Fruchtfolge

Fruchtfolge
Satellitenaufname von Kansas, USA; unter den von rotierenden Armen bewässerten Feldern sind verschiedene Phasen der Fruchtfolge zu erkennen.

Unter Fruchtfolge oder Felderwirtschaft versteht man die Reihenfolge der auf einer landwirtschaftlichen Fläche im Ablauf der Vegetationsperiode und der Jahre angebauten Nutzpflanzenarten. Es wird zwischen der Zwei-, Drei- und Vierfelderwirtschaft unterschieden. Die Einfeldwirtschaft dagegen kennt keine Fruchtfolge. Auf diesen ackerbaulichen Flächen wurde in Mitteleuropa meist Roggen über mehrere Jahre hintereinander angebaut. Prinzipiell ist weiterhin nach der Organisationsform zu unterscheiden.

Auswirkungen von Fruchtfolge und Monokultur: Auf dem linken Feld wird die „Norfolk-Fruchtfolge“ (Kartoffeln-Hafer-Erbsen-Roggen) angewandt, auf dem rechten Feld wurde 45 Jahre nur Roggen angebaut. (Bild: Landwirtschaftlicher Versuchsbetrieb Swojec der Naturwissenschaftlichen Universität Breslau)

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Zweifelderwirtschaft in der Antike

In der antiken und frühmittelalterlichen Landwirtschaft war die Zweifelderwirtschaft üblich, bei der die Ackerfläche in zwei Felder eingeteilt wurde, von denen eines mit Getreide bestellt wurde, während das andere brach lag. Dadurch lag im Vergleich zur Dreifelderwirtschaft stets die Hälfte statt einem Drittel der Nutzfläche brach. Alternativ konnte man das eine Feld mit Sommer- und das andere mit Wintergetreide bestellen, doch wurde der Boden dadurch stark in Anspruch genommen.

Landwechsel war der Grund für viele Rodungen. Außerdem verhinderte er oft die Sesshaftigkeit der Bauern und führte zur Lebensweise des Wanderfeldbaus.

Dreifelderwirtschaft

Hauptartikel: Dreifelderwirtschaft

Die Dreifelderwirtschaft war die seit dem Mittelalter um etwa 1100 n. Chr. in Europa weit verbreitete Bewirtschaftungsform in der Landwirtschaft. Die Römer kannten schon die Zweifelderwirtschaft („Landwechsel“) und wandten diese auch nördlich der Alpen an. Im Hochmittelalter wurde dann, ausgehend von karolingischen Klöstern, nach der Einführung der neuen Gerätschaften des 11. Jahrhunderts flächendeckend das Dreifeldsystem eingeführt.

Im jährlichen Wechsel wurden

  • ein Acker mit dem vor dem Winter gesäten Wintergetreide (damals Roggen und Emmer) und
  • ein zweiter mit dem nach dem Winter gesäten Sommergetreide (Hafer, Hirse, Gerste) bestellt.
  • Das dritte Feld blieb in diesem Jahr eine Brache, so dass sich der Boden hier erholen konnte. Es diente jedoch als Viehweide.

Der Flurzwang schrieb den Bauern die Fruchtfolge vor. Die Dreifelderwirtschaft bedeutete gegenüber der früheren Anbauform, dem Landwechsel, einen deutlich höheren Ertrag. Außerdem ermöglichte sie geregelte Besitzverhältnisse.

Durch den Anbau von Rotklee auf der Brache im 18. Jahrhundert (später auch Kartoffeln, Rüben, Hülsenfrüchtler) wurde die Bodenstruktur durch zusätzlichen Stickstoff verbessert und die Erträge dadurch gesteigert. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Dreifelderwirtschaft durch die Fruchtwechselwirtschaft abgelöst.

Gegenwart

Je nach der Qualität der Böden und der regionalen Witterungseinflüsse werden heute in Nordeuropa Monokulturen (z. B. ausschließlich Weizen) oder zwei- bzw. dreijährige Fruchtfolgen verwendet, wobei auch Mischformen wie beispielsweise Raps-Weizen-Weizen vorkommen. Mit Hilfe von Mineraldüngung werden die benötigten Nährstoffe für jede Pflanzenart gezielt eingebracht, sodass die konventionelle Landwirtschaft nicht auf die bodenschonende Anbauweise der Felderwirtschaft angewiesen ist.

Durch die Agrarreform 2005 wurde den landwirtschaftlichen Betrieben eine dreijährige Fruchtfolge und ein Stilllegungsanteil (Brache) vorgeschrieben. Die Flächenstilllegung wurde im Jahr 2009 im Rahmen des Health Checks der Agrarreform 2005 komplett abgeschafft. Die Landwirte können seit Herbst 2007 ihre komplette Fläche ackerbaulich nutzen, da der Stilllegungssatz je Hektar Ackerfläche per Verordnung des Rates auf 0% gesetzt wurde, um den gestiegen Bedarf an Agrarrohstoffen zu decken.

