Essen-Frohnhausen

Essen-Frohnhausen
Wappen von Frohnhausen
Wappen der Stadt Essen

Frohnhausen
Stadtteil von Essen

Lage von Frohnhausen im Stadtbezirk III Essen-West
Basisdaten
Fläche 3,62 km²
Einwohner 31.143 (31. März 2011)
Bevölkerungsdichte 8603 Einwohner/km²
Koordinaten 51° 27′ 3″ N, 6° 58′ 27″ O51.4508333333336.974166666666786Koordinaten: 51° 27′ 3″ N, 6° 58′ 27″ O.
Höhe 86 m
Eingemeindung 1. Aug. 1901
Räumliche Zuordnung
Postleitzahlen 45144, 45145, 45147
Stadtteilnummer 08
Bezirk Stadtbezirk III Essen-West
Bild
Marktplatz in Essen-Frohnhausen

Marktplatz in Essen-Frohnhausen

Quelle: Statistik der Stadt Essen

Frohnhausen ist ein Stadtteil im Westen der Stadt Essen.

Seine Geschichte begann als ländliche Ansiedlung von Höfen, und ist so über Jahrhunderte bezeugt. Erst im 19. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung stark an, da mit der Entwicklung von Tiefbauzechen und der benachbarten Kruppschen Stahlfabriken Arbeiter aus ganz Deutschland, dem Ausland und vor allem Polen hier ihr Auskommen zu verdienen suchten. Zwischen 1822 und 1895 hat sich die Frohnhauser Bevölkerung auf rund 5.700 Einwohner verzehnfacht. 1910 lag die Einwohnerzahl schon bei rund 27.300 Menschen. Dem entsprechend entwickelte sich innerhalb eines Jahrhunderts, besonders von der Firma Krupp unterstützt, eine ländliche Gegend zu einem dichtbesiedelten Wohnquartier samt nötiger Infrastruktur. Noch heute wohnen mehr als 5 Prozent aller Essener Bürger in dem einwohnerstärksten Stadtteil der Stadt.

An Frohnhausen grenzen im Westen Mülheim an der Ruhr und Schönebeck, im Norden Altendorf, im Osten das Westviertel und Holsterhausen und im Süden die Margarethenhöhe und Fulerum.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erste Erwähnungen

Wappen von Frohnhausen

Die Bauerschaft Frohnhausen bildete mit den Bauerschaften Holsterhausen und Altendorf jahrhundertelang das Dreibauerschaftsquartier, das dem Oberhof Ehrenzell angehörte, einem der sechs Oberhöfe des Stiftes Essen. Das Stift ernannte den Schultheiß eines Oberhofes, der gleichzeitig Richter in erster Instanz war. Ein Oberhof war eine Verwaltungseinheit, ein Vermittler zwischen den Bauerschaften, also den Unterhöfen, und dem Stift. Die Bauern zahlten Abgaben an den Oberhof, der diese an das Stift weitergab. Dem Oberhof Ehrenzell waren 56 Unterhöfe unterstellt. Im Oberhof Ehrenzell lebte der Stand der freien Adeligen. Der nächste Stand waren die frondienst- und zinspflichtigen Bauern, also die Bewohner der Bauerschaft Frohnhausen, die man auch als gemeine Freie bezeichnete. Der dritte Stand waren Leibeigene und Hörige. Hier gibt es die verbreitete Vermutung, dass der Name Frohnhausen in den Frondiensten seinen Ursprung haben könnte.

Das Dreibauerschaftsquartier lag auf dem Gebiet des Stammesherzogtums Sachsen, dessen Grenze zum Ostfrankenreich das Mühlbachtal bildete. Im Jahre 966 wurde der Oberhof Ehrenzell erstmals in einer Urkunde des Römisch-deutschen Kaisers Otto I. erwähnt, mit dieser der Oberhof samt Liegenschaften, Nutzungen und Rechten auf das Konvent des Damenstiftes Essen übertragen worden war. Eine Urkunde aus dem Jahr 1286 bezeugt, dass der Graf von Limburg das Vogteirecht des Oberhofes Ehrenzell an die Äbtissin Berta von Arnsberg verpfändet hatte. Eine weitere vor 1220 erstellte Urkunde erwähnte erstmals den Ort Frohnhausen mit neun Höfen, und als separate Siedlung Overrath mit vier Höfen. Die neun Höfe lagen westlich des ehemaligen Beerenbaches (Bärendelle).

