Gitta Lind

Gitta Lind

Gitta Lind, eigentlich Rita Gracher (* 17. April 1925 in Trier; † 9. November 1974 in Tutzing), war eine deutsche Schlagersängerin, die vor allem in den 1950er Jahren bekannt war.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ihr Urgroßonkel Johann Nepomuk Ris war der Klavierlehrer von Ludwig van Beethoven. Rita Gracher studierte zunächst Ballett am Stadttheater in Trier. Als 17-Jährige beschloss sie, Sängerin zu werden und ließ ihre Stimme unter anderem bei Maria Ivogün im Koloratursopran ausbilden. Im Februar 1944 bekam sie ihr erstes Engagement als Sängerin beim Reichssender Luxemburg. Aus „Rita Gracher“ wurde nun: „Gitta Lind“. Ihren Künstlernamen setzte sie aus den Namen ihrer beiden Idole Gitta Alpár, einer ungarischen Sängerin und Schauspielerin, und Jenny Lind, einer schwedischen Sängerin, zusammen.

Nach Kriegsende wurde Lind Rundfunksängerin beim neugegründeten NWDR in Hamburg. Auf Wunsch von Erwin Lehn vom SDR wechselte sie nach Stuttgart, um dort mit ihm Funkproduktionen vorzunehmen. 1948 bekam Gitta Lind hier ihren ersten Plattenvertrag bei Telefunken. Es entstand ihr erster Hit „Blumen für die Dame“, komponiert von dem damals noch unbekannten Heinz Gietz und getextet von Joachim Fuchsberger.

Nach dem Tode ihres ersten Ehemannes ging sie 1951 nach München für ein Engagement beim Rundfunkorchester des Bayerischen Rundfunks, wo sie den Hörfunksprecher Joachim Fuchsberger kennenlernte, der sie noch im selben Jahr heiratete. Diese Ehe wurde 1954 nach zweieinhalb Jahren wieder geschieden. Insgesamt war die Künstlerin viermal verheiratet, zuletzt mit Stanley Brown.

Gitta Lind spielte auch in mehreren (Musik-)Filmen mit, u. a. in „Skandal im Mädchenpensionat“, der 1952/53 unter der Regie von Erich Kobler entstand, „Südliche Nächte“, „Hochstaplerin der Liebe“, „Musik im Blut“, „Schlagerparade“ und „Schlagerraketen“. Zudem wirkte sie bei einigen Operettenaufzeichnungen mit, wie beispielsweise beim WDR unter Franz Marszalek in Im weißen Rössl, Viktoria und ihr Husar, „Der süße Kavalier“ sowie Schwarzwaldmädel, Maske in Blau,Meine Schwester und ich und in Hochzeitsnacht im Paradies an der Seite von Johannes Heesters.

Neben ihren Schallplattenaufnahmen unternahm Gitta Lind Tourneen mit den damaligen Stars Vico Torriani sowie René Carol und trat in der Show von Peter Frankenfeld auf. Ihren größten Erfolg konnte sie mit dem Titel „Weißer Holunder“ verbuchen. Dieses Lied brachte ihr eine Goldene Schallplatte ein. Das Lied wurde auch von anderen Künstlern aufgenommen und gehört heute zu den Evergreens des deutschen Schlagers. Lind nahm Duette mit Vico Torriani sowie Hans Clarin auf. Besonders erfolgreich war das Duett mit Christa Williams und dem Lied „My Happyness“ („Immer will ich treu dir sein“)[1]. Der Versuch, international unter dem Künstlernamen Issy Pat mit Titeln wie: „Adi-Adios Amigo“, „Oh, Jack“ oder „Wer küsst mich?“ bekannt zu werden, misslang.

1958 trat sie in der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest an. 1960 nahm sie mit dem Lied „Auf der Straße der Träume“ an der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest, 1964 dann erneut mit dem Lied Ein Chanson in der Nacht an der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest teil.

Mit einem Startkapital von umgerechnet 50.000 Euro gründeten 1972 Gitta Lind – die zu dieser Zeit Schnellreinigungen betrieb und später als Direktorin fungierte – sowie Fred Bertelmann gemeinsam in München eine Show-Schule, der ersten Deutschlands.[2]. Hier – wo z. B. Showgrößen wie Gitta Linds Ex-Ehemann Joachim Fuchsberger und Hans-Joachim Kulenkampff unterrichteten – wurden junge Talente auf ihre Karriere vorbereitet.

In der vom ZDF 1973 ausgestrahlten Musikshow Der Wind hat mir ein Lied erzählt mit Peter Frankenfeld trat Gitta Lind zum letzten Mal im Fernsehen auf. Sie starb im November 1974 an einem Krebsleiden und wurde auf dem Hauptfriedhof ihrer Heimatstadt Trier im Grab ihrer Eltern beigesetzt.[3]

Lieder

  • Schwarzwaldmädel 1950 (Doppel-CD; Label: Acanta)
  • Im »Café de la Paix« in Paris 1950
  • Blumen für die Dame 1953
  • Heut' ist ein Feiertag für mich 1954 (Duett mit Vico Torriani)
  • Weißer Holunder 1956 (Goldene Schallplatte)
  • Schön waren die Tage der Rosen 1958
  • Lied der Einsamkeit 1960 (nach der Melodie „Moskauer Nächte“)
  • Jimmy Martinez 1962
  • Ein Chanson in der Nacht 1963
  • My Happyness (mit Christa Williams)
  • Vaya con Dios (mit Christa Williams)
  • Ein kleines Haus am Ende der Welt (mit Christa Williams)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.youtube.com/watch?v=wPelQZ4hp3M
  2. http://www.abendblatt.de/extra/service/944949.html?url=/ha/1972/xml/19720421xml/habxml720406_2292.xml erste Show-Schule Deutschlands in München
  3. knerger.de: Familiengrab auf dem Hauptfriedhof Trier

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