Gawrilowo (Kaliningrad)

Gawrilowo (Kaliningrad)
Siedlung
Gawrilowo/
Gawaiten (Herzogsrode)

Гаврилово
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Osjorsk
Erste Erwähnung 1530
Frühere Namen Gawaiten,
1938–1946 Herzogsrode
Zeitzone UTC+3
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 227 804 001
Geographische Lage
Koordinaten 54° 24′ N, 22° 14′ O54.39722222222222.24Koordinaten: 54° 23′ 50″ N, 22° 14′ 24″ O
Gawrilowo (Kaliningrad) (Russland)
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Lage in Russland
Gawrilowo (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Red pog.svg
Oblast Kaliningrad

Gawrilowo (russisch Гаврилово, deutsch Gawaiten, 1938–1946 Herzogsrode) ist ein Dorf im Südosten der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)) und gehört zum Rajon Osjorsk (Kreis Darkehmen, 1938–1946 Kreis Angerapp).

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Gawrilowo liegt am nordwestlichen Rand der Rominter Heide und 16 Kilometer östlich der Rajonhauptstadt Osjorsk (Darkehmen, 1938–1946 Angerapp). Die nächstgrößere Stadt ist die frühere Kreisstadt Gołdap (Goldap) auf polnischem Staatsgebiet und in 13 Kilometern über die Fernstraße von Gussew (Gumbinnen) nach Ełk (Lyck) (Teilstück der ehemaligen deutschen Reichsstraße 132) zu erreichen. Die frühere Reichsstraße 137 von Groß Skaisgirren (1938–1946 Kreuzingen, heute russisch: Bolschakowo) über Goldap nach Suwalki (1938–1946 Sudauen, heute polnisch: Suwałki) führte zehn Kilometer südlich des Dorfes vorbei.

Die frühere Bahnstrecke von Insterburg (heute russisch: Tschernjachowsk) nach Lyck (heute polnisch: Ełk) mit der nächstgelegenen Bahnstation Wikischken (1938–1946 Wiecken, heute russisch: Bagrationowo) existiert nicht mehr. Südöstlich des Ortes fließt die Selezkaja (Gawaite, 1938–1946 Herzogsroder Fließ) vorbei auf ihrem 23 Kilometer langen Weg zur Mündung in die Wika (Wiek), kurz bevor diese die Angrapa (Angerapp) erreicht.

Geschichte

Im Jahre 1530 wurde das damals Gawaiten genannte Dorf erstmals urkundlich erwähnt - noch vor der ehemaligen Kreisstadt Goldap. Am 18. März 1874 wurde der Amtsbezirk Gawaiten gebildet, in den neun Landgemeinden eingegliedert waren:

  • Gawaiten, 1938–46 Herzogsrode (heute russisch: Gawrilowo)
  • Gulbenischken, 1938–46 Gulbensee (Oneschskoje)
  • Kurnehnen, 1938–46 Kurnen (Kruglowka)
  • Loyken, 1938–46 Loken (Strelzowo)
  • Maleyken, 1938–46 Maleiken (Nelidowo)
  • Murgischken, 1938–46 Bastental (Melnikowo)
  • Pelludszen, 1936-38 Pelludschen, 1938–46 Pellau (Schilowo)
  • Skarupnen, 1938–46 Hartental (Nowochatka)
  • Stukatschen, 1938–46 Freienfeld (Wostotschnoje).

Im Jahre 1910 zählte Gawaiten 386 Einwohner. Im Ersten Weltkrieg war das Dorf am 19./20. August 1914 einbezogen in die Schlacht bei Gawaiten-Gumbinnen im Vorfeld der Schlacht bei Tannenberg nur wenige Tage später.

In Gawaiten lebten 1933 insgesamt 419 Menschen. Am 16. Juli 1938 wurde es in „Herzogsrode“ umbenannt, und in Folge dessen erhielt am 25. Juli 1939 auch der Amtsbezirk Gawaiten den Namen „Amtsbezirk Herzogsrode“. Er gehörte mit den neuen Gemeinden bis 1945 zum Landkreis Goldap im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen.