Höfe und Kotten

Der Frohnhauser Siedlungskern bildete ein Haufendorf etwa in Nord-Süd-Richtung verlaufend, grob der heutigen Lüneburger Straße und der Busehofstraße folgend. Zu den neun Höfen gehörten:

  • der Stratmannhof, gegründet vor 1300, ursprünglich Gertrudis de Frohnhausen, ab 1818 zur Familie Bögel, Haus war bis 1940 erhalten
  • der Busehof, gegründet vor 1300, ursprünglich Boderichsmühle, Abriss 1934
  • der Hackenhof, gegründet vor 1300, Kölner Straße
  • der Niermannshof, gegründet vor 1300, ursprünglich Wennemar von Frohnhausen, auch Krusenhof, nach 1800 Familie Hegemann, 100 Morgen groß, lag an der heutigen Burckhardtstraße, 1902 an die Stadt Essen verkauft, Abriss 1913
  • der Pollerbergshof, gegründet vor 1300, 1904 als Bauland an die Stadt Essen verkauft, 1727 errichtetes Bauernhaus 1907 abgerissen, etwas später die Scheune aus dem Jahr 1834
  • der Pothof (andere Schreibweisen: Pothoff oder Potthoff), 1332 gegründet, ursprünglich Brendeken, stand auf dem Gebiet des heutigen Riehlparks, betrieb ab etwa 1870 die Gastwirtschaft Pothoff im Loch mit wichtigstem Veranstaltungssaal im Ort
  • der Ridderhof, gegründet vor 1300, bis 1900 bewirtschaftet, dann an die Stadt Essen verkauft, 1910 ließ Ridder auf dem Hofgelände eine Villa errichten, heutiges Gebiet der Fa. Auto Meister
  • der Wientgenhof, gegründet vor 1300, Scheune bis 1940 vorhanden
  • der Hof Schulte-Frohnhausen, gegründet vor 1300, später Silberkuhl, Abriss 1934/1935
Höfekreuz des Overathhofes
Unter Denkmalschutz stehendes Bauernhaus des Grotenhofes der ehem. Siedlung Overrath
Kotten von Wilhelm Distelkamp, erbaut 1797

Nördlich der neun Höfe lag das zu verschiedenen Höfen gehörende, in rechtwinklige Parzellen aufgeteilte Frohnhauser Feld. Vom Frohnhauser Platz bis zur Straße Pfingstfeldwende, die 1938 ihren Namen erhielt, lag das neun Morgen große Pfingstfeld, woraus der Holsterhauser Hof Kleinborg die Pflicht hatte, jährlich als Abgabe ein Huhn und den Naturalfruchtzehnten zu entrichten. In diesem Gebiet gab es mehrere Steinbrüche, unter anderem am heutigen Westpark. Das Langenfeld gehörte zum Bauern Pollerberg gen. Lange der dieses 1904 als Bauland an die Stadt Essen verkaufte.

Von der Siedlung Overrath mit einst vier Höfen existiert noch das renovierte und denkmalgeschützte, 1771 entstandene Bauernhaus des Grotenhofes.[1] Dieses brannte 1959 teilweise aus, wurde dann nach Leerstand und Vandalismus 1996 wiederhergestellt. Der Grotenhof (ursprünglich Johannes de Overrode) wurde vor 1220 gegründet, betrieb bis 1937 Landwirtschaft und hieß zuletzt Schulte-Silberkuhl. Der Overrathhof, der vor 1220 entstand und sich auf dem Gelände des heutigen Parkplatzes der Bezirkssportanlage Raumerstraße befand, wurde im Krieg 1944 zerstört. Das Höfekreuz des Overathhofes zeugt von der Frömmigkeit der bäuerlichen Frohnhauser Bevölkerung und steht seit 1960 an der Raumerstraße vor der Bezirkssportanlage. Der ebenfalls vor 1220 entstandene Pottgießerhof, ab 1871 zur Familie Bäcker, befand sich auf dem Areal des ehemaligen Vereinshauses Eigene Scholle und wurde 1937 abgerissen.

