Gelöbnis treuester Gefolgschaft

Gelöbnis treuester Gefolgschaft

Gelöbnis treuester Gefolgschaft war ein Treuegelöbnis von 88 deutschen Schriftstellern und Dichtern für Adolf Hitler, das am 26. Oktober 1933 in der Vossischen Zeitung abgedruckt und von der Preußischen Akademie der Künste in Berlin propagiert worden ist. Es wurde gleichzeitig auch in anderen Zeitungen, wie der Frankfurter Zeitung, veröffentlicht, um eine möglichst weite Verbreitung des Bekenntnisses des bestehenden uneingeschränkten Vertrauens der unterzeichneten Dichter und Schriftsteller zum neuen deutschen Reichskanzler zu erreichen, nachdem am 14. Oktober 1933 der Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund auf Veranlassung Hitlers erfolgt war und am 4. Oktober 1933 die Regierung das Schriftleitergesetz erlassen hatte, womit der Weg für die Gleichschaltung der gesamten deutschen Presse frei wurde. Dieses Gesetz trat am 1. Januar 1934 in Kraft, wodurch schätzungsweise 1300 Journalisten ihre Arbeit verloren.

Inhaltsverzeichnis

Text

Die Unterzeichner erklärten:

„Friede, Arbeit, Freiheit und Ehre sind die heiligsten Güter jeder Nation und die Voraussetzung eines aufrichtigen Zusammenlebens der Völker untereinander. Das Bewußtsein der Kraft und der wiedergewonnenen Einigkeit, unser aufrichtiger Wille, dem inneren und äußeren Frieden vorbehaltlos zu dienen, die tiefe Überzeugung von unseren Aufgaben zum Wiederaufbau des Reiches und unsre Entschlossenheit, nichts zu tun, was nicht mit unsrer und des Vaterlandes Ehre vereinbar ist, veranlassen uns, in dieser ernsten Stunde vor Ihnen, Herr Reichskanzler, das Gelöbnis treuester Gefolgschaft feierlichst abzulegen.[1][2]

Unterzeichner

Die 88 Unterzeichner waren[3]:

  1. Friedrich Arenhövel (1886–1954)
  2. Gottfried Benn (1886–1956)
  3. Werner Beumelburg (1899–1963)
  4. Rudolf G. Binding (1867–1938)
  5. Walter Bloem (1868–1951)
  6. Hans Friedrich Blunck (1888–1961)
  7. Max Karl Böttcher (1881–1963)
  8. Rolf Brandt (1886–1953)
  9. Arnolt Bronnen (1895–1959)
  10. Otto Brües (1897–1967)
  11. Alfred Brust (1891–1934)
  12. Carl Bulcke (1875–1936)
  13. Hermann Claudius (1878–1980)
  14. Hans Martin Cremer (1890–1953)
  15. Marie Diers (1867–1949)
  16. Peter Dörfler (1878–1955)
  17. Max Dreyer (1862–1946)
  18. Franz Dülberg (1873–1934)
  19. Ferdinand Eckardt (1902–1995)
  20. Richard Euringer (1891–1953)
  21. Ludwig Finckh (1876–1964)
  22. Otto Flake (1880–1963)
  23. Hans Franck (1879–1964)
  24. Gustav Frenssen (1863–1945)
  25. Heinrich von Gleichen-Rußwurm (1882–1959)
  26. Friedrich Griese (1890–1975)
  27. Max Grube (1854–1934)
  28. Johannes von Guenther (1886–1973)
  29. Carl Haensel (1889–1968)
  30. Max Halbe (1865–1944)
  31. Ilse Hamel (1874–1943)
  32. Agnes Harder (1864–1939)
  33. Karl Heinl (* 1909)
  34. Hans Ludwig Held (1885–1954)
  35. Friedrich W. Herzog (1902–1976)
  36. Rudolf Herzog (1869–1943)
  37. Paul Oskar Höcker (1865–1944)
  38. Rudolf Huch (1862–1943)
  39. Hans von Hülsen (1890–1968)
  40. Bruno Herbert Jahn (* 1893)
  41. Hanns Johst (1890–1978)
  42. Max Jungnickel (1890–1945)
  43. Hermann Kasack (1896–1966)[4]
  44. Hans Knudsen (1886–1971)
  45. Ruth Köhler-Irrgang (1900–?)
  46. Gustav Kohne (1879–1961)
  47. Carl Lange (1885–1959)
  48. Johannes von Leers (1902–1965)
  49. Heinrich Lersch (1889–1936)
  50. Heinrich Lilienfein (1879–1952)
  51. Oskar Loerke (1884–1941)
  52. Gerhard Menzel (1894–1966)
  53. Herybert Menzel (1906–1945)
  54. Alfred Richard Meyer, Künstlername „Munkepunke“ (1892–1956)
  55. Agnes Miegel (1879–1964)
  56. Walter von Molo (1880–1958)
  57. Georg Mühlen-Schulte (1882–1981)
  58. Fritz Müller-Partenkirchen (1875–1942)
  59. Börries Freiherr von Münchhausen (1874–1945)
  60. Eckart von Naso (1888–1976)
  61. Helene von Nostitz-Wallwitz (1878–1944)
  62. Josef Ponten (1883–1940)
  63. Rudolf Presber (1868–1935)
  64. Arthur Rehbein (1867–1952)
  65. Ilse Reicke (1893–1989)
  66. Johannes Richter (1889–1941)
  67. Franz Schauwecker (1890–1964)
  68. Johannes Schlaf (1862–1941)
  69. Anton Schnack (1892–1973)
  70. Friedrich Schnack (1888–1977)
  71. Richard Schneider-Edenkoben (1899–1986?)
  72. Wilhelm von Scholz (1874–1969)
  73. Lothar Schreyer (1886–1966)
  74. Gustav Schröer (1876–1949)
  75. Wilhelm Schussen (1874–1956)
  76. Ina Seidel (1885–1974)
  77. Willy Seidel 1887–1934)
  78. Heinrich Sohnrey (1859–1948)
  79. Dietrich Speckmann (1874–1938)
  80. Heinz Steguweit (1897–1964)
  81. Lulu von Strauß und Torney (1873–1956)
  82. Eduard Stucken (1865–1936)
  83. Will Vesper (1882–1962)
  84. Josef Magnus Wehner (1891–1973)
  85. Leo Weismantel (1888–1964)
  86. Bruno E. Werner (1896–1964)
  87. Heinrich Zerkaulen (1892–1954)
  88. Hans-Caspar von Zobeltitz (1883–1940)

