Füsilier-Regiment „Fürst Karl-Anton von Hohenzollern“ (Hohenzollernsches) Nr. 40

Füsilier-Regiment „Fürst Karl-Anton von Hohenzollern“ (Hohenzollernsches) Nr. 40
Signum des Füsilier-Regiments „Fürst Karl-Anton von Hohenzollern“ (Hohenzollernsches) Nr. 40 in den Farben des Hauses Hohenzollern
4. Fahne des Füsilier-Regiments „Fürst Karl-Anton von Hohenzollern“ (Hohenzollernsches) Nr. 40

Das Füsilier-Regiment „Fürst Karl-Anton von Hohenzollern“ (Hohenzollernsches) Nr. 40 war ein preußisches Infanterie-Regiment.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1818

Das Regiment wird am 21. Januar durch A.K.O. aus Einheiten des 36. Infanterie-Regiments und einigen Reserve-Garnisons-Bataillons-Einheiten gebildet. Die Garnison wird die Bundesfestung Luxemburg. Dort wird die Vaubankaserne bezogen.

1820

Das Regiment wird mit Steinschlossgewehren aus französischer Fertigung ausgerüstet. Während in Musketierbataillonen die Offiziere Degen als Seitenwaffen tragen, werden in Füsilierbataillonen Säbel ausgegeben. Laut Schießvorschrift von 1817 stehen jedem Füsilier 24 bis 30 Patronen und ein Feuerstein pro Jahr zum Üben zu.

Am 5. April 1820 bezieht das II. Bataillon die Reiterkaserne der Festung Luxemburg. Darüber hinaus am 17. Mai des gleichen Jahres die Theresia-Kaserne

1821

König Friedrich Wilhelm III. besichtigt in Begleitung des Generaladjutanten von Witzleben am 24. Juni die Festung Luxemburg. Das Regiment paradiert zum ersten Male vor dem König.

1829

König Friedrich Wilhelm III. verleiht dem 39. und 40. Infanterie-Regiment eigene Fahnen.

1830

Durch die Julirevolution in Frankreich sieht sich Preußen veranlasst Truppen an die Grenze zu verlegen. Das Regiment besetzt die Detachements und Außenwerke der Festung. Scharfe Munition wird ausgegeben sowie Losung und Feldgeschrei festgesetzt. Von jedem Bataillon werden 15 Mann (1 Unteroffizier und 14 Mannschaften) zur Ausbildung als Hilfsartilleristen abkommandiert. Im Januar 1831 wird diese Zahl auf 35 Mann erhöht. Das Regiment stockt die Stammbesatzung durch Reserveeinheiten auf und kann gegen Ende des Jahres alle Außenwerke vollständig besetzen und die Armierung der Festung abschließen. Vom I. Bataillon besetzen ein Offizier und 60 Füsiliere das Reduit Fetschenhoff, ein Offizier und 60 Füsiliere das Wachthaus Ramigny und ein Offizier und 87 Soldaten das Reduit Neuperg.

1833

Das Regiment erhält die Order in seine neue Garnisonsstadt Mainz einzurücken. Am 18. und 19. April verlässt es die Festung Luxemburg und verlegt mit drei Kompanien des I. Bataillons nach Koblenz; das II. Bataillon und die 2. Kompanie werden auf Festung Ehrenbreitstein untergebracht. Die Zeit bis zum Einzug in Mainz wird mit Exerzieren und Schießübungen verbracht. Durch die Aufstockungen des Regiments in den Jahren 1830 und 1831 sind viele gut ausgebildete Soldaten an andere Truppenteile abgegeben worden. Die dafür eingezogenen Reserveeinheiten waren durchweg schlecht ausgebildet und mussten nun schnellstmöglich auf den Stand der Stammtruppen gebracht werden.

Am 19. beziehungsweise am 21. August ziehen die Bataillone in Parade und mit klingendem Spiel unter den Augen des Herzogs Ferdinand von Württemberg in die Festungsstadt Mainz ein.

