Ruppertsgrün (Fraureuth)

Ruppertsgrün (Fraureuth)
Ruppertsgrün
Gemeinde Fraureuth
Koordinaten: 50° 42′ N, 12° 22′ O50.70803312.371109306Koordinaten: 50° 42′ 29″ N, 12° 22′ 16″ O
Höhe: 306 m ü. NN
Eingemeindung: 1. Jan. 1998
Postleitzahl: 08427
Vorwahl: 03761

Ruppertsgrün ist ein Ort in der Großgemeinde Fraureuth im Landkreis Zwickau, Freistaat Sachsen und hat knapp 1600 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

historische Ansichtskarte von Ruppertsgrün
Willkommen in Ruppertsgrün

Der Name Ruppertsgrün leitet sich von seinem Gründer Ruppert ab. Der Name Rupert ist althochdeutsch und bedeutet so viel wie "der durch seinen Ruhm Glänzende" (Ruprecht = alte deutsche Variante, durch die später Rupert, bzw. Ruppert entstand).

Gemäß alter Aufzeichnungen wurde der Ort u. a. durch Siedler aus Böhmen und Franken zwischen 1150 und 1190 im Rahmen der zweiten Etappe der Ostkolonisation gegründet. Ruppertsgrün war eine kleine Bauernsiedlung. Eine erste urkundliche Erwähnung des Ortes als Ruprechczgrune [1] stammt vom 11. Mai 1398. Darin werden die Herren von Schönfels mit Hans von Schoninvels (vgl. auch Burg Schönfels) als die Besitzer des Rittergutes in Ruppertsgrün genannt. Auf die Entwicklung des Ortes hatten diese wesentlichen Einfluss. Durch sie wurde das Dorf mehrere Jahrhunderte lang regiert. Viele Bauern lebten in Leibeigenschaft zur Herrschaft von Schönfels und hatten in der Zeit des Feudalismus ihren Frondienst an diese zu leisten. Erst im Jahr 1865 endete das Abhängigkeitsverhältnis des Ortes zur Herrschaft von Schönfels. Noch heute findet sich das Familiengrab der Familie von Schönfels auf dem Ortsfriedhof von Ruppertsgrün. 1505 wurde die Schlosskapelle unter Siegmund von Schönfels eingeweiht und in den Jahren 1513 bis 1515 stiftete die Familie von Schönfels dem Ort eine Kirche mit Kirchschule (gegenüber der heutigen Kirche). Zunächst hielten Mönche aus Frankenhausen den Gottesdienst ab. 1515 erhielt Ruppertsgrün das Patronatsrecht über Kirche und Schule. Zu dieser Zeit gehörte Ruppertsgrün zum Kurfürstentum Sachsen. Die Einwohner des Dorfes verdienten sich ihren Lebensunterhalt mit Landwirtschaft, Ackerbau aber auch mit Hausspinnerei und Weberei sowie mit Arbeit in einer Brauerei und einer Mühle. 1547 marschierte Kaiser Karl V. von Plauen kommend durch Ruppertsgrün nach Werdau gegen Kurfürst Friedrich von Sachsen. Bei einem Brand am 24. Mai 1724 wurden sämtliche Wirtschaftsgebäude des Rittergutes Ruppertsgrün zerstört. Diese baute man später wieder auf und 1796 wurden ein Brauhaus und 1852 ein Braukeller in Ruppertsgrün errichtet. Zur Zeit der Befreiungskriege litt Ruppertsgrün zwischen 1812 und 1814 durch die Einquartierung kaiserlich-österreichischer und kaiserlich-russischer Truppen.

1834 begann der Bau einer "Chaussee" von Werdau aus durch die Flure von Ruppertsgrün bis nach Reichenbach und 1844 entstand im Zuge des Baus der Sächsisch-Bayrischen Eisenbahnlinie das Ruppertsgrüner Bogendreieck.[2] Mit fortschreitender Industrialisierung änderte sich auch das Ortsbild von Ruppertsgrün, vor allem durch die enorme Entwicklung der Textilindustrie in dieser Region Sachsens. Bereits im Jahr 1845 zählte die Industriegemeinde Ruppertsgrün ca. 1350 Einwohner. 1855 und 1856 kaufte Eduard Heinrich von Schönfels 2 Spinnerein des Fabrikanten Hofmann in Ruppertsgrün, stattete sie mit einer Dampfmaschine aus und verpachtete sie.