Das größte Waldgebiet im Bereich des Essener Damenstiftes war das Frohnhauser Holz, an dessen Rande im Spätmittelalter durch Erbteilung erste Kötteranwesen entstanden. 1835 wurde das Frohnhauser Holz aufgelöst. Auf dem gerodeten Land entstanden viele Kotten, also einfache Wohnhäuser. Ein noch bestehender Kotten befindet sich im Postreitweg, als Teil des ehemaligen Hellwegs. Dieses 1797 von Wilhelm Distelkamp errichtete Fachwerkhaus[2] stand in unmittelbarer Nähe des Distelkampshof. Der alte Kotten Auf der Lake, an der 1961 angelegten Wendeschleife der Straßenbahnlinie 109, musste im Jahre 2000 abgerissen werden, da er so marode war, dass auch engagierte Denkmalschützer ihn nicht mehr retten konnten.

Dieses alte Frohnhausen besaß keine eigene Kapelle oder Kirche, deshalb mussten die Frohnhauser über ein Feldkreuz bei der heutigen Apostelkirche nach Essen in die Kirche gehen.

17. bis 19. Jahrhundert

Rathaus der Bürgermeisterei Altendorf um 1890
älteste Kirche im Essener Westen: Lutherkirche

1689 wurde der Oberhof Ehrenzell nach ihrem Aufsitzer in Philipsenburg umbenannt.

Bereits im 15. Jahrhundert ist auf dem Gebiet Frohnhausens das älteste professionell betriebene Bergwerk des Ruhrgebietes nachgewiesen.[3] Im 16. und 17. Jahrhundert begann der Ruhrbergbau an den Hängen des Mühlenbaches. In den Mühlenbach mündete die Voßbecke, entspringend am Friedhof, dem heutigen Gervinuspark, verlaufend vorbei an der 1908 erbauten Villa im Vosse (Ecke Oncken-/Dollendorfstraße), über die Raumerstraße und den Lepsiusweg zum Bahndamm. Ebenfalls mündete die Hustenbecke, mit Verlauf durch die Kleingartenanlage am Postreitweg, und die Piepenbecke, der Straße Frettholz folgend, in den Mühlenbach. Der Bach, an dessen Lauf Frohnhausen sich ausbreitete, war der Beerenbach (genannt Bärendelle). Aus heutiger Sicht entsprang er beim Frohnhauser Platz, verlief entlang der Sybelstraße, durch den Riehlpark und durch die Siedlung Bärendelle nach Altendorf. Das Land an der Bärendelle galt als minderwertig und war noch um 1900 als Müllhalde benutzt worden. Im 17. Jahrhundert entwickelte sich zwischen dem heutigen Gervinuspark und der Onckenstraße eine dichtere Ansammlung von Kotten, die Vogenbeck genannt wurde.

Das Dreibauerschaftsquartier, bestehend aus Altendorf, Holsterhausen und Frohnhausen, wurde nach der Säkularisation 1803 der Munizipalität Borbeck zugeteilt.

1874 bildeten Frohnhausen, Holsterhausen und Altendorf die selbstständige Gemeinde Altendorf, deren erster und einziger Bürgermeister Wilhelm Kerckhoff war. Das Rathaus wurde 1876 erbaut und im Zweiten Weltkrieg zerstört. Es befand sich dort, wo seit 1952 die Kirche St. Mariae Geburt steht. Die Villa des Bürgermeisters stand auf einem Teil des heutigen Riehlparks. 1882 wurde mit Hilfe von Spenden der Firma Krupp die erste evangelische Kirche im Essener Westen, die Lutherkirche, gebaut. In diesem Jahr wurde auch die St. Antoniuskirche fertiggestellt, die nach Kriegszerstörung 1956 durch einen modernen Bau ersetzt wurde. Bis zum Jahre 1898 war Frohnhausen zwar landwirtschaftlich flächendeckend erschlossen, aber im Verhältnis zu den Nachbarorten Altendorf und Holsterhausen dünn besiedelt. In der Bürgermeisterei gab es aber bereits einen Plan, der ein dichtes Straßennetz, sich an der Falkensteinstraße (heute Berliner Straße) orientierend, zeigte.

