Essen-Frintrop

Essen-Frintrop
Wappen von Frintrop
Wappen der Stadt Essen

Frintrop
Stadtteil von Essen

Lage von Frintrop im Stadtbezirk IV Borbeck
Basisdaten
Fläche 1,96 km²
Einwohner 8510 (31. März 2011)
Bevölkerungsdichte 4342 Einwohner/km²
Koordinaten 51° 28′ 50″ N, 6° 54′ 22″ O51.4805555555566.906111111111176Koordinaten: 51° 28′ 50″ N, 6° 54′ 22″ O.
Höhe 76 m
Eingemeindung 1. Apr. 1915
Räumliche Zuordnung
Postleitzahlen 45359, 45357
Stadtteilnummer 18
Bezirk Stadtbezirk IV Borbeck
Bild
Blick von Norden auf Essen-Frintop (2009)

Blick von Norden auf Essen-Frintop (2009)

Quelle: Statistik der Stadt Essen

Frintrop (auf Borbecker Platt Frentrop genannt) ist der westlichste Stadtteil der Stadt Essen, wobei er an die Nachbarstadt Oberhausen grenzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Frühgeschichte

Stadtteilwappen von Frintrop

Die älteste urkundlich belegte Schreibweise, aus dem 13. Jahrhundert überliefert, lautet Vrilincdorpe. Nach neueren Erkenntnissen ist der Name keltischen Ursprungs und weist auf eine ehemals feuchte und sumpfige Landschaft in den Siepentälern hin. Zuvor nahm man an, dass der Name vom altsächsischen Begriff der fringli, also den Freien, herrühre. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, als die Industrialisierung im Ruhrgebiet bereits in vollem Gange war, waren Frintrop und Umgebung Bauernland. Die meisten Höfe lagen verstreut in unmittelbarer Nähe des Hellwegs, des wichtigen Handelswegs, der über Frintrop führte. Dazu gehörten die Bauerngeschlechter Breukelmann (danach benannt die Straßen Breukelmannhof und Breukelmannhang), sowie Kauke und Knotte. Die Familie Knotte stellte das Grundstück zum Bau der Pfarrkirche Sankt Josef zur Verfügung, zumal der Landwirt Wilhelm Knotte Erster Vorsitzender des damaligen Kirchbaukomitees gewesen war und über große Ländereien in Frintrop verfügte. Rund um Frintrop existierten beispielsweise die Bauernhöfe Frintrop, Ressing, Rotthäuser, Terboven, Halfmann, Hüttmann und Eschenbruch. Zu den ältesten Familien in der Bauernschaft Frintrop gehörten neben den Bauern Frintrop die Familie Stöckmann. Der Hof to Stocken, wie der Stöckmannshof damals genannt wurde, umfasste noch vor 200 Jahren 23 Morgen Acker sowie vier Morgen Busch und Wald. Heute leben noch zahlreiche Nachkommen der beiden Familien in Frintrop und Umgebung.

Hugenotten, deren Vorfahren nach der Bartholomäusnacht vom 24. August 1572 aus Frankreich flüchteten, sich am Niederrhein in Wachtendonk niederließen, fanden in Tuchwebereien in Frintrop Arbeit und somit eine neue wirtschaftliche Existenz. Familien mit dem typischen Namen Quay sind sämtlich Handwerker. In Unterfrintop, an der Ecke Jagdstraße/Unterstraße, steht das Pestkreuz, ein Wegekreuz, dass die Bewohner zum Dank aufstellten, als die europaweit ausgebrochene Pest auf ihr flehentliches Bitten hin 1668 ihren Landstrich verschont hatte. Auch in Oberfrintrop steht an der Ecke Heil-/Frintroper Straße seit Beginn des 18. Jahrhunderts ein Wegekreuz, das als Wallfahrtskreuz dient, an dem sich jedes Jahr Pilger zu einer Fußprozession nach Kevelaer treffen. Doch schon seit 1666 findet diese jeweils am Freitag vor Mariä Himmelfahrt statt.