Reaktionen von Schriftstellern

Der Schriftsteller Hanns Martin Elster (1886–1983) legte am 28. Oktober 1933 beim Reichsverband Deutscher Schriftsteller Einspruch ein, weil sein Name nicht aufgeführt war und damit der falsche Eindruck entstehen könnte, „daß diejenigen Schriftsteller, die nicht in der Namensliste genannt sind, nicht zu dem Treuegelöbnis und zum Führer stehen.“[5]

Auch Rudolf G. Binding protestierte 1934, weil man ihn ganz im Gegenteil ungefragt auf die Liste gesetzt hatte, meinte aber, dass er sich so sehr für „die neue Zeit“ eingesetzt hätte, „als daß ich die Öffentlichkeit und ebenso den Herrn Reichskanzler durch ein feierliches Gefolgschafts-Gelöbnis überraschen dürfte.“[6]

Joseph Wulf notiert zu einigen Genannten Widersprüchliches: „Das Schriftstück ist kaum sehr glaubwürdig, denn einige unterzeichneten lediglich, um ihre Verleger auf diese Weise zu schützen, siehe Oskar Loerke: Tagebücher 1903–1939, Heidelberg/Darmstadt 1955, S. 345; Otto Flake: Es wird Abend, Gütersloh 1960, S. 448f; auch R. G. Binding protestierte in einem Brief vom 30. Oktober 1933 an den Reichsverband Deutscher Schriftsteller dagegen, daß sein Name zu Unrecht unter dem Treuegelöbnis stehe – R. G. Binding: Die Briefe, Hamburg 1957, S. 216–217; ebenso bestätigten die beiden folgenden Briefe einwandfrei, daß die Unterschriften von Parteifunktionären ohne Wissen der Betroffenen veranlaßt wurden.“ [7] Zu beachten ist jedoch, dass es sich bei Flake um spätere eigene Angaben handelt, die unüberprüfbar sind.

Otto Flake wurde für seine Unterschrift unter anderem von Thomas Mann, Bertolt Brecht und Alfred Döblin scharf kritisiert.

Spätere Reaktion

Zweieinhalb Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs äußerte sich Thomas Mann zu der Gelöbnisliste: „Daß auch H. L. Held und Loerke darauf stehen, macht mich doch sehr betroffen. Das übrige Völkchen ist ganz an seinem Platz.“[8]

Siehe auch

Literatur

  • Jürgen Hillesheim, Elisabeth Michael (Hrsg.): Lexikon nationalsozialistischer Dichter. Biographien, Analysen, Bibliographien. Königshausen & Neumann, Würzburg 1993, ISBN 3-88479-511-2, S. 423 (inhaltlicher Auszug).
  • Abdruck des „Gelöbnis treuester Gefolgschaft“ der 88 Schriftsteller vom Oktober 1933 in der Frankfurter Zeitung in: Der Aufbau. 2 (1946), H. 9, ZDB-ID 1010674-1, S. 972.[9]
  • Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5.
  • Joseph Wulf: Literatur und Dichtung im Dritten Reich. Eine Dokumentation. Ullstein, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-550-07056-X.

Einzelnachweise

  1. http://books.google.de/books?id=EEfTlMsmG9gC&pg=PA157&lpg=PA157&dq=Gel%C3%B6bnis+treuester+Gefolgschaft&source=web&ots=mnrLP6x66X&sig=zUKTfSbaAY8n2oPxXz7NrGboYZA&hl=de&sa=X&oi=book_result&resnum=9&ct=result
  2. gekürzt auch bei: Joseph Wulf, Literatur, Ausgabe 1989, S. 112.
  3. Namen, sofern nicht anders angegeben bei Joseph Wulf, Literatur und Dichtung im Dritten Reich, Sigbert Mohn Gütersloh 1963, S. 96, mit Bezug auf die Quelle Schleswig-Holsteinische Zeitung vom 26. Oktober 1933, sowie Klee, Kulturlexikon, a.a.O..
  4. http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=5100&ausgabe=200207 Marcel Atze: Im völkischen Glashaus)
  5. Klee, Kulturlexikon, S. 134.
  6. Klee, Kulturlexikon, S. 52.
  7. Joseph Wulf, Literatur und Dichtung im Dritten Reich, Ausgabe 1989, S. 112.
  8. Brief vom 17. September 1947 an Alexander Moritz Frey, zitiert bei Klee, Kulturlexikon, a.a.O., S. 275.
  9. http://magyar-irodalom.elte.hu/palimpszeszt/09_szam/02.htm#fn27

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