Zwingenberg (Bergstraße)

Zwingenberg (Bergstraße)
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Zwingenberg
Zwingenberg (Bergstraße)
Deutschlandkarte, Position der Stadt Zwingenberg hervorgehoben
49.7166666666678.6166666666667100
Basisdaten
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Darmstadt
Landkreis: Bergstraße
Höhe: 100 m ü. NN
Fläche: 5,66 km²
Einwohner:

6.731 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 1189 Einwohner je km²
Postleitzahl: 64673
Vorwahl: 06251
Kfz-Kennzeichen: HP
Gemeindeschlüssel: 06 4 31 022
Adresse der
Stadtverwaltung:
Untergasse 16
64673 Zwingenberg
Webpräsenz: www.zwingenberg.de
Bürgermeister: Dr. Holger Habich (FDP)
Lage der Stadt Zwingenberg im Landkreis Bergstraße
Groß-Rohrheim Zwingenberg (Bergstraße) Biblis Viernheim Lampertheim Bürstadt Einhausen (Hessen) Lorsch Bensheim Lautertal (Odenwald) Lindenfels Heppenheim (Bergstraße) Heppenheim (Bergstraße) Fürth (Odenwald) Grasellenbach Rimbach (Odenwald) Mörlenbach Wald-Michelbach Birkenau (Odenwald) Abtsteinach Gorxheimertal Hirschhorn (Neckar) Neckarsteinach Michelbuch (gemeindefreies Gebiet) Rheinland-Pfalz Baden-Württemberg Kreis Groß-Gerau Landkreis Darmstadt-Dieburg OdenwaldkreisKarte
Über dieses Bild
Zwingenberg um 1810 (Gemälde von Wilhelm Merck)
Die Zwingenberger Altstadt mit dem Marktplatz

Zwingenberg liegt im Kreis Bergstraße in Südhessen und ist seit der Verleihung der Stadtrechte im Jahre 1274 die älteste Stadt im hessischen Teil der Bergstraße.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geographie und Nutzung

Zwingenberg liegt am Westrand des Odenwaldes am Fuße des Melibokus, mit 517,40 m über NN der höchste Berg der Bergstraße. Die Höhe der Gemarkung variiert zwischen etwa 90 m über NN im Stadtteil Rodau und knapp 300 m über NN am Hang des Melibokus. Die höchste Erhebung Zwingenbergs ist kein einzelner Berg, sondern geht fließend am Hang des Melibokus in die Gemarkung Auerbach, einem Stadtteil von Bensheim an der Bergstraße, über. Als Richtwert gilt die 100-Meter-Markierung am Bahnhof in Zwingenberg. Im Westen grenzt Zwingenberg an das Hessische Ried und damit an die Oberrheinische Tiefebene.

Im Westen Zwingenbergs in Richtung Rodau und im Stadtteil Rodau selbst herrscht auf sandigem Boden Feld- und Wiesenwirtschaft vor. Einzig ein kleines Stück Wald gehört zur Gemarkung im Bereich des Niederwaldsees. In Zwingenberg existieren auch noch Reste bzw. Neuanpflanzungen des Obstanbaus (hauptsächlich Äpfel). An den Ausläufern der Orbishöhe und in Richtung Luciberg wird Wein angebaut. Außerdem wachsen Mandelbäume in der Region. Ein schmaler Saum Wald gehört noch im Bereich der Hütte „Morgenruhe“ und über der „Blockhütte“ Richtung Comoder Weg zur Gemarkung Zwingenberg. Es sind heute noch Reste von Granitabbau erkennbar.

Durch den Windschatten des Melibokus herrscht in Zwingenberg Mikroklima, welches zum Teil in hangnahen Lagen zu weniger Niederschlag als beispielsweise in der Ebene führt.

Nachbargemeinden

Zwingenberg liegt zwischen der Gemeinde Alsbach-Hähnlein im Landkreis Darmstadt-Dieburg im Norden und der Stadt Bensheim im Kreis Bergstraße im Süden. Im Westen grenzen die Bensheimer Stadtteile Fehlheim und Langwaden an den Stadtteil Rodau. Im Osten grenzt Zwingenberg an den Melibokus, dessen Gipfel in der Gemarkung Auerbach, einem Stadtteil von Bensheim an der Bergstraße, liegt.