Nach der Eingemeindung zu Essen 1901

1901 wurde Frohnhausen als Teil der selbständigen Bürgermeisterei Altendorf, welche mit etwa 66.000 Einwohnern als größte preußische Landgemeinde galt, zur Stadt Essen eingemeindet.

In den darauf folgenden Jahren änderte sich das Bild Frohnhausens rasant, denn die stark aufstrebende Industrie im Bergbau- und Stahlbereich benötigte viele Arbeitskräfte, für die zahlreiche Wohnsiedlungen errichtet wurden. Die Einwohnerzahl Frohnhausens hatte in den Jahren 1895 bis 1910 den höchsten Anstieg: von knapp 6.000 auf über 27.000. Der Essener Oberbürgermeister Erich Zweigert engagierte 1901 den Städteplaner Robert Schmohl als Leiter des Stadterweiterungsamtes. Landwirte und Hofbesitzer verkauften ihr Land als Bauland an die Stadt, die Firma Krupp, den Mülheimer Bergwerksverein oder an private Bauspekulanten. 1904 entwarf Robert Schmohl das Wohnviertel Pollerbergshof. Auf dem 1904 verkauften Grund des Hofbesitzers Pollerberg gen. Lange entstanden auch die 1913 geweihte Apostelkirche und der 1912 gegründete Frohnhauser Markt mit Jugendstilbrunnen. Bereits 1911 war die St.-Elisabeth-Kirche durch Carl Moritz fertig gestellt. Sie wurde 1944 zerstört, 1959 durch Emil Steffan wieder aufgebaut und ist heute die einzige römisch-katholische Kirche in Deutschland mit einer Bilderwand mit russisch-orthodoxen Motiven, einer sogenannten Ikonostase. 1910 schenkte die Friedrich Krupp AG der Stadt Essen ein Stück des ehemaligen Pfingstfeldes, mit der Bedingung, hier zwischen Hildesheimer und Liebigstraße einen Park auf dem ehemaligen Steinbruchgelände zu errichten, den heutigen Westpark. In diesem Zuge entstand 1910 bis 1912 die Siedlung Luisenhof. Weitere Siedlungen wurden unter Berücksichtigung von Hygiene und unter Einbeziehung von Parkanlagen errichtet. Im Gervinuspark, dem ehemals kommunalen Friedhof, befinden sich noch heute die Grabsteine der Familie des Bürgermeisters Kerckhoff der ehemaligen Altendorfer Gemeinde. Der Bauboom Anfang des 20. Jahrhunderts bescherte allerdings auch einen Überbestand an Wohnraum, so dass es besonders in den Jahren 1911 und 1912 zu vielen Überschuldungen und, in Folge, zu Zwangsversteigerungen kam. 1908 eröffnete die Krupp-Oberschule. 1912 entstand das heutige Bahnhofsgebäude des Bahnhofs Altendorf-Süd, heute Bahnhof Essen-West. Vorher diente ein ehemaliges Wohnhaus der Arbeiterkolonie Kronenberg auf der nördlichen Seite der damaligen Strecke der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft als Bahnhofsgebäude. Südöstlich des Bahnhofes steht das ehemalige Ledigenheim, welches von der Firma Krupp als Kost- und Schlafhaus für Arbeiter gebaut wurde. Nachdem es von 1927 bis 1939 das Ruhrland-Museum beherbergte, ist es heute das denkmalgeschützte Bürohaus West. Die Margarethe-Krupp-Stiftung ließ 1916 bis 1920 die am Westrand liegende Siedlung Breilsort für kinderreiche Arbeiterfamilien errichten, sowie vorher 1912 das Friedrichsbad an der Kerckhoffstraße. Nach Kriegsschäden wurde es 1948 wiedereröffnet. In den Jahren 1915 bis 1917 entstand die Siedlung Bärendelle nach Plänen von Robert Schmohl.

