Jachenau

Jachenau
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Jachenau
Jachenau
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Jachenau hervorgehoben
47.611.433333333333790
Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberbayern
Landkreis: Bad Tölz-Wolfratshausen
Höhe: 790 m ü. NN
Fläche: 128,93 km²
Einwohner:

873 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 7 Einwohner je km²
Postleitzahl: 83676
Vorwahl: 08043
Kfz-Kennzeichen: TÖL
Gemeindeschlüssel: 09 1 73 131
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Dorf 51 1/2
83676 Jachenau
Webpräsenz: www.jachenau.de
Bürgermeister: Georg Riesch sen. (Freie Wähler Gemeinschaft)
Lage der Gemeinde Jachenau im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen
Starnberger See Ammersee Österreich Landkreis Ebersberg Landkreis Garmisch-Partenkirchen Landkreis Landsberg am Lech Landkreis Miesbach Landkreis München Landkreis Rosenheim Landkreis Starnberg Landkreis Weilheim-Schongau Wolfratshauser Forst Pupplinger Au Pupplinger Au Bad Heilbrunn Bad Tölz Benediktbeuern Bichl Dietramszell Egling Eurasburg (Oberbayern) Gaißach Geretsried Greiling Icking Jachenau Kochel am See Königsdorf (Bayern) Lenggries Münsing Reichersbeuern Sachsenkam Schlehdorf Wackersberg WolfratshausenKarte
Über dieses Bild

Jachenau ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen.

Nach der Gemeindegebietsreform von 1975 ist Jachenau mit 871 Einwohnern nach der Bevölkerungszahl die kleinste Gemeinde mit eigener Verwaltung in Bayern. Jachenau ist ein staatlich anerkannter Erholungsort, der sich als „Jachenau das Sonnental“ dem „sanften Tourismus“ verpflichtet fühlt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Ortsteil Dorf der Jachenau am frühen Morgen vor dem Herzogstand

Jachenau liegt 80 km südlich von München, zwischen Bad Tölz und Garmisch-Partenkirchen, in den Bayerischen Voralpen auf der Südseite der Benediktenwand (1801 m) und nahe am Walchensee. Das Gemeindegebiet liegt auf einer Höhe zwischen 712 m bei Fleckhaus und 1800 m auf der Benediktenwand. Von den 128,93 km² Gemeindefläche sind 11 060 ha, ca. 86 % waldbedeckt. Damit gehört die Jachenau zu den waldreichsten Gebieten Deutschlands.

Als "die Jachenau" wird auch das 15 km lange, idyllische Wald- und Wiesental der Jachen bezeichnet, das sich von West nach Ost erstreckt und in dem der Ort liegt.

Kochel, Benediktbeuern
Walchensee (Ort) Nachbargemeinden Lenggries
Wallgau Lenggries

Ortsteile/Weiler/Gehöfte

Der Ortsteil Berg der Jachenau - das alte „Nazareth sup monte“
Das Jachental von Ost nach West, in der Mitte der Ortsteil Höfen
Bruchteilhausnummer mit zusätzlichem Buchstaben an einem Doppelhaus für Forstbedienstete

Die Gemeinde Jachenau, eine typische Streusiedlung, umfasst 27 Ortsteile, gelistet in alphabetischer Reihenfolge und mit den 1808 zugeteilten Hausnummern der damals existierenden 60 Anwesen. Später entstandene Häuser erhielten eine Hausnummer, die sich aus der Nummer des ursprünglichen Anwesens und einer Bruchteilsnummer zusammensetzt, die anzeigt, ob es das zweite, dritte oder usw. Anwesen auf dem Grund der ursprünglichen Hausnummer ist; z. B. ist 7 1/4 das vierte Haus auf dem Grund der alten Hausnummer 7. Allerdings liegt hier eine weitere Besonderheit vor: 7 1/4 besteht in der Realität aus einem Doppelhaus und einem Einfamilienhaus, die jeweils noch mit den Buchstaben a, b und c unterschieden werden. Bei dem neueren Ortsteil Rechen existieren nur Bruchteilhausnummern; im ebenfalls neueren Ortsteil Setzplatz wurden wegen der „allgemeinen Verwirrung“ die Bruchteilhausnummern im Jahr 2005 durch normale Hausnummern „Setzplatz 1 bis 34“ ersetzt.