Bei seiner Eingliederung in die sowjetische Administration erhielt das eben erst umbenannte Herzogsrode den neuen Namen „Gawrilowo“, der in Russland häufiger vorkommt. Es gehört zum Rajon Osjorsk in der Oblast Kaliningrad.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion (SU) 1990/91 kamen Russlanddeutsche aus den östlichen Staaten der SU auch nach Gawrilowo. Hier wurden zwischen 1992 und 1995 mit Spenden aus Deutschland acht Wohnhäuser für sie errichtet. Seit Öffnung des neun Kilometer entfernten Grenzübergangs nach Polen fanden mehrere Dorfbewohner in der Stadt Gołdap (Goldap) eine Betätigung. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat den noch aus dem Ersten Weltkrieg stammenden Soldatenfriedhof instandgesetzt.

Gawrilowski Sowjet (bis 2009)

Bis 2009 war Gawrilowo zentraler Ort (Гавриловский Совет -„Gawrilowski Sowjet“) für 47 umliegende Ortschaften und Wohnplätze, die zum Teil als Wüstung nicht mehr bewohnt sind:

Russischer Name Deutscher Name
(bis 1938)
Deutscher Name
(1938–1946)
Белинкое (Belinskoje) Kaszemeken/
Kaschemeken
Kaschen
Бережки (Bereschki) Budschedehlen Salzburgerhütte
Боровичи (Borowitschi) Tautschillen Altentrift
Дворики (Dworiki) Jodszen/
Jodschen
Schwarzenau
Дзержинское (Dserschinskoje) Jogelehnen Jürgendorf
Гаево (Gajewo) Rödszen/
Rödschen
Röden
Гавриловка (Gawrilowka) Szardeningken/
Schardeningken
Schardingen
Яблоновка (Jablonowka) Wilhelmsberg Wilhelmsberg
Карамышево (Karamyschewo) Pabbeln, Domäne Schardingen
Кирпичное (Kirpitschnoje) Jockeln Jockeln
Камаричи (Kamaritschi) Stumbern Auersfeld
Кругловка (Kruglowka) Kurnehnen Kurnen
Кузнцово (Kusnezowo) Annaberg Annaberg
Маая Петровка (Malaja Petrowka) Jurgaitschen Kleinau
Маое Ижевское (Maloje Ischewskoje) Groß Dumbeln Erlensee
Малое Ижевское (Maloje Ischewskoje) Klein Dumbeln Kräuterwiese
Малое Кузнецово (Maloje Kusnezowo) Seeberg Seeberg
Малое Пензенское (Maloje Pensenskoje) Gelleszuhnen/
Gelleschuhnen
Gellenau
Мелниково (Melnikowo) Murgischken Bastental
Муравьёво (Murajowo) Praßlauken Praßfeld
Нелидово (Nelidowo) Maleyken Maleiken
Новгородское (Nowgorodskoje) Egglenischken Preußischnassau
Новохатка (Nowochatka) Skarupnen Hartental
Новосельцево (Nowoselzewo) Worellen Runden
Ново-Славянское (Nowo-Slawjanskoje) Königsfelde Königsfelde
Новославкино (Nowoslawkino) Schaltinnen Quellental
Онежское (Oneschskoje) Gulbenischken Gulbensee
Пензенское (Pensenskoje) Dakehnen Daken
Петровка (Petrowka) Szeeben/
Scheeben
Scheben
Плавни (Plawni) Plawischken Plauendorf
Порхово (Porchowo) Zodszen/
Zodschen
Zoden
Псковское (Pskowskoje) Friedrichsberg Friedrichsberg
Ручейки (Rutscheiki) Eszergallen/
Eschergallen
Tiefenort
Западное (Sapadnoje) Groß Gudellen Großguden
Смирново (Smirnowo) Kiauten Zellmühle
Солнечное (Solnetschnoje) Szameitschen/
Schameitschen
Brahmannsdorf
Стрельцово (Strelzowo) Loyken Loken
Свердлово (Swerdlowo) Linkischken Rabeneck
Шатково (Schatkowo) Stonupönen Kaltenbach
Железнодорожное
(Schelesnodoroschnoje)
Groß Tragischken Hohenrode
Шилово (Schilowo) Pelludszen/
Pelludschen
Pellau
Шиповниково (Schipownikowo) Schestocken Peterstal
Толстово (Tolstowo) Pillkallen Hoheneck
Торфяное (Torfjanoje) Schlaugen Schlaugen
Волково (Wolkowo) Rudne/
Raudohnen
Raunen
Волочаево (Wolotschajewo) Grischkehmen Grischken
Восточное (Wostotschnoje) Stukatschen Freienfeld

