Iljuschino

Iljuschino
Siedlung
Iljuschino/
Milluhnen (Mühlengarten)

Илюшино
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Nesterow
Frühere Namen Milluhnen (bis 1938)
Mühlengarten (1938–1946)
Zeitzone UTC+3
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 224 819 001
Geographische Lage
Koordinaten 54° 35′ N, 22° 31′ O54.57805555555622.519722222222Koordinaten: 54° 34′ 41″ N, 22° 31′ 11″ O
Iljuschino (Russland)
Red pog.svg
Lage in Russland
Iljuschino (Oblast Kaliningrad)
Red pog.svg
Oblast Kaliningrad

Iljuschino (russisch Илюшино, deutsch Milluhnen, 1938–1946 Mühlengarten, lit. Iliušinas) ist eine Siedlung im Südosten der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsbgerg (Preußen)) und ist namensgebener Ort sowie Verwaltungssitz einer Landgemeinde (Iljuschinskoje selskoje posselenije) im Rajon Nesterow (Kreis Stallupönen/Ebenrode).

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Iljuschino liegt am rechten Ufer der Pissa (in diesem Bereich vor 1945 hier auch Roßbach genannt) an einer Nebenstraße, die die Rajonshauptstadt Nesterow (Stallupönen, 1938–1946 Ebenrode) an der russischen Fernstraße A 229 (ehemalige deutsche Reichsstraße 1, heute auch Europastraße 28) mit Iljinskoje (Kassuben) sowie Kalinino (Mehlkehmen, 1938–1946 Birkenmühle) und Uwarowo (Ribbenischken, 1938–1946 Ribbenau) in der Rominter Heide verbindet. Die nächste Bahnstation ist das sechs Kilometer nordöstlich gelegene Nesterow an der Bahnstrecke von Kaliningrad (Königsberg (Preußen)) nach Tschernyschewskoje (Eydtkuhnen, 1938–1946 Eydtkau) (Teilstück der ehemaligen Preußische Ostbahn) zur Weiterfahrt nach Litauen.

Geschichte

Bis 1945 gehörte der bis 1938 Milluhnen und zwischen 1938 und 1946 Mühlengarten genannte Ort zum Landkreis Stallupönen (1938-1945 Landkreis Ebenrode) im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen. Im Jahre 1910 lebten in der Landgemeinde und im Gutsbezirk Milluhnen insgesamt 487 Einwohner[1].

Am 30. September 1928 wurden die Landgemeinde Milluhnen und die beiden Gutsbezirke Kerstuppen und Milluhnen zur neuen Landgemeinde Milluhnen zusammengeschlossen. Im Jahre 1933 zählte sie 448 Einwohner.[2]

Im Jahre 1938 erfolgte die Umbenennung der Gemeinde Milluhnen in „Mühlengarten“. 1939 wurden 461 Einwohner gezählt.[2]

Als Folge des Zweiten Weltkrieges kam der 1946 Iljuschino genannte Ort zur Sowjetunion und 1990 zu Russland und gehört zum Rajon Nesterow in der Oblast Kaliningrad.

Amtsbezirk Milluhnen/Mühlengarten

Zwischen 1874 und 1945 war Milluhnen (bzw. Mühlengarten) Sitz eines Amtsbezirks. Am 24. Juni 1874 wurde er aus zwölf Landgemeinden und drei Gutbezirken gebildet,[3] von denen heute lediglich noch das frühere Amtsdorf existiert:

Name (bis 1938) Name (1938–1946) Bemerkungen
Landgemeinden:
Benullen Weidenkreuz -
Berninglauken Berningen -
Gaidszen (Gaidschen) - 1938 nach Benullen eingemeindet
Gawehnen - 1928 nach Scharfeneck eingemeindet
Jodszen (Jodschen) Hollenau -
Milluhnen Mühlengarten russ.: Iljuschino
Oblauken - 1928 nach Scharfeneck eingemeindet
Pakalnischken Schleusen -
Puplauken Ulmenau -
Reckeln - 1938 nach Scharfeneck eingemeindet
Schillupönen Stolzenau -
Skrudszen (Skrudschen) Lengfriede -
Gutsbezirke:
Kerstuppen - 1928 nach Milluhnen eingemeindet
Kisseln - 1928 nach Scharfeneck eingemeindet
Milluhnen - 1928 nach Milluhnen eingemeindet

Als Folge der damals politisch gewollten Umbenennungen von Gemeinden erhielt auch der Amtsbezirk Milluhnen im Jahre 1938 den Namen „Amtsbezirk Mühlengarten“.[3]

