Tutzing

Tutzing
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Tutzing
Tutzing
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Tutzing hervorgehoben
47.90888888888911.281388888889611
Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberbayern
Landkreis: Starnberg
Höhe: 611 m ü. NN
Fläche: 35,63 km²
Einwohner:

9.406 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 264 Einwohner je km²
Postleitzahl: 82327
Vorwahl: 08158
Kfz-Kennzeichen: STA
Gemeindeschlüssel: 09 1 88 141
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Gemeinde Tutzing
Kirchenstr. 9
82327 Tutzing
Webpräsenz: www.tutzing.de
Bürgermeister: Stephan Wanner (parteifrei)
Lage der Gemeinde Tutzing im Landkreis Starnberg
Ammersee Starnberger See Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen Landkreis Fürstenfeldbruck Landkreis Landsberg am Lech Landkreis München Landkreis Weilheim-Schongau München Andechs Berg (Starnberger See) Feldafing Gauting Gilching Herrsching am Ammersee Inning am Ammersee Krailling Pöcking Seefeld (Oberbayern) Starnberg Tutzing Weßling Wörthsee (Gemeinde)Karte
Über dieses Bild
Tutzing vom See aus gesehen
Blick von Schloss Tutzing über den See zum Karwendel-Gebirge

Tutzing ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Starnberg und liegt am Westufer des Starnberger Sees.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 742 durch eine Schenkung an das Kloster Benediktbeuern.

Wie Grabhügel aus Bronze- und Eisenzeit beweisen, war die Gegend auch schon früher besiedelt. Dass sich hier am See auch schon die Römer wohlfühlten, bestätigen Reste eines Gutshofes am Deixlfurter See.

Der Name Tutzing stammt von der Familie Tozzi und Tuzzo aus dem Adelsgeschlecht der Huosi. Das deutet darauf hin, dass der Ort bereits im 6. Jahrhundert bestand. Nachdem das Geschlecht der Tuzzinger ausgestorben war, erwarb das Münchner Patriziergeschlecht der Dichtl um 1480 den Ort. Bernhard dem Älteren Dichtl wurde 1519 vom Herzog von Bayern die Hofmarksgerechtigkeit über Tutzing verliehen, er durfte fortan als Tutzinger Schlossherr von seinen Untertanen Steuern erheben und die niedere Gerichtsbarkeit ausüben. Der Ort war bis ins 19. Jahrhundert ein einfaches Fischerdorf, in dem es ab dem 16. Jahrhundert immer wieder Auseinandersetzungen um die Fischrechte zwischen Hoffischern und der Herrschaft der Hofmark Tutzing gab.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde auch die Hofmark Tutzing von schwedischen und kaiserlich-spanischen Truppen schwer heimgesucht. Zwischen 1632 und 1634 brannten Schloss, Pfarrkirche, Brauerei, Hoftaverne und einige Anwesen ab. Kaum hatte sich die Bevölkerung von dem Schrecken des Krieges erholt, traten auch schon die ersten Pestfälle auf. Schlimm wütete diese Krankheit in der gesamten Hofmark.

1650 wurde die Hofmark von Hans Albrecht Viehbeck von und zu Haimbhausen ersteigert. Seine Tochter heiratete den Reichsfreiherrn Maximilian Ernst von Götzengrien. Er ließ am Seeufer ein Schloss mit hübscher Barockfassade bauen. Der Park wurde im französischen Stil angelegt und mit Fontänen und Vasen ausgestattet.

Von 1731 bis 1869 gehörte Tutzing den Viereggs, einer aus Mecklenburg stammenden Grafenfamilie. Insbesondere Graf Friedrich von Vieregg verdankt das Tutzinger Schloss eine großzügige Umgestaltung, die in den Jahren 1802 bis 1816 erfolgte. 1866 wurde die Eisenbahn München – Starnberg nach Tutzing verlängert. Danach ging das Schloss durch mehrere Hände.(Hallberg, Landberg, Stadt Stuttgart, Schön von Wildenegg.) Erst der Besitzer (von 1921 bis 1930) Marzell von Nemes, Edler von Janoshalma, königlicher Rat und Kunstmaler, hat das Schloss einer architektonischen Umgestaltung und einer gründlichen Renovation unterzogen, sodass dasselbe vom architektonischen, künstlerischen und kunsthistorischen Standpunkte aus als eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges bezeichnet werden muss. Er war auch ein großzügiger Gönner Tutzings (z.B. seine Reithalle wurde dem Sportverein Tutzing (jetzige Turnhalle) geschenkt, gespendet wurde der prächtige Hochaltar in der Kirche St. Josef und der Johannishügel wurde durch Baron von Nemes der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Von 1936 bis 1940 war der Industrielle und Reichstagsabgeordnete des Zentrums Albert Hackelsberger Schloßbesitzer. Im September 1938 wurde er von der Gestapo am Schloss abgeholt und in Einzelhaft verbracht. Den Prozess vor dem Volksgerichtshof 1940 erlebte Hackelsberger nicht mehr - er verstarb noch während der Haftzeit. Angeklagt wurde er wegen Hochverrats und "Devisenvergehen" - damals gängige Anklage gegen unliebsame Männer der katholischen Kirche, die nicht in wenigen Fällen zum Todesurteil führten. Seine Frau geborene Weck ("Weck-Gläser") verkaufte im Jahr 1940 das Schloss an Ida Kaselowsky, deren Mann Richard Kaselowsky Mitbegründer der Fa. Oetker in Bielefeld war. In erster Ehe war Ida Kaselowsky mit Rudolf Oetker verheiratet, der im Ersten Weltkrieg 1916 vor Verdun gefallen war. Von 1947 bis 1949 war die evangelische Landeskirche mit ihrer evangelischen Akademie Mieter bei Rudolf August Oetker, dem Erben Kaselowskys. Für 350.000 Mark erstand die evang. Kirche im Frühjahr 1949 das Tutzinger Schloss mit zwei Dritteln des Grundbesitzes, während der Maler Anton Leidl das Restgrundstück mit seiner Viola-Burg bekam.