1839

Preußen sieht sich veranlasst, wegen der Unruhen in Frankreich, Belgien und den Niederlanden das VII und VIII Armeekorps in Alarmbereitschaft zu versetzen. Durch A.K.O. vom 14. Februar wird befohlen, dass das Regiment sich auf Kriegsstärke zu setzen hat. Einige Offiziere des Regiments fahren per Dampfer nach Köln, um vom Kommando der Landwehr-Brigade die Reservekräfte des Regimentes in Stärke von 324 Mann abzuholen. Am 26. Februar marschierte das II. Bataillon des 38. Regimentes nach Saarlouis ab um Platz zu schaffen für die neueinzogenen Reservekräfte. Die Besatzung der Festung Mainz bestand zu diesem Zeitpunkt nur aus den Regimentern 35 und 40, sowie einer Eskadron Ulanen.

Da es zu keinen Feindseligkeiten kam, wurden bereits im April die ersten Reservisten wieder beurlaubt und am 28. Mai die Entlassung aller Reservekräfte verfügt.

Am 29. Oktober wechselte das Gouvernement über die Bundesfestung an Österreich. Kommandeur wurde Generalmajor Freiherr Quadt von Hüchtenbruck.

1843

Die Ausrüstung des Regimentes wird verbessert. Sukzessiv wird der Tschako durch den neuen "Helm mit Spitze" abgelöst. Die alten Tschakos werden aber noch lange Zeit aufgetragen oder zu Mützenschirmen und für Lederreparaturen verwandt. Ebenso wird der neue Waffenrock und eine geschlitzte Hose eingeführt. Die alten Uniformierungsteile werden ebenfalls noch aufgetragen oder den ausscheidenden Reservisten mitgegeben.

Die vorhandenen Gewehre werden gegen solche mit Perkussionszündung ausgetauscht oder wenn möglich, das Steinschloss gegen ein Perkussionsschloss gewechselt.

Ab dem 13. Juli wird durch A.K.O. ein neues, vereinfachtes Exerzier-Reglement getestet. Dabei werden viele umständliche Griffe (die auf die alten Waffen abgestimmt waren) weggelassen und insgesamt das Exerziertempo gesteigert. Ebenfalls probeweise wird das Turnen als Dienstunterrichtsfach eingeführt. (Nach der gelungenen Testphase und der Ausbildung von Unteroffizieren zu Vorturnern durch zivile Turnlehrer, sowie der Errichtung von Turngeräten, wird ab 1845 das Turnen Dienstfach.)

1844

Der Waffenrock ist nun das alleinige Dienstbekleidungsstück. Allerdings dürfen Offiziere den Überrock für zweitrangige Dienstangelegenheiten weiter nutzen. Ende des Jahres 1844 werden die letzten Steinschlosswaffen aus dem Bestand des Regimentes abgegeben. Die komplette Bewaffnung mit Perkussionswaffen, auch für die einzuberufene Kriegsreserve, ist damit abgeschlossen.

1845

Am 2. Juni paradiert das Regiment vor Prinz Wilhelm. Als besondere Auszeichnung für die Füsiliere gilt dabei, dass das 40. Regiment die Ehrenwache, bestehend aus 90 Mann, für die ebenfalls anwesende Königin Victoria von England stellt.

1848

Wegen der revolutionären Unruhen in Frankreich und Deutschland wird die Garnison in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Man erwartet einen Angriff auf die Pulvertürme und Zeughäuser. Am 4. März wird das Regiment auf Kriegsfuß gesetzt und beginnt damit, die Reserveeinheiten einzuziehen. Zeitgleich werden auch alle anderen Einheiten des VII. und VIII. Armeekorps mobil gemacht. Bei Auseinandersetzungen mit den Bürgern von Mainz werden am 21. Mai 5 Soldaten getötet und mehr als 30 verwundet, darunter 20 Verwundete des 40. Regiments. Am 23. Mai wird ein Soldat des 35. Regiments mit einem Beil schwer verletzt. Daraufhin patrouillieren Österreicher und Preußen gemeinsam in starken Gruppen durch die Stadt. Soldaten wird der Besuch von Wirtshäusern unter strengster Strafe verboten und alle bewaffneten Bürger von Mainz werden arretiert. Am 25. Mai werden die fünf getöteten Soldaten mit militärischen Ehren bestattet. In der gesamten preußischen Armee wird im Anschluss daran Geld für einen Gedenkstein gesammelt. Entgegen den Erwartungen kommt es während des Begräbnisses zu keinen Auschreitungen und die Lage in der Stadt normalisiert sich wieder.

