schicken.

Tourismus

Alte Eisenbahn in Ny-Ålesund

Longyearbyen lebt vom Tourismus, der mittlerweile eine Größe von jährlich 70.000 Touristen, davon die meisten mit Kreuzfahrtschiffen, erreicht hat. Hauptsaison ist während des Lichtwinters und im Sommer zwischen Anfang Juli und Mitte August. Der Lichtwinter ist die Zeit zwischen März und Anfang Mai, wenn genügend Schnee für Schlittentouren liegt und doch schon ausreichend Tageslicht vorhanden ist. Ab Mitte April geht die Sonne in Longyearbyen nicht mehr unter. In der Zwischensaison bis Anfang von Mai bis Juli nimmt der Touristenstrom wieder ab, weil Schmelzwasser die Täler weitgehend unpassierbar macht.

Der Tourismus findet hauptsächlich um Longyearbyen statt oder auf Schiffen, die die Inselgruppe umrunden und dabei auch Landgänge anbieten. Liegt Schnee, wird verbreitet auf Schneemobile als Transportmittel zurückgegriffen, für den Tourismus auch auf Hundeschlitten. Pyramiden ist verlassen und soll zukünftig als Ausgangspunkt von Trekkingtouren dienen. Barentsburg dient vor allem dem Bergbau und Tagesausflügen, Ny-Ålesund der wissenschaftlichen Forschung und wird stundenweise von Kreuzfahrern angelaufen.

Spitzbergen gehört zur trocken-kalten Klimazone (Polargebiet), die Verhältnisse sind daher nicht mit denen in Skandinavien zu vergleichen. Wanderungen haben Expeditionscharakter. Es existieren keine Straßen oder Wanderwege und keine Wegmarkierungen und dementsprechend auch keine Brücken über die zahlreichen im Sommer offenen Wasserläufe. Sommer wie Winter muss mit den Gefahren von schnell wechselndem Wetter oder unwegsamem Gelände gerechnet werden und Notausrüstung sollte griffbereit sein.

Um sich gegen Angriffe von Eisbären schützen zu können, muss man außerhalb von Ortschaften eine geeignete großkalibrige Waffe mit sich führen und mit dieser umgehen können. Eisbären sind geschützt, sie dürfen nur in Notwehr getötet werden. Man ist verpflichtet, vor dem Waffengebrauch zu versuchen (soweit möglich) den Eisbären mit geeigneten Mitteln (z.B. Signalpistole) abzuschrecken. Es ist verboten, Eisbären anzulocken oder aktiv aufzusuchen. Camps sollten mit einem Bärenzaun geschützt sein.[8]

Im Verwaltungsgebiet 10 können Touren ohne Genehmigung unternommen werden. Dieses Gebiet umfasst im Wesentlichen Nordenskiöldland (Longyearbyen), Bünsowland, Dicksonland und Kongsfjord. Für Touren außerhalb des Verwaltungsgebiets 10 benötigt man eine Genehmigung des Sysselmann. Eine Versicherung für SAR ist eine Voraussetzung für die Genehmigung.[9] Arktistaugliche Ausrüstung und Bewaffnung sind immer erforderlich.[10][11][12] Straßen oder Wanderwege gibt es außerhalb Longyearbyens keine.

Die Richtlinien über das Entleihen von Waffen bei Ausrüstern in Longyearbyen wurden im Jahr 2009 verschärft.[13]

Aktuelle Gefahrenlagen rund um Longyearbyen und West-Spitzbergen können unter einem Log des Sysselmann abgerufen werden. [14]

Denkmalschutz

Alle Spuren von menschlicher Tätigkeit aus der Zeit vor 1946 sind als Kulturdenkmal geschützt. Sie dürfen nicht beschädigt oder entfernt werden.

Medien

Für Spitzbergen existieren eine eigene norwegische Wochenzeitung, die Svalbardposten, und ein lokaler Fernsehkanal, Longyearbyen TV.

