Geiserich

Geiserich
Silbermünze Siliqua, Geiserich

Geiserich (Genserich, Gaiserich, bedeutet „Speerfürst“; * um 389; † 25. Januar 477 in Karthago) war König der Vandalen von 428 bis 477 und Gründer das vandalischen Königreichs in Africa.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Geiserich wurde um 389 als unehelicher Sohn des Vandalenkönigs Godigisel und einer Unfreien geboren. Geiserich hatte die drei Söhne Hunerich, Theuderik († 479/81) und Gento († vor 477) und möglicherweise eine namentlich nicht bekannte Tochter. Die Namen seiner Gemahlinnen sind nicht überliefert.[1]

Nach dem Tod seines Halbbruders Gunderich wurde Geiserich 428 dessen Nachfolger als Rex Vandalorum et Alanorum (König der Vandalen und Alanen). Gunderichs Witwe und Söhne ließ er ermorden, um seine Herrschaft zu sichern.[1]

Die Vandalen waren zu dieser Zeit in Spanien ansässig, wurden aber von den in römischen Diensten stehenden Westgoten bedrängt. 429 setzten die Vandalen zusammen mit den Alanen von Iulia Traducta aus nach Afrika über (siehe auch Völkerwanderung). Nach dem spätantiken Historiker Prokopios von Caesarea wurde Geiserich angeblich vom weströmischen Feldherrn Bonifatius zu Hilfe gerufen, der sich mit Flavius Felix, dem obersten Heermeister des Westreichs, zerstritten hatte. In der modernen Forschung ist man sich jedoch weitgehend einig, dass die Geschichte Prokops nicht auf Fakten basierte oder er diese zumindest falsch interpretierte.[2] Viel wahrscheinlicher ist, dass es sich um ein sorgfältig geplantes, die gegenwärtige militärische Schwäche Roms ausnutzendes Unternehmen handelte. Schon 425 hatten die Vandalen ihre nautischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt und waren bis zur Provinz Mauretania gesegelt. Salvianus von Massilia berichtet sogar, dass Geiserich die Eroberung Afrikas als eine ihm von Gott gestellte Aufgabe sah.

Die aus 80.000 Köpfen bestehende Menschenmenge - darunter wohl 15.000 bis 20.000 Krieger - ging in Tingis an Land und begann zunächst ihren Marsch nach Osten in Richtung Karthago. Da sie die stark befestigte Stadt nicht einnehmen konnten, wandten sie sich wieder nach Westen und zogen die Küste entlang nach Hippo Regius. Auf ihrem Weg dorthin kam es zum Kampf mit dem inzwischen als comes africae bestätigten Bonifatius, in dem die Vandalen Sieger blieben. Bonifatius, der nur über kleinere Truppenkontingente verfügte, musste sich mit dem Rest seiner Streitkräfte in die Stadt zurückziehen. Der Kirchenvater Augustinus war zu dieser Zeit Bischof der Stadt. Im Juni 430 begannen die Vandalen die Belagerung der Stadt, die erst 431, nach vierzehn Monaten, fiel. Bonifatius, dem es gelungen war, vor dem Fall aus der Stadt zu entkommen, schloss sich mit dem vom oströmischen Reich entsandten Heermeister Aspar zusammen. 432 kam es erneut zu einer Schlacht zwischen Römern und Vandalen. Erneut blieben Letztere Sieger. Während Aspar nun die Verteidigung Karthagos übernahm, kehrte Bonifatius an den Hof nach Ravenna zurück, um dort den Posten als oberster Heermeister des Westreiches zu übernehmen.

Vandalenreich um 455

Geiserich konnte schließlich die Abtretung ansehnlicher Gebiete erzwingen (Vertrag von 435), die er bald durch die handstreichartige Einnahme von Karthago am 19. Oktober 439[3] entscheidend erweiterte. 442 wurde Geiserich als erster König eines „germanischen“ Reiches auf dem Boden des Imperiums vom weströmischen Kaiser Valentinian III. anerkannt.[4] Die Anerkennung durch Ostrom erfolgte erst 474 durch Kaiser Zenon.

In Africa gründete Geiserich ein Reich, welches etwa für hundert Jahre bestand und vor allem für den weströmischen Staat (bis dessen Ende 476) eine ernsthafte Bedrohung darstellte. Africa war dicht besiedelt und galt neben Ägypten als die Kornkammer Roms; es war somit von enormer wirtschaftlicher Bedeutung und erbrachte gewaltige Steuereinnahme, die Westrom nun fehlten, was fatale Folgen haben sollte. Allerdings stellten die Vandalen nur eine dünne Oberschicht - moderne Schätzungen gehen von circa 10 Millionen Römern beziehungsweise Romanen und kaum 100.000 Vandalen aus. Karthago wurde zur Hauptstadt, in der Geiserich die Vandalen verstärkt ansiedelte - dennoch schrumpfte die Stadt, die vor 439 über 200.000 Einwohner gezählt hatte. Der König schuf eine bedeutende Flotte, eroberte Sardinien, Korsika, die Balearen und einen Teil von Sizilien.

455 plünderte er Rom 14 Tage lang. Nach der Plünderung Roms entführte Geiserich die weströmische Kaiserinwitwe Licinia Eudoxia, der nachgesagt wurde, dass sie Geiserich aus Rache gerufen hatte, mit ihren beiden Töchtern Eudocia und Placidia nach Africa. Hunerich heiratete 456 Eudocia, mit der er schon seit etwa 10 Jahren verlobt war.[1]

Im Jahr 461 zerstörte Geiserich Teile der weströmischen Flotte in Spanien, die gegen ihn in Marsch gesetzt worden war. Eine weitere großangelegte Strafexpedition West- und Ostroms konnte Geiserich 468 mit viel Glück und dank des Versagens der römischen Feldherrn Basiliskos zurückschlagen.[4]

Geiserich starb am 25. Januar 477, sein Nachfolger wurde sein Sohn Hunerich.[4]

Geiserich gehörte zu den bedeutendsten Königen der Völkerwanderungszeit, er wird in den Quellen als kriegerisch und dennoch weise beschrieben; sein Organisationstalent hatte er mit der Überführung der Vandalen und der Ansiedlung in Africa bewiesen, wenn es auch im Land zu starken Spannungen zwischen den arianischen Vandalen und den katholischen Romanen kam.

Denkmäler

Eine Gedenktafel für ihn fand Aufnahme in die Walhalla bei Regensburg.

Quellen

Es existiert kein Geschichtswerk, das ausführlich das Leben Geiserichs beschreibt, vielmehr finden sich in mehreren spätantiken Quellen verstreute Angaben.[5] Zu nennen sind etwa Sidonius Apollinaris (in den Gedichten), Jordanes (der in seinen Getica auf Vorlagen zurückgriff), Malchus von Philadelphia (in den Fragmenten seines Geschichtswerks) sowie die Historien des Prokopios von Caesarea (besonders Buch 3) und die Historia persecutionis des Victor von Vita.

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c Martina Hartmann: Die Königin im frühen Mittelalter. Kohlhammer, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-17-018473-2, S. 5-7
  2. Vgl. Castritius, Vandalen, S. 83.
  3. Timo Stickler: Aetius. München 2002, S. 235, ISBN 978-3-406-48853-5, abgefragt am 18. Oktober 2011
  4. a b c PLRE Bd. 1, 496ff
  5. Vgl. auch PLRE.


Vorgänger Amt Nachfolger
Gunderich König und Führer der Vandalen
428–477
Hunerich

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