  • Achner 40, 41, 42
  • Altlach (am Walchensee) 56, 57, 58, 59 einschließlich der zu Jachenau gehörenden Anwesen in Einsiedl (am Walchensee) und in Obernach
  • Bäcker 16
  • Berg 3, 4, 5, 6
  • Dorf 7, 8, 9
  • Erbhof 12, 13
  • Fleck 43
  • Fleckhaus 33
  • Friedeln 17
  • Hinterbichl 23, 24
  • Höfen 18, 19, 20, 21, 22
  • Laich 10, 11
  • Lain 48
  • Luitpolder 49
  • Mühle 50, 51, 52, 53, 54
  • Niedernach (am Walchensee) 55
  • Niggeln (34), 35, 36, 37, 38, 39
  • Ochsensitz (bei Vorderriß) 60
  • Ort 29
  • Petern 25, 26, 27, 28
  • Point 44, 45, 46, 47
  • Raut 30
  • Rechen 10 1/4 bis 10 1/10
  • Sachenbach (am Walchensee) 1, 2
  • Setzplatz 48 1/2 bis 48 1/24 (historisch, nicht mehr gültig)
  • Tannern 31, 32
  • Wieden 14, 15

Die Weiler Letten und Leger liegen ebenfalls noch im Jachental, gehören aber verwaltungsmäßig zur Gemeinde Lenggries.

Die „Schattenhöfe“

Der Luitpolderhof in Jachenau - einer der "Schattenhöfe"

Auf Grund der West-Ost-Ausrichtung hat das 15 km lange Jachental zwischen den Ortsteilen Mühle im Westen und Fleckhaus im Osten im Sommer vom frühen Morgen bis zum späten Abend durchgehend Sonne. Deshalb bezeichnet sich auch heute die Jachenau als „Sonnental“.

Doch wird das Tal auf beiden Seiten durch Bergrücken begrenzt, die im Norden mit der Benediktenwand bis an 1800 m reichen und im Süden zwischen Staffel (Berg) und Wilfetsberg bei 1500 m und 1400 m Höhe liegen. Im Winterhalbjahr befinden sich daher die am südlichen Talrand gelegenen Höfe immer im Schatten. Dies hat zum Ausdruck „Schattenhöfe“ geführt.

Schon zu den ersten Höfen, die im 12. Jahrhundert im Jachental rodeten und siedelten, gehörte der heutige "Luitpolder" Hof (bis ca. 1500 der "Krinner"). Dieser Hof, der zweitgrößte Hof in Jachenau, liegt wie eine ganze Reihe von weiteren Höfen und Sölden zwischen den Ortsteilen Niggeln und Mühle so dicht unter dem südlichen Bergrücken, dass er im Winter bei flach stehender Sonne über einen Zeitraum von mehr als zwei Monaten keinen Sonnenstrahl erwischt. Dieses Phänomen trifft besonders den "Lainer" und den "Luitpolder". Das sind aber im Sommer während der Wachstumsperiode die Höfe, die täglich am längsten die Sonne genießen.

Man kann also davon ausgehen, dass die damaligen Siedler am Ende des 12. Jahrhunderts genau wussten, auf was sie sich bei der Ortswahl ihres Anwesens einließen.

