Liste der Staats- und Regierungsformen

Liste der Staats- und Regierungsformen

Die Liste der Staats- und Regierungsformen verzeichnet alle Staatsformen und Regierungsformen in der politischen Theorie.

Übersicht über die Regierungsformen

Regierungsform Bedeutung Verbreitung Anmerkungen
Absolutismus Durch Losgelöstheit (von Kontrollen) charakterisiert (griechisch/lateinisch/französisch) Frühneuzeit, Frankreich (Ludwig XIV.), Fürstentümer im Römisch-Deutschen Reich Absolutistisch regierende Herrscher handelten aus eigener Machtvollkommenheit; Zeitalter des Absolutismus in Europa zwischen 1648 und 1789.
Aisymnetie Griechische Antike, auf Sizilien zum Beispiel Timoleon Aisymneten waren Schlichter, die Stadtstaaten nach Krisensituationen wiedervereinen sollten, sie besaßen große Machtfülle.
Anarchie Herrschaftslosigkeit, Staatslosigkeit (griechisch) Griechische Antike bis Neuzeit, heute beispielsweise Rainbow Gathering Das ideale Ziel vieler Anarchisten ist Gewaltlosigkeit durch fehlende Herrscher.
Aristokratie Herrschaft der Besten (griechisch), gewöhnlich auch als Herrschaft des Adels verstanden Griechische Antike, Mittelalter bis Neuzeit, nahezu auf der ganzen Welt Im Verfassungskreislauf ist die Aristokratie eine der sechs Grundverfassungsformen; der heutige Parlamentarismus basiert auf Aristokratie und ist nach der klassischen Verfassungssystematik sogar eine.
Autokratie Selbstherrschaft (griechisch) Römische und griechische Antike, Mittelalter bis Neuzeit (russische Zaren) Autokratie ist ein Überbegriff, unter anderem für Absolutismus und Diktatur; sie vereinigt alle Kompetenzen in einer zentralen Person, dem Autokraten, Kaiser oder König.
Demokratie Volksherrschaft (griechisch) Griechische Antike bis heute Demokratie bezeichnete ursprünglich im antiken Griechenland die direkte Volksherrschaft, heute beschreibt der Begriff alle Herrschaftsformen, deren Grundlagen aus dem Volk abgeleitet werden.
Formen der Demokratie Basisdemokratie Form der direkten Demokratie, d.h. unmittelbare von Vertretern unabhängige Volksherrschaft "von unten her"
Parteiendemokratie Demokratisches System mit entscheidender Rolle von politischen Parteien
Direkte Demokratie (Attische Demokratie) Direkte Ausübung der Macht durch das Volk (oder besser: durch die Bürger)
Partizipatorische Demokratie Ziel der politischen Mitwirkung vieler in möglichst vielen Bereichen
Repräsentative Demokratie Entscheidungen nicht durch das Volk selber, sondern durch zyklisch gewählte Volksvertreter
Parlamentarische Monarchie Quasi demokratische Monarchie, da der Monarch ausschließlich repräsentative Aufgaben hat
Despotie Despot entspricht Herrscher
(griechisch)
Antike bis Neuzeit, viele Monarchien entwickelten despotische Züge Meist beschreibt der Begriff eine entartete Monarchie, in der der Herrscher (Despot) die unumschränkte Herrschaft ausübt. Kennzeichen von einer Despotie sind Tyrannei und Willkür.
Diktatur mehrfach sprechen, vorschreiben, befehlen(lateinisch) Römische Antike bis Neuzeit, im 20. Jahrhundert zum Beispiel Adolf Hitler und Josef Stalin Ursprünglich war ein (römischer) Diktator ein mit Sondervollmachten legitimierter Befehlshabender über alle Bereiche auf Zeit in Notzeiten. In einer Diktatur regiert ein einzelner Diktator oder eine kleine Gruppe ohne freie Wahlen; (moderne) Diktatoren kommen anders als Monarchen nicht durch Erbschaft oder Wahl an die Macht, sondern illegitim, indem sie eine legitime Staatsform stürzen.
Formen der Diktatur Faschismus Sammelbegriff für verschiedene, meist rechtsgerichtete, historische und ideologisch-politische Richtungen, darunter der Nationalsozialismus
Militärdiktatur Ausübung der Regierung durch ein militärisches System
Diktatur des Proletariats Politische Herrschaft speziell der Arbeiterklasse
Doppelherrschaft (Dyarchie) Altertum bis Neuzeit Eine Doppelherrschaft kann sowohl eine Republik als auch eine Monarchie sein, wenn zwei gleich berechtigte Herrscher sich die Macht teilen.