Zur Zeit der Weltkriege

Nach dem Bauboom, der bis zum Ersten Weltkrieg anhielt, stagnierte die Entwicklung des Stadtteiles bis zum Zweiten Weltkrieg, in dem Frohnhausen etwa zur Hälfte zerstört wurde. Eines der wenigen großen Bauvorhaben während der Zeit des Nationalsozialismus war der große Backsteinbau der Schule für Industrieberufe Essen-West (heute Berufskolleg), der in den Jahren 1939 bis 1941 errichtet wurde. Ab Ende der 1930er Jahre wechselte der Saal der ehemaligen Gaststätte des Pothofes den Besitzer und wurde von der Frohnhauser Ortsgruppe der NSDAP genutzt. In die Hänge des Mühlenbachtales wurden Luftschutzstollen gegraben. In einem Lager für Kriegsgefangene an der Raumerstraße wurden bis zu 1.500 sowjetische Kriegsgefangene auf engstem Raum zusammengepfercht, wobei sie an Unterernährung litten und unzureichendem Bombenschutz und menschenunwürdiger Behandlung ausgesetzt waren. Man setzte sie zur Zwangsarbeit in Kruppschen Betrieben ein. Auch auf dem nahegelegenen Overrathhof, wie auch in anderen landwirtschaftlichen Betrieben Frohnhausens, arbeiteten Zwangsarbeiter. Angrenzend gibt es den Tunnel Grunertstraße unter der heutigen Haupteisenbahnstrecke, in dem im Winter 1944/1945 etwa 170 Gefangene auf kleinstem Raum untergekommen waren. Im Tunnel war zeitweise eine Mauer als Abgrenzung zu den rund 1.000 französischen Kriegsgefangenen gezogen worden, die sich nördlich, auf dem Gelände des ehemaligen Nöggerathbades auf Altendorfer Gebiet, in einem Lager befanden. Auch sie wurden in den Kruppschen Betrieben eingesetzt. An der Adelkampstraße waren ebenfalls bis zu 300 Zwangsarbeiter untergebracht.

Nachkriegszeit

Im April 1945 wurde Frohnhausen, wie nach und nach alle anderen Stadtteile, von Amerikanern besetzt, die etwa Mitte Juni 1945 durch Engländer abgelöst wurden. Auf dem Gebiet des zerstörten Overrathhofes wurden Behelfsheime errichtet und auf den zugehörigen Feldern wurde wieder angebaut, und zwar noch bis um 1960 die Bezirkssportanlage gebaut wurde. Am 25. August 1945 konnte an der Berliner Straße die Postfiliale wiedereröffnet werden.[4] Im Herbst 1945 fuhren wieder Straßenbahnen von der Humboldtstraße zum Berzeliusplatz und später weiter über die Helenenstraße zum Jahnplatz.[5] Die Unterernährung der gesamten Bevölkerung war groß, denn das, was es auf Lebensmittelkarten gab, war wenig. Hilfsaktionen der Quäker brachten etwas zu essen in die Schulen. Im Dezember 1945 ordnete die britische Militärregierung die Schulspeisung an. Zudem gab es Lebensmittel aus Schweden, was durch Spenden der dortigen Bevölkerung zustande kam. Der Präsident des Schwedischen Roten Kreuzes, Graf Bernadotte, besuchte Anfang 1946 in Frohnhausen einen Bunker, eine Gaststätte und einen Kinderhort, um sich ein Bild der Verteilung der gespendeten Lebensmittel machen zu können.[6] Diese Schwedenspeisung fiel deutlich rationierter aus und konnte nur einige Monate ausgegeben werden. Kinder bis 6 Jahren, die von der Schulspeisung ausgeschlossen waren, wurden zeitweise durch das Schweizer Rote Kreuz versorgt. Diese Kleinkinderspeisung lief auch am 24. Februar 1947 wieder an.[7] In einigen Teilen Frohnhausens konnte im Frühjahr 1946 die Gasversorgung wieder aufgenommen werden.[8] Anfang 1947 war die schwer beschädigte Betriebszentrale der Konsumgenossenschaft Essen an der Berliner-/Ecke Kerckhoffstraße wieder hergerichtet, die eine Bäckerei eröffnete, die 60.000 Brote täglich backen konnte.[9] Im Februar 1947 fielen die Temperaturen bis auf -20 °C, woraufhin man in Schulen und Ämtern Wärmestuben einrichtete. Der Hunger in der Nachkriegszeit war enorm. Beispielsweise wurden auf dem Friedhof an der Gervinusstraße beschädigte Steine von Kindergräbern beseitigt, um dort Gemüse anzubauen.[10] Im Juli 1948 hatten sich in Frohnhausen durchschnittlich 2,14 Personen einen Raum geteilt.[11] Im September 1948 begannen die Ratsherren mit Oberbürgermeister Gustav Heinemann persönlich mit der Schaufel mit dem Aufräumen der Trümmer am West-Bahnhof vor der Schule für Industrieberufe, dem heutigen Berufskolleg West. Die Berufsschüler übernahmen diese Arbeit später.[12] Im Januar 1949 wurde in der Frohnhauser Straße 422 im Saal der Gaststätte Stens ein Kino mit 450 Plätzen eröffnet.[13] Im noch nicht wieder überdachten West-Bahnhof, der spöttisch Wasserbahnhof genannt wurde, eröffnete im März 1949 die komplett wiedererrichtete Bahnhofsgaststätte.[14] Am 6. September 1949 wurde das durch das Schwedische Rote Kreuz gestiftete Schwedenheim in der Hildesheimer Straße als Kindertagesstätte eröffnet.[15] Bereits im April des Jahres verließen die Schweden, die die Kinder in den vergangenen vier Wintern mitversorgten, die Stadt. Zum Dank benannte man in Bredeney eine Straße nach Graf Bernadotte.[16] Im Juni 1949 begann die Errichtung der Notkirche durch Otto Bartning an der zerstörten Apostelkirche, die dann am 30. Oktober eingeweiht wurde. Seit 1989 stellen viermal im Jahr zeitgenössische Künstler hier ihre Werke aus. Bereits 1948 begannen die Arbeiten an der St.-Antonius-Notkirche.[17]