Gemeindegliederung

Zwingenberg besteht aus den beiden Stadtteilen Zwingenberg mit einer Fläche von 346 Hektar und Rodau mit einer Fläche von 215 Hektar.

Geschichte

Neuzeit

„Wann oder durch wen diese Stadt erbaut wurde, hat man keine eigentliche Nachricht, dass sie aber eine uralte Stadt sei, schließt man aus allen Umständen.“[3] Der älteste Hinweis auf locum getwinc ist eine Urkunde aus dem Jahr 1012, in der Kaiser Heinrich II. dem Kloster Lorsch Jagdrechte schenkte. Der Ortsname weist darauf hin, dass Reisende an der Bergstraße zur Durchquerung der Stadttore gezwungen waren, da westlich der Stadt Sumpf und Auwald lag.

Durch Heirat der Hildegard von Henneberg kamen Teile der Bergstraße um 1135 an Heinrich II von Katzenelnbogen (* etwa 1124; † 1160), welcher im Jahre 1138 von König Konrad III zum Grafen erhoben wurde. Zwingenberg gehörte nun zur Grafschaft Katzenelnbogen mit dem Hauptort Katzenelnbogen. Die Grafschaft war in eine Untergrafschaft, am Rhein um Sankt Goar gelegen, und eine Obergrafschaft, in Südhessen gelegen, aufgeteilt.[4]

Zum Schutz seiner südlichsten Besitzungen an der Bergstraße und seiner Zolleinnahmen baute Graf Diether IV. in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine Unterburg in Zwingenberg und eine Hochburg, das Auerbacher Schloss über Auerbach.

1258 erhält Diether V. das Recht, eine Kirche in Zwingenberg zu errichten:

Dompropst Werner, Domdekan Johann und das Domkapitel zu Mainz sowie Propst Ludwig von St. Viktor daselbst bekunden, dass die Einwohner von Zwingenberg zum Anhören des Wortes Gottes und Empfang der Sakramente wegen weiter Entfernung und Lebensgefahr nur schwer zu ihrer Mutterkirche in Bensheim gelangen können. Sie gestatten daher mit Zustimmung des Erzbischofs auf Bitten des weltlichen Herrn in Zwingenberg, Graf Diethers v. Katzenelnbogen, dass in Zwingenberg eine Kirche mit Friedhof erbaut und ein eigener Priester bestellt wird.

1260 findet zwischen Diether V. und seinem Bruder Eberhard I. eine Teilung der Grafschaft statt, wobei Diether V. Zwingenberg und Eberhard I. Auerbach erhält.

Zwingenberg erhält 1274 unter Graf Diether V. durch König Rudolf von Habsburg Stadt- und Marktrechte und wird damit die älteste Stadt an der Bergstraße.

1301 wurde Zwingenberg zerstört und ging in Flammen auf. Graf Wilhelm I. von Katzenelnbogen, der Sohn von Diether V., hatte sich mit vier rheinischen Kurfürsten verbündet und überhöhte Rheinzölle gefordert. Dies hatte den freien Handel stark geschädigt und die Kriegserklärung von König Albrecht I. zur Folge. Die Unterburg wurde zerstört.

1330 bestätigte Kaiser Ludwig der Bayer dem Grafen Wilhelm I. die Stadtrechte von Zwingenberg.

Kaiser Ludwig bestätigt dem Grafen Wilhelm von Katzenelnbogen getreuer Dienste wegen die Freiheit, die ihm König Rudolf für Zwingenberg, und die Freiheit, die er ihm für Reichenberg verliehen hat, sowie den rheinaufwärtigen Zoll (ufganden zol) zu St. Goar, den Graf Wilhelm und seine Vorfahren vom Reiche zu Lehen besessen haben. Wer dagegen etwas unternimmt, büßt mit 100 Mark Gold, die halb an die Kammer des Reiches und halb an den Grafen fallen.

1355 erfolgte das Eheversprechen von Wilhelm II. an Elisabeth von Hanau.

Graf Wilhelm II von Katzenelnbogen gelobt, Else, die Tochter des Edlen Ulrich, Herrn zu Hanau, zum Weibe zu nehmen und ihr als Wittum 400 Pfd. H. FrWr. in Korngülten und Pfennigzinsen nach Landesgewohnheit anzuweisen gemäß der Erkenntnis des Ritters Gottfried von Stockheim und der Edelknechte Konrad Emicho zum Hane und Thielmann von Boxberg. Die Gülten sollen in der Nähe des Schlosses Darmstadt fällig sein. Graf Wilhelm wird Else ferner Burg und Stadt Zwingenberg als Wittum übergeben, jedoch mit dem Vorbehalt, dass Zwingenberg von dieser Verpflichtung befreit ist, sobald er für Else in Darmstadt eine Wohnung eingerichtet hat, in der sie standesgemäß wohnen kann.

