Niccolò Machiavelli

Niccolò Machiavelli
Niccolò Machiavelli

Niccolò di Bernardo dei Machiavelli [nikkoˈlɔ makjaˈvɛlli] (* 3. Mai 1469 in Florenz, Republik Florenz; † 21. oder 22. Juni 1527 ebenda) war ein florentinischer Politiker, Diplomat, Philosoph, Geschichtsschreiber und Dichter.

Sein Name wird heute mit rücksichtsloser Machtpolitik unter Ausnutzung aller Mittel verbunden. Der später geprägte Begriff Machiavellismus wird daher oft als abwertende Beschreibung eines politischen Verhaltens gebraucht, das raffiniert, aber ohne ethische Einflüsse von Moral und Sittlichkeit die eigene Macht und das eigene Wohl als Ziel sieht. Dieses Verhalten war aber nach heutigem Wissensstand nicht Machiavellis Ziel. Vor allem aufgrund seines Werks Il Principe („Der Fürst“) gilt er als einer der bedeutendsten Staatsphilosophen der Neuzeit. Sein politisches und literarisches Werk Discorsi ist darüber in den Hintergrund getreten.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Unterschrift von Machiavelli

Niccolò Machiavelli wurde am 3. Mai 1469 geboren und entstammte einer angesehenen, jedoch verarmten Familie. Er wuchs zusammen mit seinen drei Geschwistern Primavera, Margherita und Totto bei seinen Eltern Bernardo di Niccolò Machiavelli und dessen Frau Bartolomea im Florentiner Stadtviertel Santo Spirito südlich des Arno auf. Der Vater arbeitete hauptsächlich als Anwalt. Mit seinem geringen Gehalt unterhielt er eine kleine Bibliothek und ermöglichte seinem Sohn Niccolò eine umfassende humanistische Bildung. So lernte Machiavelli schon früh die Werke antiker Klassiker kennen. Dies waren unter anderem Werke von Aristoteles, Boëthius, Cicero (De officiis) und Claudius Ptolemäus. Er wurde von Privatlehrern in den Sieben Freien Künsten unterwiesen. „Grammatik und Latein lernte er in einem Alter, in dem man nach dem Aufbau modernen Schulunterrichts noch in der Muttersprache weder lesen noch schreiben kann“.[1] Seine Briefe unterschrieb er mit unterschiedlichen Varianten seines Namens wie «Niccolò», «Nicolò», «Nicholò», und «Machiavelli», «Macchiavelli», «Machiavegli», «Macchiavegli».

Machiavelli wurde unter vier Bewerbern am „15. Juni 1498 zum Sekretär und Vorsteher der zweiten Staatskanzlei, der »Kanzlei der Zehn«, gewählt.“ [2] Von 1498 bis 1512 war er Staatssekretär der Zweiten Kanzlei des Rats der „Dieci di pace e di libertà“ (Rat der Zehn, wörtlich: „Zehn von Frieden und Freiheit“) der Republik Florenz und als solcher für die Außen- und Verteidigungspolitik zuständig. Er wurde unter anderem deshalb eingesetzt, weil er weder den vertriebenen Medici noch dem wenige Tage vor Machiavellis Amtseinführung hingerichteten dominikanischen Bußprediger Girolamo Savonarola nahe stand. Michelangelo und Machiavelli hatten beide Savonarolas Predigten gehört.

Einer der ersten Machiavelli-Biographen, der Italiener Pasquale Villari, lieferte eine interessante Personenbeschreibung:

„(…) von mittlerer Größe, mager, mit sehr lebhaften Augen, einem etwas kleinen Kopf, einer leicht gebogenen Nase, einem stets zusammengepressten Mund: Alles hatte bei ihm den Eindruck eines sehr gewandten Beobachters und eines Denkers, doch nicht eines achtungsgebietenden und auf andere einwirkenden Mannes. Er konnte sich nicht leicht von seinem Sarkasmus frei machen, der immerfort um seine Lippen spielte, aus seinen Augen sprühte und ihm den Anschein eines berechnenden und nüchternen Kopfes gab.“

In diplomatischen Aufträgen traf er am 22. Juni 1502 in Urbino erstmals persönlich Cesare Borgia. Diese Begegnung beeindruckte Machiavelli tief. 1503 wurde der Diplomat nach Rom zur Papstwahl Julius II. von der Signoria geschickt. Hier ist Machiavelli „Gesprächspartner aller Mächtigen, vom zukünftigen Papst bis zum Kardinal d'Amboise“.[3] 1504 und nochmals 1510 bis 1511 reiste er nach Frankreich zu Ludwig XII. Außerdem machte er 1507 bis 1508 die Bekanntschaft mit Kaiser Maximilian I. Zudem setzte er sich ab 1504 lebhaft für die Errichtung einer Miliz aus den Bürgern von Florenz ein, die jedoch nur teilweise realisiert wurde. Seit seiner Gründung gehörte Machiavelli auch zum Rat der „Neun von der Miliz“. Mit Hilfe dieser Truppe wurde 1509 die Stadt Pisa zur Kapitulation gezwungen. In dieser Zeit entstanden auch erste Denkschriften und Theaterstücke.

