Gustav von Vaerst

Gustav von Vaerst
Gustav von Vaerst (links), Mai 1943

Gustav Fritz Julius von Vaerst (* 19. April 1894 in Meiningen (Thüringen); † 10. Oktober 1975 in Stockheim (Unterfranken)) war ein deutscher Offizier und General der Panzertruppe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er entstammte einer alten westfälischen Adelsfamilie und wurde als Sohn des Meininger Landestierarztes und späteren Münchener Universitätsprofessors Gustav v. Vaerst d. Ä. und dessen Ehefrau Emmeline Hack geboren. Seine Schulbildung erhielt er von 1903 bis 1908 zunächst in Meiningen. Danach besuchte er ein Münchener Realgymnasium, wo er 1912 sein Abitur machte. Anschließend trat er am 15. Juli 1912 als Fahnenjunker in das Husaren-Regiment Landgraf Friedrich III von Hessen-Homburg (2. Kurhessisches) Nr.14 in Kassel ein. Am 18. Februar 1914 erhielt er, rückwirkend zum 18. Februar 1912, sein Offizierspatent als Leutnant.

Erster Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg war Vaerst mit diesem Regiment auf den Kriegsschauplätzen in Frankreich, Belgien, Russland und Rumänien eingesetzt. Er diente zunächst als Zugführer, später als Eskadronführer und Regimentsadjutant. Vaerst wurde mehrfach ausgezeichnet und 1917 zum Oberleutnant befördert. 1918 kehrte er mit seiner Einheit in die Heimat zurück und schloss sich nach Kriegsende 1919 dem Hessisch-Waldeckschen Freicorps an. Mit diesem Freicorps ging er als Kavallerie-Eskadronführer nach Schlesien.

Zwischen den Weltkriegen

Nach Aufbau der Reichswehr wurde er im November 1919 als Eskadronführer in das Reiterregiment 16 übernommen. Von 1921 bis 1922 erhielt er eine Führergehilfeausbildung und wurde 1924 zum Rittmeister befördert. Von 1922 bis 1930 diente v. Vaerst in verschiedenen Truppenteilen der Reichswehr. 1930 wurde Vaerst als Erster Generalstabsoffizier (Ia) in den Stab der 1. Kavalleriedivision in Frankfurt/Oder versetzt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er im Frühjahr 1933 als Taktiklehrer an die Kavallerieschule Hannover, später an die Kriegsschule Hannover berufen. Vaerst machte unter den Nazis in der Wehrmacht schnell Karriere. Im Februar 1934 wurde er zum Major befördert, Anfang 1935 als Bataillonskommandeur zum Schützen-Regiment 2 der 2. Panzer-Division nach Meiningen versetzt und im August 1936 zum Oberstleutnant befördert. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde die 2. Panzerdivision nach Wien verlegt. Vaerst wurde Regimentskommandeur des Schützen-Regiments 2 und im März 1939 zum Oberst befördert.

Zweiter Weltkrieg

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde von Vaerst Kommandeur der Schützen-Brigade 2 der 2. Panzer-Division. Er kommandierte diese 1939 im Feldzug gegen Polen und 1940 gegen Frankreich. Für seinen Einsatz bei der Eroberung von Boulogne wurde Vaerst am 30. Juli 1940 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Mit seiner Brigade nahm Vaerst 1941 am Feldzug gegen Jugoslawien und Griechenland teil und war maßgeblich an der Einnahme von Thessaloniki und der Kapitulation der dortigen griechischen Streitkräfte beteiligt. Wegen seiner erfolgreichen Kriegführung und seiner Regimetreue wurde von Vaerst im Mai 1941 als Truppenkommandeur abgezogen und zum stellvertretenden Kommandeur der Panzertruppenschule Krampnitz bei Potsdam berufen. Am 1. September 1941 erfolgte schließlich seine Ernennung zum Generalmajor.

Nachdem der Kommandeur der 15. Panzerdivision, Generalmajor Walter Neumann-Silkow, am 7. Dezember 1941 auf dem nordafrikanischen Kriegsschauplatz gefallen war, wurde Gustav von Vaerst zum neuen Divisionskommandeur berufen und nach Nordafrika abkommandiert. Er traf am 17. Dezember 1941 beim Deutschen Afrikakorps ein und übernahm das Kommando über seine Division. Er führte seine Division in den Kämpfen gegen die britischen und mit ihnen verbündeten Streitkräfte bis zu seiner Verwundung am 28. Mai 1942 bei Got el Ualeb. Nach seiner Genesung kehrte Vaerst im August 1942 als Kommandeur zu seiner Division an die Front zurück. Als während der deutsch-italienischen Offensive gegen El Alamein der Kommandierende General des Deutschen Afrikakorps, General der Panzertruppe Walther Nehring, schwer verwundet ausfiel, übernahm Gustav von Vaerst auf Befehl von Generalfeldmarschall Erwin Rommel am 31. August 1942 für einige Tage als Vertreter des Kommandierenden Generals das Kommando über das Deutsche Afrikakorps. Nach der Ernennung von Generals Wilhelm Ritter von Thoma zum Kommandierenden General des Afrikakorps kehrte Vaerst zu seiner Division zurück. Mit Beginn der britischen Offensive am 23. Oktober 1942 setzte der Rückzug der deutschen und italienischen Truppen ein. Ende November 1942 erkrankte Vaerst schwer und musste nach Deutschland zurück transportiert werden. Am 1. Dezember 1942 wurde er zum Generalleutnant und im März 1943 zum General der Panzertruppe befördert. Da Generaloberst Hans-Jürgen von Arnim nach der Abberufung Rommels den Oberbefehl über die deutsche Heeresgruppe Afrika übernommen hatte, wurde Vaerst, inzwischen wieder geheilt, an dessen Stelle Befehlshaber der 5. Panzerarmee, die nun in Tunesien stand. Obwohl er sich der Ausweglosigkeit seiner Situation bewusst war, nahm er den weiteren Tod deutscher und alliierter Soldaten in Kauf und zog sich, gegen britische und US-amerikanische Truppen kämpfend, mit den Resten seiner Truppen bis an die tunesische Küste zurück und kapitulierte schließlich am 9. Mai 1943 bei Porto Farina in der Nähe von Bizerta. Gustav von Vaerst begab sich in Gefangenschaft und kam zunächst in ein Kriegsgefangenenlager in den USA. Später wurde er an Großbritannien überstellt.

Nachkriegszeit

1947 wurde Gustav v. Vaerst aus britischer Gefangenschaft nach Deutschland entlassen. Er lebte nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft zurückgezogen als Rentner auf dem verbliebenen westdeutschen Familienbesitz in Nordheim vor der Rhön bei Fladungen.

Gustav v. Vaerst war seit dem 30. August 1925 mit Astor Freiin von Swaine verheiratet und hatte einen Sohn und drei Töchter.

Auszeichnungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c Rangliste des Deutschen Reichsheeres, Mittler & Sohn Verlag, Berlin, S.139
  2. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939-1945, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S.755

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