I. Königlich Bayerisches Armee-Korps

I. Königlich Bayerisches Armee-Korps

Das I. Königlich Bayerische Armee-Korps der Bayerischen Armee wurde 1869 im Zuge der Heeresreform von 1868 in München als Generalkommando (Hauptquartier) für den südlichen Teil des rechtsrheinischen Bayern aufgestellt. Nach der Bildung des III. bayerischen Armee-Korps 1900 umfasste der Korpsbezirk noch den größten Teil Oberbayerns und Niederbayerns und Schwaben.

Inhaltsverzeichnis

Unterstellung

Wie alle bayerischen Heeresverbände war das Korps zu Beginn des Ersten Weltkrieges der IV. Armee-Inspektion unterstellt.

Dem I. Armee-Korps unterstanden nach Friedensgliederung, Stand: 1. August 1914, die:

Das Generalkommando des I. Armee-Korps:

Korpsbezirk 1914

(Tabelle !/vgl. z.B. Franz Knoll/Heinrich Jolas "Militärdienstgesetzgebung des Deutschen Reichs" (Ansbach, 1914), S.338ff.)

Kriegsgliederung, Stand: 2. August 1914:

Stellenbesetzung von 2. August 1914 bis Kriegsende

  • Kommandierender General:
    • General der Infanterie Oskar Ritter von Xylander
  • Generalleutnant Nikolaus Ritter von Endres
  • Chef des Generalstabes:
    • Generalmajor Karl Freiherr von Nagel zu Aichberg
    • Oberst/Generalmajor Arnold von Möhl ab 6. März 1915
    • Major Ludwig Graf von Holnstein aus Bayern ab 13. September 1916
    • Oberstleutnant Friedrich Haack ab 29. Mai 1918
  • Generalstab:
    • Major Hans Hemmer
    • Hauptmann Wilhelm Leeb
    • Hauptmann Otto Freiherr von Berchem
    • Hauptmann Karl Deuringer
  • Kommandeur der Pioniere: Major Georg Vogl

Geschichte

Das I. Armee-Korps nahm unter General von der Tann am Deutsch-Französischen Krieg teil. Hier kämpfte es anfangs in den Schlachten von Wörth, Beaumont und Sedan. Es war die Aufgabe des Bayerischen Korps, den Abtransport der Gefangenen aus Sedan sicherzustellen und die Kriegsbeute abzutransportieren. Anschließend erfolgte die Verlegung in den Raum südlich von Paris an die Loire, um die Belagerungsarmee von Paris abzuschirmen. Im Raum Orléans sammelten sich zu dieser Zeit neu aufgestellte Französische Korps. Als Verstärkung wurden hierfür die 22. Division, 17. Division und zwei Kavalleriedivisionen zur Verfügung gestellt. Nach dem Artenay wurde Orléans erobert. Die Verstärkungstruppen wurden bald darauf wieder jedoch für andere Aufgaben abgezogen, so dass das I. Bayerische Korps die ersten Kämpfe mit der Loirearmee alleine bestreiten musste. Hierbei ging nach der Niederlage in der Schlacht bei Coulmiers Orléans wieder verloren. In der Zeit vom Oktober bis Ende Dezember 1870 war das Korps ohne Unterbrechung im Einsatz, davon seit Anfang November fast pausenlos in Gefechte (Villepion, Loigny, Orléans, Beaugency) mit einem meist deutlich zahlenmäßig überlegenen Gegner verwickelt. Die Verluste betrugen alleine im Dezember 5.600 Mann. Eine geplante Rücknahme zur Belagerungsarmee von Paris musste mehrfach verschoben werden, da auf die Bayern nicht verzichtet werden konnte.

