Moritz Geiß

Moritz Geiß

Philipp Konrad Moritz Geiß (* 7. September 1805 in Berlin; † 10. September 1875 ebenda) war ein deutscher Eisen- und Zinkgießer sowie Begründer der Zinkgussindustrie.

Leben

Moritz Geiß wurde 1805 in Berlin als Sohn des Eisengießers Johann Conrad Geiß (1771-1846) geboren. Nach dem Besuch des Berliner Gewerbeinstituts absolvierte er ein einjähriges Praktikum in den schlesischen Eisengießereien in Gleiwitz und Malapane. Daran schlossen sich eine künstlerische und wissenschaftliche Ausbildung in der Firma seines Vaters an sowie Studienreisen, die ihn nach England und Frankreich führten. Zwischen 1814 und 1836 nahm Geiß mit kleinen Eisengussarbeiten wie Uhren, Musikinstrumenten, Zierwaffen und filigranen Schmuckteilen an den Berliner Akademieausstellungen teil. Ab 1832 auch mit Zinkgussarbeiten, die er in seiner im selben Jahr gegründeten eigenen und ersten Berliner Zinkgießerei am Oranienburger Tor herstellte.

Bereits Ende der 1820er Jahre erprobte und entwickelte Moritz Geiß ein Verfahren, vollplastische Figuren aus Zinkguss herzustellen. Im Gegensatz zu den aufwendigen und teuren Bronze- und Eisengussarbeiten konnten mit der neuen Technologie Figuren und Architekturteile schneller und kostengünstiger nachgegossen oder neu erstellt werden. Teilstücke mit einer Wandstärke von zwei bis acht Millimetern wurden einzeln hergestellt und dann miteinander verlötet. Nach und nach erfolgten verschiedene Oberflächenbehandlungen, unter anderem mit weißer Ölfarbe oder Vergoldungen. Seit 1852 stellte er Zinkgüsse mit galvanischen Färbungen her. Geiß verstand es besonders gut, die Zinkgussarbeiten bronzeartig zu färben. Mit dem Verfahren konnten schadhafte Kunstwerke aus Sandstein ersetzt werden, die abgeformt wurden und übermalt oder gesandelt den Originalen antiker und zeitgenössischer Bildwerke aus Stein täuschend ähnlich sahen. Seine Arbeiten nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel, Friedrich August Stüler, Heinrich Strack, Ludwig Persius, Johann Gottfried Schadow,Eduard Knoblauch, Christian Daniel Rauch, August Kiß und anderen publizierte er ab 1841 in einzelnen Musterheften unter dem Titel: „Zinkguß-Ornamente nach Zeichnungen von Schinkel, Stüler, Strack, Persius... in genauen Abbildungen nach dem Maßstabe zum Gebrauch für Architekten, Bauhandwerker und alle der Ornamentik Beflissenen.

Moritz Geiß starb am 10. September 1875 und wurde auf dem Friedhof II der Domgemeinde an der Liesenstraße in Berlin beigesetzt. Seine Firma übernahm der Eisengießer Friedrich Wilhelm Castner, firmiert unter dem Namen „Castner & Cie.“.

Werkeauswahl

Abbildung der Ornamentplatten am Balkonvorbau des Schlosses Glienicke, Berlin. Musterheft 13, Tafel 4, Moritz Geiß, Berlin 1863
  • ab 1825 zahlreiche Zinkgussarbeiten auf dem Schlossgelände Glienicke, Berlin
  • 1839 Kämpfende Amazone (verloren). Zinkguss nach einem Modell von August Kiss Ehemals nördliche Treppenwange am Schloss Charlottenhof, Potsdam
  • 1842 Kämpfende Amazone. Zinkguss nach einem Modell von August Kiss. Vor dem Alten Museum, Berlin
  • 1839 Betender Knabe aus vergoldetem Zinkguss (nicht erhalten). Erstellt nach antikem Original. Ehemaliger Standort: Kaskaden an der Ostseite des Parks Sanssouci, Potsdam
  • 1841 Vier Karyatiden nach einem Entwurf von August Kiss (1839) am Winzerhaus oberhalb des Triumphtors, Potsdam
  • 1843 Athene, Figur für eine Nische in der Ostwand der Villa Schöningen, Potsdam
  • vor 1844 Grabmal für Ernst Ludwig von Tippelskirch, nach einem Entwurf von August Soller, Alter Garnisonfriedhof, Berlin
  • 1847 Reliefbilder an der Kanzel, Altarschranken und Eporenbrüstungen in der St. Nikolaikirche, Potsdam, nach einer Zeichnung von Karl Friedrich Schinkel und einem Modell von August Kiß
  • um 1850 Messing- und Zinkverkleidungen ("Kunstform") der Eisenkonstruktionen im Neuen Museum, Berlin
  • 1851 Zinkgussornamente am Gebälk des Dreikönigsportals. Ehemaliger stadtseitiger Eingang (Schopenhauerstraße) zum Friedenskirchengelände, Potsdam
  • 1853 Schäfer und Hund im Kampf mit einem Panther, verkupferter Zinkguss nach einem Modell von Julius Franz (1996 Bronzeneuguss). Sizilianischer Garten im Park Sanssouci, Potsdam
  • 1854 Standbild der Victoria (von Rauch) auf der Siegessäule in Heidau/ Schlesien, auf dem Scheuberg - gestiftet vom Offizierskorps des VI. AK
  • um 1854 Betendes Mädchen und Knabe mit Bibel, Zinkguss. Nach einem Entwurf von Christian Daniel Rauch (1993 Bronzenachguss). Toreingang zum Friedensgarten an der Friedenskirche, Potsdam
  • 1856 Farnesischer Stier (nicht erhalten). Zinknachguss nach antiker Gruppe im Nationalmuseum Neapel. Ehemals auf der obersten Terrasse am Orangerieschloss, Potsdam
  • 1856 Rubenow-Denkmal, Greifswald
  • 1858 Kurfürstin Louise Henriette-Standbild, Oranienburg, Luisenplatz vor dem Schloss
  • 1860 Taufengel, Martin-Luther-Kirche (Gütersloh), bronzierter Zinkguss nach einem Original von Bertel Thorvaldsen
  • 1864 König Friedrich II.-Standbild, Kloster Zinna
  • 1869 König Friedrich II.-Standbild, Liegnitz/ Schlesien, auf dem Friedrichsplatz - enthüllt am 15. August 1869 (109. Jahrestag der Schlacht bei Liegnitz),
    nach Witterungsschäden 1904 abgetragen und beseitigt. Auf dem erhaltenen Sockel wurde eine Kopie aus Hohlgalvanobronze errichtet.)
  • Eine Viktoria (nach Rauch) für die Siegessäule (Siegburg)

Literatur


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