Kalckreuth (Adelsgeschlecht)

Kalckreuth (Adelsgeschlecht)
Stammwappen derer von Kalckreuth

Kalckreuth ist der Name eines alten schlesischen Adelsgeschlechts. Die Familie, deren Zweige zum Teil bis heute bestehen, gehört zum niederschlesischen Uradel. Es besteht eine Stammesverwandtschaft zu vier briefadeligen Angehörigen, die Ende des 18. Jahrhunderts den preußischen Adelsstand erhielten, zwei Personen wurden auf Grund von Adoptionen als von Kalckreuth in den preußischen Adelsstand erhoben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Johann Nikolaus von Kalckreuth
(* 1720; † 1807)
Friedrich Adolf von Kalckreuth
(* 1737; † 1818)
Stanislaus von Kalckreuth
(* 1820; † 1894)
Leopold von Kalckreuth
(* 1855; † 1928)

Herkunft

Das Geschlecht wird am 16. Dezember 1284 mit Heinricus dictus de Kalcruthe auf Lyce bei Dresden erstmals urkundlich erwähnt.[1] Conrad von Kalckreuth erscheint am 6. Dezember 1286 urkundlich.[2]

Der Stammsitz der Familie, die Herrschaft Kalkreuth (auch Kalckreuth, heute Karczówka in Polen), lag unweit von Sagan in Schlesien.[3] Der Name wechselt von Kalcruthe zu Calcrute, Kalkrüte und Kalkreuter. Erst ab dem 16. Jahrhundert wurde die Schreibweise Kalckreuth gebräuchlich.[4]

Ausbreitung und Persönlichkeiten

Nach Kneschke gehörte auch Themo Kalcrüte zur Familie, der um 1342 Kanzler von Herzog Wenzel von Liegnitz und dessen Bruder Ludwig I. gewesen sein soll.[4]

Schon im 14. Jahrhundert traten mehrere Linien auf, die sich in ganz Schlesien, aber auch in der Lausitz, der Mark Brandenburg, in Mecklenburg und in Polen stark ausbreiten konnten. Dort erhielten die Brüder Adam von Kalckreuth auf Hermsdorf und Carl Magnus von Kalckreuth zu Krakau am 12. Februar 1676 das polnische Indigenat, das für beide am 15. Dezember 1678 zu Grodno bestätigt wurde.

Die Brüder Hans Ernst und Friedrich Adolf von Kalckreuth, die 1786 in den preußischen Grafenstand erhobenen wurden, begründeten die beiden Linien des gräflichen Stammes.

Hans Ernst Graf von Kalckreuth (* 14. November 1728; † 31. März 1792), der Begründer der ersten gräflichen Linie, heiratete Konstantia Auguste Sophie von Schlabrendorff (* 14. Dezember 1742; † 19. November 1813) die Tochter des königlich preußischen Staatsministers Ernst Wilhelm von Schlabrendorf und hinterließ die Söhne Hans Wilhelm Adolph und LudwigErnst Heinrich Konstantin. Hans Wilhelm Adolph Graf von Kalckreuth (* 1766; † 1830) heiratete Catharina Gräfin von Haugwitz († 1839). Ihr ältester Sohn Alfred I. Graf von Kalckreuth (* 1803; † 1853) war Herr der Herrschaft Siegersdorf bei Freistadt in Schlesien. Er hinterließ aus der Ehe mit Leontine von Gorszkowska eine Tochter und drei Söhne. Seine Schwester Eusebia Gräfin von Kalckreuth (* 1814) heiratete 1835 Camillo Freiherr von Seebach, den herzoglich sachsen-coburg und gothaischen Wirklichen Geheimen Rat und Minister. Von seinen Brüdern wurden Arthur Graf von Kalckreuth (* 1819), Herr auf Hackpfüffel bei Sangerhausen, Kreisdeputierter und königlich preußischer Premierleutnant und Edwin Graf von Kalckreuth (* 1822), k.k. Rittmeister und später Generalstabsoffizier von Franz II. König beider Sizilien.
Ludwig Graf von Kalckreuth (* 1771), der Bruder von Hans Ernst, starb 1847 als königlich preußischer Generalmajor. Aus seiner Ehe mit Jeannette von Unruh, verwitwete von Buchholtz, kam neben zwei Töchtern ein Sohn, Graf Richard (* 1808). Er war königlich preußischer Kammerherr und Oberst. 1845 heiratete er Valeska von Freysleben (* 1825) und hinterließ zwei Söhne und zwei Töchter.[4]