Geologie

Kuhtrittmuschel auf dem Fundamentstein einer alten Almhütte an der Lainlalm

Die geologischen Schichten der Jachenau gehören alle zur sogenannten Lechtaldecke, der mittleren "Decke" der Nördlichen Kalkalpen. Geologische Besonderheit des Raumes um die Jachenau ist die großangelegte Muldenstruktur des Bayerischen Synklinoriums mit Ost-West-verlaufenden Achsen der Mulden und Sättel. Sie ist die Ursache für das Walchensee-Becken und den relativ weiten Talkessel beim Ortskern in Jachenau. Die nordalpinen Gesteine sind fast ausschließlich marine Sedimente, deren Ablagerung in der Triaszeit vor ca. 250 Mio. Jahren in dem weltumspannenden Tethys-Meer auf dem sich absenkenden Schelf des großen Kontinents Pangäa begann. Dieser Vorgang schuf mehrere 1000  m mächtige Gesteinspakete, die in der Jachenau unter anderen als Wettersteinkalk (an der Benediktenwand), als Raibler Schichten (westlich und östlich der Lainlalm), als Hauptdolomit (Gipfel des Hirschhörnl), als Plattenkalk (u. a. Rautberg, Staffel, Hoher Zwiesler, Jochberg, Brunnenkopf, Brandkopf), als Kössener Schichten (an den Steilufern der Großen Laine) und als Rhätolias-Riffkalk (Axelstein) auftreten.[2]

Megalodonten, im Volksmund auch "Kuhtrittmuscheln", finden sich als ca. 200 Mio. Jahre alte Zeugen der Erdgeschichte in der Gegend um Jachenau im Rhätolias-Riffkalk auf der Südseite des Axelstein nördlich der Ortschaft. Offensichtlich wurden dort Steine gebrochen, die das Tal der Großen Laine aufwärts an der Lainlalm als Fundamentsteine von Almhütten Verwendung fanden und mit den versteinerten Muscheln als Abwehrzauber dem Schutz von Mensch und Tier dienen sollten.

Etymologie

In den ältesten Urkunden von 1192 [3] und 1294[4] wird die neue Ansiedlung in dem Tal ostwärts des Walchensees als „Nazareth“ benannt. Das Jachental war ähnlich dem Großen Ahornboden im Karwendel damals mit einem Ahornwald bedeckt. Den Mönchen des Klosters Benediktbeuern fiel es nicht schwer aus „in acereto“ = im Ahorngehölz, im Ahornboden den Ortsnamen Nazareth abzuleiten.

In einer Urkunde von 1295 [5] tauchen erstmals „Nazareth“ und „Jachnawe“ nebeneinander auf. Danach entwickelte sich „Jachnaw“ (1416), „Jachenaw“ (1433) und ab 1584[6] „Jachenau“. Für die Herleitung des Namens Jachenau gibt es unterschiedlichste Ansätze: von „Jochinau“ = die Au der Jocher von Altjoch am Kochelsee, von Ahornau in Anlehnung an den Ahornboden, von der Au des „Jacho“, eines damals gebräuchlichen Vornamens[7] und als Ableitung vom Namen der Jachen, dieses schnell fließenden („jach“, mittelhochdeutsch) Gewässers des Tales.

Geschichte

Die Jachenau wurde ab dem Zeitraum um 1185 vom Kloster Benediktbeuern aus gerodet und besiedelt. In der Abschrift einer Urkunde von 1192 wird Nazareth erstmals genannt. Hierbei überließ Bischof Udalschalk von Augsburg den Neubruchzehnt (von Jachenau) dem Kloster Benediktbeuern im Tausch für ein Gut bei Utting. Gleichzeitig wurde in derselben Urkunde der Auftrag gegeben, eine Kirche aus Stein zu errichten. Hundert Jahre später weihte Bischof Wolfahrt von Augsburg die Kirche St. Nikolaus am 17. März 1291 persönlich ein. Im gleichen Jahr wurde ein Wirtshaus gebaut. 1294 wurden im Salbüchl des Klosters 17 "vaccariae" (Schwaigen) in Nazareth aufgelistet, von denen bei folgenden sieben eine Beziehung zu den heute noch bestehenden Höfen hergestellt werden kann. Dies sind „Nazareth sup monte“ = Berg, „Im ahorn“ = Achner, „Chlezagelshof“ = Hinterbichl, „Gerunershof“ = bis 1500 als der Krinner benannt, danach als Luitpolder, „Erchenboltshütte“ = Erbhof, „Im lohe“ = Laich, „Saherpach“ = Sachenbach.

