Museum Koenig

Museum Koenig
Hauptgebäude des Museum Koenig

Das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn ist ein auf rezente Wirbeltiere und Gliederfüßer spezialisiertes Naturkundemuseum des Landes Nordrhein-Westfalen. Es ist als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft gleichzeitig Leibniz-Institut für terrestrische Biodiversitätsforschung und wird von Bund und Ländern gemeinsam finanziert. Die Forschungseinrichtung entstand aus dem Privatmuseum des Bonner Ornithologen und Universitätsprofessors Alexander Koenig, der dieses 1929 dem preußischen Staat übereignete. Das Museum befindet sich direkt an der Bundesstraße 9 am Rande des Bundesviertels und ist Teil des Wegs der Demokratie.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründungsgeschichte

Alexander Koenig, Gründer des Museums

1873 erwarb Leopold Koenig in der Nähe seiner eigenen, heute als Villa Hammerschmidt bekannten Residenz in Bonn eine 1860 errichtete Villa an der Coblenzer Straße, die er 1884 seinem Sohn Alexander aus Anlass dessen Promotion in Zoologie und seiner Hochzeit schenkte. Das obere Geschoss nutzte Alexander Koenig ausschließlich für seine zoologische Sammlung. 1898 bis 1900 ließ er nördlich der Villa nach dem Vorbild des Museums von Walter Rothschild ein „Ornithologisches Museum“ anbauen, das seine umfangreiche ornithologische Sammlung aufnahm. Koenig unternahm mehrere Forschungsreisen, unter anderem in die Arktis und nach Nordafrika, und vergrößerte seine Sammlung weiter.

Mit dem Erbe seines 1903 verstorbenen Vaters plante Alexander Koenig ein größeres naturkundliches Museum nach dem Vorbild des Berliner Museums für Naturkunde. Am 3. September 1912 wurde der Grundstein des heutigen Hauptgebäudes des Museums Alexander Koenig gelegt, das sich direkt an das Privatmuseum anschließt. Nach der Fertigstellung des Rohbaus im Sommer 1914 wurde das Gebäude wegen des Ersten Weltkrieges beschlagnahmt und als Lazarett, nach Kriegsende bis 1926 von Besatzungstruppen genutzt. Aufgrund seiner Vermögensverluste durch die Inflation von 1923 konnte Koenig das Projekt nicht wie beabsichtigt weiterführen und übereignete 1929 nach langwierigen Verhandlungen um die Weiterführung des Museums- und Forschungsbetriebs das Museum dem preußischen Staat. Am 13. Mai 1934 wurde es eröffnet.

Nutzung in den frühen Jahren der Bundesrepublik Deutschland

Die beiden Giraffen im Museum Koenig. Aufnahme vom Mai 1962

Im Zweiten Weltkrieg blieb das Museum Koenig weitgehend unbeschädigt. Ausnahme war lediglich die ausgebrannte Villa, die 1949 vereinfacht wiedererrichtet wurde. Da sonst in Bonn keine repräsentativen Gebäude verfügbar waren, fand in der großen Halle des Museums am 1. September 1948 der Festakt zum Zusammentritt des Parlamentarischen Rates statt. Die sich dort befindenden präparierten Giraffen wurden verhüllt, da sie nicht entfernt werden konnten. Unter der Leitung von Adolf von Jordans, Museumsdirektor von 1947 - 1957, wurde das Museum weiter ausgebaut. Kurzzeitig beherbergte das Museum das Bundeskanzleramt: Konrad Adenauer nutzte das Museum nach seiner Wahl im September 1949 zwei Monate als Dienstsitz, sein Arbeitszimmer war die ornithologische Bibliothek. Außerdem beherbergte das Museum in den zur Adenauerallee hin gelegenen Räumen bis 1957 Büros mehrerer Bundesministerien. Aus diesem Grund ist das Museum heute eine der 18 Stationen auf dem „Weg der Demokratie“, mit dem in Bonn das ehemalige Regierungs- und heutige Bundesviertel historisch-touristisch erschlossen wird.

Das heutige Museum

Zwergwalskelett im Museum Koenig

Mit etwa sieben Millionen Präparaten gehört die naturkundliche Sammlung des Museum Koenig zu den größten Deutschlands. Das Museum gliedert sich in vier Abteilungen, davon drei Forschungsabteilungen:

  • Abteilung Wirbeltiere
  • Abteilung Arthropoden (Gliedertiere)
  • Abteilung Molekulare Biodiversitätsforschung
  • Abteilung Ausstellungs- und Öffentlichkeitsarbeit

Sowohl die Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Systematik als auch die Tätigkeit auf dem Gebiet der Volksbildung erfüllen wichtige gesellschaftsrelevante Aufgaben.