Frohnhauser Schulen

1685 wird erstmals urkundlich eine Schule genannt, die auf Initiative und mit Einwilligung der Fürstäbtissin Anna Salome von Salm-Reifferscheidt entstehen konnte. Diese katholische Bekenntnisschule lag im Schnittpunkt der drei Dörfer Frohnhausen, Altendorf und Holsterhausen, damals am Nölkesbusch, an der Stelle, wo sich der Schulhof der 1961 eröffneten Bertha-Krupp-Schule befindet; damals Mädchenrealschule, heute Realschule für Jungen und Mädchen. Die heutige Cosmas und Damian-Schule geht auf diese erste Dorfschule Frohnhausens zurück. In dem einen Klassenraum dieser Dorfschule wurden nicht nur die Kinder der Dreibauerschaft, sondern auch die aus den umliegenden Orten Bochold, Schönebeck, Rüttenscheid und sogar Essen unterrichtet. Das gelang, da es keine Schulpflicht gab und viele Kinder auf den Höfen arbeiten mussten, und daher nicht oder nur unregelmäßig in die Schule gingen. 1891 wurde das Gebäude der ersten Schule in Frohnhausen abgerissen.[18]

Um 1813 errichtete man ein neues Schulgebäude unweit der alten Dorfschule, dort, wo heute die Turnhalle des Alfred-Krupp-Gymnasiums steht. Es war die erste Katholische Volksschule in Frohnhausen. Zu dem anfänglich einen Unterrichtsraum wurden, aufgrund der stark anwachsenden Bevölkerung, weitere vier im Laufe der Jahre angebaut, in denen 1854 in fünf Klassen 400 Schüler unterrichtet wurden. Die Frohnhauser Schule wurde 1859 durch eine neue Schule in Rüttenscheid (eine Klasse), ein Jahr später durch eine neue Schule in Altendorf (zwei Klassen), und weitere drei Jahre später durch eine neue Schule in Holsterhausen (zwei Klassen) entlastet. Doch die immer schneller wachsende Schülerzahl zwang 1871 zum Bau einer zweiten Katholischen Volksschule in Frohnhausen mit zwei Räumen. Sie lag an der Hamburger- (damals Mühlenstraße), Ecke Frohnhauser Straße (damals Essen-Mülheimer-Chaussee). Dazu kam 1872 noch die erste Evangelische Volksschule mit zwei Räumen. In das evangelische Volksschulgebäude an der Essen-Mülheimer-Chaussee zog 1925 die Knaben-Mittelschule Essen-West ein; die Knaben wurden von der 1918 gegründeten Mittelschule an der Altendorfer Straße getrennt, die seit 1922 auch Mädchen besuchen durften. Die Knaben-Mittelschule Essen-West musste 1939 ins heutige Alfred-Krupp-Gymnasium umziehen und konnte nach Kriegsende als gemischte Schule wieder zurück. 1961 trennte man erneut, die Mädchen zogen in ein eigenes Gebäude an der Kerckhoffstraße. Seit 1974 heißt die Schule im Gebäude an der Mülheimer Straße Realschule für Jungen und Mädchen Essen-West.[19]

