Galeone

Galeone
hist. Darstellung einer niederländischen Galeone; Hendrick Cornelisz Vroom, 1600

Die Galeone ist ein Segelschiffstyp, der sich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts herausbildete und bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts stark weiterentwickelt wurde. Galeonen waren große Kriegsschiffe, die mit zahlreichen Kanonen bewaffnet waren. Ihre drei oder vier Masten trugen überwiegend Rahsegel.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung und Einsatz

Galeonen waren zunächst vor allem in Spanien, Portugal und England verbreitet. Die Spanier benutzten ihre großen Galeonen, um Truppen und Ausrüstung für die Eroberung Amerikas westwärts über den Atlantik zu transportieren. Auf ihren Fahrten in der Gegenrichtung waren die Konvois mit erbeuteten Goldschätzen beladen und weckten immer wieder die Begehrlichkeiten vor allem englischer und französischer Piraten und Freibeuter.

Auch die Armada, die große Flotte, die Spaniens König Philipp II. 1588 zum Angriff auf England ausschickte, bestand zum Teil aus Galeonen. Die Spanier wurden allerdings trotz zahlenmäßiger Überlegenheit in einer Seeschlacht im Ärmelkanal von der englischen Flotte besiegt, da die kleineren englischen Galeonen wendiger und seetüchtiger waren und ihre überlegenen Kanonen besser zum Einsatz bringen konnten.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatte sich der Galeonentyp so weit verbreitet, dass die Bezeichnung allmählich außer Gebrauch kam – es gab im europäischen Raum praktisch keine anderen großen Segelschiffe mehr. Die letzten Schiffe, die noch gelegentlich als Galeonen bezeichnet werden, sind die englische Prince Royal (1610), die französische Saint Louis (1626) und die schwedische Vasa (1628). Danach ging man dazu über, Schiffe nach ihrer Größe oder ihrem Verwendungszweck zu unterscheiden, wie etwa Fregatte, Linienschiff oder Ostindienfahrer.

Die spanischen Schiffe, die Handelswaren und Schätze aus den Kolonien nach Europa beförderten, wurden noch im 18. Jahrhundert Galeonen genannt. Mit diesem Begriff wurde allerdings kein bestimmter Schiffstyp mehr bezeichnet, sondern jedes Schiff, das in dieser bestimmten Funktion unterwegs war.

Entwicklung und Merkmale

Der Ursprung der Galeone liegt im Dunkeln. Der Schiffstyp könnte aus dem Versuch entstanden sein, die Kampfkraft der großen Karacken mit den guten Segeleigenschaften der kleineren Karavellen zu kombinieren. Auch über den Ursprung des Wortes Galeone selbst ist nichts gesichertes bekannt. Gemutmaßt wird aber, dass sich die Bezeichnung vom Galion ableitet, das ein wesentliches Merkmal des Schiffstyps darstellt.

Im Vergleich zu den älteren Karacken hatten die Galeonen einen schlankeren Rumpf. Das Verhältnis von Länge über alles : Kiellänge : Breite betrug bei den Galeonen etwa 4:3:1, während es sich bei den Karacken auf 3:2:1 belief. Die Aufbauten an Bug und Heck der Schiffe folgten bei den Galeonen den Linien des Rumpfes und verjüngten sich nach oben hin stark. Sie waren auch wesentlich niedriger als die blockhaften und vorspringenden Vorder- und Achterkastelle, die bei den Karacken auf die Rümpfe aufgesetzt wurden.

Während das Heck der Karacken rund gestaltet war (Rundgatt), verfügten die Galeonen wie die Karavellen über ein Plattgatt oder Spiegelheck.

Ein wesentliches Merkmal der Galeonen ist die Existenz eines Galions. Diese Plattform am Bug der Schiffe erleichterte das Bedienen des Blindensegels am Bugspriet.

Im 16. Jahrhundert waren die Galeonen oft mit einfachen geometrischen Mustern in verschiedenen Farben bemalt und trugen Wappenschilde an der Reling. Mit Beginn des 17. Jahrhunderts wurden sie vor allem am Heck immer prächtiger mit Schnitzereien verziert, die zum Teil sogar vergoldet wurden.

Dreimastige Galeonen trugen an Fock- und Großmast Rahsegel, am Besanmast ein Lateinersegel. Bei viermastigen Galeonen kam ein weiteres Lateinersegel am Bonaventurmast dazu. Alle Galeonen hatten zumindest an den vorderen Masten Marssegel, die größeren auch Bramsegel.

Detail: Turmbau zu Babel; Pieter Bruegel d. Ä., 1563

Zur Bauzeit der frühen Galeonen hatten Kanonen meistens kleine Kaliber und waren nicht sehr treffsicher. Seeschlachten wurden im Enterkampf entschieden, wobei die Kämpfer auf einem größeren und höheren Schiff deutlich im Vorteil waren. Daher waren auch die älteren Galeonen (und die spanischen bis zur Armadaschlacht) mehr in die Höhe gebaut, was sie allerdings schwerfälliger und weniger seetüchtig machte (wie auch die Karacken).

Als sich gegen Ende des 16. Jahrhunderts Kanonen durchsetzten, deren Kugeln auch eine Schiffswand durchschlagen konnten, waren die Zeiten des Enterkampfschiffes gezählt. Ein Schiff mit überlegener Artillerie konnte seinen Gegner auf Abstand halten, so dass dessen vielleicht größere Entermannschaft gar nicht erst zum Einsatz kam. In der Folge wurden die Galeonen niedriger gebaut und erhielten eine immer stärkere Bestückung mit schweren Geschützen.

Literatur

  • Peter Kirsch: Die Galeonen: grosse Segelschiffe um 1600. Bernard & Graefe, Koblenz 1988, ISBN 3-7637-5470-9. 
  • Frank Howard: Segel-Kriegsschiffe: 1400–1860. Bernard & Graefe, München 1989, ISBN 3-7637-5239-0. 
  • Nelson, Arthur: The Tudor Navy. The ships, men and organisation 1485-1603. London, Conway Maritime, 2001. ISBN 0-85177-785-6

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Galeone – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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