19. und 20. Jahrhundert

St.-Josef-Kirche
Herz-Jesu-Kirche

In Frintrop existierte von 1905 bis 1925 der Schacht Kattendahl. Er gehörte zur Zeche Königsberg in Oberhausen und diente als Wetterschacht und zur Einfahrt der Bergleute. Im Jahre 1932 wurden die Übertageanlagen abgebaut. Der Schacht wurde erst im Jahre 1959 endgültig verfüllt. Heute ist das ehemalige Zechenterrrain an der Einmündung der Straße Kattendahl zur Oberhauser Straße eine Grünfläche mit Freizeit- und Erholungswert. Aufgrund der aufstrebenden Industrie zogen seinerzeit viele Arbeitssuchende nach Frintrop. Viele Handwerker, teils aus Ostpreußen, Schlesien, aber auch aus dem gesamten übrigen Deutschland und auch aus Österreich und Italien, siedelten sich an und machten sich selbständig. Die ersten selbständigen Handwerksfirmen werden im Adressbuch von 1905 benannt. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es noch mal einen Zuzug aus den ländlichen Gegenden, denn die Industrie brauchte immer mehr Arbeitskräfte. Es gab zwei Baugeschäfte (in der zweiten Generation), Johann Katemann und Sebastian Mengel, die Wohnraum für die zugezogenen Menschen schufen. Alteingesessene Bauernfamilien wurden durch Verkauf von Bauland sehr wohlhabend, da die Verkaufserlöse ein Vielfaches von dem einbrachten, was man sonst durch schwere Arbeit erwirtschaften musste. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in den Jahren 1950 bis 1970 wurden zahlreiche große, nach modernen Maßstäben geplante Siedlungen, mit komfortablen Wohnungen, auf den noch zahlreichen, bislang landwirtschaftlich genutzten Flächen, gebaut. So erhöhten sich stetig die Einwohnerzahlen und ebenfalls die Grundstückspreise. Bauträger waren hier vornehmlich die Firmen Krupp, die Wohnungsgesellschaft Dümpten GmbH (später Thyssen Bauen und Wohnen) und Allbau. Auch durch private Bauträger wurde das Ortsbild nachhaltig verändert.

Als heute markanter Punkt Frintrops gilt der 1897 fertiggestellte Wasserturm, welcher sich allerdings auf dem Gebiet des benachbarten Stadtteiles Bedingrade befindet. 1874 wurde in Oberfrintrop mit dem Bau der Kirche Sankt Josef begonnen. Es entstand eine dreischiffige neugotische Hallenkirche mit Kreuzrippengewölbe auf Rundpfeilern, deren Konsekration im September 1897 stattfand. Seit 1994 steht sie unter Denkmalschutz[1]. Am 31. Mai 1908 wurde in Unterfrintrop der Grundstein für eine Notkirche gelegt, die am 4. Oktober 1908 eingeweiht wurde.[2] Diese stellte den Vorgänger der in den Jahren 1952/1953 errichteten katholischen Herz-Jesu-Kirche dar, die im Jahr 2008 im Rahmen der Abwicklung der katholischen Kirche abgerissen wurde[2]. Bereits 1893 wurde mit dem Bau der evangelischen Gnadenkirche auf dem Schildberg begonnen, die in den 1920er Jahren den Westturm und das Seitenschiff als Anbau erhielt. Nach schweren Kriegsschäden wurde die Gnadenkirche 1948 wiedergeweiht[3]. Seit 1881 gibt es ein Postwesen in Frintrop. Der letzte Standort des Postamtes Frintrop wurde im Jahre 2007 aufgehoben und die postalischen Dienstleistungen in Geschäften des örtlichen Einzelhandels integriert.