Der Begründer der zweiten gräflichen Linie Friedrich Adolf von Kalckreuth (* 1737; † 1818) gehört zu den bekanntesten Vertretern der Familie. Er trat 1752 in das Gardekorps ein und wurde 1758 Adjutant des Prinzen Heinrich, dem Bruder von Friedrich II.. 1790 wurde er Generalleutnant, 1807, für die tapfere Verteidigung von Danzig, königlich preußischer Generalfeldmarschall und 1809 Gouverneur von Berlin. Sein Enkel Stanislaus Graf von Kalckreuth (* 1820; † 1894), Sohn von Wilhelm Graf von Kalckreuth und dessen zweiter Frau Luise von Stechow (* 1791; † 1840), wurde großherzoglich sachsen-weimar-eisenacher Kammerherr, Professor der Landschaftsmalerei und Direktor der Kunstschule zu Weimar.[4]

Am 3. Mai 1867 wurde ein Gesamtgeschlechts-Verband gegründet, der alle zwei Jahre Familientage abhält.

Besitzungen

Im Laufe der Zeit erwarben Angehörige des Geschlechts bedeutenden Grundbesitz, so unter anderem die Herrschaft Siegersdorf im Landkreis Bunzlau, die für lange Zeit im Familienbesitz verblieb. Mitte des 19. Jahrhunderts war der adelige Stamm in den preußischen Provinzen Schlesien, Posen und Brandenburg begütert. Adolf von Kalckreuth war Herr auf Dietzdorf im ehemaligen Landkreis Neumarkt und der Rittmeister a.D. Eduard von Kalckreuth war Herr auf Bielsko und Mochocin im Landkreis Birnbaum. Im Landkreis Meseritz waren Sigismund Leopold von Kalckreuth zu Kurzig, Wilhelm Ferdinand Heinrich von Kalckreuth, Major a.D., zu Obergöritz und Weissensee, und Ernst Ehrenfried von Kalckreuth zu Gamst, besitzlich. Ein Leutnant von Kalckreuth war Herr auf Stensch im Landkreis Züllichau-Schwiebus. Die freiherrliche Linie, die noch 1750 Tschrschkowitz besaß, ist später erloschen.[4]

Standeserhebungen

Der aus der Linie Dolzig stammende Carl Friedrich von Kalckreuth, Landrechtsbeisitzer im Fürstentum Troppau, fürstbischöflich breslauer Rat und Landeshauptmann von Canth, erhielt am 30. August 1678 zu Wien den böhmischen Freiherrenstand.[5]

Aus der Linie Klemzig erhielten die Brüder Hans Ernst von Kalckreuth auf Siegersdorf und Friedrich Adolf von Kalckreuth, königlich preußischer Generalmajor, am 15. Oktober 1786 zu Berlin den preußischen Grafenstand.[5]

Briefadelige Linien

Eine preußische Adelslegitimation unter Beilegung des väterlichen Namens und Wappens (nicht ausgehändigt) erhielten die beiden ungenannten natürlichen Söhne von Amandus Karl Friedrich Samuel von Kalckreuth (* 1761), der 1794 als königlich preußischer Leutnant im Regiment von Holwede im Kampf fiel, und der Anna Dorothea Georgie. Beide, nun genannt, Karl Friedrich und Ernst Friedrich sowie ihre beiden Schwestern Karoline und Wilhelmine erhielten am 21. November 1794 zu Berlin die preußische Adelslegitimation.[5]

Johann Heinrich, königlich preußischer Leutnant im Füsilierbataillon von Pelat und Helene Feußer, Stief- und Adoptivkinder des königlich preußischen Generalmajors Wilhelm Heinrich Adolf von Kalckreuth (* 1735) gestorben 1811 als Generalleutnant, wurden am 29. September 1800 zu Berlin in den preußischen Adelsstand als von Kalckreuth erhoben.[5]

Wappen

Stammwappen

Das Stammwappen ist von Silber und Schwarz gespalten und zeigt zwei aufwärts geschrägte goldene Kalkreuten (Kalkofengabeln). Auf dem Helm eine wachsende gekrönte Jungfrau mit silber-schwarz gespaltenem Kleid, in jeder Hand eine der Kalkreuten haltend. Die Helmdecken sind schwarz-silbern.[3]