Im Jahr 1881 entstand ein neues Schulgebäude.[3] Es diente bis zur Schließung 2009 als Dorfschule, u. a. als Polytechnische Oberschule (POS Arkadi Gaidar) und zuletzt als Grundschule. Seit dem Jahr 1887 bis 1908 entstanden mehrere große Textilbetriebe im Ort, z. B. die Vigogne- und Streichgarnspinnerei Ferdinand Puchert, später als Volkseigener Betrieb VEB Zweizylinderspinnerei Werdau (ZWEIGA) geführt. [4] Der ungenutzte Gebäudekomplex der Fabrik wurde 2010 endgültig abgerissen. Seit 1899 gibt es im Ort eine Freiwillige Feuerwehr und im Jahr 1909 begann man mit dem Bau des Gasthofs Goldene Sonne, der später auch als Gemeindezentrum diente und heute neben Restaurant auch Pension und Kegelbahn beinhaltet.

1918 endete die Ära des Königreich Sachsens. Der 1. und auch der 2. Weltkrieg brachten dem Ort Opfer. Das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges kennzeichnet noch heute das Ortsbild. Im April 1945 wurde der Ort von der US Army befreit. Dieser musste dann jedoch nach der Potsdamer Konferenz an die sowjetische Besatzungszone abgegeben werden. Die US-Armee zog ihre Streitkräfte von Westsachsen nach Bayern ab. Im September 1945 begann die Bodenreform in Deutschland, die Textilfabrik und das Rittergut wurden zu Volkseigentum. Seit 1949 gehörte der Ort zur DDR. 1952 wurde Ruppertsgrün im Rahmen der Kreisreformen in der DDR zum Kreis Werdau, Bezirk Karl-Marx-Stadt eingegliedert. Das alte Rittergut diente nunmehr u. a. als Wohnhaus und Teil der LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft). In den 1950er Jahren entstand in Richtung Steinpleis die Industriesiedlung, Wohnungsneubauten der DDR, die hauptsächlich von Arbeitern des VEB Wälzlagerwerkes Fraureuth und der LPG bewohnt wurden. Die deutsche Wiedervereinigung 1990 brachte weitere größere Baumaßnahmen, Ruppertsgrün gehörte nun zum Landkreis Werdau und man begann u. a. mit dem Bau eines neuen Ortskerns und den Neubauten Am Park. Am 1. Januar 1994 wurden Beiersdorf und Gospersgrün eingemeindet.[5] Am 1. Januar 1998 verlor Ruppertsgrün seine Selbstständigkeit und wurde mit Fraureuth zur Großgemeinde Fraureuth zusammengeschlossen.[6]

Impressionen von Ruppertsgrün

Gedenkstätten

unbekannte KZ-Häftlinge auf dem Ortsfriedhof
  • Kriegerdenkmal zum deutsch-französischen Krieg 1870/71 sowie für die Opfer des 1. Weltkrieges 1914-1918
  • Grabstätte der Familie von Schönfels (altes Adelsgeschlecht) sowie der Fabrikantenfamilie Puchert auf dem Ortsfriedhof
  • Grabstätte für unbekannte KZ-Häftlinge, die bei einem Todesmarsch aus einem der KZ-Außenlager im April 1945 von SS-Männern ermordet wurden

Literatur

  • „Der Landkreis Werdau“ Wissenswertes aus Vergangenheit und Gegenwart, ISBN 3-89264-886-7
  • Mittheilungen des königlich sächsischen Vereins für Erforschung und Erhaltung vaterländischer Geschichts- und Kunstdenkmale (17. Heft, Dresden, 1867)

Einzelnachweise

  1. Ortsnamenformen etc. im Digit. Histor. Orstverzeichnis v. Sachsen.
  2. Internetauftritt der Gemeinde Fraureuth - Historie. Abgerufen am 10. August 2009.
  3. Ev.-luth. Kirchengemeinde Ruppertsgrün - Geschichte. Abgerufen am 10. August 2009.
  4. Fa. Ferdinand Puchert / VEB Zweizylinderspinnerei Werdau im Staatsarchiv Chemnitz.
  5. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  6. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1998

Weblinks


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