Jan Mayen

Jan Mayen
Jan Mayen
Jan Mayen mit dem Beerenberg
Jan Mayen mit dem Beerenberg
Gewässer Nordatlantik
Geographische Lage 71° 3′ N, 8° 14′ W71.046388888889-8.23027777777782277Koordinaten: 71° 3′ N, 8° 14′ W
Jan Mayen (Arktischer Ozean)
Jan Mayen
Länge 54 km
Breite 15 km
Fläche 373 km²
Höchste Erhebung Beerenberg
2.277 m
Einwohner 18 Forscher
<1 Einw./km²
Hauptort Olonkinbyen
Topographische Karte von Jan Mayen
Topographische Karte von Jan Mayen

Jan Mayen ist eine 373 km² große Insel ca. 650 km nordöstlich von Island in der Grönlandsee und ist politisch gesehen ein integraler Teil Norwegens. Sie gehört zu keiner der norwegischen Provinzen und wird von der Provinz Nordland aus verwaltet, der zuständige Verwaltungssitz ist Bodø. Benannt ist sie nach dem niederländischen Walfang-Kapitän Jan Jacobs May van Schellinkhout.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Weyprecht-Gletscher
Brielleturm (Brielletårnet) und Walrossberg (Kvalrossen)

Jan Mayen ist vulkanischen Ursprungs und Teil des Nordatlantischen Rückens, der hier die Wasseroberfläche durchbricht. Die Insel wird in den Südteil Sør-Jan und den Nordteil Nord-Jan unterteilt. 114,2 km² der Fläche Jan Mayens, ein knappes Drittel, ist vergletschert. Hierbei handelt es sich ausschließlich um die Eiskappe des 2277 m hohen Beerenbergs, deren Gletscherströme sich in alle Himmelsrichtungen ergießen und an fünf Stellen das Meer erreichen. Direkt aus dem Hauptkrater führt der Weyprecht-Gletscher bis an die Nordwestküste der Insel. Die Küste Jan Mayens ist etwa 124 km lang. Die im Südwesten der Insel gelegene Sør-Jan-Gruppe mit ihren Aschekegeln und Lavadomen ist vermutlich seit etwa 10.000 Jahren erloschen, während sich die letzten Ausbrüche an der Nordostspitze der Insel erst 1970/71, 1973 und 1985 ereigneten. Die gesamte Region wird dem Hot Spot-Vulkanismus zugerechnet.

Die Fauna ist geprägt durch zahlreiche Vogelarten, von denen etwa 35 auf der Insel brüten. Besonders häufig sind der Eissturmvogel, die Eiderente, die Dreizehenmöwe, der Papageitaucher, der Krabbentaucher, die Gryllteiste und die Küstenseeschwalbe. An Säugetieren findet man Walrosse und Polarfüchse. Gelegentlich sind Eisbären anzutreffen. Die sehr spärliche Tundrenvegetation besteht weitgehend aus einzelnen Flechten und Moosen, vereinzelt treten aber auch Blütenpflanzen auf.

Das Klima der Insel ist – vom Golfstrom etwas gemildert – überwiegend arktisch. Das ganze Jahr über sind häufig starke Winde und Stürme zu beobachten, im Winter ist Jan Mayen von Pack- und Treibeis umgeben. Der kälteste Monat Februar weist eine Mitteltemperatur von −6 °C auf, der mildeste Monat ist der August mit einer Mitteltemperatur von 5 °C. Das Jahresmittel der Temperatur liegt bei −1,4 °C. Die beobachteten Temperaturextreme liegen bei −28 °C und +16 °C. Die Jahressumme des Niederschlags beträgt im vieljährigen Mittel 693 mm. An etwa 230 Tagen fällt mehr als 0,1 mm Niederschlag.

Monatliche Mitteltemperaturen und Niederschlagsmengen auf Jan Mayen[1]
Monat Jan. Feb. Mär. Apr. Mai Jun. Jul. Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.
Grad Celsius –5,7 –6,1 –6,1 –3,9 −0,7 1,8 4,2 5,0 2,9 0,1 −3,2 −5,2
Millimeter 60 56 56 41 40 36 47 61 82 83 66 65


Geschichte

Karte mit früheren Siedlungen
„Wegweiser“ nahe der Station in Olonkinbyen
Egg Øja, Lagen von vulkanischer Asche;
im Vordergrund: Treibholz aus Sibirien

Henry Hudson entdeckte die Insel 1607 während seiner ersten von vier Fahrten durch das Nordpolarmeer, die das Ziel hatten, eine kürzere Seeverbindung nach China (Nordwestpassage) zu finden. Die Insel bekam ihren Namen 1614 nach dem niederländischen Walfangkapitän Jan Jacobs May van Schellinkhout. Bis 1640 wurde sie regelmäßig von niederländischen Walfängern besucht. Nach einem Überfall der mit ihnen konkurrierenden baskischen Walfänger im Jahre 1632 überwinterte Outgert Jakobsz hier 1633/34 mit sechs weiteren Männern, um die Walfangstation zu schützen. Als die niederländischen Schiffe die Insel im Frühjahr wieder erreichten, waren alle sieben am Skorbut gestorben. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Insel nur gelegentlich von Robbenjägern besucht. Eine schweizerisch-deutsche Polarfahrt unter Carl Vogt, Heinrich Hasselhorst und Georg Berna besuchte Jan Mayen im Jahre 1861. Ein Ölgemälde der Südküste von Hasselhorst befindet sich im Historischen Museum in Frankfurt am Main.