Durch Zwei- und manchmal auch Dreiteilung der meisten 17 "Urhöfe" kam die Jachenau im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts bis zum Jahr 1782 auf 36 Höfe und 24 Sölden, die sich bis ins 19. Jahrhundert gehalten haben. Bis zur Säkularisation 1803 gehörte die Obmannschaft Jachenau zum Klostergericht Benediktbeuern. Im Zeitraum 1808 bis 1818 entwickelte sich die Jachenau zu einer selbständigen politischen Gemeinde. 1808 wurden den damals 60 Anwesen die heute noch gültigen Hausnummern 1 bis 60 zugeordnet.

Jachenauer Forstrechte im Lauf der Geschichte

Mächtige Fichte auf der Walchen-Alm in Jachenau; 2005 umgestürzt

Die Fläche der Jachenau beträgt rund 129 km². Davon sind 86 %, das sind 11.060 ha, waldbedeckt und wiederum die Hälfte davon ist Eigentum der Jachenauer Bauern und Söldner. Dieser wertvolle Besitz, der über Jahrhunderte den Jachenauern einen gewissen Wohlstand garantierte, ist für die heutige Generation eine Selbstverständlichkeit. Das war nicht immer so. Zur Zeit der Rodung und Ansiedlung im 12. bis 14 Jahrhundert war der Holzeinschlag in den Jachenauer Wäldern noch nicht geregelt oder eingeschränkt. Doch mit der Entwicklung der Städte, insbesondere Münchens, stieg der Bedarf an Bau- und Brennholz (auch für die „holzfressenden“ Kalköfen) aus den an der Isar gelegenen Wäldern so stark, dass die Nachhaltigkeit und damit der dauernde Bestand der Wälder bedroht schien. Die Bayerischen Herzöge und auch das Kloster Benediktbeuern erließen – beginnend im 15. Jahrhundert - Holzordnungen, die den Einschlag in nachhaltige Bahnen lenkten. Dabei wurden den Bauern in der Jachenau wegen des rauen Klimas und der dadurch eingeschränkten Landwirtschaft 1487 mit dem "Jachnaw privilegium"[8] neben dem eigenen Bedarf an Bau- und Brennholz besondere Rechte für den Holzeinschlag „zum Verkauf ans Wasser“ zugestanden. Jeder Bauer durfte jedes Jahr im Rahmen der „Hauszahl“ in seinen „zu den Gütern gelegten Hölzern“ eine bestimmte Zahl Stämme unentgeltlich zum Verkauf schlagen; er musste dafür lediglich den „Probstbaum“, den schönsten Stamm dem Kloster überlassen. Die ungeteilte Hauszahl berechtigte den Bauer zu 240 Stämmen im Jahr. Bei geteilten Höfen verringerte sich die Hauszahl auf 120 oder 80 Stämme. Darüber hinaus war es den Bauern und auch den Söldnern gestattet, auf Antrag und gegen einen geringen Preis in den Frei- und Gemeinbergen weiteres Holz zum Verkauf zu schlagen. Mit der Säkularisation drohten durch Übernahme des Staates diese für die Jachenau lebenswichtigen Forstrechte zur „jederzeit widerruflichen Gnade“ zu verfallen. In einem nahezu 200-jährigen Streit ließen sich die Jachenauer trotz heftigster Rückschläge durch die Bayerische Staatsforstverwaltung nicht unterkriegen und erstritten sich letztendlich in einem Vergleich mit dieser auf der Grundlage des dazu vom Landtag erlassenen Teil- und Zinswaldgesetzes (TZiWG 1964) weitgehend das Eigentumsrecht über ihre Wälder. Das war 1983, doch selbst heute ist in einem Fall die Forstrechtsablösung einer Teilfläche noch nicht abgeschlossen. Ungelöst ist auch die Frage der kommunalen Forstrechte an den Gemein- und Freibergen sowie den Wuhr- und Bannhölzern. Diese sind - da im TZiWG unbegründet nicht berücksichtigt - „bisher unbehandelt und stillschweigend“ in den Besitz des Staates übergegangen. So kommt es, dass die waldreiche Gemeinde Jachenau selber über keinen Quadratmeter Wald verfügt.