Mit Leonardo da Vinci arbeitete er in seiner Zeit in Florenz eng zusammen. So waren beide am Hofe Cesare Borgias, der von da Vinci gemalt worden ist. Um Pisa zu besiegen wurde erwogen, einen Kanal zu bauen, um den Arno umzuleiten und auf diese Weise Pisa vom Meer abzuschneiden. An diesem Kriegsprojekt war da Vinci als Naturforscher und Zeichner beteiligt. Er malte ein Bild über die Schlacht von Anghiari, und Machiavelli beschrieb diese Schlacht in den Florentiner Geschichten. Dirk Hoeges (2000) geht davon aus, dass Machiavelli durch die Zusammenarbeit mit da Vinci gelernt hat, dass Erfahrungswissen (Empirie) eine sicherere Quelle ist, als das bisher übliche Wissen der Humanisten. Er betont: Machiavelli „kehrt als Grundlage seiner Schrift [Der Fürst] die Erfahrung hervor, die über die Dauer vieler Jahre zur kompetenten Wahrnehmung der Wirklichkeit geführt hat.“[4]

Nach Rückkehr der Medici verlor Machiavelli am 7. November 1512 seine Ämter (Jahresgehalt 200 Florin). Als er kurz darauf in den Verdacht geriet, an einer Verschwörung beteiligt zu sein, wurde er verhaftet und gefoltert. Da allerdings keine Beweise gegen ihn gefunden wurden, ließ man ihn frei. Herfried Münkler betrachtet den Umstand, dass Machiavelli anders als die meisten seiner Kollegen des Amtes enthoben wurde, als Beleg für die politische Bedeutung, die die Medici ihm zusprachen.[5] In den folgenden Jahren wurde er mit seiner Frau und den sechs Kindern auf sein kleines Landgut in dem Dorf Sant’Andrea in Percussina 15 Kilometer südwestlich von Florenz verbannt. Innerhalb eines halben Jahres nach seiner Folter schrieb er sein berühmtestes Werk Il Principe. Er widmete sich nun einer umfassenderen schriftstellerischen Tätigkeit und seiner politischen Rehabilitierung. In dieser Zeit entstand auch sein zweites Hauptwerk Discorsi. Gedruckt wurden beiden Bücher 1531 bzw. 1532. Ab 1519 betraute ihn die von den Medici dominierte Regierung wieder vermehrt mit politischen Aufgaben, auch wenn er die früheren Ämter nicht mehr erreichte. 1521 wurde er „als Bürger von Florenz rehabilitiert“ [2] und konnte nach Florenz zurückkehren.

Grab Niccolò Machiavellis in der Kirche Santa Croce

Nach dem „Aufstand gegen die verhaßten Medici“ wurde „die Republik wieder ausgerufen und die alte freiheitliche Verfassung am 16. Mai 1527 wieder hergestellt.“[6] Daraufhin bewarb Machiavelli sich wieder um eine Sekretariatsstelle, wurde aber auf der Sitzung des Großen Rates am 10. Juni 1527 „mit 555 gegen 12 Stimmen“[7] abgelehnt. Nach Rudolf Zorn (1977) traf ihn die Ablehnung hart. „Es war ein Schlag, von dem er sich nicht mehr erholte.“[7] Er starb schließlich im Alter von 58 Jahren am 21. Juni 1527.

Sein Grabmal befindet sich in der Kirche Santa Croce in Florenz. Es trägt die Inschrift: TANTO NOMINI NULLUM PAR ELOGIUM — 'Solchem Namen ist kein Lobesspruch ebenbürtig' bzw. 'Der Größe dieses Namens wird kein Lob gerecht', darunter den Namen und das Sterbedatum in der Form: OBIT AN. A. P. V. M D X X V I I - OBIIT Anno A Partu Virginis MDXXVII - ist gestorben im Jahre nach der jungfräulichen Geburt 1527. Die Inschrift wurde von einem „britischen Bewunderer“[7] 300 Jahre nach seinem Tod angebracht.

Werk

Machiavellis politisches Vermächtnis findet sich in seinen vier Hauptwerken. Dazu gehören neben seinem bekanntesten Buch Il Principe (Der Fürst) von 1513, das erstmals 1532 posthum erschien, die Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio (Abhandlungen über die ersten zehn Bücher des Titus Livius), die er von 1513 bis 1517 schrieb und die 1532 veröffentlicht wurden, sowie seine 1521 verfasste Istorie fiorentine (Geschichte von Florenz) und sein im selben Jahr entstandenes Werk Dell’Arte della guerra (Von der Kriegskunst).

Es gibt große Widersprüche zwischen den einzelnen Schriften Machiavellis. So handeln die Discorsi eher vom Aufbau und den Vorteilen einer republikanischen Verfassung, während Il Principe sich mit Alleinherrschaft und den damit verbundenen machtpolitischen Überlegungen beschäftigt. Diese Widersprüche lösen sich jedoch auf, so schreiben einige Forscher, wenn man alle seine Werke betrachtet. Sein deutscher Biograf Dirk Hoeges schreibt dazu im Jahr 2000: „Das Mißverständnis, dem er von Beginn aus ausgesetzt ist, resultiert aus seiner Reduzierung auf den Politiker und auf den Autor des «Principe»; erforderlich aber ist der Blick auf sein Gesamtwerk und die Einsicht in den untrennbaren Zusammenhang aller seiner Teile zum Verständnis jedes einzelnen.“[8]

Machiavellis Menschenbild

Niccolò Machiavelli ersetzte in seinen Schriften das tradierte Bild des humanistischen Menschen über die Würde, Toleranz, Gewaltfreiheit und Gewissensfreiheit. Er individualisierte die Menschen, indem er feststellte, dass jeder einzelne Mensch spezielle Bedürfnisse und Verlangen (ambizione) habe. Schlecht sind die Menschen deshalb nicht von Natur aus, sondern durch die Art und Weise, wie sie ihre Ambitionen verfolgen. In erster Linie sind die Menschen „undankbar“ selbst gegen ihre „Wohltäter“, und nur ein gewisses „Ehrgefühl“ hält sie oft davon ab, ihren Wohltätern zu schaden. So sind die Menschen nie wirklich gut und nie wirklich böse, doch in jedem Fall muss man ihnen misstrauen. Die Gesetze sind laut Machiavelli geschaffen, um die Bürger vor dem Undank ihrer Mitmenschen zu schützen.