1849

Am Feldzug in Baden nahm das 40. Regiment nicht teil. Lediglich einige Einheiten waren unter anderem damit beauftragt, die Badische Kriegskasse in Sicherheit zu bringen oder gefangene Aufständische in die Haft zu eskortieren.

1851

Das Regiment zieht am 15. Februar in die neue Garnison Saarlouis. Während den Offizieren das gesellige Leben des großstädtischen Mainz fehlt, finden die Soldaten Gefallen an der neuen Garnisonsstadt an der französischen Grenze. Die Exerzierplätze liegen alle in der Nähe der Kasernen und der allgemeine Festungsdienst wird in der Regel von einer Kompanie durchgeführt, was zur Folge hat, dass der einzelne Soldat mehr Freizeit zur Verfügung hat, als zuvor in Mainz.

1854

Die Besatzung von Saarlouis wird durch das II. Bataillon des 29. Infanterie-Regimentes verstärkt.

1857

Im Zuge der Heeresreform unter König Wilhelm I. wird dem Reserveregiment Nr. 40 ein drittes Bataillon angegliedert. Das Regiment, welches bisher nur Festungs- und Garnisonsdienst versehen hat, wird nun ein Füsilier-Regiment mit Felddienstverwendungsfähigkeit.

1860

Durch A.K.O. erhält das Regiment die Bezeichnung "Hohenzollernsches Füsilier-Regiment (Nr. 40)".

1861

Das Füsilier-Regiment verlegt in die Garnisonsstadt Trier. Die Unterkünfte dort werden als bedeutend besser als in Saarlouis empfunden. Aus diesem Grund wechseln die Offiziere in einem festgelegten Rhythmus zwischen den Garnisonen, damit es zu keinen Reibereien kommt.

1863

Am 17. März wird Fürst Karl Anton von Hohenzollern zum Militärgouverneur der Rheinprovinz ernannt. Das Regiment hat nun zum erstenmal mit dem Mann dienstlich zu tun, dessen Namen es später tragen wird.

Durch A.K.O. wird die Beschaffung von Füsiliergewehren angeordnet. Das Regiment verfügt im Anschluss daran 500 langgeschäftete und 481 kurzgeschäftete Füsiliergewehre des Modells M/60.

1864 Deutsch-Dänischer Krieg

Am deutsch-dänischen Krieg nimmt das Regiment nicht teil. Es hält während dieser Zeit ein dreiwöchiges Manöver in der Gegend um Simmern ab. In den folgenden Jahren werden die Manöver in der Gegend um St. Wendel abgehalten.

1866 Deutscher Krieg

Durch A.K.O. wird am 5. Mai die Mobilmachung befohlen. Um 22:00 Uhr trifft die Nachricht beim Regiment in Trier ein. Der 6. Mai wird als erster Mobilmachungstag bestimmt und das Regiment beginnt sofort mit den notwendigen militärischen Vorbereitungen. Die Gewehre werden ausgetauscht und die Bajonette angeschliffen und an die Mannschaften ausgegeben. Ab dem 9. Mai werden die Regimentsreserven eingezogen und eingekleidet. Am 15. Mai treffen die letzten Reservisten ein. Am 16. Mai, genau zehn Tage nach dem Mobilmachungsbefehl ist das Regiment abmarschbereit. Am 17. Mai ergeht die telegrafische Order nach Köln zu verlegen. Damit trat das Regiment von der 16. zur 15. Division unter dem Kommando des Generalleutnants Freiherr von Canstein.