Politik

Gemeinderat

Nach der letzten Kommunalwahl am 2. März 2008 hat der Gemeinderat acht Mitglieder. Die Wahlbeteiligung lag bei 82,6%. Die Wahl brachte folgendes Ergebnis:

  Freie Wählergemeinschaft     5 Sitze  (64,2%)
  Unabhängige Wählergemeinschaft 3 Sitze (35,8%)

Weiteres Mitglied und Vorsitzender des Gemeinderates ist der Bürgermeister von der Freien Wählergemeinschaft.

Wappen

Blasonierung: Schild in Form eines „J“, horizontal geteilt in Gold und Blau, oben aus der Teilungslinie wachsend ein steigender, schwarzer Gamsbock.

Am 19. April 1958 beschloss der Gemeinderat, für die Gemeinde ein Gemeindewappen zu beantragen und das Bayerische Hauptstaatsarchiv um Beratung zu ersuchen. Am 14. Februar 1959 erfolgte der einstimmige Beschluss, als Gemeindewappen das von dem Graphiker Ernst Rössner in Bad Tölz angefertigte Wappen in der jetzt festgesetzten Form anzunehmen. Die Wappenannahme erstreckt sich auch auf eine Gemeindefahne, die allerdings nie angeschafft wurde.

Das Wappen hat einen historischen Bezug zur Jachenau: Es wurde am 1. März 1502 von Herzog Albrecht IV., „dem Weisen“ an Hubprobst Caspar März von Benediktbeuern verliehen. Dieser war Sohn des Jachenauer Klosterjägers Anderl März (1445-1510) vom „Loaner“ 48. Von 1486 bis 1513 stand Caspar März im Dienst des Klosters in aufsteigenden Verwendungen vom Marstaller bis zum Hubprobst und Siegler. Ab 1514 lebte er als Wirt in Kochel und im Jahr 1522 übernahm er eine Wirtschaft in Lenggries.

Wirtschaft

Blick vom Staffel nach Nordosten: Das Untertal der Jachenau

Wirtschaftskraft und relativer Wohlstand der Jachenau beruhten über 700 Jahre auf der Landwirtschaft und der Forstwirtschaft. Neben dem Schwerpunkt Grünlandwirtschaft mit Viehzucht und Milcherzeugnissen wurden bis in die Mitte des 20. Jahrhundert zur eigenen Versorgung auch Getreide und Flachs angebaut. Die Jachenau zählt heute 34 landwirtschaftliche Anwesen, davon 29 Bauern und 5 Sölden. Der Anteil der Haupterwerbsbetriebe liegt bei 67,6 % (Platz 21 von 2953 in Bayern).

Die umfangreichen Forstrechte der Jachenauer Anwesen (seit 1983 in einem Vergleich mit dem Bayerischen Staat umgewandelt in ca. 5 000 ha Waldeigentum) ermöglichen jährlich den Verkauf von ca. 15- bis 20 000 Festmetern Holz. Nicht unerhebliche Zusatzverdienste ergaben sich früher aus der Holzarbeit für das Kloster Benediktbeuern, ab 1803 für die Bayerische Staatsforstverwaltung.