Gawrilowskoje selskoje posselenije (ab 2009)

Verwaltungsgliederung des Rajon Osjorsk seit 2009

Im Rahmen einer munizipalen Verwaltungsreform in der Oblast Kaliningrad wurden auch im Rajon Osjorsk neue Landgemeinden (selskoje posselenije) sowie eine Stadtgemeinde (gorodskoje posselenije) gebildet: Gawrilowo, Krasnojarskoje und Nowostrojewo sowie Osjorsk.

Gawrilowo wurde demnach Namensgeber einer Landgemeinde, deren Verwaltungssitz sich in der Siedlung Jablonowka befindet.[1] Zu ihr gehören 30 Siedlungen, die bisher dem Bagrationowski Sowjet und dem Gawrilowski Sowjet zugeordnet waren:

Russischer Name Deutscher Name
(bis 1938)
Deutscher Name
(1938–1946)
Багратионово (Bagrationowo) Wikischken Wiecken
Борок (Borok) Grasgirren Dingelau
Валдайское (Waldaiskoje) Kleszowen Mühle[2]
(ab 1928 zu Wikischken)
Гаврилово (Gawrilowo) Gawaiten Herzogsrode
Дубрава (Dubrawa) Buylien Schulzenwalde
Жучково (Schutschkowo) Szuskehmen/
Schuskehmen
Angerhöh
Кадымка (Kadymka) Eszerningken/
Escherningken
Eschingen
Камаричи (Kamaritschi) Stumbern Auersfeld
Карамышево (Karamyschewo) Pabbeln Schardingen
Кольцово (Kolzowo) Kohlau Kohlau
Красный Бор (Krasny Bor) Kellmienen Kellmen
Кругловка (Kruglowka) Kurnehnen Kurnen
Кутузово (Kutusowo) Kleszowen/
Kleschowen
Kleschauen
Ново-Славянское (Nowo-Slawjanskoje) Königsfelde Königsfelde
Осипенко (Ossipenko) Adlig Pogrimmen[2]
(ab 1928 zu Pogrimmen)
Плавни (Plawni) Plawischken Plauendorf
Поречье (Poretschje) Balschkehmen Balsken
Порховскоө (Porchowskoje) Kermuschienen Fritzenau
Прудное (Prudnoje) Brindlacken Kleinfritzenau
Псковское (Pskowskoje) (Königlich) Pogrimmen Grimmen
Псковское (Pskowskoje) Friedrichsberg Friedrichsberg
Резниково (Resnikowo) Röseningken Rößningen
Ручейки (Rutscheiki) Eszergallen/
Eschergallen
Tiefenort
Рязанское (Rjasanskoje) Hallwischken Hallweg
Славкино (Slawkino) Wilhelmsberg (Gut) Wilhelmsberg (Gut)
Смирново (Smirnowo) Kiauten Zellmühle
Солнечное (Solnetschnoje) Szameitschen/
Schameitschen
Brahmannsdorf
Суворовка (Suworowka) Weedern Weedern
Шилово (Schilowo) Ischdaggen Brenndenwalde
Яблоновка (Jablonowka) Wilhelmsberg Wilhelmsberg

Kirche

Ehemalige Pfarrkirche

Der Amtshauptmann von Insterburg (heute russisch: Tschernjachowsk) hatte dafür zu sorgen, dass in jedem der Insterburger Schulbezirke eine Kirche gebaut wurde. Als erste Kirche im Jagteschen (Gawaiter) Schulbezirk entstand so vor 1550 die Kirche in Gawaiten. Es handelte sich um einen Holzbau, der als ältestes Gotteshaus im Kreis Goldap galt.

