Johann Georg Theodor Grässe

Johann Georg Theodor Grässe

Johann Georg Theodor Grässe (auch Johann Graesse, auch Gräße, * 31. Januar 1814 in Grimma; † 27. August 1885 in Niederlößnitz) war ein deutscher Bibliograph, Sagenforscher und Literaturhistoriker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Besuch der Fürstenschule in Grimma studierte Grässe ab 1833 unter Johann Gottfried Jakob Hermann Philologie sowie Philosophie und Archäologie an der Universität Leipzig, wo er 1834 promoviert wurde. Anschließend ging Grässe an die Universität Halle und setzte seine literaturwissenschaftliche Ausbildung fort.

1837 begann Grässe mit der Arbeit an einer großangelegten Literaturgeschichte, dem vierbändigen Lehrbuch einer allgemeinen Literätgeschichte aller bekannten Völker der Welt, das die Geschichte der Dichtung sowie die Fachliteratur sämtlicher wissenschaftlicher und künstlerischer Disziplinen umfassen sollte. Nach dem Scheitern seiner Habilitationsabsichten ließ er sich in Dresden nieder, wo er 1838 Lehrer für französische Sprache und Literatur an der Kreuzschule wurde.

1842 legte Grässe die deutsche Übersetzung der Gesta Romanorum vor, 1843–1846 folgte die der Legenda aurea.

Wegen seiner Sprach- und Literaturkenntnisse wurde er 1843 zum Privatbibliothekar des sächsischen Königs Friedrich Augusts II. bis zu dessen Tod 1854 berufen. Im gleichen Jahr erschien die Bibliotheca magica et pneumatica, eine Bibliographie über Veröffentlichungen zum Zauber-, Wunder- und Aberglauben unter Berücksichtigung von Hexen- und Teufelsliteratur.

1848 folgte die Ernennung zum Inspektor (ab 1877 Direktor) des Dresdner Münzkabinetts.

1855 erschien als eines seiner Hauptwerke auf dem Gebiet der Sagen Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen mit etwa 1000 Sagen. 1861 wurde er zum Direktor der Dresdner Porzellansammlung und 1864 bis zum Eintritt in den Ruhestand 1882 als Hofrat zum Direktor des Grünen Gewölbes ernannt.

1868/1871 erschien das Sagenbuch des Preußischen Staates mit 2206 Sagen, Nachweise der älteren literarischen Quellen, teilweise auch mit der Angabe Mündlich.

Grässe besaß das Schloss Wackerbarth in Niederlößnitz, wo er drei Jahre nach Beginn seines Ruhestands am 27. August 1885 starb.

Werke (Auswahl)

  • Gesta Romanorum. 2 Bände, Dresden 1842.
  • Lehrbuch einer allgemeinen Literärgeschichte aller bekannten Völker der Welt (Leipzig 1837-60, 4 Bde. in 13 Abtlgn.) (Ein durch die Fülle bibliographischer Nachweisungen und die Masse des zusammengetragenen Stoffes seltenes Dokument deutschen Sammlerfleißes. Einen Auszug daraus mit übersichtlicher Darstellung und berichtigender Umarbeitung gab er als Handbuch der allgemeinen Litteraturgeschichte (Dresden 1844-50, 4 Bde.) heraus.)
  • Bibliothek magica (Leipzig 1843)
  • Bibliotheca psychologica (das. 1845)
  • Legenda aurea des Jacobus de Voragine (das. 1846)
  • Die Sage vom Ritter Tannhäuser (das. 1846; 2. Aufl. unter dem Titel: Der Tannhäuser und ewige Jude, 1861)
  • Sagenschatz des Königreichs Sachsen (das. 1855, 2. Aufl. 1874, Neuauflage herausgegeben von Joachim Jahns, 3 Bde, Dingsda-Verlag, Querfurt 1999, ISBN 3-928498-56-8,ISBN 3-928498-62-2 und ISBN 3-928498-73-8)
  • Sachsens Fürsten in Bildern mit geschichtlichen Erläuterungen. Dresden 1856.
  • Mit Peter Christen Asbjörnsen: Nord und Süd. Ein Märchen-Strauß. Dresden 1858. (Norwegische Ausgabe: Eventyr fra fremmede Lande. Christiania 1860.)
  • Orbis latinus, Verzeichnis der lateinischen Benennungen der bekanntesten Städte etc. Dresden 1861.
  • Märchenwelt. Verlag Moritz Schäfer. Leipzig 1865.
  • Sagenbuch des preußischen Staats. 2 Bände, Dresden 1866–71.
  • Beschreibender Katalog der königlichen Porzellansammlung. Dresden 1874.
  • Sachsens Fürsten aus dem Haus Wettin (das. 1875)
  • Geschlechts-, Namen- und Wappensagen.des Adels deutscher Nation. Dresden 1876.
  • Beschreibender Katalog des Grünen Gewölbes (5. Aufl. 1881)

Literatur

Weblinks

 Wikisource: Johann Georg Theodor Grässe – Quellen und Volltexte
 Commons: Johann Georg Theodor Grässe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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