An der Stirnseite eines Hauses in der Marienstraße - direkt am See - befindet sich die lateinische Inschrift: EXTRA BAVARIAM NULLA VITA ET - SI EST NON EST ITA. Die Übersetzung lautet etwa: Außerhalb Bayerns gibt es kein Leben, wenn ja dann kein solches. Vgl. Estinger Schloßkapelle.

Baudenkmal Vetterlhaus

Tutzings ältestes Gebäude, das Vetterlhaus, entstand im 17. Jahrhundert. Es hat ein gemauertes Erdgeschoss, sein Obergeschoss wurde in Blockbauweise erstellt. Es steht unter Denkmalschutz.

Drei Hirten lebten damals in der Pfarr, einer davon im Hirtenhäusl, dem heutigen Vetterlhaus. Sie hatten sich um die Herden der vier Siedlungen zu kümmern, die zur Pfarrei gehörten. Um 1790 lebte in Tutzing der Andreas Geiger mit seiner Frau Theres und dem Sohn Joseph Anton. Im Jahr 1800 hat ein Anton Holzknecht die Aufgabe des Hirten übernommen.

Die Hirten, die man in Tutzing benötigte, wurden immer nur am Rande bei den „Seelen der Pfarr" mitgerechnet. Teils weil sie oft aus der Fremde kamen und keinen festen Wohnsitz hatten, teils weil manche von ihnen nur vorübergehend blieben. Später bewohnte der Dorfpolizist Zenger das Haus bis er im damals neu erbauten, jetzigen alten Rathaus eine Wohnung bekam.

1901 zog die sechsköpfige Familie Vetterl - drei Töchter, ein Sohn - ein. Eine Tochter heiratete nach Garmisch. Der Sohn fiel im Krieg. Mutter Vetterl war Schneiderin, der Vater arbeitete als Helfer bei den Bauern, als Gärtner oder bei der Firma Müller. Mutter Vetterl starb während des Krieges, der Vater kurz nach dem Krieg. Die Töchter Kathi und Anni lebten noch einige Jahre im nach ihrer Familie benannten „Vetterlhaus". Danach stellte die Gemeinde das Haus sozial Schwachen zur Verfügung.

Das ehemalige „Hütlhaus" ist eines der letzten erhaltenen Überreste des alten Dorfes Tutzing und vermittelt einen guten Eindruck von der Bauweise der einfachen Bauern- und Fischeranwesen. Selbst wenn das auch als „Hüthaus" bezeichnete Haus nur ein Drittel der Größe eines Fischerhauses des 18. Jahrhunderts ausmachte, ist die enorme Verschiebung des Maßstabes innerhalb des Ortsbildes beeindruckend. Sie entspricht dem Wandel vom bescheidenen, kleinbäuerlichen Dorf zum Villenort und zur Fremdenverkehrsgemeinde der späteren Jahre.

Heute beherbergt das Vetterlhaus das Gäste- und Informationsbüro des Tutzinger Fördervereins für Tourismus.

Ortsteile

  • Diemendorf
  • Kampberg
  • Monatshausen
  • Neuseeheim
  • Oberzeismering
  • Unterzeismering
  • Rößlsberg
  • Traubing
  • Obertraubing
  • Deixlfurt

Politik

Die Sitzeverteilung im Gemeinderat.
Jahr CSU SPD Grüne FDP FW BfT ÖDP UWG pf gesamt Wahlbeteiligung in %
2008 7 3 1 1 3 1 2 1 1 20 66,7
2002 10 1 1 0 4 2 1 1 0 20 66,7

BfT = Bürger für Tutzing
UWG = Unabhängige Wählergemeinschaft Traubing
pf = parteifrei

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft sowie Land- und Forstwirtschaft

Es gab 1998 nach der amtlichen Statistik im Bereich der Land- und Forstwirtschaft 32, im produzierenden Gewerbe 941 und im Bereich Handel und Verkehr 245 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 1050 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 2682. Im verarbeitenden Gewerbe gab es sechs Betriebe, im Bauhauptgewerbe neun Betriebe. Zudem bestanden im Jahr 1999 43 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 1086 ha, davon waren 151 ha Ackerfläche und 925 ha Dauergrünfläche.

altes Bahnhofsgebäude des Bahnhofs Tutzing

Verkehr

Der Bahnhof Tutzing liegt an der Bahnstrecke München–Garmisch-Partenkirchen und ist angeschlossen an das S-Bahn-Netz des MVV, an den Regionalverkehr der Bahn in Richtung München und Innsbruck, sowie freitags, samstags und sonntags an ICE-Züge nach Innsbruck, Garmisch-Partenkirchen, Berlin, Hamburg und Dortmund.[2] Gleichzeitig zweigt hier die Kochelseebahn ab. In den Sommermonaten wird Tutzing durch die Bayerische Seenschifffahrt angefahren. Das Gesamtstraßennetz beträgt 66,8 km.

Bekannte Persönlichkeiten

Sehenswürdigkeiten in der Umgebung

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Quartale (hier viertes Quartal, Stichtag zum Quartalsende) (Hilfe dazu)
  2. Tutzing wird erstmalig ICE-Halt. Informationsblatt der Fahrgastinitiative ProBahn.

Weblinks

 Commons: Tutzing – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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