Frunsenskoje (Kaliningrad)

Frunsenskoje (Kaliningrad)
Siedlung
Frunsenskoje/Bokellen
Фрунзенское
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Prawdinsk
Erste Erwähnung 1719
Frühere Namen Bokellen (bis 1946)
Zeitzone UTC+3
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 233 825 001
Geographische Lage
Koordinaten 54° 29′ N, 21° 33′ O54.48333333333321.55Koordinaten: 54° 29′ 0″ N, 21° 33′ 0″ O
Frunsenskoje (Kaliningrad) (Russland)
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Lage in Russland
Frunsenskoje (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
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Oblast Kaliningrad

Frunsenskoje (russisch Фрунзенское, deutsch Bokellen, lit. Frunzenskojė) ist ein Ort im Nordosten des Rajon Prawdinsk (Kreis Friedland (Ostpr.)) der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)) und gehört zur Mosyrskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Mosyr (Klein Gnie)).

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Frunsenskoje am rechten Ufer der Ilme (russisch: Borodinka) liegt 36 Kilometer nordöstlich der Rajonshauptstadt Prawdinsk (Friedland) und 30 Kilometer südwestlich der Stadt Tschernjachowsk (Insterburg) an einer Nebenstraße, die Sadowoje (Szallgirren/Schallgirren, 1938–1946 Kreuzhausen) an der russischen Fernstraße A 197 mit Perewalowo (Muldszen/Muldschen, 1938–1946 Mulden) an der Fernstraße R 508 verbindet.

Bis zum Jahr 2001 war Frunsenskoje Bahnstation an der Bahnstrecke von Tschernjachowsk nach Schelesnodoroschny (Kaliningrad) (Gerdauen), die vor 1945 weiter bis nach Allenstein (heute polnisch: Olsztyn) und Thorn (Toruń) führte. Der Abschnitt auf der russischen Seite wird nicht mehr betrieben.

Geschichtliches

Erstmals urkundlich wurde das frühere Bokellen[1] im Jahre 1719 erwähnt. Wenige Jahre vorher war es auf einem gerodeten Waldstück der Astrawischkenschen Wildnis entstanden und gehörte zum Gut Neu Astrawischken (später Ortsteil von Astrawischken (1938–1946 Astrau, seit 1946: Krasnoje)). Außer den Bauernstellen gab es hier ein Vorwerk, dass man ab 1787 als „Bokellen“ bezeichnete.

Durch Heirat kamen Neu Astrawischken und Bokellen im 18. Jahrhundert an die Familie von Saucken, von der es 1801 Friedrich von Farenheid auf Klein Gnie (russisch: Mosyr) kaufte. Danach wechselten die Besitzer noch öfter, 1844 schließlich gelangte der Besitz von damals 334 Hektar an Anton von Below. Nach ihm erwarb Friedrich Steputat in der Mitte des 19. Jahrhunderts das Gut.

Am 9. April 1874 war Bokellen einer von fünf Gutsbezirken bzw. Landgemeinden, die den neu errichteten Amtsbezirk Astrawischken[2] (1938–1946 Astrau, seit 1946: Krasnoje) bildeten. Er gehörte bis 1945 zum Landkreis Gerdauen im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen.

Am 29. April 1887 wurde die benachbarte Landgemeinde Klein Potauern (russisch: Solowjowo) teilweise (eine von der neuen Bahnlinie abgeschnittene Fläche von 37,6 Hektar) in den Gutsbezirk Bokellen eingegliedert, und im Jahre 1910 betrug die Gesamteinwohnerzahl von Bokellen 339[3]. Am 30. September 1928 dann schlossen sich die Landgemeinde Klein Potauern (Solwosjowo) und der Gutsbezirk Bokellen zur neuen Landgemeinde Bokellen zusammen. So stieg die Einwohnerzahl bis 1933 auf 374 und betrug 1939 schon 382[4].

Ende Januar 1945 wurde Bokellen von der Roten Armee eingenommen, nachdem zuvor noch ein Teil der Bevölkerung in Güterwaggons in Richtung Pommern geflüchtet war. Das Gutshaus wurde bei der Eroberung zerstört. Letzter Hausherr war Ringaud Steputat, der an 3. April 1945 bei Danzig fiel.

Bokellen kam 1945 wie das ganze nördliche Ostpreußen zur Sowjetunion. Im Jahre 1946 erhielt der Ort den Namen Frunsenskoje und war - in der seit 1991/92 russischen Oblast Kaliningrad - zentraler Ort des 14 Orte zählenden Frunsenski sowjet (Dorfsowjet Frunsenskoje). Aufgrund einer Struktur- und Verwaltungsreform[5] wurde Frunsenskoje im Jahr 2009 eine als „Siedlung“ eingestufte Ortschaft innerhalb der Mosyrskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Mosyr (Klein Gnie)) im Rajon Prawdinsk.

Frunsenski Sowjet (Dorfsowjet Frunsenskoje)

Bis zum Jahre 2009 war Frunsenskoje zentraler Ort für 13 umliegende Ortschaften´innerhalb des Frunsenski Sowjet (Dorfsowjet Frusenskoje):

Heutiger Name Name (bis 1946)
Dalneje (Дальнее) Gomischken,
1938-1946: Gomingen
Donskoje (Донское) Karolinen
Jurowo (Юрово) Juganeusaß,
1938-1946: Odertal
Krasnoje (Красное) Astrawischken,
1938-1946: Astrau
Lasarewo (Лазарево) Grüntann
Molodzowo (Молодцово) Kauken
Morosowka (Морозовка) Klein Anstrawischken,
1938-1946: Ilmengrund
Perekrjostki (Перекрёстки) Groß Potauern
Pereleski (Перелески) Gräbenswalde
Solowjowo (Соловьёво) Klein Potauern
Sowjetskoje (Советское) Warlin
Tschaikowskoje (Чайковское) Lugowen,
1938-1946: Großlugau
Tumanowo (Туманово) Reimerischken,
1938-1946: Reimershof

Kirche

Die überwiegend evangelische Bevölkerung Bokellens war bis 1945 in das Kirchspiel Muldszen/Muldschen[6] (1938–1946 Mulden, seit 1946: Perewalowo) eingepfarrt. Es gehörte zum Kirchenkreis Gerdauen (russisch: Schelesnodoroschny) innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Der letzte deutsche Geistliche war Pfarrer Theodor Eicke.

Heute liegt Frunsenskoje innerhalb der Kirchenregion Tschernjachowsk, die zur evangelisch-lutherischen Propstei Kaliningrad[7] gehört. Sie wurde ebenso wie alle Gemeinden in der Oblast Kaliningrad in den 1990er Jahren gegründet und ist der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER) zugeordnet.

Persönlichkeiten des Ortes

  • Wilhelm Steputat (* 29. Februar 1868 in Bokellen und hier am 1. Januar 1941 verstorben), deutscher Schriftsteller, Jurist und Politiker
  • Dieter Otto Berschinski (* 1941 in Bokellen), deutscher Maler und Graphiker

Verweise

Fußnoten

  1. Bokellen
  2. Rolf Jehke, Amtsbezirk Astrawischken/Astrau
  3. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis
  4. Michael Rademacher, Deutsch-österreichisches Ortsbuch
  5. Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009 in Verbindung mit dem Gesetz Nr. 476 vom 21. Dezember 2004, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
  6. Kirchspiel Muldszen
  7. Ev.-luth. Propstei Kaliningrad

Literatur

  • Birute Ludwig (geb. Steputat), Bokellen, ein Rittergut in Ostpreußen, Neuss, 2001

Weblink


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