Rodau (Zwingenberg)

Rodau (Zwingenberg)
Rodau
Ehemaliges Gemeindewappen von Rodau
Koordinaten: 49° 43′ N, 8° 34′ O49.7166666666678.566666666666792Koordinaten: 49° 43′ 0″ N, 8° 34′ 0″ O
Höhe: 92 m ü. NN
Fläche: 2,15 km²
Einwohner: 1.100 (Jan. 2007)
Eingemeindung: 31. Dez. 1971
Postleitzahl: 64673
Vorwahl: 06251

Rodau ist ein Stadtteil von Zwingenberg an der Bergstraße im Kreis Bergstraße in Südhessen. Es liegt ca. 2 km westlich von Zwingenberg im Hessischen Ried.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Rodau erstreckt sich am östlichen Rande der Oberrheinischen Tiefebene bei Zwingenberg bis in die Nähe des vorderen Odenwaldes und liegt westlich des Melibokus (517,40 m über NN).

Im Norden grenzt der Ort an Hähnlein im Kreis Darmstadt-Dieburg, im Süden an Fehlheim und Auerbach mit dem Niederwaldsee, im Osten an den Hauptort Zwingenberg und schließlich im Westen an Langwaden (alle Kreis Bergstraße).

Rodau und seine Gemarkung liegen an einer Flussschlinge eines früheren Flussbettes des Neckars, welcher vor Jahrtausenden durch das Hessische Ried floss. Auch die heute zu Bensheim gehörenden Stadtteile Fehlheim und Langwaden liegen an einstigen Neckararmen. Der Lauf des Neckars führte vom heutigen Ladenburg durch das Hessische Ried zur Mündung in den Rhein bei Trebur. Zahlreiche Baggerseen und Kiesgruben entlang der Bergstraße zeugen von dieser Vergangenheit. Es ist anzunehmen, dass sich der Fluss infolge allmählicher Versumpfung und Versandung des alten Flussbettes bei Heidelberg seinen Weg nach Westen suchte, der ihn heute bei Mannheim in den Rhein münden lässt.

Rodau liegt westlich der Autobahn A 5 nahe der Anschlussstelle Zwingenberg und ist über diese gut zu erreichen.

Für die Liste der Kulturdenkmäler in Rodau siehe: Liste der Kulturdenkmäler in Zwingenberg (Bergstraße).

Geschichte

Rodau wurde im Jahre 782 zum ersten Male in einer Urkunde erwähnt. Im Codex Laureshamensis einer Urkundensammlung des Klosters Lorsch wird in der Urkunde Nr. 228[1] berichtet: Urkunde 228 (Ende März bzw. 6. Juni 782 — Reg. 1762) Aktennotiz über eine Untersuchung hinsichtlich der Fehlheimer Gemarkung, in der das Dorf Schwanheim liegt, und über Rodau -„Im 14. Regierungsjahre Karls des Großen, unseres Herrn, des ruhmreichsten Kaisers usw..“

Die Geschichte Rodaus dürfte jedoch sehr viel älter sein. Schon in der Stein– und Bronzezeit scheint dieses Gebiet von Menschen bewohnt gewesen zu sein, was durch zahlreiche Funde an der Bergstraße erhärtet wird. Später besiedelte das Volk der Kelten[2] diese Gegend. Die Namen der Flüsse Rhein, Main, Neckar, Weschnitz, Gersprenz sind keltischen Ursprungs.

Nach dem Ende der römischen Herrschaft über Teile Germaniens, so auch der Bergstraße, kam Südhessen, etwa seit dem Jahre 500, in den unumschränkten Besitz der fränkischen Könige. So gehörten zur Zeit Karls des Großen zur Mark (Gemarkung) Bensheim die Orte Auerbach, Zwingenberg, Hochstädten, Reichenbach, Gronau, Groß– und Kleinhausen (heute Einhausen), Rodau, Schwanheim und Fehlheim. Später machten sich diese Orte, außer Fehlheim, selbständig und bildeten eigene Gemeinden.

Durch Schenkungen kommen Rodau, Schwanheim und Fehlheim an das Kloster Lorsch. Damit ist Rodau mit dem Schicksal dieser Abtei auf Jahrhunderte hinaus verbunden.

Die für Rodau wichtige Urkunde, mit Datum vom 4. Februar 962, befindet sich ebenfalls in der Urkundensammlung des Klosters Lorsch, dem Codex Laureshamensis, dessen Original sich in München befindet. In dieser Urkunde, betitelt: Donatio quam fecit Adalhoch in Scarra (Schenkung welche der Adalhoch in Scharhof gemacht hat), heißt es aus dem Lateinischen übersetzt: „Später aber, mit Wohlwollen und mit Übereinstimmung des ehrenwerten Abtes Gerbod und aller Brüder und Treuen eben dieses Klosters, habe ich die von mir übergebenen Güter und obendrein, was von Rechts wegen des heiligen Nazarius zustand in Schwanheim und Rod, auf Lebenszeit als Lehen zurückempfangen.“ Das besagt, dass Adalhoch in Scharhof bei Mannheim Besitzungen und Klostergut in Schwanheim und Rodau als Lehen auf Lebenszeit zurückerhält, als Gerbod Abt des Klosters zu Lorsch war,

Mit dem Kloster Lorsch kommt Rodau im Jahr 1232 an das Erzstift Mainz, was 1238 bezeugt wurde.

