Gérson de Oliveira Nunes

Gérson de Oliveira Nunes

Gérson de Oliveira Nunes, bekannt als Gérson [Ausspr.: ˈʒɛʁsõ] (* 11. Januar 1941 in Niterói, Rio de Janeiro), ist ein ehemaliger brasilianischer Fußballspieler. Mit Botafogo FR, CR Flamengo, São Paulo FC und dem Fluminense FC errang er in Brasilien bedeutende Titel. Der Karrierehöhepunkt des Mittelfeldspielers war der Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Anfänge in Niterói und bei Flamengo

Gérson wuchs in der Stadt Niterói am östlichen Ausgang der Guanabara-Bucht auf. Bereits sein Vater und einer seiner Onkel spielten professionell Fußball. Sein Vater pflegte eine enge Freundschaft mit dem legendären Zizinho, dem Idol Pelés, der bei CR Flamengo spielte und im Maracanaço mit der Nationalmannschaft das entscheidende Spiel der Fußball-Weltmeisterschaft 1950 gegen Uruguay verlor. Seine Gesprächigkeit brachte Gérson schon zu Schulzeiten den Spitznamen Papagaio ein, der ihn durch das ganze Leben begleiten sollte. [1]

Gérsons Jugendverein war der örtliche Canto do Rio FC, der führende Klub von Niterói – mit nicht unbedeutender Historie. Noch als 18-Jähriger wechselte er aber auf die andere Seite der Bucht nach Rio de Janeiro zu Flamengo. Dort entwickelte er sich schon bald zu einem für seine Schnelligkeit und präzisen Pässe bekannten, spielbestimmenden Mittelfeldspieler und potentiellen Nachfolger von Didi, der in der Nationalelf diese Funktion ausübte. Sein starker linker Fuß brachte ihm bald mit Canhotinha de Ouro, vielleicht am besten mit „goldenes Linksfüßlein“ übersetzt, einen weiteren Beinamen ein.

Bereits 1959 war er Teil einer brasilianischen Auswahl, die bei den Panamerikanischen Spielen in Chicago den zweiten Platz belegte.[2] Im Jahr darauf trat er mit der brasilianischen Auswahl bei den Olympischen Spielen in Rom an. Mit vier Toren war er dort der Treffsicherste der Seleção, konnte aber das Ausscheiden bereits nach der Vorrunde nicht verhindern.[3] Im April 1961 ließ er mit Flamengo beim Torneio Rio-São Paulo die großen Ortsrivalen Botafogo FR und CR Vasco da Gama hinter sich und gewann seinen ersten Titel. Noch im Mai bestritt er auch sein erstes Länderspiel für die brasilianische Nationalmannschaft und gewann mit dieser in Santiago de Chile gegen den Gastgeber mit 2:1. Wenige Tage später, im Rückspiel der beiden Spiele um die zwischen beiden Ländern ausgespielte Taça Bernardo O'Higgins, erzielte er mit seinem Treffer zum 1:0-Endstand sein erstes Tor für die A-Nationalelf. Er galt bereits als von Trainer Aymoré Moreira für die Weltmeisterschaft von 1962, die in Chile ausgetragen wurde, nominiert, doch eine operationsbedürftige Knieverletzung verhinderte seine Teilnahme an der Titelverteidigung der Brasilianer. 1963 verabschiedete er sich mit dem Gewinn der Staatsmeisterschaft von Rio de Janeiro von Flamengo. Es war ein Abschied im Streit mit dem legendären Trainer Flávio Costa, nachdem dieser darauf bestand ihn in einem wichtigen Spiel gegen Botafogo auf den kaum beherrschbaren Garrincha zu anzusetzen.

Erfolge mit Botafogo

Sein neuer Verein war Botafogo, wo er den nach Italien abgewanderten Weltmeister Amarildo ersetzte und nicht nur auf Garrincha traf, sondern an der Seite von weiteren Weltstars wie Didi, Nilton Santos und Mário Zagallo neben zahlreichen neuen Erfahrungen und auch Titel sammeln konnte. Es begann mit den Siegen beim Torneio Rio-São Paulo 1964 und 1966, dem 1967 und 1968 zwei Staatsmeisterschaften folgten. Höhepunkt war der Gewinn der Taça Brasil von 1968, dem Pokal von Brasilien, wo Botafogo unter dem nunmehrigen Trainer Mário Zagallo in den Finalspielen - die erst im September und Oktober 1969 ausgetragen wurde, zu einem Zeitpunkt an dem Gérson bereits beim São Paulo FC spielte - gegen Fortaleza EC mit Resultaten von 2:2 und 4:0 die Oberhand behielt und den ersten nationalen Titel der Vereinsgeschichte gewann. Diese Jahre beschreiben den nach der goldenen Ära Anfang 1930er Jahre, die fünf Staatsmeisterschaften erbrachte, wohl einen großen zweiten Zenit der Vereinsgeschichte Botafogos.