Literatur

  • Rolf Stange: Spitzbergen – Svalbard. Wissenswertes rund um eine arktische Inselgruppe. Eigenverlag, Rostock 2008.
  • Rolf Stange: Steine und Eis. Ein geographischer Reisebegleiter für Spitzbergen und Ostgrönland (68°–74°N). 2. Auflage. Eigenverlag, Rostock 2005.
  • Andreas Umbreit: Spitzbergen mit Franz-Joseph-Land und Jan Mayen. 8. Auflage. Stein, Welver 2007, ISBN 3-89392-282-2.
  • Ward J. M. Hagemeijer, Michael J. Blair (Hrsg.): The EBCC Atlas of European Breeding Birds. Poyser, London 1997, ISBN 0-85661-091-7.
  • Fridtjof Mehlum: Birds and Mammals of Svalbard. Norsk Polarinstitutt, Oslo 1990, ISBN 82-90307-67-5.
  • Ulrich Schildberg: Kohle im Eis – Bergbau auf Spitzbergen. In: Glückauf. Heft 7/8, 2007, S. 352–355.
  • Horst-Günter Wagner: Klimatologische Beobachtungen in Südostspitzbergen 1960 Steiner, Wiesbaden 1960.
  • DAV-Sektion Regensburg (Hrsg.): Spitzbergen-Expedition 1999. Deutscher Alpen-Verein, Regensburg 1999.
  • Jan Ole Unger: Die nördlichste Feuerwehr der Welt in BRANDSchutz/Deutsche Feuerwehr-Zeitung 1/2001, W. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart, S. 52 ff.
  • Christian Kempf: A Journey to Svalbard Polar Territory Eigenverlag, Orléans 1999
  • Norsk Polarinstitutt; The Place-Names of Svalbard; Oslo; 1942, Ausgabe 2001; ISBN 82-90307-82-9
  • David N. Thomas, G. E. Fogg, Peter Convey: (The Biology of Polar Regions (Biology of Habitats) Oxford University Press, 2. Auflage, Juni 2008, ISBN 978-0-19-929813-6
  • Norsk Polarinsitut Hrsg. Cruise Handbook for Svalbard, Selbstverlag[15]
  • Wilhelm Dege: Im Vorfeld des Nordpols. Fahrten und Abenteuer auf Spitzbergen. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau, 1957.

Weblinks

 Commons: Spitzbergen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Svalbard hit by major earthquake, The Norway Post vom 7. März 2009 (englisch), abgerufen am 31. Oktober 2011
  2. Artikel auf Spiegel online
  3. http://www.svalbardposten.no/nyheter/isbj%C3%B8rn-i-nybyen
  4. http://www.n24.de/news/newsitem_7079656.html Eisbär-Wächter auf Spitzbergen - Ferienjob für Mutige
  5. Gerrit de Veer: A true description of three voyages by the north-east towards Cathay and China. Undertaken by the Dutch in the years 1594, 1595 and 1596. Charles T. Beke (Hrsg.), The Hakluyt Society, London 1853, S. 77 (englisch)
  6. Vgl. Artikel Moskushamn und The Place Names of Svalbard, Seite 295
  7. N.N.: British blow up coal mines on Norway's arctic ocean island. In: Life Magazine. 29. September 1941, ISSN 0024-3019, S. 38-39. (Bildreportage als Digitalisat)
  8. http://www.sysselmannen.no/hovedEnkel.aspx?m=45610 folder "Safety in Svalbard"
  9. http://www.sysselmannen.no/hoved.aspx?m=44365&amid=3181227 Refund of rescue expenses
  10. Informationsbroschüren des Sysselmann
  11. Regelwerk für Reisen auf Svalbard
  12. Umbreit Spitzbergen Handbuch Schußwaffen (Eisbärensicherung)
  13. New guidelines for renting firearms for self-defense against polar bears (23. Februar 2009). Abgerufen am 15. Februar 2011.
  14. http://feltlogg.blogspot.com/?langswitch_lang=en
  15. http://www.npolar.no/en/about-us/news/archive/2011/2011-07-20-cruise-handbook-svalbard.html
78.90518.013055555556

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