Epistokratie Herrschaft der Wissenden (griechisch) Griechische Antike Platon, bekanntester Verteidiger der Epistokratie, war davon überzeugt, dass nur eine Vereinigung von Macht und Wissen das Elend beenden könne.
Feudalismus Feudum (lateinisch) entspricht Lehen Europäisches Mittelalter und Frühe Neuzeit Das Lehnswesen, im Frühmittelalter entstanden, war im europäischen Mittelalter die vorwiegende Gesellschaftsform, die auf einem gegenseitigen Treue- und Fürsorgeverhältnis von Lehnsherrn und Lehnsmann beruht.
Gerontokratie Herrschaft der Alten (griechisch) Griechische Antike bis heute (Saudi-Arabien) Gesellschaftliche Verfassung, in der ein Rat der Alten entscheidet; der Begriff Gerontokrat wird heute eher negativ verwendet, da er unterstellt, dass die Machtposition auf das Alter zurückgeht.
Gynaikokratie Herrschaft der Frauen (griechisch) Neuzeit (Minangkabau) Die Gynaikokratie ist eine 1861 entwickelte Theorie, die heute allerdings verworfen ist.
Kleptokratie Herrschaft der Plünderer, Diebesherrschaft (griechisch) Neuzeit (Zaire, Philippinen) Als Kleptokratie wird eine Staatsform bezeichnet, die den Herrschenden willkürliche Verfügungsgewalt über Besitz und Einkünfte der Beherrschten gewährt.
Kommunismus communis (lateinisch) entspricht gemeinsam Neuzeit Der Kommunismus hat das politische Ziel einer klassenlosen Gesellschaft, in der das Sozialprodukt allen Menschen gleichermaßen zugänglich ist.
Monarchie Herrschaft des Einen(griechisch) Antike bis heute Die Staatsgewalt ist grundsätzlich in einer Person an der Spitze konzentriert (nicht notwendigerweise zentralisiert), welche aufgrund ihrer Geburt oder/und auf Lebenszeit nach tradierten Riten bestimmt ist und legitimerweise nicht ihres Amtes enthoben werden kann.
Meritokratie Herrschaft der Verdienstvollen (lateinisch/griechisch) Antike bis Neuzeit Eine Regierungsform, bei der Amtsträger aufgrund ihrer Leistung oder ihres Verdienstes ausgewählt werden, damit es keinen Machtmissbrauch gibt.
Ochlokratie Herrschaft des Pöbels (griechisch) Staatstheorie der griechischen Antike, tatsächliche Einordnung ist umstritten. Herrschaft der Masse, des ungezügelten Pöbels.
Oligarchie Herrschaft der Wenigen (griechisch) Antike bis heute Dabei handelt es sich um die Herrschaft einer faktisch elitären kleinen Gruppe der Bevölkerung allein aufgrund ihres Vermögens und allein ihrer selbst zugute.
Plutokratie Herrschaft des Geldes (griechisch) Antike bis heute Die Plutokratie oder Plutarchie ist eine Staatsform, in der die Herrschaft durch Vermögen legitimiert wird, also die Herrschaft des Geldes (auch „Geldadel“ genannt). Politische Rechte werden anhand des Einkommens vergeben (z. B. über das Zensuswahlrecht).
Militärregierung (Stratokratie) Herrschaft des Heeres, Militärregierung (griechisch) Antike bis Neuzeit (Birma) In einer Militärregierung geht die politische Gewalt direkt vom Militär aus; reine Militärregierungen sind allerdings selten.
Theokratie Gottesherrschaft (griechisch) Antike bis heute (Islamische Republik Iran, Vatikanstadt) Die Staatsgewalt ist allein religiös legitimiert, die Herrschaft wird von einer von den Anhängern als göttlich erwählt Angesehenen Einzelnen (Prophet, Gottkönig) oder einer Gruppe (Priester) nach religiösen Prinzipien und Regeln ausgeübt.
Timokratie Herrschaft der Angesehenen (griechisch) Antike (griechische Polis Athen) bis frühe Neuzeit (europäische Feudalstaaten) Politische Privilegien werden nach dem materiellen Besitz und der daraus abgeleiteten sozialen Stellung vergeben. Verwirklicht wurde dies durch ein Zensuswahlrecht und ähnliche Ungleichbehandlungen.
Tyrannis (Gewalt-)Herrschaft (lydisch/griechisch) besondere Form der Alleinherrschaft der griechischen Poleis zwischen 600 und 200 v.Chr. Der Tyrann hat die vorherige Regierung gewaltsam gestürzt, sei es eigennützig oder zugunsten bestimmter zuvor benachteiligter sozialer Gruppen. Er wird als illegitim (d.h. nicht vom göttlichen Gesetz gestützt) angesehen und endete häufig so wie die von ihm gestürzte Regierung.