Seit 1465 ist das Amt Gernsheim, zu dem auch Rodau gehörte, an den Grafen Philipp von Katzenelnbogen und später an dessen Erben, die Landgrafen von Hessen, verpfändet. Nach Einlösung der Pfandschaft gelangt Rodau 1520 an Kurmainz zurück.

Erstaunlich ist, dass Rodau, obwohl es nun wieder unter Landeshoheit von Kurmainz stand und demzufolge zum katholischen Glauben hätte gehören müssen, im Jahre 1534 evangelisch wurde. Hier spielt wohl die Nähe zum protestantischen Zwingenberg, welches in der Landgrafschaft Hessen lag, eine Rolle. So war der erste Pfarrer für Schwanheim und Rodau der Mönch Jorg von Heidelberg aus dem Kloster Lorsch. Er erhielt auf Drängen des hessischen Landgrafen Philipp des Großmütigen vom Abt zu Lorsch die Erlaubnis, das katholische Ordenskleid abzulegen und Schwanheim und Fehlheim als evangelischer Prediger zu betreuen.

Die Schrecken des Krieges sind dem kleinen Dorf nicht erspart geblieben. Groß war die Not im Dreißigjährigen Krieges, als im Jahre 1618 spanische Truppen an der Bergstraße erschienen und pfälzische und hessische Dörfer plünderten. Ein Ratsprotokoll des Nachbarortes Fehlheim aus dem Jahre 1621 belegt dies.

Mitten in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges scheiterte die kurmainzische Landesherrschaft im Jahre 1629 mit dem Versuch der Rückführung zum Katholizismus am Widerstand der Gemeinde. Rodau blieb weiterhin evangelisch.

Seit dem Jahr 1687 besteht in der Gemeinde eine eigene Schule. Eines der ältesten Schulgebäude dürfte ein Fachwerkhaus sein, das sich an der Ecke Feldstraße in Rodau befindet. Vorher werden die Rodauer Kinder wohl in die kurz vor 1628 neu gegründete Kirchspielschule in Schwanheim gegangen sein.

Bis 1802 gehörte das Dorf zum Amt Gernsheim und damit zu Kurmainz und kam danach, wie die anderen kurmainzischen Gebiete rechts des Rheins, zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt.

Schul- Bet- und Rathaus
DGH und Feuerwehr

Im Jahre 1810 wurde ein neues Schulhaus in der Hauptstraße errichtet. Über dessen Eingang befindet sich eine Sandsteintafel mit der Inschrift: „Dieses Bet–, Schul– und Radthaus ist erbaut worden im Jahre 1810.“ Hinter diesen Angaben folgen einige Baumeisterzeichen und die Buchstaben P.S. Der Bet–Saal ist in dieser Art wohl einer der ältesten in Hessen. Das schöne und zweckmäßige Gebäude diente als Schulhaus bis 1957.

In den Jahren 1812 und 1813 wurden erhebliche Kriegskosten für die Bezahlung der alliierten Truppen eingetrieben, die den Kaiser Napoléon Bonaparte verfolgten, der sich über den Rhein zurückgezogen hatte.

Nach dem Ersten Weltkrieg waren elf und nach dem Zweiten Weltkrieg 29 Vermisste und Gefallene zu beklagen.

Das kleine Dorf wuchs im Laufe der Jahrhunderte. Im Jahre 1804 zählte Rodau 110 Einwohner, 1902 waren es 232, 1961 dann 313.

Bis zum Anfang des 20.Jahrhunderts war Rodau ein rein bäuerliches Gemeinwesen mit Feld- und Wiesenwirtschaft. Wenige Menschen arbeiteten in der Industrie, meist bei der Eisenbahn. Das änderte sich nach den Weltkriegen, als immer mehr Rodauer in umliegenden Gemeinden, in der Industrie und im Handel Arbeit fanden.

Auch in der Landwirtschaft gingen tiefgreifende Änderungen vor sich. Nebenerwerbsbetriebe, die wie früher nach Feierabend ihre Äcker bestellten, gibt es nicht mehr. Heute sind nur noch zwei landwirtschaftliche Betriebe in Rodau erhalten geblieben.

Seit dem 31. Dezember 1971 ist Rodau ein Stadtteil von Zwingenberg an der Bergstraße.

Literatur

  • Geschichtsverein Zwingenberg und Magistrat der Stadt Zwingenberg (Hrsg.) (1974): 700 Jahre Stadtrechte 1274-1974 - Chronik von Zwingenberg an der Bergstraße
  • Festschrift Freiwillige Feuerwehr Rodau 1962: 10 Jahre Feuerwehr in Rodau

Einzelnachweise

  1. Suchmaschine der Universität Erlangen zum Lorscher Kodex
  2. Siedlungsgeschichte zwischen Rhein, Main und Neckar

Weblinks


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