1401 wurde der Name „Twinginburg“ verzeichnet.

1403 verpfändete Graf Johann IV. Katzenelnbogen an Henne Weißkreis von Lindenfels Burg und Stadt Zwingenberg mit den Dörfern Eschollbrücken, das gräflichen Eigen ist, Pfungstadt und Nieder-Ramstadt mit allen Rechten und Zubehör für 6.000 Gulden, über die der Graf quittiert.

1454 Graf Philipp I. von Katzenlenbogen willigt ein, dass Hans IV. von Wallbrunn (Burgsitz von Wallbrunn) seine Frau Lucie von Reifenberg unter anderem auch auf das Haus und etliche Gärten zu Zwingenberg bewittumt, die Hans vom Grafen zu Lehen trägt, jedoch unbeschadet der damit verbundenen Mannschaftsleistung.

Bis 1479 gehörte Zwingenberg zur Grafschaft Katzenelnbogen, danach zur Landgrafschaft Hessen und ab 1567 zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, welche 1806 zum Großherzogtum Hessen erhoben wurde.

Durch Verwüstungen während des Dreißigjährigen Krieges und die darauffolgende Pest war der Ort über Jahrzehnte fast unbewohnt und schließlich vernichtete ein 1693 von französischen Truppen gelegtes Feuer die meisten Häuser. Erst nach der französischen Revolution erholte sich die Stadt wieder.

1832 wurde Zwingenberg in den Kreis Bensheim eingegliedert, ab 1938 gehört es zum Kreis Bergstraße. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden auch hier jüdische und politisch missliebige Menschen vertrieben und deportiert. Die Synagoge wurde durch einen Zufall jedoch nicht zerstört. Sie wird heute als Wohnhaus genutzt. Ein Verein bemüht sich um ihre Wiederbelebung. 1941 wurde in der Jugendherberge ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet.

Am 31. Dezember 1971 wurde der heutige Stadtteil Rodau eingemeindet.

Einwohnerentwicklung

Einwohnerzahl (ab 31. Dezember 1971 mit Rodau):

Jahr 1500 1622 1641 1669 1710 1755 1801 1806 1858 1861 1885 1900
Einwohner 450 600 150 500 650 700 1.052 1.198 1.616 1.531 1.515 1.638
Jahr 1910 1920 1946 1956 1979 1980 1990 1995 2000 2004 2005 2007
Einwohner 1.910 2.100 3.148 3.393 5.030 5.150 6.076 6.493 6.777 6.972 6.963 6.814

Politik

Sitzverteilung in der Stadtverordnetenversammlung
Das Zwingenberger Rathaus

Stadtverordnetenversammlung

Die Kommunalwahl am 27. März 2011 lieferte folgendes Ergebnis: [5]

Kommunalwahl 2011
 %
40
30
20
10
0
37,4%
26,0%
24,3%
10,7%
1,6%
GUD Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
FWZ Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
Gewinne und Verluste
Im Vergleich zu 2006
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
+3,4%
-2,4%
+5,4%
-4,2%
-2,2%
GUD Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
FWZ Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
Parteien und Wählergemeinschaften %
2011
Sitze
2011
%
2006
Sitze
2006
%
2001
Sitze
2001
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 37,4 12 34,0 10 30,2 9
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 26,0 8 28,4 9 37,1 12
GUD Gemeinschaft für Umweltschutz und Demokratie 24,3 8 18,9 6 17,1 5
FDP Freie Demokratische Partei 10,7 3 14,9 5 12,6 4
FWZ Freie Wähler Zwingenberg 1,6 3,8 1 2,9 1
gesamt 100,0 31 100,0 31 100,0 31
Wahlbeteiligung in % 59,1 54,1 61,4

Bürgermeister

Von 2001 bis 2007 amtierte Dieter Kullak (parteilos) als Bürgermeister. Bei der Wahl am 25. März 2007, bei der Kullak nicht mehr antrat, setzte sich der von FDP und CDU unterstützte Holger Habich (FDP) durch.