Am 30. Mai verlegen alle drei Bataillone per Eisenbahn nach Halle. Eine Kriegserklärung war bisher noch nicht erfolgt, allerdings lag bereits zu diesem Zeitpunkt der größte Teil des Heeres an der Grenze zu Schlesien und Sachsen. Aus den Truppen wurden insgesamt drei Armeen gebildet, jeweils unter dem Kommando von des Kronprinzen, des Prinzen Friedrich Karl und des Generals der Infanterie Herwarth von Bittenfeld. Das Regiment verlegt nach Torgau. Am 14. Juni erklärt Preußen Sachsen den Krieg. Am 15. Juni wird die Grenze überschritten und sächsischer Boden betreten. Das II. und III. Bataillon ziehen am 18. Juli mit klingendem Spiel in Dresden ein. Das Regiment wurde in Dresden herzlich empfangen. Feindseligkeiten hatte es bis zu diesem Zeitpunkt keine gegeben. Die sächsischen Truppen waren hinter die österreichische Grenze gezogen worden. Das 40. Regiment versieht in der sächsischen Hauptstadt Wachtdienst, bis es vom II. Bataillon des 33. Regiments abgelöst wird. Bei Groß-Schönau wird die Grenze zu Österreich überschritten. Das Regiment traf zu spät ein um am ersten Gefecht bei Hühnerwasser noch aktiv werden zu können und kümmerte sich um die verwundeten Kameraden. Gegen sechs Uhr abends wurden das I. und das II. Bataillon in ein Gefecht mit österreichischen Jägern verwickelt. Der Angriff wurde zurückgewiesen, allerdings fiel Hauptmann Moldenhawer an der Spitze seiner Füsiliere als einer der ersten des Regiments in diesem Krieg. Das Regiment nahm am 28. Juni ebenfalls an der Schlacht bei Münchengrätz, in der Nähe des dortigen Klosters, teil.

Am 2. Juli, einen Tag vor der Schlacht bei Königgrätz, lagerte das 40. Regiment in der Nähe von Gitschin. Hier erhielt es auch Kenntnis vom Befehl des Prinzen Friedrich Karl:

"Die Erste Armee formiert sich morgen früh mit Tagesanbruch zum Gefecht gegen die Position an der Bistritz bei Sadowa an der Straße Horitz-Königgrätz. Der General v. Herwarth rückt mit allen Truppen, die er disponibel machen kann, nach Nechanitz und trifft daselbst so früh als möglich ein. Ich werde mich anfangs bei Milowitz aufhalten. Möglichst bald melden, wie und wann und wie stark in Nechanitz. gez.: Friedrich Karl, Prinz von Preußen."

Während der Schlacht war das Regiment an den Gefechten um die Brauerei und die Fasanerie beteiligt. Die Füsiliere zeigten hier großen Mut und Unerschrockenheit. Auf ihre Zündnadelgewehre vertrauend standen sie oft im heftigsten Kugelregen des Gegners und erwiderten kaltblütig das Feuer. Besonders verheerend wirkte das Schnellfeuer des III. Bataillons, welches von einem gedeckten Hohlweg auf ca. 400 m Entfernung auf zurückweichende Österreicher abgegeben wurde. Insgesamt verzeichnete das 40. Regiment an Verlusten 13 Tote, 59 Verwundete und 32 Vermisste.

Das II. und III. Bataillon bildeten beim Vormarsch auf Wien weiterhin die Avantgarde. Nach dem Friedensschluss paradierte das Regiment mit den anderen fünf Treffen der Elb-Armee am 30. Juli vor König Wilhelm. Im Anschluss daran begann dann für die Avantgarde die Rückgliederung in die Stammeinheiten und danach dann der Beginn des Rückmarsches in die Heimatgarnisonen. Auf dem Weg dorthin wurden die Füsiliere, wie auch viele andere preußische Einheiten, von der Cholera heimgesucht. Dabei fielen einige der Soldaten dieser Krankheit zum Opfer. Am 6. August rückten im Verlaufe des nachmittags das I., II. und III. Bataillon wieder in Trier ein und wurden dort mit Blumen und Siegesgeläut empfangen. Der 6. August wurde gleichzeitig als Tag der Demobilisierung bestimmt.