Seit der Zeit um 1900, als die beiden neuen Gasthöfe mit Übernachtungsmöglichkeiten für „Sommergäste“ errichtet worden waren, kam der Tourismus als drittes Standbein hinzu. Gästezimmer und Ferienwohnungen – genutzt weitgehend von Stammgästen – sind im ganzen Tal wichtige Grundlage für sichere Nebenverdienste nahezu im ganzen Jahr.

Das Obertal der Jachenau von Westen vor Staffel und Schafreuter

Diese Dreiteilung Jachenauer Wirtschaftskraft gilt auch noch für die heutige Zeit. Darüber hinaus sorgen zahlreiche Handwerksbetriebe (insbesondere der Holzverarbeitung wie Sägewerke, Zimmerer, Schreiner und auch ein Holzschnitzer) für Arbeitsplätze im Tal. Dennoch ist der Anteil der Auspendler bei den Einkommensteuerpflichtigen mit 82,1% im Jahr 2006 sehr hoch (Platz 2047 von 2056 in Bayern).

Hinsichtlich des Gewerbesteueraufkommens sind die beiden Laufwasserkraftwerke der E.ON Wasserkraft in Obernach und Niedernach die größten Wirtschaftsbetriebe der Gemeinde.

Verkehr

Die Buslinie 9595 des Regionalverkehrs Oberbayern verbindet Jachenau mit Lenggries. Von dort fährt stündlich die Bayerische Oberlandbahn nach München.

Die Staatsstraße 2072 führt von Lenggries nach Jachenau und weiter über Sachenbach und am Ostufer des Walchensee entlang nach Urfeld (ab der Abzweigung „Zwerchweg“, 1,5 km westlich Jachenau, für den allgemeinen Verkehr gesperrt). Eine mautpflichtige Privatstraße der Bayerischen Staatsforsten führt vom „Zwerchweg“ weiter über Niedernach und Altlach am Südufer des Walchensees entlang nach Einsiedl am Walchensee, wo sie in die Bundesstraße 11 mündet.

Öffentliche Einrichtungen

Bildungseinrichtungen

  • Kinderkrippe in Jachenau-Wieden
  • Kindergarten in Jachenau-Wieden
  • Grundschule in Jachenau-Wieden

Ämter

  • Gemeindeverwaltung
  • Gästeinformation

Freizeit- und Sportanlagen

Strand am Walchenseesüdufer mit dem Jochberg im Hintergrund
  • 35 km Langlaufloipen, gleichermaßen für klassische und freie Langlauftechnik nebeneinander gespurt
  • Natureisstadion (kleine Fläche) in Jachenau-Dorf (nördlich unterhalb der Kirche)
  • Sportplatz mit Flutlichtanlage im Ortsteil Wieden
  • Skilift in Jachenau-Mühle
  • Bademöglichkeiten, Tauchen, Surfen und Segeln am nahe gelegenen Walchensee
  • zahlreiche Möglichkeiten für Tal- und Bergwanderungen, Rad- oder Mountainbiketouren im Sommer
  • in gleicher Weise zahlreiche Möglichkeiten für Schneeschuhwanderungen und Skitouren im Winter