Wappen

Das Wappen von Zwingenberg zeigt oben den Löwen der Grafen von Katzenelnbogen und unten drei Wasserlilienblätter.[6]

Der Löwe der Katzenelnbogener ist auch in den Wappen von Darmstadt, Pfungstadt, Auerbach, Katzenelnbogen und St. Goar zu sehen.

Städtepartnerschaften

Zwingenberg unterhält Städtepartnerschaften mit dem französischen Pierrefonds im Département Oise (seit 1968), mit dem italienischen Brisighella in der Region Emilia-Romagna, mit dem englischen Tetbury in Gloucestershire (seit 1981) sowie mit dem in Sachsen-Anhalt liegenden Eckartsberga.

Wirtschaft

Ehemals vorwiegend von Landwirtschaft und Weinbau sowie Gastronomie geprägt, finden sich mittlerweile neben zahlreichen Gewerbebetrieben auch eine Reihe kleinerer und mittlerer Technologieunternehmen.

Ansässige Unternehmen

  • BRAIN Biotechnology Research and Information Network AG (Bio- und Gentechnologieforschung)
  • Pharmacontrol Electronic GmbH (Pharmazeutische Verpackungskontrolle)
  • Preussag Wasser und Rohrtechnik GmbH (Niederlassung Umwelttechnik)
  • PWT Wasser- und Abwassertechnik GmbH
  • RESINEX Germany GmbH (Distribution von Kunststoffgranulaten)
  • SurTec Deutschland GmbH (Chemische Produkte und Verfahren für die Oberflächentechnik)

Verkehr

Zwingenberg ist über die Abfahrt (29) an die A 5 Frankfurt-Basel angebunden, an der A 67 ist bei der Abfahrt Gernsheim (8) ebenfalls Zwingenberg ausgeschildert. Der Frankfurter Flughafen ist 45 km, der Binnenhafen Gernsheim am Rhein 12 km entfernt.

Parallel zum Odenwald verläuft hier auch die Bergstraße B 3, welche sich in Zwingenberg in die neue und alte Bergstraße unterteilt, die sich dann bei Darmstadt-Eberstadt wieder vereinen.

Die als „Berliner Ring“ bezeichnete, ursprünglich geplante Entlastungsstraße zur B 3 ist in Ansätzen vorhanden. Die parallel zur B 3 verlaufende Straße kommt aus Bensheim und wird in Zwingenberg auf die B 3 zurück geführt. Ursprüngliche Pläne, die bisherige (sehr niedrige, etwa 2,95 m) Eisenbahnquerung durch eine weiter nördlich geführte Brücke zu entlasten, scheiterten an Protesten der Anwohner und an der Nachbargemeinde, über deren Gebiet Teile der Straße führen sollten.

Eine der am stärksten befahrenen Bahnstrecken Deutschlands, die Main-Neckar-Bahn Frankfurt-Darmstadt-Heidelberg/Mannheim, führt durch Zwingenberg. Der kleine Bahnhof wird von Regionalbahnen stündlich bedient. Hinzu kommen einzelne Verstärkerzüge im Berufsverkehr.

Moderne Gelenkbusse der Buslinie 669, die von der Darmstädter HEAG mobilo betrieben wird, verkehren zwischen Alsbach (Straßenbahn-Endhaltestelle), Zwingenberg, Bensheim und Heppenheim.

Die Hessischen Radwege R 8 und R 17 führen durch die Stadt.

Freizeit- und Sportanlagen

Zwingenberg verfügt über ein kleineres Sportgelände mit Rasenplatz und kompletter Leichtathletikanlage, Hartplatz und Bolzplatz. Außerdem gibt es mehrere Tennisplätze und zwei Sporthallen. Rodau besitzt ebenfalls einen Rasenplatz. Bis 2015 ist eine Neuerrichtung eines modernen Sportparks geplant, in dem alle ortsansässigen Sportarten vertreten sind.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Zwingenberg liegt am Rande des Odenwaldes auf Höhe des Melibokus in einer relativ steilen Hanglage. Die den Ortskern umgebende Stadtmauer ist zum großen Teil heute noch sichtbar.

Die Obergasse ist das alte getwinc, die Passstraße, die durch das Unter- und Obertor der Stadt führte. Der Straßenzug wurde nach dem Brand von 1693 nur geringfügig geändert und zeigt im Wesentlichen die ursprüngliche Anlage der alten Bergstraße.