Auf Anregung Carl Weyprechts und finanziert von Hans Graf Wilczek wurde während des Ersten Internationalen Polarjahrs 1882/83 eine österreichisch-ungarische Forschungsstation eingerichtet. An der Maria Muschbukta zu Füßen des Fugleberget (Vogelberg) wurden unter der Leitung von Emil von Wohlgemuth dreizehn Monate lang meteorologische, magnetische und astronomische Beobachtungen angestellt.

Am 27. Februar 1930 wurde Jan Mayen Teil des norwegischen Königreichs. Die Verwaltung der Insel erfolgt über die Hauptstadt Oslo mittels eines Gouverneurs auf der weiter nördlich gelegenen Inselgruppe Spitzbergen.

1921 wurde die erste ständige meteorologische Station errichtet, die seither mit kurzen Unterbrechungen betrieben wird.

Ebenfalls 1921 wurde die norwegische Küstenfunkstelle Jan Mayen Radio gegründet. Sie existierte bis 1984.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Jan Mayen mehrmals von deutschen Flugzeugen der Wettererkundungsstaffeln (WEKUSTA) überflogen, wobei zwei Maschinen bei schlechtem Wetter und Nebel mit den Erhebungen auf der Insel kollidierten und abstürzten. Eine deutsche Unternehmung am 28./29. Oktober 1940, mit den zu Wetterbeobachtungsschiffen umgebauten Fischereifahrzeugen Fritz Homann (WBS 3; Baujahr 1930) und Hinrich Freese (WBS 4; 1930) sowie zwei Schwimmerflugzeugen Heinkel He 115 S4+FL und S4+EL, einen Stützpunkt zu errichten, schlug infolge unzureichender Vorbereitung und Ausrüstung wie auch wegen der zu dieser Jahreszeit sehr ungünstigen Wetter- und Seeverhältnisse fehl. Beide Flugzeuge gingen verloren, die Besatzungen wurden gerettet und mit den genannten Fischereifahrzeugen nach Trondheim zurückgebracht. Jan Mayen selbst ist nicht in Besitz genommen worden und verblieb unter norwegischer Oberhoheit. Die Station wurde von der norwegischen Besatzung 1940 teilweise zerstört und auf britische Veranlassung verlassen. 1941 wurde die Station mit Hilfe von Soldaten wieder errichtet, um während des Krieges in Bereitschaft sein zu können. Nach Ende des Krieges nutzten die Norweger die 1943 errichtete amerikanische Radio- und Peilstation Atlantic City im Norden der Insel.

1960 wurde der Flugplatz Jan Mayensfield mit einer heute 1,6 km langen Rollbahn angelegt. In seiner Nähe wurde eine Wetterstation und die bemannte „Long Range Navigation“ (Loran-C)-Basis Olonkinbyen errichtet. Diese ist heute die einzige verbliebene bewohnte Siedlung auf Jan Mayen. Die aus 18 Personen bestehende Mannschaft wird alle sechs Monate ausgetauscht.

Literatur

  • Rolf Stange: Jan Mayen. Natur und Geschichte des Außenpostens im Nordatlantik. Eigenverlag Rolf Stange, ISBN 3-937903-04-6.
  • Andreas Umbreit: Spitzbergen mit Franz-Joseph-Land und Jan Mayen. Conrad Stein Verlag 7. Auflage 2004, ISBN 3-89392-282-2.
  • John Green, Thomas Astley: Beschreibung der Insel Jean Mayen oder Dreyeinigkeits-Insel (mit einer Karte). In: Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und zu Lande oder Sammlung aller Reisebeschreibungen …. 19. Bd., Verlag Arkstee und Merkus, Leipzig 1769, S. 64–65. Digitalisat
  • Die österreichische Beobachtungs–Station auf Jan Mayen 1882–1883. Salzwasser, Bremen 2010 (Nachdruck von 1882). ISBN 978-3-86195-426-2

Einzelnachweise

  1. http://www.klimadiagramme.de/Europa/janmayen.html, abgerufen am 7. August 2011

Weblinks

 Commons: Jan Mayen – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wikiatlas Wikimedia-Atlas: Jan Mayen – geographische und historische Karten

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  • Jan-Mayen — Île Jan Mayen Île Jan Mayen …   Wikipédia en Français

  • Jan Mayen — Île Jan Mayen Île Jan Mayen …   Wikipédia en Français

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