Übersicht über die Staatsformen

Staatsform Bedeutung Verbreitung Anmerkungen
Formen der Monarchie Absolute Monarchie Siehe Absolutismus
Erbmonarchie Eine Erbmonarchie bezeichnet eine Monarchie, in der die Thronfolge durch die Nachkommen des Monarchen eingenommen wird.
Konstitutionelle Monarchie Die Macht des Monarchen ist durch eine Verfassung weniger oder mehr beeinträchtigt, er kann nicht absolut herrschen.
Parlamentarische Monarchie Quasi demokratische Monarchie, da der Monarch ausschließlich repräsentative Aufgaben hat
Ständische Monarchie Gliederung des Volkes in mehrere Stände
Wahlmonarchie Der Monarch wird nicht durch die Erbfolge, sondern durch eine Wahl bestimmt
Neopatrimonialismus vor allem Neuzeit (Afrika) Mischform aus klassisch patrimonialer und legal-rationaler Herrschaft; zwischen Demokratie und Autokratie
Republik Öffentliche Angelegenheit (lateinisch) Römische Antike bis heute Staatsform, die sich am Gemeinwohl orientiert, gilt seit der Französischen Revolution als Gegenstück zur Monarchie; geht oft mit der Demokratie einher, muss aber nicht (die Römische Republik war beispielsweise nicht demokratisch; parlamentarische Monarchien sind demokratisch, aber keine Republiken).
Formen der Republik Adelsrepublik In Polen und Venedig benutzte Form der Republik (Wahlmonarchie mit demokratischer Beteiligung des Adels)
Bundesrepublik Föderale Republik, Bund mehrerer teilsouveräner Gliedstaaten.
Islamische Republik Bezeichnung für Staaten, die teilweise nach islamischen Prinzipien regiert werden.
Präsidialrepublik Republik, in der der Präsident sowohl Staatsoberhaupt als auch Regierungschef ist.
Räterepublik Herrschaft wird über vom Volk direkt gewählte Räte ausgeübt.
Semipräsidentielles Regierungssystem Ursprünglich Begriff für das politische System Frankreichs während der Fünften Republik, heute auch auf andere Systeme angewandt
Volksrepublik Selbstbezeichnung, meist für Ein-Parteien-Herrschaften, bei denen eine kommunistische Partei autokratisch regiert
Synarchie Begriff seit 19. Jahrhundert Herrschaftsform, bei der die Regierung gleichzeitig von vielen Menschen ausgeführt wird; viele Verschwörungstheorien sehen in Synarchien „Weltregierungen“ wie zum Beispiel die Freimaurer oder den Illuminatenorden.
Theokratie Gottesherrschaft, Gottesstaat (griechisch) Altertum, Mittelalter bis Neuzeit Herrschaftsform, bei der der Herrschende von seinen Anhängern als göttlich erwählte Person verehrt wird und seine Macht allein religiös legitimiert wird
Totalitarismus Prägung des Begriffes im 20. Jahrhundert Eine Form der Selbstherrschaft, die versucht, den ganzen Menschen umzuformen bzw. einen "neuen Menschen" zu schaffen
Tyrannis griechisch Vorwiegend griechische Antike Alleinherrschaft, der Herrscher kann nach Aristoteles absolut regieren

Siehe auch


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