Podlipowo

Podlipowo
Siedlung
Podlipowo/Hochlindenberg
Подлипово
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Prawdinsk
Frühere Namen Hochlindenberg (bis 1946)
Zeitzone UTC+3
Postleitzahl 238415
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 233 810 014
Geographische Lage
Koordinaten 54° 24′ N, 21° 32′ O54.421.533333333333Koordinaten: 54° 24′ 0″ N, 21° 32′ 0″ O
Podlipowo (Russland)
Red pog.svg
Lage in Russland
Podlipowo (Oblast Kaliningrad)
Red pog.svg
Oblast Kaliningrad

Podlipowo (russisch Подлипово, deutsch Hochlindenberg, litauisch Podlipovas)) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)). Er liegt im Ostteil des Rajon Prawdinsk (Kreis Friedland (Ostpr.)) und gehört zur Mosyrskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Mosyr (Klein Gnie)).

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Podlipowo am Flüsschen Aschwöne (Swine, russisch: Putilowka) liegt 25 Kilometer nordöstlich der früheren Kreisstadt Schelesnodoroschny (Gerdauen) und 46 Kilometer östlich der jetzigen Rajonshauptstadt Prawdinsk (Friedland (Ostpr.)).

Durch den Ort verläuft eine Nebenstraße, die Kamenka (4 km, Groß Pentlack, 1928–1946 Pentlack) an der russischen Fernstraße A 197 (ehemalige deutsche Reichsstraße 139) mit Mosyr (6 km, Klein Gnie) an der Fernstraße R 508 verbindet. In Podlipowo mündet eine Nebenstraße aus Liskino (1 km, Lieskendorf) in die Hauptstraße ein.

Bis zum Jahre 2001 war Mosyr (Mosyr-Nowy) die nächste Bahnstation an der Bahnstrecke Toruń–Tschernjachowsk (Thorn–Insterburg), die in ihrem Abschnitt auf russischem Staatsgebiet nicht mehr in Betrieb ist.

Geschichtliches

Das ehedem Hochlindenberg[1] genannte Dorf entstand im 17. Jahrhundert auf einer Wildnis, die für Siedlungszwecke kultiviert wurde. Um 1774 gab es hier 21 erbfreie Bauern.

Am 9. April 1874 wurde Hochlindenberg Amtsdorf und damit namensgebender Ort für einen neuerrichteten Amtsbezirk. Der Amtsbezirk Hochlindenberg[2] gehörte bis 1945 zum Landkreis Gerdauen im Regierungsbezirk Königsberg in der preußischen Provinz Ostpreußen. Einbezogen waren außer Hochlindenberg mit dem Ortsteil Plaitil (1938–1946 Plattau, russisch: Tarassowo) die Gemeinden Ellernbruch (russisch: Watutino) und Lieskendorf (russisch: Liskino).

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden mehrere Höfe zu einem Gut zusammengefasst. Josef Pichler und nach ihm alle weiteren Gutsbesitzer erweiterten ab 1783 den Besitz um Nachbarhöfe. Unter Gottlieb Kreutzberger (1808–1877) hatte das Gut eine Betriebfläche von 454 Hektar, wozu auch eine Wassermühle an der Aschwöne (Swine, russisch: Putilowka) gehörte.

Sein Sohn Carl Kreutzberger (1841–1925) war eine überregional bekannte und engagierte Persönlichkeit und erlangte aufgrund seiner erfolgreichen Pferdezucht große Berühmtheit. Er ließ den Gutshof um mehrere Wirtschaftsgebäude erweitern und errichtete ein - wenn auch nur schlichtes - Gutshaus.

Waren im Jahre 1910 noch 296 Einwohner in Hochlindenberg registriert[3], so sank ihre Zahl bis 1993 nur unwesentlich auf 270 und betrug 1939 noch 275[4].

Im Januar 1945 flüchteten die Bewohner Hochlindenbergs vor der herannahenden Roten Armee. Hochlindenberg kam mit dem ganzen nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion und erhielt 1946 die neue Bezeichnung „Podlipowo“. Den Krieg überlebten einige Gebäude, wurden jedoch zum Teil im Jahr 2004 abgerissen. Das Gutshaus diente der Verwaltung einer Kolchose und ab 2007 als Diskothek, Kino und Büro.

Bis zum Jahre 2009 war Podlipowo in den Krylowski sowjet (Dorfsowjet Krylowo (Nordenburg)) innerhalb der seit 1991/92 russischen Oblast Kaliningrad eingegliedert und ist seither – aufgrund einer Struktur- und Verwaltungsreform[5] – eine als „Siedlung“ (possjolok) eingestufte Ortschaft innerhalb der Mosyrskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Mosyr (Klein Gnie)).

Kirche

Die mehrheitlich evangelische Bevölkerung gehörte vor 1945 zum Kirchspiel Nordenburg[6] (russisch: Krylowo) im Kirchenkreis Gerdauen (Schelesnodoroschny) innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Die letzten deutschen Geistlichen waren die Pfarrer Alfred Kaminsky und Paul Terpitz.

Heute liegt Podlipowo im Einzugsbereich der neugegründeten evangelischen Gemeinde in Tschernjachowsk (Insterburg). Sie ist der Propstei Kaliningrad[7] in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER) zugeordnet.

Schule

1738/39 wurde in Hochlindenberg die erste Schule eingerichtet. 1904 wandelte man die alte Schule in ein Wohnhaus um und errichtete ein neues Schulgebäude. Ein erneuter Neubau erfolgte im Jahre 1938 und überstand den Krieg. Den Vorgängerbau riss man 2004 ab.

Verweise

Fußnoten

  1. Podlipowo - Hochlindenberg
  2. Rolf Jehke, Amtsbezirk Hochlindenberg
  3. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis
  4. Michael Rademacher, Deutsch-österreichisches Ortsbuch
  5. Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, nebst Gesetz Nr. 476 vom 21. Dezember 2004, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
  6. Das Kirchspiel Nordenburg
  7. Ev.-luth. Propstei Kaliningrad

Literatur

  • Wulf D. Wagner, Kultur im ländlichen Ostpreußen. Geschichte, Güter und Menschen im kreis Gerdauen, 2008, S. 698–715

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