Dieser Interpretation, die den Denker in die traditionellen Kategorien einordnet, steht eine andere gegenüber, welche die besondere Eigenart Machiavellis in seinem Konzept des „principe nuovo“ untersucht. Der Fürst, den Machiavelli beschreibt, darf keine Eigenschaften, sondern nur Fertigkeiten des Machterhalts besitzen. Diese Fertigkeiten soll er je nach den Umständen nutzen. Jede Entwicklung von Gewohnheiten ist für die Erhaltung der Herrschaft schädlich. Der Fürst ist gleichsam kein unmoralisches, sondern ein „transmoralisches“ Wesen (Sternberger), das sich an jede Situation anpasst. Noch weiter als Sternberger geht – im Gefolge des Philosophen Leo Strauss – der neo-konservative Harvey C. Mansfield, der in Machiavelli den Stifter einer „Religion“ der reinen Innerweltlichkeit und des puren Strebens nach Macht sieht, die das oberste Ziel menschlicher Existenz sei.

Peter Schröder (2004) zufolge ähneln die Gedankengänge Machiavellis dem Konzept des Soziologen Max Weber in seinem Vortrag Politik als Beruf, in dem dieser dem Verantwortungsethiker mehr politischen Sachverstand einräumt, weil er mit der Schlechtigkeit der Welt rechne, als einem Anhänger der Gesinnungsethik. Schröder postuliert: „Der Unterschied zwischen Machiavelli und Weber liegt allein daran, dass erster diese Tatsache ungeschminkt ausspricht, während Weber sie in ein gefälliges, sozusagen zivilisiertes Vokabular kleidet.“ [9]

In der neueren Forschung wird auch der Einfluss, den die Rezeption des antiken Geschichtswerks des Thukydides - der Machtstreben zu einer Grundkonstante menschlichen und staatlichen Handelns erklärte (z. B. Thuk. 5,105,2) - auf Macchiavellis Menschenbild hatte, betont.

Machiavellis Geschichtsbild

Das Geschichtsbild Machiavellis bietet einen Schlüssel zu seinem komplexen Denken. In seiner Auffassung verläuft die Geschichte zyklisch. Zunächst befindet sich eine Gesellschaft in Anarchie oder einer tiefen Krise. Diese wird durch die Herrschaftserrichtung eines Anführers (uomo virtuoso) überwunden, welcher dann feste Institutionen schafft. In einem weiteren Schritt konsolidiert er dieses politische Gebilde, doch um ihm Festigkeit zu verleihen, muss es in eine republikanische Form gebracht werden. Sobald sich die Bürger mit diesem Gemeinwesen identifizieren, ist der Zenit der „Entwicklung“ erreicht: der „Abstieg“ muss früher oder später beginnen. Dieser setzt durch den „Verfall der Sitten“ ein (beginnend bei den herrschenden Schichten) und setzt sich mit dem „Verfall der Institutionen“ fort. Diese Entwicklung endet wiederum in einer tiefen Krise oder in Anarchie.

Nach Dirk Hoeges ist die Geschichtsschreibung Machiavellis hervorgegangen aus einer Kritik an der bisherigen Geschichtsschreibung, die die inneren Angelegenheiten der Stadt Florenz verdrängt und die äußeren hervorgehoben habe; diese sah er als eine parteiische Geschichtsschreibung an, in der die Konflikte innerhalb der Stadt ausgeblendet würden. „Die absichtliche Eliminierung der inneren Geschichte durch Leonardo Bruni und Poggio Bracciolini, Sympathisanten der Medici, bewirkt eine Änderung seiner eigenen Konzeption, die Geschichte der Stadt zu schreiben.“[10] Hoeges zufolge entdeckte Machiavelli dadurch das „elementare Movens ihrer Geschichte [...], das in Destruktion und Zwietracht, in Disharmonie und konkurrierenden zerstörerischen Gegensätzen lag.“[11] Das Fehlen dieser Elemente habe verhindert, dass Florenz so groß wurde wie Rom oder Athen.

Virtù, Fortuna, Ambizione, Necessità und Occasione

Virtù (Tugend/Tüchtigkeit) ist der Kernbegriff in Machiavellis Theorie und politischer Lehre.“[12] Unter dem Begriff virtù versteht Machiavelli die politische Energie bzw. den Tatendrang etwas zu tun. „Seine an der politischen Realität orientierten Ratschläge sind nicht auf ein wünschbares (Tugend)-Ideal ausgerichtet, sondern auf ihre Tauglichkeit für die Praxis.“[13] Sowohl einzelne Menschen als auch ganze Völker können Träger dieser Kraft sein. Diese virtù ist nie gleich verteilt. Wo sie allerdings war, führte sie zu großen Reichen. So hatte das Römische Reich eine so große Macht erreicht, weil seine Anführer und sein Volk von viel virtù beseelt waren. Folglich kann man diese metaphysische Kraft nicht erzwingen, aber man kann günstige Voraussetzungen für sie schaffen, z. B. in der Struktur der Verfassung. Die Bürger müssen zur virtù erzogen werden.