1870–1871 Deutsch-Französischer Krieg

Das Regiment wird von der französischen Kriegserklärung am 15. Juli überrascht. Man war sich sicher, dass Frankreich einen solchen Schritt nicht ohne vorherige Vorbereitung getätigt haben würde. Aus diesem Grund wird mit einem baldigen Überschreiten der Grenze bei Trier und Luxemburg durch französische Truppen gerechnet. Der Mobilmachungsbefehl aus Berlin erreicht das Regiment gegen 1 Uhr nachts am 16. Juli. Das Regiment muss nun drei Aufgaben auf einmal bewältigen:

  • Sicherung der Grenzen - Organisation von Patrouillen- und Grenzpostendienst
  • Verladen der Regimentsgüter, um sie vor den eventuell anrückenden Franzosen in Sicherheit zu bringen
  • Einziehen und Ausrüsten der Reservisten (bei zur Verlegung verladener Ausrüstung und Fourage!)

Das I. und III. Bataillon versehen vom 22. bis zum 27. Juli Vorpostendienst zwischen Tawern und Saarburg. Am 17. Juli verlegt das II. Bataillon nach Saarbrücken und tritt unter das Kommando von Major von Pestel, des Kommandeurs der 7. Ulanen. Beim Vorpostendienst um Saarbrücken werden die ersten Schüsse dieses Krieges gewechselt. Am 20. Juli erschießt ein Gefreiter der Hohenzollernfüsiliere auf einer Patrouille den ersten französischen Soldaten, einen Chasseur à cheval. Den Füsilieren gelingt es zusammen mit den 7. Ulanen die Franzosen von einer starken Besatzung von Saarbrücken zu überzeugen. Dazu simulieren sie mit Hilfe von Wachtfeuern größere Lager; die Ulanen reiten regelrecht kostümiert Patrouillen und lassen so die Franzosen glauben, dass neben Ulanen noch Dragoner und Kürassiere die Stadt verteidigen. Aus diesem Grunde ziehen die Franzosen immer stärkere Truppen zusammen. Auch in dem Glauben, dass die preußische Garnison möglicherweise von Saarbrücken aus selbst zu angreifen beabsichtigt.

Am 2. August werden die Ulanen und Hohenzollernfüsiliere nach heftigen Gefechten durch eine erdrückende französische Übermacht (insgesamt drei Divisionen) zum Zurückgehen gezwungen. Französische Truppen unter ihrem Kommandeur Frossard besetzen Saarbücken. Bereits am 4. August rückt das Regiment wieder aus seinem Biwak bei Heusweiler ab. Am 5. August ist Ruhetag, hier erreicht eine Proklamation des Königs auch die Hohenzollernfüsiliere:

"Ganz Deutschland steht einmüthig in den Waffen gegen einen Nachbarstaat, der uns überraschend und ohne Grund den Krieg erklärt hat. Es gilt die Vertheidigung des bedrohten Vaterlandes, unserer Ehre, des eigenen Herdes. Ich übernehme das Kommando über die gesammten Armeen und ziehe getrost in den Kampf, den unsere Väter in gleicher Lage einst ruhmvoll bestanden. Mit mir blickt das ganze Vaterland vertrauensvoll auf Euch. Gott der Herr wird mit unserer gerechten Sache sein. Mainz, den 2. August 1870 - Wilhelm"

Zeitgenössische Postkarte mit der Abbildung des Grabes der ersten drei in der Schlacht um die Spicherer Höhen gefallenen 40er Füsiliere.

Am 6. August sind die Hohenzollernfüsiliere Teil der Truppen, welche die Schlacht um die Spicherer Höhen schlagen. Unter hohen Verlusten wird der Rote Berg bei Saarbrücken erstürmt, auf dem sich die Franzosen relativ gut verschanzt haben. Aus überhöhten Positionen, zahlenmäßig überlegen und mit Artillerie versehen, hätten die Franzosen diese Stellung eigentlich halten müssen. Auf beiden Seiten herrschte Unklarheit darüber, wie groß der jeweilige Gegner auf der anderen Seite tatsächlich sei. Die Kämpfe zogen sich bis in die Nacht hinein, zum Teil äußerst brutal Mann gegen Mann geführt. In der Regimentsgeschichte sind viele Bajonettverletzungen aus dieser Schlacht aufgeführt.[1]