Bevor eine elektrische Straßenbahn ab etwa 1898 die Strecke Borbeck-Dellwig-Unterfrintrop, und ab 1912 vom Essener Hauptbahnhof über Borbeck-Fliegenbusch nach Frintrop fuhr, verkehrte zweimal am Tag ein Pferdeomnibus der Spedition van Eupen von Frintrop dorthin. Die Eisenbahnstrecke Köln-Minden der gleichnamigen Gesellschaft, welche im Jahre 1843 gegründet worden war, wurde gebaut. Am 5. Oktober 1930 wurde auf dem Gebiet Frintrop-Dellwig bis nach Oberhausen der bis dahin größte Güterverschiebebahnhof in Europa geschlossen und seine Aufgaben an den neuerrichteten Verschiebebahnhof Osterfeld Süd verlegt. Aus dem Frintroper Verschiebebahnhof wurde der Gleispark Frintrop mit Wanderwegen. An der Ecke Unter- und Dellwiger Straße gab es ein Gebäude, das der Volksmund Übernachtung nannte (heute befindet sich an dieser Stelle das Seniorenheim Papst-Leo-Haus) und in dem sich viele kleine Einzelkammern befanden. Im Untergeschoss dieses Gebäudes gab es eine Badeabteilung mit Dusche und Wannenbädern, die auch von den Bürgern für ein Entgelt von 20 Pfennigen je 30 Minuten Badezeit benutzt werden durfte. Schlafen durften hier nur Eisenbahner, die mit den Güterzügen zum Verschiebebahnhof kamen und erst am nächsten Tag weiterfuhren. Es wohnen auch viele Eisenbahner in Frintrop und Umgebung. Entsprechender Wohnraum entstand in unmittelbarer Nähe zur Köln-Mindener Strecke. In Unter-Frintrop, vor allem um den Verschiebebahnhof, entstanden sehr viele Gaststätten, für die Bahnbediensteten genauso wie für die zahlreichen Hütten- und Zechenarbeiter, die hier nur als Ledige wohnten. Noch heute gibt es in Frintrop Lokalitäten aus jener Zeit.

Zugehörigkeiten

Frintrop gehörte zum Bürgermeisteramt Borbeck bis zur Eingemeindung zur Stadt Essen im Jahre 1915. Bei dieser Kommunalreform musste Frintrop mehr als die Hälfte seiner Fläche, nämlich 272 Hektar mit rund 5.000 Einwohnern, an die Stadt Oberhausen abtreten.

Straßennamen

Der Höhenweg verbindet Ober- und Unterfrintrop. Wegen der lockeren Bebauung war es nicht üblich, Namensschilder am Anfang und Ende einer Straße zu setzen. Diese Funktion erfüllten die Hausnummernschilder, die außer der Hausnummer in kleiner Schrift den Straßennamen verzeichneten. Ortsunkundige fanden auch so abgelegene Gebäude. Bei der geringen Größe der Schilder waren kurze Namen zweckmäßig – so erfand der Bürgermeister Rudolf Heinrich um 1890 Kurzformen wie Roll-, Poll- oder Zollstraße. Die Glockenstraße hieß früher Glückstraße – vielleicht, weil man in der Glückstraße die Glocken von der Kirche Herz Jesu hören und sehen konnte.

Schulen

Schulen gab es zu Anfang fünf: die Bedingrader-, die Neerfeld-, die Höhenweg-, die Baustraßen-Schule und Alte Stifterschule. 2008 gibt es noch die 1960 erbaute Altfriedschule (früher Schule Frintrop I) an der Frintroper Höhe (Frintroper Straße),die Stifterschule (Schule Frintrop II) und die Neerfeldschule (Walter-Pleitgen-Schule, vormals Richthofenschule, Schule Frintrop III) an der Straße Im Neerfeld/Ecke Frintroper Straße. Hier befand sich von Oktober 1944 bis April 1945 ein Sonderlager der Gestapo.

