Männedorf

Männedorf
Männedorf
Wappen von Männedorf
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Zürich
Bezirk: Meilenw
Gemeindenummer: 0155i1f3f4
Postleitzahl: 8708
Koordinaten: (694844 / 234605)47.2555498.691668419Koordinaten: 47° 15′ 20″ N, 8° 41′ 30″ O; CH1903: (694844 / 234605)
Höhe: 419 m ü. M.
Fläche: 4.78 km²
Einwohner: i10'437 (31. Dezember 2010)[1]
Website: www.maennedorf.ch
Männedorf

Männedorf

Karte
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Männedorf (Mänidorf im lokalen Dialekt Zürichdeutsch) ist eine politische Gemeinde in der Schweiz. Sie liegt am oberen rechten Zürichseeufer im Bezirk Meilen im Kanton Zürich.

Inhaltsverzeichnis

Wappen

Männedorfer Wappen (Zürcher Chronik 1485–86) von Gerold Edlibach

Blasonierung

In Gold ein steigender schwarzer Fischotter, einen blauen Fisch verschlingend

Das Männedorfer Gemeindewappen stammt ursprünglich von Eberhard von Ottikon, der im 15. Jahrhundert als Obervogt von Männedorf amtete. Im Lauf der Geschichte zeigte das Wappen anstelle des Fischotters auch einen Biber, ein Eichhörnchen und einen Löwen. 1930 wurde das Original aus dem 15. Jahrhundert als offizielles Wappen bestimmt.

Geschichte

Wie die übrigen Seegemeinden war Männedorf bereits in der Steinzeit besiedelt, was Funde am Seeufer belegen. Ein Eisenzeitliches Grab wurde auf dem Ausläufer des Pfannenstils gefunden. Aus der Römerzeit sind nur einige wenige Münzfunde belegt. Das Gebiet von Mänendorf wurde damals von der Römerstrasse nach Zürich und Rapperswil gekreuzt

Mittelalter

Die Besiedlung durch die Alemannen erfolgte wohl im 7. oder 8. Jahrhundert. Der Name stammt von einem Alemannen namens Mano oder Manno. Dieser gründete am See eine Siedlung, die "Dorf des Manno" genannt wurde (wird), daraus entwickelte sich "Manidorf" und danach "Mänidorf", wie es auch heute noch von den alteingesessenen Männedörflern genannt wird. Das verdoppelte n im Ortsnamen wurde erst mit dem dritten Poststempel 1855 eingeführt.[2] [3]

Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 933 auf einer Schenkungsurkunde an das Kloster St. Gallen betreffend der Ruppertsmatt, welche heute auf dem Ortsplan nicht mehr ausgewiesen wird, respektive nach der angrenzenden auf Üetiker Gebiet liegenden Oberstmatt benannt wird.

Frühe Neuzeit

Das ursprünglich von Fischer, Bauern und Winzern bewohnte Dorf gehörte dem Kloster Pfäfers. Aus finanziellen Gründen wurde es später an die Gotteshausleute von Einsiedeln verkauft. Ab 1405 bis 1798 war es eine Zürcher Untervogtei, wovon das Untervogthaus im Dorfkern zeugt. Der Untervogt wurde aus der Bevölkerung gewählt und war das höchste Amt, welches ein Landbewohner erreichen konnte. Die Zehntenpflicht gegenüber Einsiedeln blieb jedoch bestehen und der Zehnten musste auf Kosten des Meiers per Schiff ans Statthalteramt in Pfäffikon geliefert werden. Nur wenn es zwei Fuhren gab, übernahm das Kloster die Kosten für die zweite Fahrt. Einsiedeln war auch für die Besoldung des (reformierten) Pfarrers zuständig, was immer wieder zu Unstimmigkeiten führte, da der Einsiedler Abt bei der Festlegung des Lohns von einem zölibatären Priester ausging, während die reformierten Pfarrer Frau und Kinder zu ernähren hatten.

Neuzeit

Das internationale Knabeninternat «zum Felsenhof» unter Leitung von Friedrich Staub sorgte im 19. Jahrhundert gemäss dem Chronisten nicht nur für einen guten Ruf, sondern auch für ziemliches Aufsehen im Dorf, zählten zu seinen Zöglingen auch Russen, Brasilianer und «Neger».[4]

Nach dem Bau der Eisenbahn Zürich-Meilen-Rapperswil im Jahre 1894 begann ein wirtschaftlicher Aufschwung. Manche Handwerks- und Industriebetriebe etablierten sich. Zu erwähnen sind etwa Orgelbau, Feinmechanik, Alarmtechnik. In der ehemaligen Büromöbelfabrik sind heute die Gemeindewerke untergebracht. Auch die Gerberei Staub, Unterlieferant der Transmissionsriemen für Sulzer, und Seidenweberei Brunner bestehen heute nicht mehr. Brunner hatte seinerzeit (nach der Kreispostdirektion und dem Regierungsrat) das dritte Telefon im Kanton. Dem bäuerlichen Leben entsprechend gab es auch eine Mühle in der Tiefenau, eine Schmiede und einige kleinen Ziegeleien, wovon eine auf dem heutigen Areal des Strandbades stand, für den örtlichen Bedarf. Unter Kuriosika muss die Seidenraupenzucht im Widenbad erwähnt werden, der jedoch kein kommerzieller Erfolg beschieden war.

