Heuwinklkapelle

Heuwinklkapelle
Die Heuwinklkapelle

Die Heuwinklkapelle, offiziell Wallfahrtskirche zu Unserer Lieben Frau, ist eine Marienwallfahrtsstätte auf einer am Ostrand von Iffeldorf gelegenen Anhöhe, dem Heuwinkl. Iffeldorf liegt im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Votivtafel

In der Pfarrkirche St. Vitus in Iffeldorf befand sich bis 1615 eine spätgotische Marienstatue. Diese wurde bei einer Erneuerung des Hochaltars entfernt und später im Jahre 1672 in einer hohlen Eiche auf dem Heuwinkl aufgestellt. Einen Eindruck davon vermittelt die heute im Vorraum der Kapelle aufgehängte Votivtafel aus dem Jahr 1694. Nachdem immer mehr Pilger dorthin kamen, wurde in der Nähe zunächst eine hölzerne Kapelle errichtet. Diese wurde bald zu klein, und so ließ das Kloster Wessobrunn, das 1653 die Hofmark Iffeldorf erworben hatte, die heutige Kapelle errichten. Die Grundsteinlegung fand am 21. November 1698 durch den Wessobrunner Abt Virgil Dallmayr statt. Obwohl 1699 ein großer Teil Iffeldorfs samt der gotischen Pfarrkirche bei einem Großbrand zerstört wurde, gelang es in der Folgezeit, die Heuwinklkapelle fertigzustellen, so dass sie am 13. September 1701 eingeweiht werden konnte.

Die Kapelle ist ein architektonisches Hauptwerk des Wessobrunner Klosterbaumeisters Johann Schmuzer (1642–1701), eines der bedeutenden Stuckateure und Mitbegründer der Wessobrunner Schule.

Gesamtansicht
Oberer Abschluss des Kanzeloratoriums

Gegen 1750 wurde die Kapelle etwas erweitert. Es entstanden als Anbauten die Sakristei und der Vorraum mit dem Glockenstuhl.

Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Innenausstattung im Stil des Spätrokoko vollendet. Auch dabei waren Wessobrunner Meister tätig, insbesondere der Stuckateur Franz Edmund Doll (1744 bis 1824). Es entstanden Haupt- und Seitenaltar und das Kanzeloratorium (auch Chörchen genannt) über der Sakristei.

Bei einer Restaurierung Ende des 19. Jahrhunderts wurden die ursprüngliche rote Kuppel durch ein Zeltdach ersetzt und im Inneren Veränderungen nach dem damaligen Zeitgeschmack vorgenommen. Nachdem sich der Bauzustand erheblich verschlechtert hatte, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg bei einer ersten Restaurierung 1952 die ursprüngliche Kuppel wiederhergestellt. Der Innenraum wurde in den Jahren 1984 bis 1989 im Stil des barocken Erscheinungsbildes restauriert.

Architektur

Gewölbe mit Stuckaturen

Der Grundriss des Hauptraumes weist ein Quadrat mit 6,5 Metern Seitenlänge auf, das an jeder Seite mit Konchen, halbrunden Apsiden, erweitert wird, so dass insgesamt der Eindruck eines runden Zentralbaus entsteht. Darauf ruht eine mächtige zwiebelförmige Kuppel mit aufgesetzter Laterne von insgesamt 23 Metern Höhe. Innen sind die Konchen reizvoll mit riesigen Muschelschalen überwölbt. Darüber ist ein pyramidenähnliches Klostergewölbe aufgesetzt, das in seinen trapezförmigen Feldern vier Ölgemälde mit Szenen aus dem Alten Testament trägt, dazwischen sieht man reichhaltige Verzierungen aus hochbarocken Stuckaturen, Akanthusblätter, Früchte, Engelsfiguren, teilweise farbig abgesetzt.

Ausstattung

Die Ölgemälde im Gewölbe zeigen vier Frauengestalten aus dem Alten Testament, die als Vorbilder für Maria gelten:

  • Judit tötet Holofernes (Jdt 13)
  • Debora zieht mit Barak in den Krieg, weil er sich weigert ohne sie zu kämpfen (Ri 4)
  • Ester bittet beim König Artaxerxes für ihr Volk (Est 5 - 8)
  • Batseba, die Mutter Salomos, bittet bei ihrem Sohn für Adonija (1 Kön 2)
Gnadenbild

Der Hochaltar aus Holz, mit farbigem Stuckmarmor überzogen, umrahmt mit seinen Doppelsäulen das Gnadenbild der Maria mit Krone und Zepter über einer liegenden Mondsichel als Himmelskönigin. Das Jesuskind auf ihrem Arm trägt Krone und Reichsapfel. Beide sind in purpurfarbene mit Gold und Silber bestickte Gewänder gekleidet. Über Maria schwebt der Heilige Geist, oben thront Gott Vater.

Seitenaltar

Die Figuren an der Chorwand seitlich des Hochaltars stellen links Josef und rechts Joachim, Marias Vater, dar.

Der Seitenaltar ist dem Heiligen Leonhard geweiht, dem Schutzpatron des Viehs und der Bauern. Daneben sieht man an diesem Altar die Heiligen Magnus und Ignatius, oben Johann Nepomuk und Florian.

Joachim
Hochaltar


Quellen

  • Die Heuwinklkapelle, eine Chronik von Brigitte Roßbeck und Andreas Heider, Herausgeber: Kath. Pfarrgemeinde St. Vitus, Iffeldorf
  • Anton Ohnesorg: Wallfahrtskapelle zu Ehren Unserer Lieben Frau. "Maria Heuwinkl". München und Zürich 1993 (= Schnell, Kunstführer Nr. 2019)

Weblinks

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