Fürstentum Ratzeburg

Fürstentum Ratzeburg
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Territorium im Heiligen Römischen Reich

Fürstentum Ratzeburg
Wappen
Ratzeburg-Fürst.PNG
Karte
Karte-Mecklenburg.png
Fürstentum Ratzeburg (links, gelb) im Herzogtum Mecklenburg
Alternativnamen Ratzenburg
Entstanden aus 1648: Hochstift Ratzeburg
Herrschaftsform Fürstentum
Herrscher/Regierung Fürst
Heutige Region/en DE-MV, Teile in DE-SH
Reichsmatrikel 5 Reiter, 15 Fußsoldaten, 60 Gulden
Reichskreis niedersächsisch
Hauptstädte/Residenzen Schönberg, Ratzeburg
Dynastien Mecklenburg
1701: M.-Strelitz
Konfession/Religionen evangelisch
Sprache/n Deutsch
Aufgegangen in 1918: Freistaat Mecklenburg-Strelitz

Das Fürstentum Ratzeburg ist ein historisches Territorium des Heiligen Römischen Reiches. Es lag überwiegend auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern. Es bestand von 1648 bis 1918 und ging im Freistaat Mecklenburg-Strelitz auf.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1648 bis 1806

Das Fürstentum entstand im Westfälischen Frieden (1648) durch Säkularisation des Hochstifts Ratzeburg. Es wurde 1648 dem Herrschaftsbereich der Herzöge zu Mecklenburg als Gebietsentschädigung für die an Schweden abgetretenen Gebiete Wismar, Neukloster und die Insel Poel beigelegt[1]. Es zählte wie schon zuvor das Hochstift Ratzeburg zum Niedersächsischen Reichskreis.

Im Gegensatz zu den anderen Teilgebieten im Herrschaftsbereich der mecklenburgischen (Groß-) Herzöge gab es im Ratzeburger Land keine Leibeigenschaft und Großgrundbesitzer, sondern nur freie Bauern, weil Bischof und Kapitel anders als der Adel keinerlei Interesse am Bauernlegen und am Errichten von Gütern besaßen. Die durchaus eigenständige Kultur des ehemaligen Fürstentums dokumentiert das Volkskundemuseum in Schönberg.

Im Hamburger Vergleich von 1701 wurde es wertvollster Gründungsbestandteil für Mecklenburg-Strelitz. Zwischen beiden Landesteilen, dem Fürstentum Ratzeburg und der vormaligen Herrschaft Stargard, lag nun Mecklenburg-Schwerin in seiner ganzen Breite – das Fürstentum war fast 200 km entfernt von der Residenz in Strelitz. Dadurch wurde eine Zentralverwaltung von Strelitz aus von vornherein ausgeschlossen, und auf dem Domhof Ratzeburg blieb eine fast völlig selbständige Verwaltung bestehen. Das Fürstentum wurde nicht in Mecklenburg-Strelitz einverleibt, sondern behielt seine von Strelitz getrennten Behörden, und wurde von den meisten Herzögen nicht einmal betreten.[1]

Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) wurde das Fürstentum von dänischen Truppen verheert, die auf das schwedische Wismar anrückten. Ähnliches galt in den napoleonischen Kriegen, als das Fürstentum 1806–14 von durchziehenden preußischen, französischen und alliierten Truppen verheert wurde. 1814 wurde die Regierung auf dem Ratzeburger Domhof aufgelöst und statt ihrer eine Landvogtei in Schönberg eingerichtet.[1]

1815 bis 1918

Von der Demokratischen Bewegung der Revolutionsjahre 1830 und 1848 wurde das Fürstentum Ratzeburg verhältnismäßig wenig ergriffen – es blieb dort "alles beim alten". Großherzog Friedrich Wilhelm regierte von 1860 bis 1904 sein anfangs überschuldetes Land Mecklenburg-Strelitz mit einem harten Sparkurs. Ein kultureller und wirtschaftlicher Stillstand trat ein. Das vormals reiche Fürstentum Ratzeburg wurde buchstäblich ausgesogen, da das ärmere Land Stargard die Schuldenlast nicht decken konnte.