Der neue Pass war bis in das 15. Jahrhundert hinein noch Sumpfgelände, denn ein Stück weiter liegt das alte Neckarbett. Hier führt heute die B3 entlang der historischen Stadtmauer durch den Ort. Zwischen Schlösschen und Neugasse bilden die Reste der Stadtmauer die Rückfront der Häuser und Scheunen der Untergasse.

Zwingenberg hat, einschließlich des Stadtteils Rodau, 81 unter Denkmalschutz stehende Kulturdenkmäler.[7] Eine Übersicht über alle Kulturdenkmäler gibt die Liste der Kulturdenkmäler in Zwingenberg (Bergstraße).

Oberhalb von Zwingenberg ist der westliche Einstieg zum Nibelungensteig, einem 124 Kilometer langen, zertifizierten Fernwanderweg, der den Odenwald von Westen nach Osten komplett durchzieht.

Bauwerke

Die Aul
Fachwerkhäuser in der Scheuergasse

Der Ort hat eine touristisch attraktive Altstadt mit baulich und historisch sehr interessanten Fachwerkhäusern, einer Bergkirche und einem ehemaligen Burgsitz, der 1420 als Burglehen von Johann von Katzenelnbogen an Hans von Wallbrunn den Älteren verliehen wurde.

An der höchsten Stelle Zwingenbergs liegt die heutige Jugendherberge, eine ehemalige Zehntscheune, die auf den Fundamenten einer Bastion errichtet wurde. Von den runden Ecktürmen der oberen Stadtmauer ist nur die Aul erhalten. Es ist der Nordostturm, ein zweigeschossiger Turm aus unverputztem Bruchsteinmauerwerk.

Die Reste der Wasserburg dürften wohl das älteste Bauwerk Zwingenbergs sein. Von dieser ausgehend wurde um 1250 die befestigte Stadtanlage geschaffen. Der neue Marktplatz entstand zu Beginn des 17. Jahrhunderts auf dem Gelände der ehemaligen Wasserburg und dem sie umgebenden Burggraben.

Das alte Amtsgericht wurde 1561–1563 errichtet und 1989 saniert. Es diente ursprünglich den hessischen Landgrafen als Jagdschloss.

Das Schlösschen, um das Jahr 1520 errichtet, dient der Stadt seit 1969 als Rathaus. Nebenan liegt das ehemalige Gasthaus „Zum Löwen“. Es wurde 1595 errichtet und ist das älteste noch vorhandene Bauwerk außerhalb der alten Stadtmauer. Gegenüber dem Löwen liegt die Scheuergasse, die von zwei Reihen traufständiger Scheunen gebildet wird. Diese wurden wegen der Brandgefahr außerhalb der Stadtmauer angelegt und werden heute überwiegend als Wohnungen, Büros und Gaststätten genutzt.

Der Gewölbekeller der „Alten Apotheke“, die am Marktplatz liegt, scheint aus der Zeit zu stammen, als die Stadtmauer errichtet würde. Später war die „Alte Apotheke“ als „großherzogliche Apotheke von Katzenellenbogen“ bekannt, die 1783 erbaut wurde.

Die ehemalige Zwingenberger Synagoge mit Betsaal, Schulsube und zwei Wohnungen wurde 1903 errichtet. Die Synagoge war Nachfolger der ab 1861 genutzten kleineren Synagoge im alten Stadtkern (Am großen Berg 2). In der Pogromnacht 1938 wurde das Gebäude nicht niedergebrannt, da der kurz zuvor verstorbene Sohn der "Schawwesgoi", der nichtjüdischen Arbeitshilfe für den Sabbat, in der Wohnung seiner Mutter aufgebahrt war. Inschriften und Embleme an der Fassade wurden allerdings in der Folgezeit zerstört. 1945 verkauft, ist es seither ein Wohnhaus.[8]

Theater

Im Gewölbekeller des ehemaligen Amtsgerichtes befindet sich das Theater Mobile, das Eigenproduktionen und Gastspiele vorwiegend aus den Sparten Musik, Lesung, Kindertheater, Tanz und Kabarett anbietet.

Museen

Das Heimatmuseum in der historischen Scheuergasse zeigt altes Handwerk und historisch eingerichtete Räume.