Nach dem Archivar Dr. Friedrich von Klocke ist das Wappen falschredend. Die Kalkreuten (Kalkofengabeln) wurden nach dem Namensklang gewählt, während sich der Name eigentlich von der Ortschaft Kalckreuth im ehemaligen Landkreis Sagan ableitet, in dessen Namen die Silbe reuth entstehungsbezeichnend Rodung bedeutet.[3]

Feiherrliches Wappen

Das freiherrliche Wappen, verliehen 1678, ist geviert. 1 und 4 das Stammwappen, 2 und 3 in Gold auf grünem Dreiberg einwärtsgekehrt ein goldgekrönter schwarzer Adler. Das Wappen hat drei Helme mit schwarz-silbernen Decken. Auf den beiden äußeren Helmen je einwärtsgekehrt der Adler, in der Mitte der Stammhelm.[5]

Wappen der Grafen von Kalckreuth

Gräfliches Wappen

Das 1786 verliehene gräfliche Wappen ist geviert und belegt mit freiherrlich gekrönten von Schwarz und Silber gespaltenem Mittelschild, darin zwei aufwärts geschrägte Kalkreuten in gewechselten Farben. 1 und 4 in Rot eine goldene Blätterkrone, 2 und 3 in Blau 14 (4, 4, 3, 2, 1) goldene Kugeln (Wappen derer von Bülow). Das Wappen hat drei Helme, auf dem rechten mit rot-goldenen Decken ein wachsender goldener Palmzweig und ein solcher Ölzweig, auf dem mittleren mit rechts rot-goldenen und links blau-silbernen Decken eine wachsende Jungfrau in von Silber und Schwarz gespaltenem Kleid, eine silberne Binde vor den Augen, in der Rechten eine silberne, in der Linken eine schwarze Kalkreute haltend, auf dem linken Helm mit blau-silbernen Decken ein rechts schwarzer, links silberner offener Adlerflug.[5]

Wappensagen

Der Stammvater der Kalckreuths soll bei seinem König in Verdacht gekommen sein, mit der Königin auf zu vertrautem Fuß zu stehen. Deswegen gab der König in einer Kalkhütte den Befehl, dass man den ersten, der von den Bedienten der Königin dorthin kommen werde, in den Kalkofen werfen solle. Die verdächtigte Person wurde dahin geschickt, aber er hielt sich beim Gebet in einer Kirche lange auf. Während dessen ist sein Verleumder ebenfalls dorthin gegangen, um seinen Feind im Kalkofen liegen zu sehen. Da er aber der erste Bote gewesen ist, wurde er nach dem Befehl ins Feuer geworfen und der Unschuldige ist unversehrt davon gekommen. Zum Andenken für die wunderbare Errettung erhielt er in sein Wappenschild zwei Reuten und auf dem Helm ein gekröntes Brustbild.
In einer weiteren Version soll sich die Geschichte mit einem Hofoffizianten des Königs Dionysius von Portugal und dessen Gemahlin Elisabeth zugetragen haben. Die Nachkommen sollen dann von Portugal nach Deutschland gelangt sein und dort den Namen Kalckreuth angenommen haben.[6]

Nach einer anderen Überlieferung zeigt das Wappen keine Kalkreuten oder Kalkofengabeln, sondern Pflugreuten. Die Herren von Kalckreuth kommen demnach aus dem Stamm von Primislaw dem Pflüger und führten deshalb, wie die Herren von Pflugk, zum Andenken ihres Ursprungs die umgekehrte Pflugschar.[6]

Namensträger

Einzelnachweise

  1. Original im Hauptstaatsarchiv Dresden, Nr. 1086
  2. Schlesisches Provinzial-Archiv, Stift Sagan, Nr. 20
  3. a b c Otto Hupp: Münchener Kalender 1926. Seite 29
  4. a b c d e Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon Band 5, Seite 2-4
  5. a b c d e f Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band VI, Band 91 der Gesamtreihe, Seite 98-100
  6. a b Johann Georg Theodor Grässe: Geschlechts-, Namen- und Wappensagen des Adels Deutscher Nation. Reprint-Verlag, Leipzig 1999, ISBN 3-8262-0704-1, Seite 74-75.

Literatur

Weblinks


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