In jener Zeit etablierte sich Gérson auch weiter als Stammspieler der Seleção, wenngleich er nicht im Aufgebot für die Copa América 1963 stand, da Brasilien nur eine Auswahl nachrangiger Spieler zum Turnier nach Bolivien entsandte. Bei der Weltmeisterschaft 1966 in England war er in der Mannschaft, deren Vorrundenausscheiden im Spiel gegen Ungarn – in deren Reihen sich unter anderem Ferenc Bene und Flórián Albert befanden – mit einer 1:3-Niederlage befördert wurde.

São Paulo und Weltmeisterschaft in Mexiko

1969 wechselte Gérson zum São Paulo FC, mit dem er unter den Trainern Zezé Moreira, einem Bruder von Aymoré Morerira, und Osvaldo Brandão in den Jahren 1970 und 1971 die Staatsmeisterschaft von São Paulo gewann. Höhepunkt jener Zeit war aber der Gewinn der Weltmeisterschaft 1970, als er neben Pelé nicht nur zu den überragenden Akteuren der von Gérsons Mannschaftskollegen aus Botafogo-Zeiten Mário Zagallo trainierten brasilianischen Nationalmannschaft, sondern auch des gesamten Turniers gezählt wurde. Zu Anfang des Turniers war er noch wegen einer Verletzung die er sich in einem Vorbereitungsspiel unterzog in Frage gestellt. Danach aber war er im Mittelfeld Denker und Lenker des brasilianischen Spiels. Beim 4:1-Sieg im Finale gegen Italien, in dem er überragte, brachte er nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Roberto Boninsegna Brasilien mit seinem einzigen Turniertreffer in der 66. Minute auf die Siegesstraße. Auch das 3:1 trug seine Handschrift. Nach einem Freistoß kurz nach der Mittellinie passte er punktgenau über 40 Meter auf Pelé, der per Kopfball auf Jairzinho ablegte, der von kurz vor dem Torraum einschieben konnte.

Fluminense und spätere Jahre

1972 zog es ihn wieder zurück nach Rio de Janeiro, wo er 1973 mit dem Fluminense FC, dem Klub seines Herzens, einen erneuten Erfolg bei der Staatsmeisterschaft verbuchen konnte. Bereits im Juli 1972 nahm er im Maracanã-Stadion von Rio, mittlerweile Nachfolger von Carlos Alberto Torres als Kapitän, mit einem 1:0-Erfolg gegen Portugal Abschied von der Nationalmannschaft. Dieser Sieg sicherte im anlässlich der 150-Jahrfeier der brasilianischen Unabhängigkeit ausgetragenen Turnier Taça Independência, an dem 20 Nationalmannschaften teilnahmen, den Gewinn der Trophäe. 1974 verabschiedete er sich auch von Fluminense.

Seither beschäftigt er sich vornehmlich als Kommentator in Rundfunk und Fernsehen, zudem war er Koordinator einer Fußballschule und beteiligte sich an zahlreichen Sportprojekten seiner Heimatstadt Niterói, der er stets treu geblieben ist. Gérson ist verheiratet und hat zwei Kinder, von denen eines bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam.

Gérson wurde 1999 vom Magazin World Soccer in die Liste seiner „100 größten Spieler aller Zeiten“ aufgenommen. Brasiliens Placar listet ihn auf Platz 39 seiner 100 Craques do Século („100 Stars des Jahrhunderts“). Voetbal International nahm ihn zur Jahrtausendwende in einer seiner Alternativmannschaften für die Elftal van de Eeuw („Mannschaft des Jahrhunderts“) auf.[4]

Statistischer Karriereüberblick

Vereine

Titel

Einzelnachweise

  1. Garry Jenkins: The Beautiful Team: In Search of Pelé and the 1970 Brazilians. Simon & Schuster, London 1998, ISBN 0-684-81955-4
  2. José de Jesus Mora Rivera, Dave Litterer, Neil Morrison und Mikael Jönsson: Panamerican Games 1959 (Chicago). RSSSF (dort als „Garson“ gelistet)
  3. Macario Reyes: XVII. Olympiad Rome 1960 Football Tournament. RSSSF
  4. Karel Stokkermans: The Best x Players of the Century/All-Time. RSSSF

Weblinks


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