Das immer wieder marode Gebäude erhielt zwei Neubauten. Nach einem Brand im Jahre 1750 dann entstand 1755 der Bau, der 1788 noch eine Orgel erhielt und auch noch die beiden Weltkriege überdauern sollte. 1848 allerdings musste der baufällige Turm abgerissen werden.

Das Kirchengebäude wurde nach 1945 als Lagerhalle zweckentfremdet. Das Bauwerk verkam und wurde schließlich zum Ende der 1970er Jahre abgerissen und nicht wieder aufgebaut. Heute dient ein kleines Gemeindehaus als Kirchenersatz.

Kirchengemeinde

Gehörte das seit der Reformation evangelische Kirchspiel Gawaiten ursprünglich zur Inspektion Insterburg, so war es vor 1945 ein Teil des Kirchenkreises Goldap in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Katholische Kirchenglieder gehörten zur Pfarrei in Goldap.

Im Jahre 1944 waren 29 Dörfer in das Kirchspiel eingepfarrt, zu dem zwölf Schulen gehörten und in dem mehr als 6000 Gemeindeglieder wohnten.

In der Zeit der Sowjetunion von 1945 bis 1991 kam das kirchliche Leben in dem nun Gawrilowo genannten Ort zum Erliegen. Zu Beginn der 1990er Jahre entstand eine neue kleine Gemeinde, vornehmlich aus Russlanddeutschen, die sich hier angesiedelt hatten. Gawrilowo gehört jetzt zur Kirchenregion der Salzburger Kirche in Gussew (Gumbinnen) in der Propstei Kaliningrad der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland. Das Pfarramt, in dem zwei Geistliche tätig sind, befindet sich in Gussew.

Pfarrer bis 1945

In der Zeit von der Reformation bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges taten 25 Pfarrer ihren Dienst in Gawaiten/Herzogsrode:

  • N.N., 1550
  • Nicolaus Hollstein, 1562/1570
  • Johann Holstein, 1595/1605
  • Simon Waißnarus, 1608–1625
  • Friedrich Löbel, 1625–1655
  • Johann Friedrich Buchholtzer, 1651–1662
  • Friedrich Cibrovius, 1663–1692
  • Johann Christoph Cibrovius, 1690–1710
  • Christian Friedrich Stein, 1710–1755
  • Johann Trentovius 1756–1765
  • Johann Friedrich Sperber, 1765–1770
  • Gottfried Herrmann, 1770–1771
  • Georg Hintz, 1771–1786
  • Friedrich Chr. Heydenreich,
    1788–1791
  • Carl Hammer, 1792–1810
  • Daniel Friedrich Wüsthoff, 1811–1827
  • Johann Carl Prellwitz, 1827–1847
  • Georg Jul. Wilh. Schröder, 1848–1873
  • Adolf Wilhelm Brinkmann, 1873–1885
  • Friedrich Wilhelm Riech, 1886–1890
  • Franz Lebrecht Kuhnke, 1891–1914
  • Paul Korsitzki, 1917–1930
  • Iwan Schönemann, 1930–1935
  • Hemlmut Welz, 1935
  • Wilhelm Schiweck, 1938–1945

Verweise

Literatur

  • Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968

Einzelnachweis

  1. Gesetz Nr. 370 der Oblast Kaliningrad vom 1. Juni 2009 „Zur Zusammensetzung der territorialen und munizipalen Gebilde in der Oblast Kaliningrad“
  2. a b gemäß [1] (pdf-Datei, 577 KB)

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