Im Juni 2005 wurde das Informationszentrum „Blüten, Stein & Wein“ des UNESCO-Geoparks Bergstraße-Odenwald im Bürgerzentrum „Bunter Löwe“ eröffnet. Das Informationszentrum, das am Wochenende und nach Anmeldung geöffnet ist, beherbergt auch die Touristinformation.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Weinlagenwanderung (1. Mai)
  • Weinmarkt (am Pfingstwochende auf dem historischen Marktplatz im Herzen der Altstadt)

Wein und Kulinarische Spezialitäten

Zwingenberg ist Teil des kleinen Weinbaugebietes Hessische Bergstraße. An den Hängen des Melibokus liegen in der Großlage Auerbacher Rott, die Lagen Zwingenberger Steingeröll und Zwingenberger Alte Burg. Nördlich schließt sich die Lage Alsbacher Schöntal an. Spargel- und Erdbeeranbau prägen das flachere Umfeld Richtung Rodau hin. Typisch für Zwingenberg sind daher ein kräftiger trockener Riesling und zarte Spargelgerichte.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Der erste Ehrenbürger der Stadt war Pfarrer Adam Höfle (1900–1999).

Söhne und Töchter der Stadt

  • Botho Jung (* 1927), Hörfunk- und Fernsehmoderator

Persönlichkeiten, die mit der Gemeinde in Verbindung stehen

  • Heinrich von Gagern (1799–1880) Politiker, im Vorparlament der Frankfurter Paulskirche für den Wahlkreis Zwingenberg.
  • Henry Kissinger, der als Verbindungsoffizier zur Spionageabwehr in Bensheim tätig war, lebte einige Monate in der hierfür requirierten Arthur-Sauer-Villa in Zwingenberg.
  • Arthur Sauer (Chemiker), trat 1897 in die vom Wormser Apotheker Rudolf Pizzala gegründete pharmazeutische Fabrik „Deutsche Milchwerke“ ein und übernahm das Unternehmen 1898. Hieraus wurden die späteren Fissan-Werke (1924). 1934 hatte das Unternehmen bereits 160 Arbeiter und Angestellte, sowie 50 kaufmännische Beschäftigte. Arthur Sauer verstarb 1946, sein Fahrzeug steht heute im Technikmuseum Speyer.
  • Wilhelm Büchner (1816–1892), Apotheker, Chemiker und Politiker, in Zwingenberg Lehrling in der Apotheke am Marktplatz.

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der hessischen Gemeinden am 31. Dezember 2010 (Hilfe dazu)
  2. Website Stadt Zwingenberg Stand: 5. Mai 2008
  3. Winkelmann JJ, Geschichte des Hessenlands
  4. WebSite Karte der Grafschaft Katzenelnbogen
  5. Hessisches Statistisches LandesamtEndgültiges Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011
  6. Website Wappen von Zwingenberg, Stand: 5. Mai 2008
  7. Landesamt für Denkmalpflege Hessen
  8. Auf der Webseite des Arbeitskreises Zwingenberger Synagoge

Literatur

  • Matthias Markert: Zwingenberg an der Bergstraße und Umland, ISBN 3-932199-00-6
  • Rudolf Kunz: Die Bergstraße: Der Nördliche Teil. Seeheim, Jugenheim, Bickenbach, Alsbach, Hähnlein, Zwingenberg (Bildmappe)
  • Fritz Kilthau: Mitten unter uns: Zwingenberg an der Bergstraße von 1933 bis 1945, ISBN 3-922781-85-3
  • Karl Wilfried Hamel: Auerbacher Schloß – Feste Urberg – die bedeutendste Burganlage der Obergrafschaft Katzenelnbogen. AAA-Verlag, Bensheim-Auerbach 1997, ISBN 3-9803139-0-5
  • Ludwig März: Zwingenberg Bildband im Selbstverlag
  • Monika Vogt: Eröffnend der Neuzeit Tür. Begegnungen mit Philipp dem Großmütigen in Hessen. Hrsg.: Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen/ Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 2003, S. 29–31.

Weblinks

 Commons: Zwingenberg (Bergstraße) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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  • Zwingenberg — Zwingenberg. 1) Z. in Baden, Dorf im bad. Kr. Mosbach, am Neckar, (1905) 259 E., großhzgl. Schloß. – 2) Z. in Hessen, Stadt in der hess. Prov. Starkenburg, an der Bergstraße, 1816 E., Amtsgericht …   Kleines Konversations-Lexikon

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