Der französische Kommandeur erbittet im Verlauf der Schlacht um Verstärkung die ihm verweigert wird. Als er eine Umgehung seiner Truppen im Bereich des Möglichen sieht, befiehlt er den Rückzug. Die (lediglich) für Saarbrücken strategisch wichtigen Höhen sind damit in preußischer Hand. Die Schlacht spielt militärisch betrachtet keine große Rolle. Aber der gegen stärkere französische Kräfte errungene Sieg sorgt, zusammen mit der am gleichen Tage ebenfalls gewonnenen Schlacht bei Wörth, in der Heimat für ein Gefühl von Überlegenheit. Bis zu diesem Zeitpunkt galt Frankreich als die überlegene Militärmacht in Kontinetaleuropa. Das 40. Regiment hat 82 Tote zu beklagen. 351 Füsiliere sind verwundet, viele davon sterben in den nächsten Tagen und Wochen, weil die Lazarette den Truppen noch nicht gefolgt sind. Die Verwundeten müssen mit großem Aufwand in die Stadt transportiert werden. Viele Verwundete werden aufgrund des Nachtkampfes im Giffertwald viel zu spät geborgen. 48 Hohenzollernfüsiliere werden vermisst.

Eine Verfolgung des geschlagenen Gegners fand nicht statt. Das Regiment sammelt sich stattdessen in Saarbrücken am Bahnhof St. Johann. Ab dem 8. August beginnen die 40er ihren Vormarsch Richtung Metz. In Metz werden starke Truppenansammlungen vermutet. Am 16. August sind die Füsiliere Teil der preußischen Truppen, die die Schlacht um Vionville schlagen. Hierbei fällt der Regimentskommandeur Oberst Freiherr von Eberstein. In dieser Schlacht sterben 18 Füsiliere, weitere 81 werden verwundet. Der Sieg zwingt die französische Rheinarmee zum Rückzug nach Metz und eröffnet so die Möglichkeit, durch Belagerung dieser Festung, starke französische Kräfte dort dauerhaft zu binden oder zu eliminieren.

Am 18. August schlagen Teile der 40er die Schlacht bei Gravelotte. Dabei sterben 11 Füsiliere und 40 werden verwundet. Diese Schlacht war eine der verlustreichsten des Feldzuges. sie dauerte bis in die Nacht hinein. Die vergleichsweise geringen Verlustzahlen des Regimentes erklären sich zum einen aus seiner Verwendung für die Schlacht am südlichen Flügel, zum anderen aus der geschickten und dislozierten Aufstellung der Schützen. Die Füsiliere, ausgebildet ein rasantes infanteristisches Schnellfeuer zu unterhalten, wehrten mehrere französische Gegenstöße ab.

Danach gehörte das Regiment zur Belagerungsarmee um Metz. Nach der Schlacht von Sedan wurden Teile des Regimentes zum Gefangenentransport und zur Bewachung der provisorischen Gefangenenlager abkommandiert. Die enormen Zahlen von Gefangenen nach der Schlacht um Sedan verursachten große organisatorische Probleme. Man brachte sie, stark eskortiert, nach Verny und auch nach Pont-à-Mousson. Ab dem 10. September wurden die Füsiliere von diesem ungeliebten Dienst abgelöst.

Nach dem Fall von Metz wird das Regiment gegen die französische Nordarmee eingesetzt und beteiligt sich dabei an einigen größeren und kleineren Gefechten. Es ist unter anderem an der Beschießung und Eroberung von Péronne beteiligt, ebenso an der Schlacht um St. Quentin. Bis März 1871 ist das Regiment teil der Okkupationsarmee und muss ungeliebte Dienste wie zum Beispiel das Einziehen der Kontributionen betreiben. Demgegenüber liegt es in Dieppe in einem für das Regiment recht annehmlichen Teil Frankreichs; die Beziehungen zu der Bevölkerung sind unproblematisch und zwei Offiziere der 40er finden hier ihre Ehefrauen.

Am 28. Juni überschreitet das I. Bataillon bei Perl, das II. und III. zwischen Sierck und Perl die Grenze zu Preußen. Gleichzeitig scheidet es damit aus dem Verband der 16. Division aus.

Neue Garnison für das Regiment wird ab diesem Jahr Köln. Fürst Karl Anton von Hohenzollern schenkt "seinem" Regiment die Summe von 5000 Talern als Anerkennung der Leistungen im letzten Kriege. Daraus entsteht der Grundstock der "Hohenzollern-Stiftung", deren Zinsen für bedürftige Unteroffiziere und Kapitulanten verwendet werden. Erster Nutznießer ist Sergeant Frederich, der im Feldzug 1870-71 zum Schwersttinvaliden wurde.

