Klein-Gerau

Klein-Gerau
Klein-Gerau
Ortsteil von Büttelborn
Wappen der früheren Gemeinde Klein-Gerau
Koordinaten: 49° 55′ N, 8° 31′ O49.9183333333338.519166666666792Koordinaten: 49° 55′ 6″ N, 8° 31′ 9″ O
Höhe: 92 m ü. NN
Fläche: 5,93 km²
Einwohner: 3.838 (31. Dez. 2008)
Eingemeindung: 1. Jan. 1977
Postleitzahl: 64572
Vorwahl: 06152

Klein-Gerau ist ein Ortsteil der Gemeinde Büttelborn im Kreis Groß-Gerau in Hessen.

Inhaltsverzeichnis

Der Ort

Klein-Gerau liegt im hessischen Ried und ist noch heute durch seinen überwiegend ländlichen Charakter geprägt. Durch die räumliche Entfernung und baulichen Trennung von den anderen Gemeindeteilen Büttelborns vermittelt Klein-Gerau den Eindruck einer gewissen Eigenständigkeit. Der Ort befindet sich am Rande des Ballungsraumes Rhein-Main und zeichnet sich durch gute Verkehrsanbindungen aus. Dazu zählt neben der Rhein-Main-Bahn mit dem Bahnhof Klein-Gerau (Richtung Mainz, Wiesbaden und Darmstadt) auch die südwestlich des Ortes verlaufende A 67 inkl. Anschlussstelle (5) Büttelborn. Weiterhin führte der Ausbau des Frankfurter Flughafens zwischen 1981 und 1984 (Startbahn West) zu einer Fluglärmbelastung des Ortes. Die Hauptabflugroute der Startbahn verläuft fast direkt über den Ort hinweg.

Geschichte

Die Evangelische Kirche
Das Alte Rathaus

Klein-Gerau wurde erstmals im Jahre 1246 als villa Weneghgerahe urkundlich erwähnt. Es gehörte zur Mark Gerau und die Herrn von Dornberg hatten das Dorf zu Lehen. Seine Bewohner waren weitgehend von ihrem Grundherrn abhängig. Getreideanbau und Viehzucht standen im Vordergrund und die Wälder nördlich des Mühlbach dienten als Weideflächen. Die beiden Mühlen, von denen die Eichmühle noch heute existiert, werden bereits 1303 in den Urkunden erwähnt.

Das ausgehende Mittelalter und die beginnende Neuzeit waren sehr unruhig. So wird 1342 das Dorf in die Auseinandersetzungen zwischen Katzenelnbogen mit Mainz gezogen und gebranntschatzt. Dem Schadensregister zufolge war Klein-Gerau damals stark zerstört. 1395 erfolgte erneut eine Schatzung durch die Hanauer. Damals war der größte Teil der Bevölkerung noch Leibeigen, wie Unterlagen belegen. Das Dorf lag zwischen zwei Höfen, der ältere im Bereich des heutigen Rathauses und der jüngere an der Einmündung der heutigen Bahnhofstrasse in die Hauptstrasse. Dort befand sich auch ein kleiner Friedhof und die Kapelle St. Wendelin. Der Schmalkaldische Krieg führte zur Zerstörung jener Kapelle und des gesamten Dorfes durch die Völker des Generals von Bueren.

Der Charakter des Dorfes hatte sich bis zum Dreißigjährigen Krieg nicht wesentlich verändert. Klein-Gerau hatte 150 Einwohner, als 1622 der Heerführer Peter Ernst II. von Mansfeld für einige Zeit das Gerauer Land heimsuchte. Dann kamen noch die Schweden unter Gustav II. Adolf und in ihrem Gefolge die Pest, sodass es mehr als 50 Jahre dauerte, bis sich das Dorf von den Kriegsfolgen erholt hatte.

Ab 1700 führte die Bevölkerungszunahme zu Rodungen nördlich des Mühlbach, die erst im 20. Jahrhundert endgültig eingestellt wurden. 1729 wurde das Rathaus und 1753 ein neues Schulhaus errichtet, die heutige evangelische Kirche.

Entwicklung der Bevölkerungszahl von Klein-Gerau:

  • 1779: 323 Einwohner,
  • 1825: 459
  • 1900: 723
  • 1939 1.075

Der Bau der Rhein-Main-Bahn zwischen Darmstadt und Mainz verbesserte ab 1858 die angespannte Situation im Dorf ganz wesentlich. (Das heutige Empfangsgebäude des Bahnhofs stammt aus der Zeit um 1955.[1]) Nun waren in den umliegenden Städten Arbeitsplätze erreichbar und der Absatz der Agrarerzeugnisse auf den Märkten der benachbarten Städte verbesserte das Einkommen breiterer Bevölkerungsschichten. Besonders der durch den ortsansässigen Lehrer Berz begründete Obstbau brachte zwischen 1850 und 1950 einen bescheidenen Wohlstand. Auch der Spargelanbau nahm für die nähere Region seinen Anfang in Klein-Gerau. So konnten die schlimmsten Nöte zu Zeiten der industriellen Revolution dem Dorf und seiner Bevölkerung erspart bleiben.

In der Nacht vom 17. auf den 18. April 1932 brach im Rathaus ein Feuer aus, wobei das gesamte Dachgeschoss, Teile des Obergeschosses, sowie das Uhrwerk des Glockenturms nebst Glocke zerstört wurden. Daraufhin wird das Rathaus noch im selben Jahr wieder aufgebaut und unter Denkmalschutz gestellt.

In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts trat die nebenerwerbliche Landwirtschaft immer mehr in den Vordergrund und aus dieser Umstrukturierung ging dann Klein-Gerau als ländliche Wohngemeinde hervor.

Am 1. Januar 1977 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Klein-Gerau im Rahmen der Gebietsreform in Hessen durch Gesetz mit den Nachbargemeinden Büttelborn und Worfelden zusammengeschlossen. Seither ist Klein-Gerau einer von drei Ortsteilen der neuen Gemeinde Büttelborn. Im Sommer 1996 wurde das 750-jährige Ortsjubiläum u.a. mit einem großen Straßenfest rund um das renovierte Historische Rathaus gefeiert.

Statistische Angaben

(Stand: 31. Dezember 2008)

  • Bevölkerung: 3.838 Einwohner,davon ausländisch 332
  • Religionszugehörigkeit (Stand: 31. Dezember 2002):

Veranstaltungen

  • Sommerfest der Freiwilligen Feuerwehr Klein-Gerau (jährlich)
  • Weihnachtsbaumverbrennen der Jugendfeuerwehr Klein-Gerau (jährlich)
  • Backfischfest (jährlich)
  • Traditionelles Volksradfahren des Rad- und Motorsportvereins Vorwärts 1908 Klein-Gerau jährlich in jedem letzte Juniwochenende
  • Internationales Nachwuchsradballturnier um den Fila-Cup am letzten Wochenende im Oktober in der Großsporthalle Klein-Gerau (jährlich)

Literatur

  • Heimatpflege Klein-Gerau e.V. (1996): Heimatbuch 750 Jahre Klein-Gerau, Eigenverlag, Klein-Gerau.
  • Heimatpflege Klein-Gerau e.V. (1988): Klein-Gerau. Bilder aus vergangenen Tagen, Geiger-Verlag, Horb a. Neckar.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eisenbahn in Hessen. Kulturdenkmäler in Hessen. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Theiss Verlag. Stuttgart, 2005. Bd. 2.1, S. 238. ISBN 3-8062-1917-6.

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