Staatsschauspiel Dresden

Staatsschauspiel Dresden
Das Dresdner Schauspielhaus

Das Staatsschauspiel Dresden ist ein Theater in Dresden, das der Freistaat Sachsen unterhält. Es betreibt das Schauspielhaus und das Kleine Haus. Das Staatsschauspiel ging im Jahr 1983 aus dem Staatstheater Dresden hervor, welches seinen Ursprung im Königlichen Hoftheater hatte.

Inhaltsverzeichnis

Schauspielhaus

Das Schauspielhaus vor der Fassadensanierung 2006

Das Schauspielhaus an der Ostraallee wurde mit Unterstützung des Industriellen Karl August Lingner von 1911 bis 1913 von William Lossow und seinem Schwiegersohn Max Hans Kühne im Stil des Neubarock und Jugendstil erbaut. Da sich das Gebäude in unmittelbarer Nähe zum Zwinger befindet, wurde die diesem zugewandte Außenseite an die Architektur angepasst und daher mit Arkaden und barocken Schmuckelementen versehen. Mit der Bühnentechnik des Hauses, unter anderem großen hydraulisch betriebenen Hebewerken für die neuartige Versenk-Schiebe-Bühne, realisierte der technische Direktor Adolf Linnebach die modernste Bühnenanlage der damaligen Zeit.

Die Eröffnung des noch „Neues Königliches Schauspielhaus“ genannten Hauses fand am 13. September 1913 mit der Jubelouvertüre von Carl Maria von Weber, dem Fragment Robert Giuskard von Heinrich von Kleist und dem Einakter Die Torgauer Heide von Otto Ludwig statt. Zur Eröffnung waren zahlreiche Intendanten aus dem ganzen Deutschen Kaiserreich, Honoratioren der Stadt und dem Hoftheater verbundene Autoren wie Gerhart Hauptmann, Stefan Zweig und Hugo von Hofmannsthal erschienen. Nach mancherlei Plänen und Grundstücksspekulationen stellte die Stadt Dresden dem Sächsischem Hof das Areal an der Ostraallee zur Verfügung. 1909 wurde der Theaterverein gegründet, dem bedeutende Persönlichkeiten wie Oberbürgermeister Otto Beutler, Georg Arnhold, Karl August Lingner, Erwin Bienert (Sohn von Gottlieb Traugott Bienert) u.a. angehörten. Der Theaterverein brachte einen Großteil der Bausumme von etwa 2,7 Millionen Mark auf. Generalintendant Nikolaus Graf von Seebach berief den seit 1901 am Dresdner Hoftheater tätigen Dramaturgen Karl Zeiß zum künstlerischen Leiter des Schauspielhauses.

Nach der Novemberrevolution und dem Abdanken des sächsischen Königs wurde das Königliche Hoftheater 1918 zum Sächsischen Landestheater und 1923 zum Staatstheater Dresden umbenannt.

Am 13. und 14. Februar 1945 wurde das Schauspielhaus durch die alliierten Luftangriffe auf Dresden wie alle anderen Theatergebäude der Stadt zerstört. Die hydraulischen Bühnenpodien blieben durch den Einsatz des Maschinenmeisters Franz Lommatzsch größtenteils unzerstört, der bei jedem Luftalarm vorsorglich die Bühnenpodien in die unterste Stellung gefahren hatte.

Unter tätiger Hilfe der Theatermitarbeiter wurde in den nächsten Jahren das Schauspielhaus beräumt, enttrümmert und in einem schlichten Interieur wieder aufgebaut. Bereits am 22. September 1948 konnte es seiner nunmehrigen Bestimmung als Großes Haus des Staatstheaters für Oper, Ballett, Schauspiel und Staatskapelle übergeben werden. Die feierliche Eröffnung fand am 22. September 1948 mit Beethovens Oper Fidelio und am 23. September 1948 mit dem Schauspiel Simon Bolivar von Ferdinand Bruckner statt.