1918 erlosch das Fürstenhaus und Mecklenburg-Strelitz wurde Freistaat. Das bisherige Fürstentum Ratzeburg erhielt nun den Namen "Land Ratzeburg".

Weitere Entwicklung

Der Ratzeburger Domhof und die Exklaven kamen 1937 durch das Groß-Hamburg-Gesetz an den Kreis Herzogtum Lauenburg, dafür fiel das Lübecker Dorf Utecht an Mecklenburg.

1945 fielen durch Veränderung der Zonengrenze im sogenannten Barber-Ljaschtschenko-Abkommen die historisch zum Ratzeburger Land gehörenden Gemeinden Ziethen, Mechow, Bäk und Römnitz ebenfalls an den Kreis Herzogtum Lauenburg. Diese Gebietsveränderung wurde auch nach der Wiedervereinigung aufrechterhalten. Der Kern der Gemeinden des ehemaligen Ratzeburger Landes ist heute in der Amtsverwaltung Amt Schönberger Land zusammengefasst.

Territorium

Das Fürstentum umfasste nicht den wesentlich größeren geistlichen Aufsichtsbezirk des untergegangenen Bistums, sondern (nur) das Hochstift, die Liegenschaften des Bischofs und des Domkapitels. Diese waren hauptsächlich um die bischöfliche Residenzstadt Schönberg herum konzentriert im Norden bis an das Ufer der Stepenitz. Dieses Gebiet ist heute ein Teil des Landkreises Nordwestmecklenburg.

In der Stadt Ratzeburg gehörte lediglich der Domhof, das Gebiet unmittelbar um den Ratzeburger Dom und das Herrenhaus der Herzöge von Mecklenburg dazu. Hinzu kamen die Dörfer Panten (mit Hammer und Mannhagen), Horst und Walksfelde, die als Exklaven im Lauenburgischen lagen. Das Fürstentum hatte etwa 20.000 Einwohner.

Amtssitze des Fürstentums waren Schönberg, Stove (heute zu Carlow) und Schlagsdorf.[1]

Wappen

Aus unbekannten Gründen wurde das Wappen des Hochstifts Ratzeburg: Vorne der goldene, aufrecht gestellte Bischofsstab im blauen Feld; hinten im goldenen Felde die blaue Burg[2] nach der Säkularisierung 1648 nicht weiter verwendet. Das (neue) historische Wappen des Fürstentums Ratzeburg wurde erst seit dem Regierungsantritt Herzog Christian (Louis) 1658 als Teil des mecklenburgischen Gesamtwappens geführt:[3] In Rot ein silbernes Hochkreuz, überhöht von einer goldenen Krone (siehe oben). Auch heute findet sich dieses Wappen noch in aktuellen Gemeindewappen.

Literatur

  • Gottlieb Matthias Carl Masch: Geschichte des Bisthums Ratzeburg. F. Aschenfeldt, Lübeck 1835 (Volltext).
  • Gottlieb Matthias Carl Masch: Das Ratzeburgische Wappen. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde . Band 1, 1836, S. 143–151 (Digitalisat).
  • Gottlieb Matthias Carl Masch: Gesetze, Verordnungen und Verfügungen, welche für das Fürstenthum Ratzeburg erlassen sind. L. Bicker, Schönberg 1851 (Digitalisat).
  • Reno Stutz: Ratzeburger Land. Mecklenburgs ungewöhnlicher Landesteil zwischen Wismar und Lübeck. 2. Auflage. Neuer Hochschulschriften Verlag, Rostock 1997, ISBN 3-929544-37-7.

WebLinks

Einzelnachweise

  1. a b c d "Fürstentum Ratzeburg" bei "Personen – und Familienforschung in Lübeck und Umgebung"
  2. nach Masch: Wappen (Lit.), S. 146
  3. so Masch: Wappen, S. 149

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