Gegenspieler der virtù ist die fortuna in Anlehnung an die Glücks- und Schicksalsgöttin der Römischen Mythologie. Sie steht für das Schicksal, den Zufall, aber auch für die Gelegenheit. Sie ist der unberechenbare Faktor in der politischen Rechnung. „Diese Begrifflichkeit erlaubt es Machiavelli, mit der christlichen Vorstellungen zu brechen.“[14] Machiavelli sieht den Herrscher immer in einem Kampf gegen fortuna. Allerdings macht diese nur etwa die Hälfte des Erfolges aus; die andere Hälfte ist bestimmt durch Willenskraft (virtù) und praktische Vorbereitung. Für letzteres stellt ein großer Teil von Machiavellis Werk einen praktischen Ratgeber für Soziales Handeln dar.

Übertragen auf das Geschichtsbild Machiavellis lässt sich feststellen, dass der Aufstieg eines politischen Gebildes bis zur Republik ein Übergewicht der virtù kennzeichnet. Geht diese später allerdings verloren, so geht das Übergewicht auf fortuna über und das Gemeinwesen muss früher oder später zerfallen.

Weitere wichtige Begriffe sind laut Schröder ambizione (Ehrgeiz), necessità (Notwendigkeit) und occasione (Gelegenheit). Ambizione stellt für Machiavelli die entscheidenden Triebfedern für das menschliche Handeln dar. „Dieser Begriff ist […] bei Machiavelli weitgehend negativ konnotiert, da der Ehrgeiz häufig das Allgemeinwohl den privaten, egoistischen Interessen unterordnet.“[14] Necessità „wird von Machiavelli als Ausdruck der politischen und staatlichen Ausnahmesituation eingeführt.“[14] Wenn ein politisches Gemeinwesen durch innere oder äußere Bedrohungen gefährdet ist, bilden moralische Bedenken eine untergeordnete Rolle; man wird gezwungen amoralisch zu handeln. Zum Zwecke der Selbstbehauptung sind dann alle Mittel erlaubt.

Occasione „beschreibt den historischen Augenblick, den ein besonderer, tugendhafter Mann (uomo virtuoso) oder auch die Führungsschicht eines Staates zu nutzen verstehen muss, um sich als Gesetzgeber oder Feldherr auszuzeichnen.“[15] Fortuna kann, schreibt Machiavelli, nicht nur negativ wirken, sondern eine günstige Gelegenheit schaffen, in der ein guter Herrscher Gutes bewirken kann zum Wohle der Allgemeinheit, aber in der ein schlechter Herrscher dies auch ausnützen wird.

Der Fürst als Herrscher

Il Principe ist Lorenzo II. de’ Medici gewidmet und wurde umgewidmet, nachdem Giuliano II. de’ Medici nicht mehr der Herrscher von Florenz war. „Diese Widmungen Machiavellis enthalten ungeachtet des Themas klare und scharfe, mit den Mitteln humanistischer Rhetorik ausgestaltete Kritik an den Medici des Cinquecento“,[16] für die er nur Verachtung übrig hat.

In seinem berühmtesten Werk Il Principe beschreibt Machiavelli, wie ein Herrscher politische Macht gewinnen und bewahren kann, wobei das politische Ziel eine Republik sein soll. Das Werk wird oft als Verteidigung des Despotismus und der Tyrannei solcher machtbewussten Herrscher wie Cesare Borgia verstanden, aber Borgia, so postuliert Hoeges, ist „nicht der «principe» Machiavellis“[17]. Borgia ist gefährlich, „aber Gefährlichkeit macht keinen principe.“[18] Borgia ist absolut unglaubwürdig, aber glaubwürdig muss nach Machiavelli ein Fürst sein. Hoeges äußert sich dazu folgendermaßen: „Was er [Borgia] verkörpert, ist die furcht- und schreckenserregende Darstellung von Macht, die sich im Ausnutzen des Augenblicks, im Virtuosen Vabanque, d. h. riskantes Unterfangen, zeigt und bis zum nächsten Mord reicht.“[19] In Machiavellis „Herrschernovelle «Castruccio Castracani» [entwirft …] er seinen Modellfürsten, den «principe nuovo»“ (Neuer Fürst),[20] aber „«Il Principe» kennt keinen realen Akteur, der den Fürsten verkörpert. Als Typus ist er [der neue Fürst] - wiederum nach Hoeges - ein humanistisches Konstrukt, zusammengesetzt aus Mythos, Geschichte und Gegenwart, und als Projektion derealisiert.“[21] Das heißt, Machiavelli konstruiert einen Idealfürsten, der aber von keiner lebenden Person je erreicht werden kann. Moses kommt, so sieht es Hoeges, „mehr als jeder andere“ dem Idealfürsten nahe.

Il Principe beruht auf der Überzeugung Machiavellis, dass ein Herrscher nicht an die überlieferten ethischen Normen gebunden zu sein braucht. Hierbei orientiert er sich am Vorbild der katholischen Kirche seiner Zeit. Alexander VI. tat und sann nichts anderes als die Menschen zu hintergehen, und er fand auch immer Objekte, die sich hintergehen ließen. Es gab noch nie einen Menschen, der seine Beteuerungen wirkungsvoller vorgebracht, seine Versprechungen feierlicher beschworen und weniger gehalten hätte. Trotzdem gelangen ihm seine Betrügereien stets nach Wunsch; so gut kannte er die schwache Seite der Menschen.

Nach Machiavellis Auffassung kann sich ein Volk nie selbst aus einer Krise befreien. Dazu benötigt es einen von der virtù beseelten Menschen (uomo virtuoso), der es anführt und die Fundamente einer neuen staatlichen Struktur schafft und diese konsolidiert. Insofern ist Machiavelli eher ein rein politischer Denker als ein Philosoph. Die Herrschaft des idealen Fürsten garantiert eine politische Ordnung, von der Machiavelli annimmt, dass sie Voraussetzung für die Moral der Menschen sei. Aber aus der Moral entspringt die Sittlichkeit und aus dieser wiederum kann virtù erst wirken. Um die Menschen eines Volkes in die Lage zu versetzen die eigene virtù z. B. in einer Republik zu nutzen, bedarf es zunächst des „Aufbaus einer politischen Ordnung“, garantiert durch einen Fürsten.

