Schlacht in der Champagne

Schlacht in der Champagne
Schlacht in der Champagne
Teil von: Erster Weltkrieg
Western front 1915-16.jpg
Datum 16. Februar20. März 1915
Ort Champagne, Frankreich
Ausgang Einstellung des Angriffs
Konfliktparteien
Deutsches ReichDeutsches Reich
Deutsches Reich
FrankreichFrankreich
Entente
Befehlshaber
Erich von Falkenhayn Joseph Joffre
Truppenstärke
3. Armee 4. Armee

Die Winterschlacht in der Champagne war der erste große Versuch einer frontalen Durchbruchsschlacht im Ersten Weltkrieg unter Einsatz von – im Vergleich zu späteren Schlachten sehr bescheidenem – Trommelfeuer.

Inhaltsverzeichnis

Befehlshaber

Die Befehlshaber

Triple Entente

Deutsches Reich

Strategische Ziele

Nachdem sich an der Westfront im November 1914 die Operationen beider Seiten im Stellungskrieg festgefahren hatten, plante das französische Oberkommando eine großangelegte Operation. Schon am 10. November 1914 hatte sich General Joffre, Oberbefehlshaber der französischen Heeresleitung, für ganze fünf Tage zurückgezogen, um einen weitgefassten Angriffsplan zu entwerfen. Die Zeit spielte an der Westfront für die Entente: Während die Deutschen aufgrund des Drucks an der Ostfront Truppen aus dem Westen abziehen müssten, würde sich die Zahl der alliierten Soldaten stetig erhöhen. Für Anfang 1915 rechnete Joffre mit 2.250.000 französischen, 286.000 britischen und 110.000 belgischen Soldaten gegenüber 1,7 Millionen deutschen.[1] Sein Fazit lautete: „Interesse und Aufgabenstellung verpflichteten Ende 1914 Engländer und Franzosen, unverzüglich wieder zur Offensive überzugehen. Es kam ja darauf an, die Deutschen daran zu hindern, sich uns gegenüber fest einzurichten, und sie statt dessen so bald wie möglich in den Krieg auf freiem Felde zurück zu zwingen, um sie aus den von ihnen besetzten französischen und belgischen Gebieten zu vertreiben.“ [2]

So plante Joffre eine große Durchbruchsschlacht, bei der zwischen der 1. und der 3. Armee als Angelpunkte die alliierten Armeen einschwenken und Belgien, in Richtung Aachen vorstoßend, befreien sollten.

Operationsplan

Am 16. Februar 1915 sollte die Offensive in der Champagne aufgenommen werden. In seiner Generalinstruktion Nr. 8 betonte Joffre, dass die eigenen Truppen und Munitionsvorräte fast vollständig wieder aufgefüllt wären, der Gegner jedoch begänne, Truppenteile herauszuziehen und an die Ostfront zu verlegen. Damit wäre der Zeitpunkt zur Offensive gekommen, der an zwei Punkten ansetzen sollte:

  • Einerseits sollte bei Arras die 10. Armee unter General Maud’huy mit einem Vorstoß auf Douai und Cambrai die deutschen Stellungen durchbrechen, gefolgt vom I. Kavalleriekorps, das anschließend den fliehenden Gegner in der Ebene von Douai verfolgen sollte,
  • andererseits sollte in der Champagne die verstärkte 4. Armee unter General Langle de Cary mit Richtung Attiny frontal die Stellungen der deutschen 3. Armee zwischen Reims und dem Westrand der Argonnen durchstoßen, die Höhen nördlich der Linie Massiges-Perthes-Souain nehmen und die Kleinstadt Vouziers sowie das Maasufer bei Sedan und Charleville-Mézières erreichen.

Damit wollte Joffre den deutschen Frontvorsprung großräumig umfassen und von Nordwesten und Südosten her abschneiden.

Gefechtsverlauf

Angriff der 10. Armee bei Arras

Der Bau von Ausgangsstellungen und Laufgräben sowie Erkundungsvorstöße kündigte den Deutschen den bevorstehenden Angriff rechtzeitig an; ein mehrstündiges Trommelfeuer erschütterte die deutschen Stellungen.

Am 17. Dezember 1914 um 13.30h stürmten die Soldaten des XXI. Korps gegen den Lorettoberg an, erreichten die ersten deutschen Schützengräben, blieben jedoch im heftigen Abwehrfeuer vor der zweiten Grabenlinie liegen. Am folgenden Morgen trat das XXXIII. Korps gegen Carency an, geführt von General Philippe Pétain. Mühsam drangen die Soldaten im strömenden Regen vor, der Angriff blieb im Schlamm stecken, an ein weiteres Vorkommen war nicht zu denken. General Foch muss die Operation abbrechen. Die 10. Armee hatte bereits fast 542 Offiziere und 7.229 Mann verloren. Die Schlacht verlor sich in Einzelgefechten um Grabenabschnitte und Stützpunkte. Der Divisionskommandeur General Émile Fayolle notierte verzweifelt: „Einmal mehr soll Carency angegriffen werden, sie lassen sich durch nichts davon abbringen. Das 3. Jägerbataillon hat nördlich von Ablain den mittleren Sporn der Anhöhe angegriffen, ist zerschlagen worden und hat zwei Gräben eingebüßt. Aber das bringt sie nicht zum Nachdenken. Ohne Zweifel bedeuten Angriffe nur sinnlose Verluste. Warum also weitermachen?...Ich glaube, ein Epileptiker, der herumlaufen und ständig „Angreifen! Angreifen!“ schreien würde, wäre heutzutage ein großer Mann“[3]

Angriff der 4. Armee in der Champagne

Nun richteten sich alle Hoffnungen auf die Champagne. Auch hier schwieriges Gelände, glitschiger Kreideboden, Wasserläufe und Sümpfe. Doch eine gewaltige Artilleriekonzentration mit über 700 Geschützen aller Kaliber nahm die deutschen Stellungen unter Vernichtungsfeuer: Dort lag General von Einems 3. Armee mit dem VIII. Korps, dem VIII., XVIII. und XII. Reservekorps und sechs Regimentern Kavallerie als Reserve.

