Zentrum Mikroelektronik Dresden

Zentrum Mikroelektronik Dresden
Zentrum Mikroelektronik Dresden AG
Logo der ZMD AG seit Mai 2009
Rechtsform Aktiengesellschaft
Sitz Dresden, DeutschlandDeutschland Deutschland
Leitung Thilo von Selchow
Umsatz 43,3 Mio Euro (2009)
Branche Halbleiterherstellung
Website www.zmdi.com
Das ZMDI Design Center in Dresden

Das Zentrum Mikroelektronik Dresden in Dresden galt in den 1980er-Jahren ZMD als Herzstück der DDR-Mikroelektronik-Forschung. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde die Einrichtung in ein privates Unternehmen umgewandelt, der heutige Halbleiterhersteller Zentrum Mikroelektronik Dresden AG (kurz ZMD AG).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Ursprung des heutigen Unternehmens ZMD geht auf die Gründung der Arbeitsstelle für Molekularelektronik (AME) am 1. August 1961 zurück. Im Jahr 1969 wurde der Betrieb als Arbeitsstelle für Molekularelektronik Dresden (AMD) neu firmiert; nicht zu verwechseln mit dem im selben Jahr gegründeten US-amerikanischen Unternehmen AMD, das heute in Dresden eine Halbleiterfertigung betreibt. 1976 erfolgt eine weitere Umbenennung in Institut für Mikroelektronik Dresden (IMD). Das IMD war seit der Gründung des Kombinates Mikroelektronik (1978) in den Kombinatsverbund integriert. 1980 fusioniert das IMD mit dem VEB Elektromat Dresden, einem Kombinatsbetrieb im Verbund des Kombinates Mikroelektronik zum VEB Zentrum für Forschung und Technologie Mikroelektronik (ZFTM). Direktor des damaligen ZFTM, und damit für etwa 1550 Angestellte verantwortlich, war Ulf Gottschling.

Im Februar 1986 erfolgte die Eingliederung des ZFTM in das Kombinat Carl Zeiss Jena.[1] 1987 wurden die Teile des VEB Elektromat wieder ausgegliedert und ein neuer Name VEB Forschungszentrum Mikroelektronik Dresden (ZMD) eingeführt.[1] Das ZMD produzierte 1988 den ersten 1-Megabit-Speicherchip der DDR, den U61000, erreichte allerdings bis 1990 keine Serienfertigung des Chips. Für die Entwicklung dieses Speicherchips wurde das Kollektiv des Forschungszentrums 1988 mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet.

Ende Juni 1990 wurde das bis dahin volkseigene Forschungszentrum mit insgesamt etwa 3000 Beschäftigten in die ZMD GmbH i.G überführt und unter dem Dach der Mikroelektronik Technologiegesellschaft mbH (MTG, Zusammenschluss der Halbleiterwerke Erfurt, Neuhaus, Frankfurt (Oder) und Dresden) der Treuhandanstalt unterstellt. Geschäftsführer wurden Dieter Landgraf-Dietz und Claus Martin.[2]

ZMD U6264 Speicherschaltkreis 1999

Mit Hilfe der sächsischen Staatsregierung konnte im November 1993 das Forschungszentrum aus der MTG herausgelöst und privatisiert werden. Der Freistaat Sachsen war de facto Besitzer der neugegründeten ZMD GmbH. Beteiligungsgesellschaften den Dresdner Bank und Commerzbank fungierten als treuhänderische Verwalter. Das Unternehmen schreibt jahrelang rote Zahlen, wird aber durch den Freistaat subventioniert[3], weil das nach dem damaligen Wirtschaftsminister Sachsens Kajo Schommer „gut für das Image und die Industrieansiedlungen des Standortes“ sei.[2]

Um die Belastungen für den Staatshaushalt des Freistaates zu verringern, wird die ZMD GmbH 1999 unter dem Geschäftsführer Detlef Golla an die Sachsenring Automobiltechnik AG Zwickau für symbolische 2 DM verkauft.[2]

Am 18. Dezember 2000 erfolgte die Umwandlung ZMD GmbH in eine AG [3]. Mit Unterstützung eines Investorenkreises wird die ZMD AG für 128 Millionen Euro am 21. Dezember 2000 aus dem Sachsenring-Verbund herausgelöst und ist wieder ein selbständiges Unternehmen. Neuer Besitzer ist die Global ASIC GmbH unter dem Dach der Westdeutschen Genossenschafts-Beteiligung GmbH, heute WGZ Initiativkapital GmbH.[2]

Mehrheitsaktionär (83,6 %) ist heute die Global ASIC GmbH, 10 % gehören dem Freistaat Sachsen und 6,4 % der IKB Private Equity GmbH. Die restlichen Aktien befinden sich im Streubesitz. Vorstandsvorsitzender der ZMD AG ist bis heute Thilo von Selchow.