Geographie

Männedorf auf einem Stich von Heinrich Brupbacher
  • Fläche: 478 ha, davon 34 % Landwirtschaft, 34 % Siedlungen, 25 % Wald, 6 % Gewässer.

Die Gemeinde erstreckt sich am südlichem Abhang des Pfannenstiels vom rechten Zürichseeufer bis zum Stäfner Türli. Das Seeufer liegt auf 406 Metern über Meer, der Stollen auf 661 Metern. Die Gemeinde liegt auf Terrassen, die parallel zum Pfannenstilrücken verlaufen. Das ursprünglich kleine landwirtschaftlich geprägte Dorf am Seeufer hat sich seit dem Bau der Eisenbahn stark gewandelt und den Berg hinauf ausgedehnt. Dank der Planung einer Autobahn, für welche das Strassenamt Grundstücke kaufte, ist der obere Teil von Männedorf heute ein Naherholungsgebiet. Männedorf ein Bestandteil der städtischen Agglomeration der Stadt Zürich und zürichwärts mit dieser einigermassen verwachsen.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1799 2166
1850 2382
1900 2902
1950 4396
2000 8348
2009 10000[5]

Politik

Die Einführung des Proporzwahlrechts auf Kantonsebene führte ab 1917 zur Gründung von Lokalparteien. Sofort formierten sich die Freisinnigen und die Sozialdemokraten, zwei Jahre später die Evangelische Volkspartei. Ab 1920 gab es für sechs Jahre eine Gewerbepartei. Die Christlichsoziale Partei wurde 1928 gegründet. Während des Krieges entstand 1942 eine Ortsgruppe der Demokratischen Partei, welche jedoch bald wieder verschwand. Erst 1951 organisierte sich die Bauernpartei.

Gemeindepräsident ist André Thouvenin (FDP Stand April 2010).

Frühere Gemeindepräsidenten:

  • Heidi Kempin (FDP, 2002-2010)
  • Oskar Rutishauser (FDP, 1996-2002)
  • Peter Würsten (FDP, 1988-1996)
  • Fritz Friedli (1960er/1970er)
  • Friedrich Staub (1948-1950)
  • Heinrich Schulthess, Müller (1798-?)

Wirtschaft

Kreisspital, Ansicht vom Zürichsee

In Männedorf liegen das Kreisspital, ein Hallenbad, mehrere Altersheime, ein Kino, mehrere Hotels und das kantonale Kinderheim Brüschhalde (ehemaliges Waisenhaus). Neben einigen Industriebetrieben und einem aktiven Gewerbe bieten auch die letzten Landwirtschaftsbetriebe Auskommen.

Fremdenverkehr

Blick vom Zürichsee auf Männedorf

Im Bereich Fremdenverkehr ist die Zellersche Anstalt von Gesundbeterin Trudel, heute Bibel- und Erholungsheim, zu nennen. An Stelle des Schlammbades im Widenbad und einer Badeanstalt im Laubsägelistil bei der Pfrunderhaab betreibt die Gemeinde heute ein Hallenbad in der Halden und das angeblich schönste Strandbad am See im Ausserfeld, welches ursprünglich ein privater Betrieb war.

Oberhalb Männedorfs liegt die älteste Schweizer Evangelische Akademie "boldern!". Seit 1947 finden hier Tagungen zu christlichen und sozialen Themen statt. [7]