Diesmal herrschte klares, sonniges Wetter. In mehreren dichten Wellen traten die französische Infanteristen des XVII. und des Kolonialkorps zum Sturm an, zuversichtlich, denn die deutschen Stellungen waren vom heftigen Trommelfeuer zermalmt worden. Doch unerwartet schlug ihnen heftigstes Abwehrfeuer entgegen, nach wenigen hundert Metern kam der Angriff zum Stehen. Tagelange Kämpfe folgten. Einige Grabenabschnitte bei Beauséjour und Perthes-les-Hurlus wurden genommen – weiter war kein Vorkommen. General Langle de Cary entschloss sich daher, die Angriffsrichtung in Richtung Norden zu ändern. Das Wetter verschlechterte sich, mühsam kämpften sich die Sturmtruppen weiter vor, eroberten einen 300 m langen Grabenabschnitt. Die Schlacht ging in heftigen Einzelgefechten auf. Um Beauséjour wurde tagelang mit wechselndem Erfolg gerungen, heftigstes Artilleriefeuer ging auf die deutschen Stellungen nieder, doch die Verteidiger hielten zäh die zweite Grabenlinie.

Am 16. Februar 1915 befahl das Oberkommando südostwärts Reims einen neuen Großangriff, 17 Infanterie- und 3 Kavalleriedivisionen traten an, unterstützt von 870 Geschützen. Das XVII. Korps nahm ein zwei Kilometer langes Grabenstück bei Perthes ein, das I. Korps wurde vom Sperrfeuer der schweren Artillerie niedergehalten und kam kein Stück voran. Die deutsche Artillerie verfügte über weniger Rohre, jedoch war die Feuerrate der deutschen Haubitzen zwei- bis dreimal schneller als die der französischen.

Bereits am 22. Februar eroberten die deutschen Verteidiger die mühsam eingenommenen Stellungen zurück.

Nun übergab man das Kommando General Grossetti; er ließ am 2. März erneut stürmen. Erneut erschüttert heftiges Trommelfeuer die deutschen Stellungen. Ein Leutnant des deutschen 2. Garderegiments berichtete in einem Brief: „Wir wurden nun mit einem wahnsinnigen Artilleriefeuer überschüttet, dem sogenannten „Trommelfeuer“. Ein Schuss jagt den anderen, es ist ein unaufhörliches Krachen und Brodeln. Ungeheure Eisenmassen wurden auf die Gräben geworfen. Dazu „klagen“ die platzenden Granaten so eigentümlich. Denn die abgeprengten Stücke drehen sich weiter und verursachen einen hellpfeifenden Ton, der sich in seiner Gesamtheit wie ein langgezogenes Oh! anhört: Das ist alles so widerwärtig, dass man es nicht beschreiben kann...“ [4]

Erneut wurde der erste deutsche Graben genommen, dann blieb der Angriff liegen.

Inzwischen versuchte die 1. Britische Armee ab dem 10. März 1915, zur Unterstützung die Front der Deutschen bei Neuve Chapelle zu durchbrechen und auf Lille vorzustoßen. Parallel erfolgte am 12. März ein neuer Angriff in der Champagne; Grossetti meldete: „Wir haben nur einen Spalt in die feindliche Front geschlagen“[5] Auf diesen Spalt setzte er am 16. März den nächsten Angriff an. Ein Streifen von 8 km Breite und 2 km Tiefe war erobert. Doch die erschöpften Soldaten kamen auch dieses Mal nicht weiter vorwärts.

Angesichts der hohen Verluste stellte General Joseph Joffre die erfolglosen Angriffe ein.

Ergebnis und Folgen

Die Franzosen verloren 240.000 Soldaten an Gefallenen und Verwundeten. Die deutschen Verluste betrugen 45.000 Mann; die vergleichsweise geringere Zahl ist in erster Linie auf die bereits zu diesem frühen Zeitpunkt des Krieges gut ausgebauten Stellungen und Unterstände zurückzuführen.

Das amtliche Bulletin des französischen Hauptquartiers verkündete, die Operationen seien „eine ununterbrochene Kette lokaler Erfolge“ bei nur vergleichsweise geringen Verlusten und sehr wenigen Gefangenen gewesen. Man hätte den Feind genötigt, zur Abwehr fünf Armeekorps zusammen zu ziehen, ihm große Verluste beigebracht und ihn gezwungen, große Mengen Munition zu verschießen.[6]

Quellen

Einzelhinweise

  1. Zentner,a.a.O., S. 187
  2. Cartier, a.a.O., S. 260
  3. Cartie, a.a.O., S. 263
  4. zit. aus Förster, a.a.O., S. 149
  5. Cartie, a.a.O., S. 264
  6. Cartie, a.a.O., S. 264f

Literaturliste

Weblinks


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