Im Zusammenhang mit den bei der Gründung der AG erfolgten Entlassungen von Mitarbeitern kam es zum 2004 aufgedeckten sogenannten QMF-Skandal.

Heute hat das Unternehmen etwa weltweit 280 Beschäftigte, davon rund 160 Ingenieure, die überwiegend in der Produktentwicklung tätig sind. Die ZMD-Entwicklungen werden für Sensoren und Aktuatoren in der Automobil- und Industrieelektronik, der Medizintechnik und für Infrarotdatenübertragung (IrDA), beispielsweise in Mobiltelefonen und Laptops, eingesetzt. Das Unternehmen hat sich dabei auf Entwicklung und Vermarktung von gemischt analog-digitalen Anwendungsspezifische Integrierte Schaltungen (ASICs) und anwendungsspezifische Standardprodukte (ASSP) mit niedrigem Stromverbrauch spezialisiert. Das Unternehmen entwickelt auch Mixed-Signal-Systems-on-Chip (SoC), besonders als Anwendungen für die Automobilindustrie („X-by-Wire“) und fokussiert sich auf energieeffiziente Lösungen.

Seit Mai 2009 führt die ZMD AG ein neues Logo „ZMDI®“, der Unternehmensname (Firma) lautet weiterhin „Zentrum Mikroelektronik Dresden“.

Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Dresden sowie Büros in Stuttgart, Mailand und Paris; in Pocatello, ID und Melville, NY (USA) sowie in Tokio und Hsinchu (Taiwan). ZMD unterhält Design-Center in Dresden, Filderstadt-Bernhausen, München, im amerikanischen Madison sowie in Warna, Bulgarien.

Verkauf der Halbleiterfertigung

Die X-FAB Dresden (X-FAB Dresden GmbH & Co. KG) – ehemals „ZFOUNDRY“ – fertigt, neben anderen Foundries, einen Großteil der Silizium-Wafer.

ZFOUNDRY war bis März 2007 eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der ZMD AG. Mit dem Kauf des Unternehmens 1st Silicon durch X-FAB aus Erfurt, einem ehemaligen Konkurrenten und heutigen Joint-Venture-Partner von ZMD, im Jahre 2006 war diese strategische Zusammenarbeit jedoch vorerst beendet. Inzwischen hat X-FAB auch die ehemalige ZFOUNDRY übernommen. Die X-FAB hat am 15. Februar 2007 den beabsichtigten Kauf der ZFOUNDRY beim Bundeskartellamt angemeldet. Das Bundeskartellamt hat am 9. März 2007 für die geplante Übernahme der ZFOUNDRY durch X-FAB eine Freigabe erteilt.

Am 26. März 2007 fand bei ZMD eine Belegschaftsversammlung statt, bei der die Übernahme der ZFOUNDRY durch X-FAB bekannt gegeben wurde. ZFOUNDRY wurde als Tochtergesellschaft in die X-FAB-Gruppe eingegliedert, wird aber weiterhin die Produkte der ZMD AG fertigen. Eine langfristige Partnerschaft und Liefergarantien wurden vereinbart. Seit dem 1. Juni 2007 firmiert die ehemalige ZFOUNDRY unter der Firma X-FAB Dresden und beschäftigt etwa 400 Mitarbeiter. Die ZMD AG ist damit eine „fabless company“.

Silicon Saxony

Als der sogenannte „Begründer und Vater der Mikroelektronik“ in Dresden gründete die ZMD AG im Jahre 2000 zusammen mit 19 anderen sächsischen Unternehmen den Verein Silicon Saxony e. V.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Reinhardt Balzk, Jürgen Leibiger (Hrsg.): Industriegeschichte der Stadt Dresden 1945–1990: Beiträge zum 800. Stadtjubiläum. GNN Schkeuditz 2007, ISBN 3898192571.
  2. a b c d Silicon Saxony e.V (Hrsg.): Silicon Saxony – die Story. Kommunikation Schnell Dresden 2006, S.73 ISBN 3980868028
  3. a b Europäische Kommission: „Staatliche Beihilfe Nr. NN 92/99 zugunsten der Zentrum Mikroelektronik Dresden AG – Sachsen“, PDF-Datei, Entscheidung vom 18. Juli 2001
51.12564166666713.785086111111

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