1900 eröffnete die Katholische Volksschule IV, aus der die Gervinusschule hervorging. Nach der Eingemeindung zur Stadt Essen 1901 erhielt die zweite katholische Volksschule den Namen Katholische Volksschule XVIII, auf deren Gelände am 23. April 1912 schließlich das große Gebäude der heutigen Elisabeth-Grundschule eingeweiht wurde. Sie trug zwischen 1939 und 1945 den Namen Herderschule, wobei ihre Klassenräume zur Zeit des Zweiten Weltkrieges auch als Zwangsarbeiterlager für 180 Osteuropäer genutzt wurden, die im Auftrag der Stadtverwaltung meist Trümmer beseitigen mussten.[20] Nach 1945 hieß sie Katholische Herderschule und seit 1958 heißt sie Elisabethschule.[21]

In der Siedlung Bärendelle wurde um 1910 die seit 1994 unter Denkmalschutz stehende Volksschule Bärendelle, später Hauptschule, vom Architekten Albert Erbe errichtet.[22] Obwohl das Gebäude seit 2007 saniert wird, wurde die Hauptschule Bärendelle im Sommer 2011 geschlossen, ebenso die städtische Gemeinschaftshauptschule Adelkampschule.[23]

Frohnhausen heute

S-Bahn-Haltepunkt Essen-Frohnhausen
S-Bahn-Haltepunkt Essen-West

Essen-Frohnhausen ist heute ein relativ günstiges, dicht besiedeltes Wohngebiet nahe am Stadtzentrum. Es besteht aus vielen ehemaligen Werkssiedlungen, wie beispielsweise dem Luisenhof, der Siedlung Bärendelle, der Siedlung Breilsort oder der späten Siedlung Pottgießerhof. Inmitten der zahlreichen Wohngebiete gibt es noch heute mehrere, ursprünglich zur Erholung von Krupparbeitern angelegte Parks, wie den Riehlpark, den Westpark, den Gervinus- oder den Alfredspark. Am Marktplatz, in der Berliner Straße, und rund um den Gervinusplatz, gibt es umfangreichen Einzelhandel, diverse Banken und eine große Postfiliale.

Sportstätten

Im Westen des Stadtteils gibt es die Helmut-Rahn-Sportanlage, bis Februar 2010 Bezirkssportanlage West genannt, mit Fußballplätzen, einem Handball-Leistungszentrum und einer Rollsport-Arena, welche den Verein SHC Rockets Essen 1985 beheimatet. Am Bahnhof Essen-West befindet sich seit 1972 die Eissporthalle Essen-West, die täglich von der Öffentlichkeit genutzt werden kann. Dort finden sowohl Eis-Discos wie auch Eishockeyspiele statt. Ein Heimspiel hat hier seit 1994 immer der ESC Moskitos Essen. Am S-Bahn-Haltepunkt Frohnhausen liegt das Freizeitbad Oase mit kleinem Außenbecken, das am 1. April 2010 geschlossen wurde.[24] Das Freibad West an der Nöggerathstraße wurde 1968 eröffnet und 2000 auch aus Kostengründen geschlossen. In der Nähe des Haltepunktes Essen-West gibt es mit dem Hallenbad Friedrichsbad das älteste noch in Betrieb befindliche Schwimmbad der Stadt Essen, das nur zu bestimmten Zeiten der Öffentlichkeit zugänglich ist und in den anderen Zeiten von Schulklassen, Vereinen etc. genutzt wird.