Das Museum beschäftigte 2010 49 feste (davon 14 wissenschaftliche) und 130 weitere Mitarbeiter. Von diesen waren 15 Wissenschaftler in Drittmittelprojekten, 100 Diplomanden, Doktoranden und Staatsexamenskandidaten sowie 15 ehrenamtliche Mitarbeiter. Seit 1949 gehört das Museum Koenig zu den von den Ländern gemeinschaftlich finanzierten Forschungseinrichtungen überregionaler Bedeutung, aus denen sich die Leibniz-Gemeinschaft entwickelt hat. Seit dem 24. September 2009 ist es Gründungsmitglied des Humboldt-Rings.

Seit dem Jahr 2004 spiegelt auch die Dauerausstellung unter dem Titel „Unser blauer Planet – Leben im Netzwerk“ die Verlagerung des Forschungsschwerpunkts zur Biodiversitätsforschung wider. Ziel der Dauerausstellung ist, Einblick in die Funktionsweisen von Großlebensräumen zu bieten. Dazu werden überwiegend Großdioramen und inszenierte, naturalistische Landschaftsdarstellungen verwendet. Die Ausstellung gliedert sich in die Teile:

Zu den ausgestellten Exponaten gehört auch der seltene Kakapo
  • Savanne – Das wechselvolle Paradies
  • Regenwald – Schatzkammer des Lebens
  • Arktis/Antarktis – Leben in der polaren Eiswelt
  • Mitteleuropa – Heimat entdecken
  • Vogelwelt – Federführende Faszination
  • Vivarium – Lebendige Vielfalt

Besonders beeindruckend ist die Inszenierung einer afrikanischen Savanne im Lichthof des Hauses. In der naturalistischen Darstellung dieses Lebensraums mit zahllosen Präparaten ist das Zusammenspiel der unterschiedlichen Lebewesen vor allem für junge Besucher nachvollziehbar.

Das Museum vermarktet seine Ausstellung seit 1995 gemeinsam mit benachbarten Institutionen als Teil der Bonner Museumsmeile.

Förderverein

Modell eines Schädel-Skeletts eines Orcas

Die Alexander Koenig Gesellschaft e. V. (AKG) hat das Ziel, das Museum in seinen Arbeiten zu unterstützen sowie das Interesse und Verständnis für die Bedeutung der zoologischen Wissenschaft und Forschung und die Sammlungen des Museums zu wecken. Der Verein unterstützt Forschungsvorhaben zu Themen der Biodiversität, Taxonomie, Systematik, Evolution und Biogeographie sowie Projekte auf dem Gebiet des Naturschutzes. Die AKG ist Herausgeber der Zeitschrift „Koenigiana“ und begleitet die Öffentlichkeitsarbeit des Museums.

Direktoren

Argentinosaurus, Juni 2010

Die Position des Direktors des Zoologischen Forschungsmuseums ist seit 1989 an den Lehrstuhl für Spezielle Zoologie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn gekoppelt. Derzeitiger Direktor des Museum Koenig ist seit Oktober 2004 J. Wolfgang Wägele. Stellvertretende Direktoren sind derzeit für den wissenschaftlichen Bereich Bernhard Misof, für den administrativen Bereich Frau Angelika Hünerbein.

Vorgänger im Direktorenamt waren[1]:

  • Alexander Koenig 1934–1940
  • Adolf von Jordans 1948–1957
  • Martin Eisentraut 1957–1967, kommissarisch bis 1969
  • E. G. Franz Sauer 1969–1971
  • Martin Eisentraut, kommissarisch 1971–1977
  • Günter Nobis 1977–1988
  • Hubert Roer, 1988–1989
  • Clas Michael Naumann zu Königsbrück 1989–2004, nach dem der 2006 eröffnete Erweiterungsbau benannt wurde
  • Wolfgang Böhme, kommissarisch Februar 2004 bis Oktober 2004

Literatur

Weblinks

 Commons: Museum Koenig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellenangaben

  1. W. Böhme, In memoriam Günther Nobis (1921–2002), in: Tier und Museum. Mitteilungen der Gesellsch. der Freunde und Förderer des Museums Alex. Koenig, Bd. 8, Heft 1/2, Bonn 2002

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