Es war zu Beginn des Ersten Weltkriegs der 6. Armee unter Kronprinz Rupprecht unterstellt. Sein Aufmarsch- und Bereitstellungsraum war westlich von Saarburg. Nachdem die 7. Armee (linker Nachbar des I. Armeekorps) einen Einbruch in ihrem Rücken gemeldet hatte, befahl Kronprinz Rupprecht dem Korps, mit allen verfügbaren Truppenteilen weiter nach St. Die weiter vorzurücken. Dabei war das Korps noch nicht einmal mit allen Teilen einsatzbereit; so war erst die Hälfte der Truppen ausgeladen und es fehlten die Kolonnen für den Nachschub von Munition und Verpflegung. Am 10. August 1914 stand es vor Badonviller. Nach einem Tag Ruhe setzte das Korps seine Angriffe fort und konnte Badonviller nehmen. Aufgrund überlegener französischer Kräfte wurde das Korps am 12. August 1914 wieder auf Saarburg zurückgenommen. Am 16. August 1914 erreichte es Saarburg und war dann Reserve der 6. Armee. Während der Schlacht in Lothringen am 20. August 1914 war das Armeekorps der 7. Armee unterstellt und trat von Saarburg aus in Richtung Süden zum Angriff auf das VIII. und XIII. französische Armeekorps (1. französische Armee) an. Als einzig erfolgreiches Korps gelang es bis zum Abend an den Rhein-Marne-Kanal. Nach zähem Vormarsch verlegte am 5. September 1914 das I. Armeekorps in einem Fußmarsch nach Peronne und trat südlich davon als Teil der neuen 7. Armee in Belgien zum Angriff an. In der zweiten Septemberhälfte 1914 wurde nun auch eine neue 6. Armee aufgestellt, so dass das I. Armeekorps wieder unter ihrem Kronprinzen Rupprecht dienen konnten. Am 23. September 1914 musste trotz verzögertem Eintreffens der Truppenteile Korps bereits wieder in Gefecht vor Péronne geworfen werden. Tags darauf überschritt es die Somme, musste jedoch den Angriff abbrechen und überlegen angreifende französische Truppen abwehren. Das Korps grub sich bei Péronne ein und verharrte dort im Stellungskrieg bis Oktober 1915.

Am 11. Oktober 1915 unternahmen zwei französischen Armeekorps im Rahmen der Herbstschlacht von La Bassée - Arras (23. September bis 13. Oktober 1915) den Versuch, das mit der Division von Hartz verstärkte Armeekorps im Abschnitt Givenchy bis Thélus zu zerschlagen. Doch brach der französische Angriff schon vor den bayerischen Stellungen zusammen, die wenigen in die Gräben eingedrungenen Franzosen wurden in den Gräben niedergekämpft.

In der Schlacht um Verdun im Jahre 1916 riegelte das Korps am 22. Mai 1916 einen Einbruch französischer Kräfte bei Douaumomt ab und konnte durch schneidigen Gegenangriff die alten Stellungen wieder zurückerobern. Bis zum 23. Juni 1916 hatte das Korps schon 5.000 Mann verloren und musste verstärkt werden. Trotz Zusammenfassung aller verfügbaren Kräfte blieb der anschließende Angriff des Armeekorps auf Fleury und die Wabengräben am 1. Juli 1916 im Feuer der französischen Verteidiger liegen. An dem nochmaligen Versuch, dort die Initiative an sich zu reißen, nahm das Korps nicht mehr teil. Am 2. September 1916 wurde das Korps aus der Front herausgelöst. Bis dahin hatte es im Jahr 1916 367 Offiziere und ca. 15.000 Mann verloren.

Während der Schlacht an der Somme (1. Juli - 18. November 1916) konnte das Armeekorps die Stellungen beiderseits und in Sailly gegen die Angriffe der Franzosen und Briten halten.

Im Juli 1918 trat das Korps Mitte Juli 1918 zur Angriffsschlacht in der Champagne an. Es wurde am 23. Juli 1918 nach Courville und Crugny verlegt. Dabei hatte das Armeekorps nach Aufreibung der 14. Infanterie-Division den breiten Einbruch abzuriegeln. Ende August 1918 setzte sich das Korps kämpfend ausweichend hinter die Somme ab.

Kommandierender General

Dienstgrad Name Datum
General der Infanterie Ludwig von und zu der Tann-Rathsamhausen 1869 bis 1881
General der Infanterie Karl Freiherr von Horn 1881 bis 1887
General der Infanterie Prinz Leopold von Bayern 1887 bis 1892
Generaloberst der Infanterie Prinz Arnulf von Bayern 1892 bis 1906
Generaloberst der Infanterie Prinz Rupprecht von Bayern 1906 bis 1913
General der Infanterie Oskar Ritter von Xylander 1913 bis 19. Juni 1918
Generalleutnant Nikolaus Ritter von Endres 23. Juni 1918 bis Kriegsende (mit der Führung beauftragt)

Quellen

  • Das Bayernbuch vom Weltkriege 1914-1918, Konrad Krafft von Dellmensingen, Friedrichfranz Feeser, Chr. Belser AG, Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1930

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