Dieser Fürst muss seine Aufgabe zum Wohle des Gemeinwesens (Staatsräson) um jeden Preis erfüllen. Da er von Menschen umgeben ist, die unmoralisch, schlecht, faul und einfältig sind, darf er sich nicht durch moralische Aspekte in der Ausübung seiner Rolle einschränken lassen. Der Gebrauch von Gewalt ist nach Machiavelli gerechtfertigt, sogar zwingend notwendig, insofern sie dem Aufbau und Erhalt des Gemeinwesens dient. Wenn der Fürst die Wahl hat, von seinem Volk geliebt oder gefürchtet zu werden, so sei die Furcht vorzuziehen, denn sie sei ein verlässlicher Faktor. Er schreibt dazu:

„Ist es besser, geliebt zu werden als gefürchtet, oder verhält es sich umgekehrt? Die Antwort lautet, dass beides erstrebenswert ist; da man jedoch beides nur schwerlich miteinander verbinden kann, ist es viel sicherer, dass ein Fürst gefürchtet wird, als dass er geliebt wird, wenn er schon nicht beides zugleich erreichen kann.“

Im Idealfall wird der Herrscher zugleich geliebt und gefürchtet. Allerdings sollte der Fürst nichts tun, um gehasst zu werden, denn dies würde seinen Rückhalt im Volk zerstören – so rät Machiavelli klar davon ab, das Eigentum der Untertanen zu berühren. Notwendige Grausamkeiten müssen kurz und heftig sein, damit sie bald vergessen werden, aber Wohltaten sollten in kleinen Mengen erfolgen, damit die Erinnerung an sie lange hält. Der Fürst muss sich nur dann an ein gegebenes Wort halten, wenn es ihm Vorteile bringt. Schadet es dem Gemeinwohl, so muss er es brechen.

Dieses scheinbar unethische Verhalten darf jedoch auf keinen Fall das Ergebnis eigennütziger Intentionen sein, sondern ist lediglich als Mittel zum Erreichen eines höheren Ziels, nämlich zur Erhaltung des Gemeinwohls, einzusetzen. Machiavelli ist in seiner Formulierung hier recht eindeutig – die Verhaltensweisen des Fürsten bezeichnet er als „Verbrechen“, zu denen dieser zur Erfüllung seiner gerechtfertigten Aufgaben gezwungen ist. Der Fürst sollte moralisch handeln, solange die Notwendigkeit seiner Aufgabe es zulässt, und sich auch ständig den „Anschein“ eines moralischen Menschen geben, jedoch keine Scheu haben, augenblicklich von diesem Weg abzuweichen, sobald es im Namen des Gemeinwohls notwendig wird. Ob allerdings das Gemeinwohl im Denken Machiavellis etwas anderes ist als Stabilität und Erhaltung der eigenen Macht des Fürsten, wird in der Literatur kontrovers diskutiert.

Die Stadt-Republik Florenz um 1500

Der Republikaner

Nach der Überzeugung Machiavellis ist die Verfassung gut, die dem Staat erlaubt, seine geschichtlichen Aufgaben zu erfüllen. Machiavelli war zeitlebens ein überzeugter Republikaner. Die Alleinherrschaft eines Fürsten sollte schließlich nur eine Übergangsphase sein. Die Vertreter von Republiken handeln demnach eher im Sinne des Gemeinwohls als ein Alleinherrscher, der auch dynastische und egoistische Interessen besaß. Sie beteiligen eine große Menge an Menschen an dem politischen Prozess, was deren virtù (Tugend/Tüchtigkeit) fördert und sie in den Dienst des Staates stellt. Somit ist das politische Gebilde einer Republik stabiler, widerstandsfähiger und kraftvoller, weil es auf die virtù und das Potential von vielen Bürgern zurückgreifen kann, anstatt auf das eine des Fürsten. Als Beispiel nennt Machiavelli Rom, welches als Republik stark war und erst unter den Caesaren zugrunde ging. So schreibt Machiavelli in Discorsi:

Vergleicht man einen Alleinherrscher, der an Gesetze gebunden ist, und ein Volk, das durch diese im Zaum gehalten wird, so wird man beim Volk bessere Eigenschaften finden als beim Alleinherrscher. Vergleicht man beide in gesetzlosem Zustand, so wird man beim Volk weniger, kleinerer und leichter zu bessernde Fehler finden als bei einem Alleinherrscher.Discorsi, I-58, S. 152)

Dabei untermauert Machiavelli die These, dass die Verfassung der Republik nicht auf Harmonie ausgelegt sein dürfe. Es solle immer ein Konfliktpotenzial bestehen (z. B. zwischen Adel und Bürgertum), weil dieser Zustand die politische Aktivität (und damit die virtù) der Bürger wachhalte. Der Verfall einer Republik hingegen wird unter anderem dadurch eingeleitet, dass Parteibildung und Korruption ein Handeln für das Allgemeinwohl verhindern. Hinzu komme später der Verfall der Sitten.