1872

Bereits am ersten Jahrestag der Schlacht von Spicheren wird in Beisein einer Abordnung des Regimentes das Denkmal auf den Spicherer Höhen eingeweiht. Direkt gegenüber steht das Denkmal für die Gefallenen des Schwesterregiments Nr. 39.

1873

Das noch gültige Exerzierreglement aus dem Jahr 1847 wird durch die Erfahrungen des Krieges überholt. Geschlossene Bataillonskämpfe, Salvenfeuer und Vorgehen in Linien werden aus dem Reglement entfernt. Der infanteristische Feuerkampf mit Hinterladerwaffen verlangt nach neuen Taktiken. Aufgelöste Formen, Tarnung und die Verwendung von Deckung und Schützengraben finden Eingang in die Ausbildung.

1874

Die im Frühjahr 1871 an die Schießschule entsandten Offiziere und Unteroffziere versehen ihr Amt als Instruktoren für die Garnison so erfolgreich, dass bereits im Dezember die komplette Umrüstung der Garnison auf das neue Gewehr M/71 abgeschlossen ist. Die neuen Gewehre besitzen bereits eine Visierung mit Metereinteilung. (Neben dem Meter als Längenmaß ist auch die Mark im Deutschen Reich als neue gemeinsame Währung eingeführt.) Die Bajonette sind entfallen, dafür erhielten die Mannschaften aufpflanzbare Seitengewehre. Durch die Metallpatronen wird auch eine veränderte Patronentasche nötig.

1875

Die Füsiliere erhalten nun persönliches Schanzzeug (Kleiner Spaten oder ein Beil). Eine weitere Erfahrung des Krieges 1870 war nämlich, dass sich das Mitführen des Schanzmaterials auf den Bagagewagen nicht bewährt hat.

1877

Durch A.K.O. vom 15. September wird Fürst Karl Anton von Hohenzollern zum Chef des Regimentes ernannt.

"Ich habe dem Fürsten von Hohenzollern Königliche Hoheit, General der Infanterie und à la suite des Hohenzollernschen Füsilier-Regiments nr. 40 zum Chef dieses Regiments ernannt. Schloss Brühl, den 15. September 1877. gez. Wilhelm"

Am 18. September geht dem Regiment ein Telegramm des Fürsten zu:

"Erhalte soeben allerhöchste Ernennung zum Chef des Regiments. Begrüße als solcher heute das Regiment in treuester kameradschaftlicher Gesinnung. gez. Fürst von Hohenzollern"

Tradition nach 1919

Das Regiment wurde am 31. Mai 1919 formal aufgelöst. Die Tradition übernahm in der Reichswehr die 5. Kompanie des 14. (Badisches) Infanterie-Regiments. Die Fahnen des Regimentes wurden in das Heeresmuseum in Kassel überführt.

Auf Betreiben von Friedrich von Hohenzollern wurden die erhaltenen vier Fahnen des Regimentes am 9. Juli 1933 in das Hohenzollernschloss in Sigmaringen überführt. Dort wurden sie zusammen mit der Fahne des Fußartillerie-Regimentes 13 bis zu ihrer Abgabe an das Wehrgeschichtliche Museum in Rastatt 1986 in der Kanonenhalle des Schlosses gezeigt.

1938 übernahmen alle in Tübingen untergebrachten Teile des Infanterie-Regimentes 35 die Tradition der Hohenzollernfüsiliere, welche bisher nur von der 5. (Füsilier) Kompanie des IR 35 gewahrt wurde.