Pfarrkirche St. Nikolaus

St. Nikolaus, Pfarrkirche von Jachenau

Im Jahr 1192 erteilte das Bistum Augsburg den Auftrag, in "Nazareth" eine steinerne Kirche zu bauen. 1291, also 99 Jahre später, wurde die Kirche von Bischof Wolfhart von Augsburg dem Heiligen Nikolaus als Hauptpatron geweiht. Nebenpatrone sind die Heiligen Peter und Paul. 1718 wurde im Westen der herzförmige Chor mit Oratorien und Sakristei angebaut. Zur gleichen Zeit wurde wohl der Altar von dem sonst üblichen Platz im Osten nach Westen verlagert. Die heutige Ausstattung der drei Altäre entstand im Zeitraum 1773/74. Den Hauptaltar schmückt ein Bild des Heiligen Nikolaus in der Verehrung der Mutter Gottes. Die zwei Nebenaltäre sind der Maria Immaculata und den Heiligen Drei Königen geweiht. Für Letztere existiert in Jachenau seit 1694 die "Bruderschaft der Heiligen Drei Könige". Die spätbarocke Innenausstattung der Kirche aus dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts ist geprägt von den leichten Wessobrunner Stuckarbeiten im zarten Benediktbeurer Grün und den Deckenfresken des Alois Gaibler aus Kaufbeuren im Haupt- und Altarraum. 1874 wurde der Kirchturm an der Ostseite abgerissen; an seiner Stelle entstand das "Vorzeichen", der Eingang zur Kirche. Gleichzeitig entstand auf der Nordseite ein neuer Kirchturm mit quadratischem Sockel, achteckigem Glockenturm und Zwiebelhaube. Ältestes Zeugnis in der Kirche ist ein Fresko aus dem 14. Jahrhundert in einer Nische an der mittelalterlichen Chorwand neben dem Beichtstuhl, das einen rotgewandeten, knienden Mann darstellt; gegebenenfalls eine personifizierte Seele betend vor der Himmlischen Mauer in Jerusalem.

Das moderne Orgelwerk von 1982 wurde von Gerhard Schmid aus Kaufbeuren geschaffen. Das Geläut besteht aus fünf Glocken der Glockengießerei Oberascher in den Tönen d' - fis' - a' - h' - d" und ertönt im D-Dur-Dreiklang mit einer Sexte. Jachenau, bis zur Säkularisation 1803 immer vom Kloster Benediktbeuern oder den Pfarrern von Kochel seelsorgerisch betreut, ist seit 1806 selbständige Pfarrei.

Kultur

In Jachenau wird mindestens seit den 1920er Jahren Laien-Theater gespielt. Nach dem II. Weltkrieg bildete sich erneut eine Theatergruppe, die sich auf Weisung der Militärregierung einem Verein anschließen musste. Sie wurde Teil des 1948 gegründeten Gebirgstrachtenvereins Jachenau. Alljährlich wird im Winter ein Stück eingeübt, das in der Osterzeit zur Aufführung kommt.

Vereine

  • Freiwillige Feuerwehr seit 1875
  • Fremdenverkehrsverein seit 1949
  • Gebirgsschützenkompanie seit 1906
  • Gebirgstrachtenverein seit 1948
  • Handwerker- und Bauernverein seit 1757
  • Schützengesellschaft Gemütlichkeit seit 1924
  • Ski- und Sportclub seit 1949
  • Veteranen- und Kriegerverein seit 1822

Musik

  • Kirchenchor
  • Musikkapelle
  • Jachenauer Stubenmusi
  • Jachnara Schodseitnmusi
  • Jachenauer Hackbrettmusi
  • Jachenauer Harfenmusi
  • Jachenauer Sudhausmusi
  • 1605er-Musi
  • Laichalm-Musi
  • Goaßlschnalzer
Lüftlmalerei beim „BichlerKassl“ in Jachenau, Hinterbichel
Fresko von Franz Marc auf der Bergstaffelalm oberhalb Jachenau

Bauwerke

Liste der Baudenkmäler in Jachenau

  • Pfarrkirche St. Nikolaus
  • Fassadenmalereien (Lüftlmalerei)
  • Wasserkraftwerke in Niedernach und Obernach (keine Besichtigung)
  • Ehrenmal am Westrand des Friedhofs mit einer Skulptur von 1952 des Bildhauers Hias Lautenbacher von Kochel aus rötlichem Marmor, die den Heiligen Georg als Drachentöter darstellt sowie vier Steinplatten mit den Namen der gefallenen und vermissten Jachenauer der fünf Kriege zwischen 1805 und 1945.