Machiavelli und die Religion

Die Jesuiten und der Papst führten als erste eine Initiative zum Verbot von Machiavellis Schriften an. Dies war nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass Machiavelli die Katholische Kirche stark kritisiert hatte. Dabei wandte er sich nicht allgemein gegen Religionen, denn er war der Ansicht, dass die Religion wichtig sei, weil sie Moral vermittle und somit die Voraussetzung für die Sittlichkeit sei (und aus der Sittlichkeit kann virtù entspringen). Gleichzeitig vermittle sie auch Kraft, was bei dem Aufbau eines Staates ungemein wichtig sei. Doch das Christentum in Form der katholischen Lehre lehnte Machiavelli ab. Er meinte, dass das Christentum zu Demut und Zurückhaltung erziehe. Außerdem vermittele es den Menschen, dass es nicht lohne, im Diesseits etwas zu tun, wenn doch das Leben erst im Jenseits wirklich lohnend sei. Damit untergrabe, so Machiavelli, das Christentum die Entwicklung von virtù in den Menschen, denen es daher nicht gelinge, sich selbst zu befreien. Auch wandte sich Machiavelli gegen die Institution der Kirche, die er für den Sittenverfall in Italien verantwortlich machte.

Das Kriegswesen

Die wichtigste Machtstütze des Fürsten ist ein eigenes stehendes Heer. Nur darauf kann er seine Macht aufbauen, da es sowohl vor inneren als auch vor äußeren Feinden schützt. Dieses Heer muss er selbst anführen, denn das Kommando einem Feldherrn zu übertragen, untergräbt die eigene Autorität und macht den Fürsten angreifbar. Aus demselben Grund darf er auch keine Söldner anwerben, weil diese unzuverlässig sind, was lediglich der fortuna diene.

Eine Republik muss hingegen ein Volksheer unterhalten, wie es auch Rom getan hat. Dort kann man wiederum die virtù des Volkes nutzen und sie überhaupt erst begründen. Denn das Volk engagiere sich für das Gemeinwohl, wobei der Staat seine gesamte Kraft entfalte. Mit Söldnerheeren sei das nicht möglich, weil diese eigene Interessen verfolgten und sich im Falle einer Niederlage auflösten.

Machiavelli als Satiriker

Neben politischen und philosophischen Schriften verfasste er drei Komödien. Andria ist eine Übersetzung der gleichnamigen Terenz-Komödie. Die Mandragola ist eine eigenständige Komödie, die bis heute aufgeführt wird. Sie handelt von einem Jüngling, der sich in die Frau eines einflussreichen Florentiner Arztes verliebt und diese mit Raffinesse und Intrige erobert. Diese Komödie wurde vielfach als politische Allegorie gelesen. Ihr Entstehungsdatum (vermutlich 1518) ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Ihr folgt die 1525 uraufgeführte Komödie Clizia, eine Auftragsarbeit, die das Niveau der Mandragola nicht ganz erreicht. Clizia ist stofflich an die Casina von Plautus angelehnt, aber keine direkte Übersetzung mehr. Handlungsort und -zeit wurden vom antiken Griechenland ins zeitgenössische Florenz verlegt.

Zu Machiavellis satirischen Werken zählt neben frühen Spott- und Karnevalsliedern auch eine Novelle mit dem umfangreichen Titel:

Der Erzteufel Belfagor wird von Pluto auf die Erde gesandt, mit der Verpflichtung, eine Frau zu nehmen. Er kommt, nimmt eine Frau, und unvermögend ihren Hochmut zu ertragen, kehrt er lieber in die Hölle zurück, als sich wieder mit ihr zu vereinigen.

In Machiavellis Werken findet sich oft ein ausgeprägter Zynismus. In einem Brief an Francesco Guicciardini schreibt er:

Ich sage nie mehr, was ich glaube, und glaube nie mehr, was ich sage, und wenn mir doch einmal ein wahres Wort entschlüpft, verstecke ich es gleich hinter soviel Lügen, dass es nicht wieder zu finden ist.“

Machiavelli als Literat

Machiavellis dramatisches Schaffen umfasste sechs Werke, von denen nur die drei oben erwähnten erhalten sind. Während des Rinascimento und der Besinnung auf die alten Meister der Antike begannen um 1500 verstärkt Übersetzungstätigkeiten, die eng mit dem Prinzip der „imitatio“ verbunden waren. Neben der Dramengattung Tragödie erhielt die im Mittelalter gering geschätzte Komödie unter Berufung auf Terenz und Plautus einen höheren Stellenwert. Durch das die imitatio ergänzende Prinzip der aemulatio entstehen aus Machiavellis Feder das verloren gegangene Stück Le Maschere nach Aristophanes, von dessen Existenz wir durch Machiavellis Neffen Giuliano de’ Ricci wissen.

Rezeption

Nach Peter Schröder gibt es zwei Linien der Rezeption. Auf Betreiben der Jesuiten setzte Papst Paul IV. 1559 Machiavellis Werke auf den Index Librorum Prohibitorum. Damit begann die frühe, pure Ablehnung auf dem europäischen Kontinent in der Gegenreformation. Den 1576 erschienenen Contre-Machiavel schrieb Innocent Gentillet, ein Hugenotte, nach der Bartholomäusnacht. „Der Name Machiavelli wurde somit in den Glaubensstreit gezogen und seine Lehre von Katholiken und Protestanten gleichermaßen als moralisch niederträchtig desavouiert. Machiavellis schlechter Ruf wurde also bereits sehr früh und aufgrund einer relativ durchsichtigen Interessenlage begründet. Diesen Hintergrund muss man zumindest im Auge haben, wenn man die in Deutschland besonders folgenreiche Auseinandersetzung durch Friedrich von Preußen sinnvoll einordnen will.“[22]