Denkmäler

  • In der Nähe des Fort Asterstein bei Koblenz erinnert ein Obelisk an die Gefallenen des Krieges von 1866. Errichtet von den Offizieren des VIII. Armee-Korps sind dort die Namen von Angehörigen des Hohenzollernschen Füsilier-Regimentes 40, des 5. Rheinischen Infanterie-Regimentes Nr. 65, des 2. Rheinischen Infanterie-Regimentes Nr. 28 und des 6. Rheinischen Infanterie-Regimentes Nr. 68 verzeichnet.
  • Ein Denkmal für die Angehörigen der Hohenzollernfüsiliere steht auf dem Roten Berg bei Spicheren. Es erinnert an die Gefallenen des Regiments bei der Schlacht um die Spicherer Höhen am 6. August 1870.
  • Die Namenstafel am Eingang der ehemaligen Loretto-Kaserne in Tübingen erinnert an die Gefallenen des Regimentes bei der Schlacht um die Lorettohöhe in Frankreich im Frühjahr 1915.
  • Eine Gedenktafel wurde im Erdgeschoss der damaligen 5. Kompanie des 14. Infanterie-Regimentes 1936 im Beisein von Fürst Friedrich von Hohenzollern und ehemaligen Angehörigen der 40er Füsiliere enthüllt. Diese Tafel hängt noch heute im zwischenzeitlich zivil genutzten Gebäude.

Organisation

Stellung des Regiments in der Armeeorganisation 1914

Division: 28. Division in Karlsruhe
Brigade: 56. Infanterie-Brigade in Rastatt

Garnisonen

Chefs des Regiments

  • Fürst Karl Anton von Hohenzollern (1811–1885)
  • Fürst Leopold von Hohenzollern (1835–1905)
  • Fürst Wilhelm von Hohenzollern (1864–1927)

Kommandeure

  • 1818–1828: Oberstleutnant von Beaufort
  • 1828–1833: Oberst von Kesteloot
  • 1833–1838: Oberst Knappe von Knappstaedt
  • 1838–1842: Oberst Graf von Brühl
  • 1842–1847: Oberst von Brünau
  • 1848–1850: Oberst von Cranach
  • 1850–1851: Oberst von Horn
  • 1851–1855: Oberst Hülsen
  • 1855–1857: Oberst von Natzmer
  • 1857–1860: Oberst von Bock
  • 1861–1866: Oberst von Bose
  • 1866–1868: Oberst von Schachtmeyer
  • 1868–1870: Oberst Freiherr von Eberstein
  • 1871–1875: Oberst von Reinicke
  • 1875–1876: Oberst von Tompson
  • 1876–1880: Oberst von Strempel
  • 1880–1886: Oberst von der Lochau
  • 1886–1888: Oberst von Bogulawski
  • 1888–1890: Oberst Schleiter
  • 1890–1893: Oberst von Beczwarkowsky
  • ab 1893: Oberst Deurer

Literatur

  • Paul Heinrich Liebeskind: Geschichte des Füsilier-Regiments Fürst Karl Anton von Hohenzollern (hohenzollernsches) Nr 40. Verlag E.S. Mittler, Berlin 1909
  • Heinrich Gisevius: Das hohenzollernsche Füsilier-Regiment Nr 40 im Kriege 1870/71 gegen Frankreich. Verlag E.S. Mittler, Berlin 1875
  • Hugo Kosch: Geschichte des Hohenzollernschen Füsilier-Regiments Nr. 40. Trier, 1870
  • Sauerwein A.: Die Vierziger in Frankreich Geschichte des deutsch-französischen Krieges vom Jahre 1870–1871, mit besonderer Berücksichtigung des Hohenzollernschen Füsilier-Regiments Nr. 40, namentlich des 2. Bataillons dieses Regiments, Trier 1873
  • Freiherr von Steinäcker: Unter den Fahnen des Hohenzollernschen Füsilier-Reg. Nr. 40 im Kriege 1870/71. Verlag J.P. Bachem, Köln 1911
  • Franz Führen: Die Hohenzollernfüsiliere im Weltkrieg 1914–1918. Verlag W. Kirchberg, Frutwangen 1930
  • Werner Beumelburg: Schlachten des Weltkrieges. Band 17 Loretto, Verlag Gerhard Stalling, 1927 Oldenburg, (im Auftrag des Reichsarchivs)

Einzelnachweise

  1. Paul Heinrich Liebeskind: Geschichte des Füsilier-Regiments Fürst Karl Anton von Hohenzollern (hohenzollernsches) Nr 40. Verlag E.S. Mittler, Berlin 1909 - Anlagen Verwundetenliste S. 33–43.

Weblinks


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