Vereinzelt wird im Rahmen von Naturschutzmaßnahmen auch heute auf die alten Wirtschaftsformen zurückgegriffen. Beispielsweise wurden im Brandenburger Naturschutzgebiet Belziger Landschaftswiesen Felder mit wechselnden Streifen Getreide, Erbsen, Lupinen, Raps, Klee und Kartoffeln angelegt. Das daraus entstehende Mosaik aus Rotations- und Dauerbrachen bietet den gefährdeten Großtrappen die ökologisch erforderlichen Brut- und Nahrungsflächen.

Vorteile

Der Anbau unterschiedlicher Pflanzen führt zu einem differenzierten Auf- und Abbau der im Boden enthaltenen Nähr- und Mineralstoffe, wodurch sie langfristig erhalten bleiben. Daraus resultiert eine Ertragssteigerung (z. B. beim Wechsel von der Zwei- auf die Dreifelderwirtschaft betrug diese rund 20 %).

In der Vierfelderwirtschaft wurden beispielsweise auf dem Feld im ersten Jahr Wurzelfrüchte (Kartoffeln) angebaut, da diese dem Boden die meisten Nährstoffe entnehmen. Im zweiten Jahr wurde Getreide angebaut und im dritten Jahr, wenn möglich Hülsenfrüchte, da diese in den Boden wieder Stickstoff einbringen. Im vierten Jahr wurde der Acker brach liegen gelassen (oder als Weide genutzt), damit er sich wieder mit den benötigten Nährstoffen anreichern konnte.

Eine sinnvoll gestaltete Fruchtfolge vermindert darüber hinaus den Befall der Kulturen durch Unkräuter, Pflanzenkrankheiten und einige tierische Schädlinge. Unkräuter können weniger überhand nehmen, wenn die angebaute Feldfrucht ständig wechselt. Sie werden insbesondere durch die unterschiedlichen Arten und Zeitpunkte der Bodenbearbeitung gestört. Viele Pilzkrankheiten beim Getreide können an Strohresten im Boden überdauern und machen eine Anbaupause für Getreide nötig. Sie wirken sich besonders negativ auf den Ertrag beim (Winter-)Weizen aus, während z. B. Hafer und (Sommer-)Gerste weniger empfindlich sind. Daher begann die Dreifelderwirtschaft mit dem recht anfälligen Winter-Weizen, im zweiten Jahr folgte ein Sommergetreide wie Hafer. Im dritten Jahr wirkte sich der Anbau von Hackfrüchten noch günstiger aus als die Brache, da durch die intensive Bodenbearbeitung (Hacken zur Unkrautbekämpfung) viel Luft in den Boden gelangte. Dadurch wurden Strohreste mit Pilzsporen besser abgebaut.

Fruchtwechselwirtschaft

Die Fruchtwechselwirtschaft ist eine Form der Landwirtschaft, bei der auf einem Stück Land in regelmäßigen Abständen verschiedene Pflanzen angebaut werden. Hierbei unterscheidet man zwischen Halmfrucht (Getreide) und Blatt- bzw. Hackfrüchten. Mais und Hafer nehmen eine Zwischenstellung ein. Beim Fruchtwechsel werden Halmfrucht und Blattfrucht im Wechsel angebaut. Diese Fruchtfolge ist im Hinblick auf Pflanzengesundheit, Unkrautselektion und Nährstoffeffizienz den getreidebetonten Fruchtfolgen vorzuziehen, diesen aber ökonomisch häufig unterlegen. In tropischen Gegenden kann sich der Fruchtwechsel innerhalb eines Jahres abspielen: Beispielsweise im Winter Weizen, im Sommer Tabak.

Einzelne Kulturen verlangen eine längere Anbaupause, da einmal aufgetretene Schädlinge, die im Boden überwintern, regelrecht „ausgehungert“ werden können, zum anderen werden Krankheiten, insbesondere Pilze, durch einen Anbau kurz hintereinander stark gefördert. Bei Raps wurde oft die notwendige, mindestens dreijährige Pause vernachlässigt. Ertragseinbußen haben jedoch dazu geführt, dass man inzwischen den Raps nur alle drei bis vier Jahre anbaut.

Einen sehr großen Einfluss auf die Bodenfruchtbarkeit bietet der Anbau von Leguminosen, die mehrjährig genutzt werden können. Überhaupt sollte man aus Gründen der Bodenfruchtbarkeit dem Anbau von Leguminosen (Luzerne, Klee, Serradella, Erbsen, Bohnen, …) viel mehr Beachtung schenken, da diese Pflanzen durch ihre Knöllchenbakterien den Boden mit Stickstoff versorgen. Ökonomische Gründe sprechen allerdings oft dagegen.

Siehe auch

Literatur

  • Matthias Preissner: Der Beitrag der Fruchtfolge im ökologischen Landbau zur nachhaltigen Nutzbarkeit des Naturhaushaltes. Edition Zukunft Verlag., Barsinghausen 1988, ISBN 3-89799-077-6.
  • Bernhard Freyer: Fruchtfolgen. Ulmer Verlag, Stuttgart (Hohenheim) 2003, ISBN 3-8001-3576-0.

Weblinks


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