Die zweite Linie der Überlieferung liegt in England und Schottland. James Harrington bezieht sich in seinem Hauptwerk The Commonwealth of Oceana ausdrücklich auf Machiavelli. Der Schotte Andrew Fletcher hat „sich den Republikanismus Machiavellis wie kaum ein anderer Denker in einer kleinen, aber bedeutsamen Schrift (Discouse of Goverment with relation to Militia´s, 1698) zu eigen gemacht.“[23]

Schröder erwähnt auch Montesquieus Werk Vom Geist der Gesetze, welches „ebenfalls unverkennbare Anlehnungen an Machiavellis Konzeption des Republikanismus aufweist.“[24]

Machiavellis Werk erfuhr eine Reihe von Deutungen, die von der reinen Lehre der Technik der Macht bis zum Aufruf zur Befreiung und Einigung Italiens reichten. Er entdeckte im Prinzip der Staatsräson das Grundgesetz der modernen europäischen Staatenwelt. Erst seit dem 19. Jahrhundert, durch den aufkommenden Nationalismus und insbesondere durch den Risorgimento, kam man allmählich dazu, seine übrigen Werke, vor allem die Abhandlungen über die ersten zehn Bücher des Titus Livius (1513), die Geschichte von Florenz (1521), und Von der Kriegskunst (1521) bei der Bewertung seiner Gedanken mit heranzuziehen.

Niccolò Macchiavelli (Statue bei den Uffizien in Florenz)

Die Auseinandersetzungen um Machiavelli begleiten die gesamte moderne Politische Theorie und Ideengeschichte bis hin zur Faschismustheorie und dem Begriff des Totalitarismus. Schon früh bildete sich die gegen die Machiavellianischen Anschauungen gerichtete Strömung des Antimachiavellismus, der zur Hauptsache Kleriker, Adelige, humanistische Philosophen, Freigeister, Aufklärer und Ethiker anhingen. Sie brandmarkten Machiavelli als Menschenfeind. Ihre berühmteste Schrift ist wohl der Antimachiavell Friedrichs des Großen, ein scharfer Angriff auf die im Fürsten vorgeschlagenen Wege, wenngleich Friedrich selbst diese Mittel einzusetzen verstand.

Andere bedeutende Protagonisten der Aufklärung wie Diderot oder Rousseau, sahen im Fürsten einen versteckten Angriff auf die Gewissenlosigkeit und Selbstsucht der Despoten. So steht in der Ausgabe zu Rousseaus Gesellschaftsvertrag von 1782: Unter dem Vorwand, die Könige zu unterweisen, hat er die Völker gründlich belehrt. Der Fürst von Machiavelli ist das Buch der Republikaner. (Machiavelli war ein ehrenwerter Mann und guter Bürger; da er jedoch an das Haus der Medici gebunden war, war er bei der Unterdrückung seines Vaterlandes gezwungen, seine Freiheitsliebe zu tarnen. Allein die Wahl seines abscheulichen Helden macht seine geheime Absicht deutlich, und wenn man die Grundsätze seines Buches Der Fürst denen seiner Abhandlung über Titus Livius und seiner Geschichte von Florenz gegenüberstellt, wird deutlich, dass dieser tiefgründige Politiker bis heute nur oberflächliche oder verderbte Leser gefunden hat. Der römische Hof hat sein Buch streng verboten, das will ich gern glauben; er nämlich wird am deutlichsten geschildert.)

Gedenktafel am Ort seines Geburtshauses (Via Guiccardini, Florenz)

Später, im Jahre 1807, griff Johann Gottlieb Fichte Machiavellis Theorien erneut auf. Er erblickte in ihnen brauchbare Ideen für den aufkommenden Nationalismus in Deutschland, weil die Situation in Italien zur Zeit Machiavellis mit derjenigen Deutschlands am Anfang des 19. Jahrhunderts vergleichbar erschien. Auch Georg Wilhelm Friedrich Hegel versuchte Machiavelli in dieser Weise zu aktualisieren. Johann Gottfried Herder und Friedrich Nietzsche befassten sich ebenfalls mit Machiavelli.

Die politische Philosophin Hannah Arendt greift immer wieder auf Machiavellis Gedankengut zurück. Sie schreibt, „daß Machiavelli als erster […] die Heraufkunft oder die Wiederkehr eines rein weltlichen Bereichs antizipierte, dessen Prinzipien und Verhaltensregeln sich von den Geboten der Kirche emanzipierte und dessen moralische Wertsetzungen von keiner Transzendenz mehr gegründet und begründet sein würden. Dies ist der eigentliche Sinn seiner vielfach missverstandenen Lehre, dass es in der Politik darum gehe, zu lernen, »nicht gut zu sein«, nämlich nicht im Sinne christlicher Moralvorstellungen zu handeln.“ [25] Nach Arendt vertrat Machiavelli eine klare Trennung zwischen Kirche und Staat. Ihr Fazit in ihrem Werk Über die Revolution lautet: „Erscheine, wie du sein möchtest, und meinte damit: Wie du in Wahrheit bist, hat für diese Welt und ihre Politik keine Bedeutung; sie besteht ohnehin nur aus Erscheinung, und das wahre Sein spielt in ihr keine Rolle …“ [26]

In seiner Vorlesung Die „Gouvernementalität“ bezieht sich Michel Foucault auf Machiavelli (vor allem auf Il Principe) und auf Anti-Machiavelli-Literatur (z. B. Thomas Elyot oder Guillaume de La Perrière) um das Konzept der Gouvernementalität zu entwickeln.[27]

Ausgaben/Übersetzungen

In deutscher Übersetzung:

  • Machiavelli: Der Fürst. 133 Seiten, RaBaKa Taschenbuch ISBN 978-3-940185-05-1 (mit einem Vorwort von Dr. Patrick Horvath)
  • Der Fürst, Insel-Verlag, Frankfurt a.M., ISBN 3-458-32907-2.
  • Discorsi, Insel-Verlag, Frankfurt a.M., ISBN 3-458-34251-6.
  • Discorsi (Gedanken über Politik und Staatsführung), Alfred-Kroener-Verlag, ISBN 3-520-37702-0.
  • Das Leben des Castruccio Castracani von Lucca, übersetzt und mit einem Essay zur Ästhetik der Macht hrsg. v. Dirk Hoeges, C. H. Beck, ISBN 3-406-43357-X.
  • La Mandragola, Frankfurt (Verlag der Autoren) 2000.
  • Niccolò Machiavelli – Mandragola, Italienisch/Deutsch; übersetzt von Helmut Endrulat, illustriert von Joachim John, hrsg. von Gero Alfred Schwalb und Hans-Peter Klaus; edition schapeti, Langenhagen 1996.
  • Dirk Hoeges, Niccolò Machiavelli. Dichter-Poeta. Mit sämtlichen Gedichten, deutsch/italienisch. Con tutte le poesie, tedesco/italiano, Reihe: Dialoghi/Dialogues: Literatur und Kultur Italiens und Frankreichs, Band 10, Peter Lang Verlag, Frankfurt/M. u. a. 2006, ISBN 3-631-54669-6.
  • Gesammelte Werke in einem Band, hrsg. v. Alexander Ulfig, Zweitausendeins, Frankfurt a.M. 2006, ISBN 978-3-86150-774-1
  • Geschichte von Florenz, (mit einem Nachwort von Kurt Kluxen), Zürich, o.J., Manesse Bibliothek der Weltgeschichte
  • Von der Regierungskunst eines Fürsten und Anti-Machiavel oder Versuch einer Kritik (anonym von Friedrich II von Preußen) mit einem Nachwort von Heiner Höfener, Harenberg, Dortmund 1978, ISBN 3-921846-50-1
  • Der Fürst, vocalbar-Verlag, Berlin Januar 2008, ISBN 3-939696-04-8. Auswahl der wichtigsten Kapitel und mit einem Nachwort versehen von Dr. Jörg Lehmann. Laufzeit: 76 Minuten.

Literatur

Weblinks

 Wikisource: Niccolò Machiavelli – Quellen und Volltexte (Italienisch)
 Wikisource: Niccolò Machiavelli – Quellen und Volltexte
 Commons: Niccolò Machiavelli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Dirk Hoeges: Niccolò Machiavelli. Die Macht und der Schein, München, 2000, S. 132
  2. a b Rudolf Zorn: Einleitung, S. XXV, In: Niccolò Machiavelli: Discorsi,Stuttgart, 1977
  3. Dirk Hoeges: Niccolò Machiavelli. Die Macht und der Schein, München, 2000, S. 101
  4. Dirk Hoeges: Niccolò Machiavelli. Die Macht und der Schein, München, 2000, S. 79
  5. Herfried Münkler, Machiavelli. Die Begründung des politischen Denkens der Neuzeit aus der Krise der Republik Florenz. Frankfurt a. M. ²2007, S.11
  6. Rudolf Zorn: Einleitung, S. XXXIX, In: Niccolò Machiavelli: Discorsi,Stuttgart, 1977
  7. a b c Rudolf Zorn: Einleitung, S. XL, In: Niccolò Machiavelli: Discorsi,Stuttgart, 1977
  8. Dirk Hoeges: Niccolò Machiavelli. Die Macht und der Schein, München, 2000, S. 10
  9. Peter Schroeder: Niccolo Machiavelli, Frankfurt, 2004, S. 44, FN4
  10. Dirk Hoeges: Niccolò Machiavelli. Die Macht und der Schein, München, 2000, S. 39
  11. Dirk Hoeges: Niccolò Machiavelli. Die Macht und der Schein, München, 2000, S. 44
  12. Peter Schroeder: Niccolo Machiavelli, S. 161
  13. Peter Schroeder: Niccolo Machiavelli, S. 42
  14. a b c Peter Schroeder: Niccolo Machiavelli, S. 160
  15. Peter Schroeder: Niccolo Machiavelli, S. 161, kursiv im Original
  16. Dirk Hoeges: Niccolò Machiavelli. Die Macht und der Schein, München, 2000, S. 37
  17. Dirk Hoeges: Niccolò Machiavelli. Die Macht und der Schein, München, 2000, S. 84
  18. Dirk Hoeges: Niccolò Machiavelli. Die Macht und der Schein, München, 2000, S. 98
  19. Dirk Hoeges: Niccolò Machiavelli. Die Macht und der Schein, München, 2000, S. 97
  20. Dirk Hoeges: Niccolò Machiavelli. Die Macht und der Schein, München, 2000, S. 63
  21. Dirk Hoeges: Niccolò Machiavelli. Die Macht und der Schein, München, 2000, S. 177
  22. Peter Schroeder: Niccolo Machiavelli, S. 134
  23. Peter Schroeder: Niccolo Machiavelli, S. 126f
  24. Peter Schroeder: Niccolo Machiavelli, S. 122
  25. Hannah Arendt: Über die Revolution, 1965; Piper, 4. Aufl. München 1994, S. 43
  26. Hannah Arendt: Über die Revolution, S. 129
  27. vgl. Foucault, Michel: Die "Gouvernementalität. In: Bröckling, Ulrich / Krasmann, Susanne/ Lemke, Thomas (Hrsg.): Gouvernementalität der Gegenwart. Studien zur Ökonomisierung des Sozialen.

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