Verkehr

Bahnhof von Männedorf

Männedorf verfügt über ein gut ausgebautes Strassennetz. Die Seestrasse, die Bergstrasse und die Tram-, Aufdorf- bzw. Allenbergstrasse sind als Staatsstrassen Hauptträger des motorisierten Verkehrs. Der öffentliche Verkehr wird von der Zürichsee-Schiffahrtsgesellschaft (ZSG), Fährverbindung nach Wädenswil, von den Verkehrsbetrieben Zürcher Oberland (VZO), Autobusverbindung nach Uster und Wetzikon als Nachfolgebetrieb der Wetzikon-Meilen-Bahn (mit Station im Auf Dorf), und den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) getragen. Die rechtsufrige Zürichseebahn (Zürich–Meilen–Rapperswil) gilt als Vorläuferin der S-Bahn Zürich. In den 1960er-Jahren erhielt sie eigens vom Kanton Zürich finanzierte RABDe 12/12-Triebzüge ("Mirage") und den sogenannten starren Fahrplan (heute Taktfahrplan). Auf der Linie wurden als Vorläufer der S-Bahn ab 1968 der Halbstundentakt[8] und die Selbstkontrolle getestet und rund 25 Jahre später auf den gesamtschweizerischen Regionalverkehr ausgedehnt. Als Kuriosität verkehrte von 1948 bis 1950 auf Initiative und Rechnung des Verkehrsvereins eine als Ortsbahn oder Tram bezeichnete Busverbindung von der Bahnstation zum Strandbad mit einem Jeep-Sattelschlepper.

Kultur

Reformierte Kirche von Männedorf

Das kulturelle Leben der Gemeinde entspringt mehrheitlich privater Initiative. Neben den alten Zürcher Bräuchen wie Schulsilvester, Räbenlichter-Umzügen und Schübligziischtig (belegt bis in die 1980er-Jahre) wurde die Fasnacht von verschiedenen Vereinen am Überleben gehalten, so etwa vom Fussballclub, später vom Familienclub und der katholischen Kirche.

Die Lesegesellschaft erlebte ihre Blütezeit im 19. Jahrhundert, in welchem sie auch für die Einführung der Wasserversorgung den Anstoss gab. Als würdiger Nachfolger organisiert der Kulturkreis regelmässig Konzerte und Lesungen.

Handwerk

Bekannt ist das in Männedorf ansässige Orgelbauunternehmen Kuhn. Die Firma von Johann Nepomuk Kuhn lieferte 1884 eine neue Orgel an die Kirche in Amden. 1904 baute Theodor Kuhn die Orgel der Basler Thomaskirche. Auch die Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis in Moskau besitzt eine Orgel der Firma Th. Kuhn AG.

Die Kuhn-Orgel in Moskau

Persönlichkeiten

  • Edi Bär, Volksmusiker.
  • Zarli Carigiet, schweizerischer Schauspieler und Kabarettist.
  • Franz Hohler, Kabarettist, wohnte in den 1960er-Jahren in Männedorf und schrieb eine gleichnamige Kurzgeschichte.[9]
  • Gerhard Müller, Ingenieur, Erfinder des Skilifts
  • Adolf Muschg, Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, wohnt seit 1991 im Hasenacker.
  • Kurt Pahlen, Dirigent, Komponist und Musikwissenschaftler.
  • Ernst Solèr, Redaktor, Schriftsteller, Krimi-Autor.
  • Emil Staub, Fabrikant und Mäzen von Othmar Schoeck.
  • Friedrich Staub, Philologe und 1850 bis 1858 Besitzer des Knabenerziehungsintitut zum Felsenhof, Begründer des Schweizerischen Idiotikons.
  • Kaspar Wetli, Kantonsingenieur, Eisenbahnpionier und Initiant für die Eisenbahnstrecke über Männedorf.
  • Marc Sway, Musiker, ist in Männedorf aufgewachsen.

Literatur

  • Carl Bindeschedler: Geschichte der Gemeinde Männedorf. Stäfa, 1927 (vergriffen)
  • Ernst Ötiker: Aus der Geschichte von Männedorf. In: Der Stammbaum. Männedorf: Gewerbebank, 1978 (vergriffen)
  • Etienne Ruedin: Mänidorf, es Läsibuech. Eigenverlag, 1990 (vergriffen)
  • Peter Ziegler: Männedorf. Männedorf: Gemeindeverwaltung, 1975

Weblinks

 Commons: Männedorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistisches Amt des Kantons Zürich – Bevölkerung in den Gemeinden und Regionen des Kantons Zürich, 2010
  2. Die Postablage von 1826 und das 1839 eröffnete Postbüro schrieben sich noch «Mänedorf».
  3. Gebert, Karl und Vogt, Hansjörg: Poststellenchronik Schweiz. Vaglio, 2011. p. 105.
  4. Bindschedler (1927)
  5. Am 1. April, gemäss NZZ, 4. April 2009.
  6. Statistisches Amt des Kantons Zürich - Datenbank (Gemeindeporträts). abgerufen am 12. April 2011
  7. http://www.boldern.ch
  8. http://home.datacomm.ch/michael.hafner/download/bahn/bahntext.htm Einführung Taktfahrplan (ganz unten)
  9. http://mikiwiki.org/wiki/Text_%22M%C3%A4nnedorf%22_(Franz_Hohler)

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