Bildung

In Frohnhausen gibt es fünf Grundschulen (Berliner Schule, Cosmas und Damian-Schule – ehemals: Grundschule a.d. Berliner Str., Elisabeth-, Gervinus- und Herderschule), zwei Realschulen (Bertha-Krupp-Schule, Realschule Essen-West), ein Gymnasium (Alfred-Krupp-Schule) [das zum Teil auch auf Holsterhauser Gebiet liegt], zwei Sonderschulen (Theodor-Fliedner- und Nelli Neumann-Schule) und drei Berufskollegs (Berufskolleg West, Heinz-Nixdorf-Berufskolleg für Elektrotechnik, Informations- und Telekommunikationstechnik, Rheinisch-Westfälisches Berufskolleg Essen).

Verkehr

Das dichte Straßennetz ist mit der Anschlussstelle Frohnhausen direkt mit der A 40 verbunden. Zwischen den Fahrspuren der Autobahn verkehrt die U-Bahnlinie U 18, deren Haltepunkte Wickenburgstraße und Breslauer Straße auf Frohnhauser Gebiet liegen.

Zu Frohnhausen gehören der S-Bahn-Haltepunkt Essen-Frohnhausen und der Bahnhof Essen-West. Dort halten die S-Bahnlinien S1, S3 und S9 (nur Essen-West).

Die Straßenbahnen der EVAG der Linien 106 und 109, sowie die Buslinien 138 (nach Mülheim), 145, 147, 160, 161 und 196 sowie die Nachtexpresse NE10 und NE14 sind mit Frohnhausen verbunden.[25]

Weblinks

 Commons: Essen-Frohnhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der Grotenhof in der Denkmalliste der Stadt Essen
  2. Kotten Distelkamp von 1797 in der Denkmalliste der Stadt Essen
  3. ESSEN.IM WESTEN. – EIN STARKES STÜCK ESSEN; Essen Marketing GmbH 2006, Broschüre, Seite 28 (PDF-Datei 4,3MB)
  4. Nachrichten vom 25. August 1945
  5. Nachrichten vom 17. Oktober 1945
  6. Rheinische Post: Graf Bernadotte in Frohnhausen; 9. März 1946
  7. Rheinische Post: Wieder Kleinkinderspeisung; 19. Februar 1947
  8. Rheinische Post: Gasversorgung; 27. März 1946
  9. Neue Ruhr Zeitung NRZ: Konsumbäckerei kann täglich 60.000 Brote backen; 25. Januar 1947
  10. Rheinische Post: Pietät; 4. Juni 1947
  11. Rheinische Post vom 17. Juli 1948
  12. Rheinische Post: vom 20. Oktober 1948
  13. Neue Ruhr Zeitung: Urania-Filmbühne eröffnet; 31. Januar 1949
  14. Neue Ruhr Zeitung: Ein Geschenk für Essen-West; 23. März 1949
  15. Rheinische Post: Einweihung des schwedischen Kinderheims – Ein Festtag für den Stadtteil Frohnhausen; 7. September 1949
  16. Neue Ruhr Zeitung: Essens Dank: Graf Bernadotte Straße; 9. April 1949
  17. Rheinische Post: Zwei Notkirchen im Aufbau; 16. Juli 1949
  18. 300 Jahre Schule in Frohnhausen – Festschrift zum Jubiläum der Katholischen Grundschule an der Berliner Straße (heutige Cosmas und Damian-Schule)
  19. Chronik der Realschule für Jungen und Mädchen Essen-West
  20. Gedenktafel vor der Schule
  21. Elisabethschule Geschichte
  22. Auszug aus der Denkmalliste der Stadt Essen, Schulgebäude Bärendelle, zuletzt gesichtet am 10. August 2011
  23. Lokalkompass Essen-West vom 25. August 2011
  24. Stadtspiegel Essen - West Anzeiger vom 30. Januar 2010: Oase macht zum 1. April dicht
  25. Essener Verkehrs-AG

Außerdem als Quelle genutzt wurden die Schriften:

  • Arbeitskreis Frohnhauser Geschichte: Frohnhausen – Das verlorene Dorf
  • Arbeitskreis Frohnhauser Geschichte: Frohnhauser Kotten und Höfe

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