Iljuschinskoje selskoje posselenije

Lage der Landgemeinde Iljuschino im Rajon Nesterow

Im Rahmen einer Verwaltungsreform in der Oblast Kaliningrad 2008/2009[4] wurde Iljuschino Amtssitz der nach ihm benannten Landgemeinde Iljuschinskoje selskoje posselenije innerhalb des Rajon Nesterow, zu der 16 Siedlungen gehören:

Heutiger Name Name (bis 1938) Name (1938–1946)
Ватутино (Watutino) Tutschen Tutschen
Высокое (Wyssokoje) Schilleningken Hainau
Дивное (Diwnoje) Jodszlauken/
Kleintrakehnen
Trakehnen
Заводское (Sawodskoje) Schwirgallen Eichhagen
Зелёное (Seljonoje) Grünhaus Grünhaus
Илюшино (Iljuschino) Milluhnen Mühlengarten
Калиново (Kalinowo) Alt Budupönen Altpreußenfelde
Нежинское (Neschinskoje) Neu Kattenau Neu Kattenau
Садовое (Sadowoje) Jentkutkampen Burgkampen
Совхозное (Sowchosnoje) Mattischkehmen Mattischkehmen
Сосновка (Sosnowka) Danzkehmen Oettingen
Фурмановка (Furmanowka) Alt Kattenau (bis 1928) Neu Trakehnen (seit 1928)
Хуторское (Chutorskoje) Gurdszen (Gurdschen) Schwichowshof
Чкалово (Tschkalowo) Enzuhnen Rodebach
Шолохово (Scholochowo) Willkinnen Willdorf
Ясная Поляна (Jasnaja Poljana) Gut Trakehnen Groß Trakehnen

Kirche

Die überwiegend evangelische Bevölkerung von Milluhnen bzw. Mühlengarten war bis 1945 in das Kirchspiel Enzuhnen (1938–1946 Rodebach, heute russisch: Tschkalowo) eingepfarrt, das zum Kirchenkreis Stallupönen (1938–1946 Ebenrode, russisch: Nesterow) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union gehörte. Letzter deutscher Geistlicher war Pfarrer Max Dörr.

Zur Zeit der Sowjetunion kam das kirchliche Leben in Iljuschino zum Erliegen. Seit den 1990er Jahren gibt es eine neue evangelische Gemeinde im benachbarten Jasnaja Poljana (Groß Trakehnen), die zur Propstei Kaliningrad in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER) gehört. Das zuständige Pfarramt ist das der Salzburger Kirche in Gussew (Gumbinnen).

Kirchenbücher

Zahlreiche Kirchenbuchunterlagen des Kirchspiels Enzuhnen (Rodebach) aus dem 18. und 19. Jahrhundert sind erhalten und werden beim Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg aufbewahrt.

Pflanzenkläranlage Iljuschino

Im Jahr 2005 wurde als deutsch-russisches Investitionsprojekt der Bau einer Pflanzenkläranlage als Lösung für die Abwasserentsorgung im ländlichen Raum der Oblast Kaliningrad unternommen, als deren Standort Iljuschino gewählt worden war. Das Abwasser der Siedlung Iljuschino wurde vorher ungereinigt in den Fluss Glubokaja bzw. auf Wiesenflächen abgeleitet.[5]

Entstanden ist ein Bau, der dem Projektpartner ein einfaches, kostengünstiges und naturnahes Verfahren der Abwasserbehandlung speziell im ländlichen Raum aufzeigt: eine zweistraßige und dreistufige Anlage, in der die Abwässer weitgehend biologisch gereinigt werden. Das Abwasser durchfließt zuerst ein betoniertes Vorklärbecken, in dem sich der Schlamm absetzen kann, und anschließend nacheinander jeweils zwei längliche flache bepflanzte Teiche. Am Ende des zweiten Teiches passiert das Abwasser eine Sandfilterstufe, bevor es, auch von Algen und anderen abfiltrierbaren Stoffen gereinigt, in den nahe liegenden Bach geleitet wird.[5]

Das deutsche Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt förderten durch Beratung und Planung, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt unterstützte die Bauvorbereitung und den Bau der Anlage. Die Kaliningrader Gebietsverwaltung ist verantwortlich für den nachhaltigen Betrieb.[5]

Verweise

Literatur

  • Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg, 1968.
  • Christa Stache: Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin. Teil 1: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union. Berlin 1992³.

Weblinks

Fußnoten

  1. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis
  2. a b Michael Rademacher: Deutsch-österreichisches Ortsbuch
  3. a b Rolf Jehke: Amtsbezirk Milluhnen/Mühlengarten
  4. Gesetz Nr. 258 über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde in der Oblast Kaliningrad vom 30.Juni 2008, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
  5. a b c Projektinformation Pflanzenkläranlage Iljuschino des Bundesumweltamtes

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