Im Jahr 1983 fand eine verwaltungstechnische Trennung zwischen Oper, Ballett, Staatskapelle und dem Schauspiel statt. Es entstanden das Staatsschauspiel und die Staatsoper Dresden. Am 13. Februar 1985 erhielten die musikalischen Sparten ihr im neuen Glanz wiedererstandenes Operngebäude, die Semperoper, zurück. Das Große Haus wurde wieder zum Schauspielhaus mit dem Schauspielensemble als alleinigem Hausherrn.

Das aus Trümmern und mit unzulänglichen Materialien erbaute Gebäude wurde immer reparaturbedürftiger. Das marode Dach wurde zur ständigen Gefährdung. In den 1980er Jahren flickte man notdürftig und sanierte scheibchenweise. Die damals Verantwortlichen kämpften einen aussichtslosen Kampf gegen den Mangel und die Widrigkeiten des „real existierenden Sozialismus“.

Eine gründliche, umfassende Sanierung - hauptsächlich veranlasst durch die Stilllegung des größten Umweltverschmutzers der Stadt, des Heizkraftwerks Mitte und der damit notwendigen Umstellung der gesamten Heizungsanlage - wurde erst nach der Wende möglich. Nach mehreren längeren Schließphasen wurde das Schauspielhaus für die umfangreichste Rekonstruktion seiner Geschichte von Juli 1993 bis September 1995 geschlossen. Diese Rekonstruktion erbrachte ein großes Geschenk an die Dresdner Zuschauer und Besucher der Stadt: Der 1945 zerstörte Zuschauerraum wurde in seiner historischen Gestalt von 1913 annähernd wiederhergestellt. Die Bühnenmaschinerie wurde auf den technisch neuesten Stand gebracht.

Beim Hochwasser im August 2002 wurde die Unterbühne durch die eindringenden Wassermassen der Weißeritz und Elbe überflutet. Dadurch sind die darin befindlichen technischen Anlagen zerstört worden. Zu Beginn der Spielzeit 2003/2004 waren alle Schäden wieder beseitigt.

Im Jahr 2007 fand die Außensanierung und der Wiederanstrich in weißer Farbe statt. Zu Beginn der Spielzeit 2009/2010 wurden Verbindungstreppen zwischen den Foyers des ersten und zweiten Rangs eingebaut. Diese waren vorher nicht direkt miteinander verbunden.

Lage: 51° 3′ 7,8″ N, 13° 43′ 54,6″ O51.05217222222213.731844444444

Kleines Haus

Kleines Haus, 2011

Das Gebäude auf der Glacisstraße in der Dresdner Inneren Neustadt, in dem sich heute das Kleine Haus befindet, hat eine weiter zurückreichende Geschichte. Im 17. Jahrhundert diente es als Festung „am Glacis“ und war im 19. Jahrhundert eine Villa. 1816 wurde der Saal angebaut, der heute der Zuschauersaal ist. Bis 1930 befand sich in diesem Haus eine Kneipe mit Ballsaal, der nebenbei als Tonhalle genutzt wurde. Danach wurde das gesamte Gebäude als Kirche („Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler – The First Church of Christ, Scientist“) benutzt.

Mit Genehmigung der Kirchengemeinde konnte am 10. Juli 1945 in diesem Gebäude die erste Nachkriegsaufführung (Nathan der Weise) des Staatstheaters Dresden stattfinden. Im Jahr 1951 schloss das Staatstheater einen Mietvertrag mit der Kirchengemeinde ab und konnte bereits im selben Jahr ausschließlich vom Staatstheater für Oper und Schauspiel genutzt werden. 1977 erfolgte der Ausbau zu einem Theater. 1987 und 1988 wurden für etwa 5 Millionen DDR-Mark wichtige Baumaßnahmen zur Erhaltung der Spielfähigkeit des Gebäudes vorgenommen und 1992 Brandschutzmaßnahmen durchgeführt. Im selben Jahr bekam das Theater eine neue Bühne. Es wurde jedoch sechs Jahre später durch behördliche Anordnung geschlossen. Der Grund dafür waren statische Problehme (im Dachstuhl und in den Außenmauern) und Brandschutzmängel, die bei den vorher vorgenommenen Baumaßnahmen nicht behoben werden konnten. Daher wurde die Einrichtung danach bis 2002 als Probebühne für das Staatsschauspiel genutzt.