Kunst

In den Jahren 1904, 1905 und 1908 [9] hielt sich der Maler Franz Marc immer wieder auf der Bergstaffelalm unter dem Rabenkopf bei seinem Freund, dem Senner Hans Müller, auf und schmückte Herd und Wände der Almhütte mit Fresken.[10]

Söhne und Töchter des Dorfes

Fauna und Flora

Gelber Frauenschuh

Eine Besonderheit der Jachenau ist die sich seit 1959 entwickelnde Steinbock-Kolonie an der Benediktenwand, die inzwischen auf mehr als 100 Stück angewachsen ist. Nicht regelmäßig, aber immer wieder brütet auf Jachenauer Flur ein Adlerpärchen. Eine weitere Besonderheit ist der Kirchturm als Schlafplatz der Kleinen Hufeisennasen der Gattung Rhinolphus hipposideros der Fledermäuse. Im Jahr 2002 wurden 34 ausgewachsene Exemplare gezählt. Unter den Blumen sind das Bergaurikel, der stengellose Enzian, die Alpenrose, der Frauenschuh, die Türkenbundlilie und der sehr kleine und unscheinbare Langblättrige Sonnentau zu erwähnen.

Skigeschichte

Bereits 1885 nutzte der Forstmeister Maximilian Lizius in Jachenau als einer der ersten in Deutschland bei seinen Reviergängen Skier, die ihm von einem norwegischen Forstmann geschenkt worden waren.[11],[12]

Sonstiges

Die Vordere Scharnitzalm im Herbst 2007 als Kulisse für den Kinofilm „Der Brandnerkaspar“

Aufgrund seiner landschaftlichen Schönheit ist die Jachenau immer wieder Objekt für Dokumentarfilme oder Hintergrund von Spielfilmen der Filmschaffenden aus dem nahen München. So wurden in der ersten Hälfte des Oktobers 2007 Szenen des „Brandner Kaspar“ mit Michael Herbig durch den Regisseur Joseph Vilsmair auf den Scharnitz Almen gedreht. Dazu waren sowohl die Vordere wie auch die Hintere Scharnitz Alm sehr aufwendig zu einem Bergbauerndorf mit einer kleinen Kirche einschließlich Friedhof umgestaltet worden. Einzelne Jachenauer übernahmen Komparsenaufgaben. Ebenso diente die Sachenbacher Bucht am Walchensee bereits 1959 für einen Film mit historischer Thematik als Drehort der Serie Tales of the Vikings mit Christopher Lee. Im Sommer 2008 drehte der Regisseur Michael Herbig in der Sachenbacher Bucht die Realverfilmung von Wickie und die starken Männer. Zu diesem Zwecke wurde dort ein Wikingerdorf mit weiterer Ausstattung errichtet. Nach eingehender europaweiter Suche hatte man diesen Drehort erwählt.[13]

Literatur

Weblinks

 Commons: Jachenau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Quartale (hier viertes Quartal, Stichtag zum Quartalsende) (Hilfe dazu)
  2. Kment, Kurt, Geologie der Jachenau in Gudelius, Jost, Die Jachenau, Jachenau 2008, S. 336 - 346
  3. BHStA, KL Benediktbeuern 39, Bl.40
  4. BHStA, KL Benediktbeuern 32
  5. BHStA, KL Benediktbeuern 9
  6. BHStA, KL Benediktbeuern 174
  7. Reitzenstein, Wolf-Armin von, Lexikon bayerischer Ortsnamen, München 1991
  8. BHStA, KL Benediktbeuern 192
  9. Möller, Hildegard, Malerinnen und Musen der "Blauen Reiter", München 2007, s. 168, 178 und 179.
  10. Gudelius,Jost, Die Jachenau, Jachenau 2008, S. 215.
  11. Lizius, Maximilian, Am Hüttenherd, München 1949, S. 185
  12. Gudelius, Jost, Die Jachenau, Jachenau 2008, S. 41
  13. Tölzer Kurier, 29. August 2008, Seite 4

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