Gastwirtschaften

In Oberfrintrop stand in den Jahren 1891 bis zum Abbruch wegen Baufälligkeit 1917 ein hölzerner Aussichtsturm in der Garten-Wirtschaft Vosskühler (Frintroper Höhe), Ecke Turmstraße, die heute Höhenweg heißt, mit Ausblick besonders nach Oberhausen, Osterfeld und Bottrop, über das westliche Emschertal. Die Gastwirtschaft existiert noch heute an dieser Stelle, allerdings in einem neuerem, 1972 errichteten Gebäude. Es gab einige Gartenwirtschaften in Frintrop, in denen an Sonntagen Musik-Kapellen zum Tanz spielten. In der Garten-Wirtschaft Toni Müller, Ecke Höhenweg/Neerfeldstraße, gab es einen Teich, der im Sommer zum Kahn fahren und im Winter zum Schlittschuh laufen einlud. Dazu spielte eine Kapelle Musik. Einige alteingesessene Gaststätten gibt es auch noch heute. So das Stammhaus, welches auf eine jahrhundertealte Tradition zurückblicken kann (bis zurück in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges 1618-1648), das Haus Püttmann (seit August 2008 nicht mehr in Familienbesitz und unter neuer Namensgebung), die Gaststätte Wienert an der Unterstraße/Ecke Höhenweg und das Gasthaus Stöckmann an der Oberhauser Straße. Es gibt noch weitere Gaststätten am Ort, welche bereits sehr lange bestehen, die aber häufige Pächter- oder Besitzerwechsel erlebten.

Charakter

In Frintrop überwiegt dichte Wohnbebauung mit Grünflächen. Ein Mittelzentrum gibt es zwar nicht, aber Einkaufsmöglichkeiten gibt es an der Frintroper Straße, Himmelpforten und dem unteren Höhenweg. Der etwas ländliche und auch kleinstädtische Charakter Frintrops ist bis in die Gegenwart in Teilen erhalten geblieben. So findet man noch landwirtschaftlich genutzte Bereiche und Grünflächen wie das Barchembachtal und das Hexbachtal, welche zum Teil auch unter Naturschutz stehen. Am renaturierten Läppkes Mühlenbach steht die ehemalige Läppkes Mühle als Teil des heutigen Reiterhofes. Der Stadtteil besteht grundsätzlich aus zwei Ebenen, Oberfrintrop mit der St.-Josef-Kirche in der Himmelpforten und Unterfrintrop mit dem Leoplatz (früher Standort der Herz-Jesu-Kirche). Oben und unten entsteht aus der Randlage des Ortes am Südhang des Emschertales. Der Schildberg bietet eine Weitsicht über dieses Tal.

Öffentlicher Personennahverkehr

Im Personennahverkehr Frintrops verkehren die Straßenbahnlinie 105 sowie die Buslinien 143 und 185 und die Nachtexpress-Linien (Bus) NE11 und NE12 der Essener Verkehrs-AG[4]. Endhaltestellen der Straßenbahnlinie 105 sind an der Unterstraße zur Stadtgrenze nach Oberhausen und auf der Frintroper Höhe, wo sich eine Gleisschleife befindet.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Auszug aus der Denkmalliste der Stadt Essen
  2. a b Westdeutsche Allgemeine Zeitung v. 7. Januar 2008 und 14. September 2008 - Nach 100 Jahren naht Abschied/Abschied für immer 100 Jahre Herz-Jesu
  3. Homepage der Gemeinde Dellwig-Frintrop-Gerschede
  4. Essener Verkehrs-AG

Literatur

  • Katholische Pfarrgemeinde Sankt Josef, Frintrop: 100 Jahre in und um St. Josef Essen-Frintrop 1877-1977, Essen 1977
  • Katholische Pfarrgemeinde Sankt Josef, Frintrop: 125 Jahre St. Josef Essen-Frintrop, Essen 2002
  • Wulf Mämpel/Kai Süselbeck (Hrsg.): Gesichter einer Stadt, Klartext-Verlag, Essen 2004, ISBN 3-89861-313-5
  • Veröffentlichungen in der Wochenzeitung Borbecker Nachrichten, Erscheinungsort Essen-Borbeck
  • Frank Radzicki: „Das Postwesen in Frintrop-Fast so alt wie unsere Pfarrei“ Katholische Pfarrgemeinde St. Josef /Gemeindebrief 2/2007, Ausgabe Nr. 63, Essen-Frintrop 2007

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