Währenddessen wurden die nötigen Mittel für einen Neubau des Gebäudes eingeleitet. Der Baubeginn dafür war im April 2003. Am 15. Januar 2005 fand mit der Uraufführung von Der Mann ohne Vergangenheit die Wiedereröffnung des Theaters statt. Mit Beginn der Spielzeit 2009/2010 wurde auf der rechten Seitenbühne eine verschiebbare Zuschauertribüne eingebaut, die eine Platzkapazität von maximal 132 Zuschauerplätzen hat. Dadurch sind mehrere Spielvarianten möglich.

Lage: 51° 3′ 41,4″ N, 13° 45′ 3,7″ O51.06150833333313.751025

Intendanten

Königliches Hoftheater

Sächsisches Landestheater

  • 1918-1919 Nikolaus Graf von Seebach
  • 1921-1923 Alfred Reucker, Ehrenmitglied

Staatstheater

  • 1923-1932 Alfred Reucker
  • 1932-1935 Paul Adolph
  • 1935-1944 Erich Gottschald
Erich Ponto 1945

Staatsschauspiel

Einladungen zum Berliner Theatertreffen

Medien

Literatur

  • Michael Funke, Dieter Görne: Wolfgang Engel inszeniert PENTHESILEA von Heinrich Kleist am Staatsschauspiel Dresden. In: Theaterarbeit in der DDR. 18, Verband der Theaterschaffenden/Brecht-Zentrum der DDR, Berlin 1986, ISSN 0138-2322.
  • Ingeburg Mätje: Ist alles vorbei, fängt alles an. Aus der Geschichte des Schauspiels in Dresden. Staatsschauspiel Dresden, Dresden 1988.
  • Emil Ulischberger: Schauspiel in Dresden: Ein Stück Theatergeschichte von den Anfängen bis in die Gegenwart in Wort und Bild. 1. Auflage. Henschelverlag, Berlin 1989, ISBN 3-362-00347-8.
  • Dieter Görne: Wolfgang Engel inszeniert Goethes FAUST am Staatsschauspiel Dresden 1990. In: TheaterArbeit. Zentrum für Theaterdokumentation und -information, Berlin 1991, ISSN 0941-1534.
  • Uta Dittmann (Hrsg.): Sein oder Nichtsein? - Theatergeschichten. Staatsschauspiel Dresden 1913 bis heute. 1. Auflage. Staatsschauspiel Dresden, Dresden 1995.
  • Das reicht für zwei Leben - 10 Jahre wende - wohin? Staatsschauspiel Dresden, Bildungswerk Weiterdenken e.V. Heinrich-Böll-Stiftung 1999, ISBN 3-930382-40-7
  • Theater in Dresden. In: Dresdner Hefte. Nr. 79, 2004, ISBN 3-910055-73-7.

Tonträger

  • 2001: „Musik in Deutschland 1950-2000“ Musik für Schauspiel, Musik zu Faust von Johann Wolfgang von Goethe 1990 Jens Uwe Günther, Freunde der italienischen Oper (Regie Wolfgang Engel) Label: RCA / Bertelsmann
  • 1991: Freunde der italienischen Oper „Live im Schauspielhaus Dresden“

Filme

  • 1986: Wir die Lieben, Filmgruppe „Feige Sau“ (FESA)
  • 1986: Labyrinth, FESA

Langjährige Schauspieler

Diese Schauspieler sind über 15 Jahren im Ensemble:

Bekannte Schauspieler und Künstler, die am Schauspielhaus gearbeitet haben

Weblinks

 Commons: Schauspielhaus Dresden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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