Erasmus Alberus

Erasmus Alberus

Erasmus Alberus, eigentl. Alber (* um 1500 in Bruchenbrücken; † 5. Mai 1553 in Neubrandenburg) war ein deutscher Theologe, Reformator und Verfasser von Kirchenliedern und bedeutenden Fabeln.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend und Studium

Alberus wurde als Sohn des katholischen Priesters Tilemann Alber in Bruchenbrücken (heute Stadtteil von Friedberg (Hessen)) geboren, der später konvertierte und erster protestantischer Pfarrer in Engelrod wurde. Nach seiner Schulzeit (Lateinschulen in Nidda und Weilburg) begann Alberus zunächst ein humanistisches Studium in Mainz und immatrikulierte sich 1520 an der Universität Wittenberg um Theologie zu studieren. Hier gehörten unter anderem Martin Luther und Andreas Bodenstein zu seinen Lehrern. Anfänglich begeistert von den Ideen Bodensteins, wurde er schließlich einer der leidenschaftlichsten Vertreter des Luthertums.

Wanderleben

Nach dem Studium unterrichtete Alberus erst ab 1522 in Büdingen, wo er eine Lateinschule gründete und seine Frau Katharina heiratete, dann in Eisenach. 1528 wurde er Pfarrer in Sprendlingen (heute ein Ortsteil von Dreieich), wo er bis zum Tod seiner Frau 1536 lebte und, wie im Herzogtum Küstrin, die Reformation einführte. Von 1539 an führte Alberus eine Art Wanderleben: Kurzen Aufenthalten in Marburg und Basel schlossen sich Pfarrposten in Rothenburg ob der Tauber und in der Wetterau an. Im Jahr 1541 endete die Berufung als Superintendent nach Neustadt (Dosse) mit Alberus' Entlassung, Grund: eine Kontroverse mit Kurfürst Joachim II. von Brandenburg über die Besteuerung von Geistlichen.

1543 promovierte Alberus in Wittenberg zum Doktor der Theologie. Nach dem Auslaufen seines Anstellungsvertrages in Staden (heute Ortsteil von Florstadt) erhielt er 1544 bei Graf Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg in Babenhausen eine Anstellung; auch dort verbreitete er die Ideen des Luthertums. Wieder geriet Alberus mit seinem Dienstherrn aneinander (angeblich hatte der Graf ihm gegenüber sein Wort gebrochen), es kam zu einem Prozess und zu Alberus' erneutem Ausscheiden aus einem Pfarramt. Er flüchtete nach Wittenberg und fand Aufnahme bei Luther und Philipp Melanchthon.

1548 ging er nach Magdeburg und wurde in den folgenden Jahren auf Seiten der Gnesiolutheraner, neben Matthias Flacius, einer der schärfsten Wortführer gegen das Augsburger Interim und die Leipziger Artikel. Die Folge war wiederum die Entlassung aus dem Dienst (1551), diesmal angestrengt durch Moritz von Sachsen, den er in Pamphleten scharf angegriffen hatte.

Tod und Nachruhm

Nach Aufenthalten in Hamburg und Lübeck wurde Alberus 1552 vom mecklenburgischen Herzog Johann Albrecht I. als erster Superintendent des Kirchenkreises Stargard nach Neubrandenburg in den Südosten des Landes entsandt. Alberus trat das Amt erst im März 1553 an, sieben Wochen vor seinem Tod. Mitten in erneuten Streitigkeiten, diesmal mit dem Magistrat der Stadt, der sich vom Herzog übergangen fühlte, starb Erasmus Alberus am 5. Mai 1553 an einer Halserkrankung.

Auf der Auferweckung des Lazarus von Lucas Cranach in der Evangelischen Kirche von Nordhausen ist unter den Zuschauern auch Erasmus Alberus zu finden, etwas verdeckt hinter Martin Luther. Wilhelm Raabe machte in seinem Roman Unseres Herrgotts Kanzlei Alberus zu einer der Hauptpersonen.

Werk

Gedichte, Satiren, Fabeln

In seinen Gedichten und Satiren vertrat Alberus, wie in seinen zahlreichen Pamphleten und Traktaten, vehement die Thesen Martin Luthers gegen die katholische Kirche und stellte sich klar auf die Seite der Gnesiolutheraner um Andreas Osiander und Matthias Flacius.

Seine Fabeldichtung gilt als bedeutende literarische Leistung des 16. Jahrhunderts. Bereits zu Alberus' Lebzeiten inspierierte sie Literaten wie Hans Sachs. Ausgehend von der äsopischen Fabel gestaltete Alberus kurze Dialoge, deren Moral er reformatorisch, pädagogisch und polemisch erweiterte und durch die Schilderung eigener Erlebnisse und Beschreibungen der heimatlichen Landschaft bereicherte.

Alberus' Gedicht Gott hat das Evangelium wurde von Johann Sebastian Bach vertont (BWV 316).

Gedichtbeispiel

O Jesu Christ, wir warten dein
O Jesu Christ, wir warten dein,
dein heilges Wort leucht uns so fein.
Am End der Welt bleib nicht lang aus
und führ uns in deins Vaters Haus.
Du bist die liebe Sonne klar,
wer an dich glaubt, der ist fürwahr
ein Kind der ewigen Seligkeit,
die deinen Christen ist bereit.
Wir danken dir, wir loben dich
hier zeitlich und dort ewiglich
für deine Barmherzigkeit
von nun an bis in Ewigkeit.[1]

Werke

Kirchenlieder

Fabeln

  • Etliche Fabel Esopi, verdeutscht und in Reime gebracht. Hagenau, 1534
  • Das Buch von der Tugend und der Weisheit, nämlich 49 Fabeln. Frankfurt a.M., 1550 (2. Auflage der Fabel Esopi.)

Lateinische Schriften

  • Iudicium Erasmi Alberti de Spongia Erasmi Roterodami. 1524
  • Praecepta morum utilissima oder Beleuchtungen der Zehn Gebote durch Bibelstellen und Stellen aus kirchlichen und weltlichen Schriftstellen in deutschen Reimen. 1536 (2. Auflage 1537; 3. Auflage 1545/48)
  • Novum Dietionarii Genus. Frankfurt a. M., 1540 (Erstes deutsches Wörterbuch und Reimlexikon)
  • Virtutes comitis. 1545

Satiren, Traktate und Pamphlete

  • Buch von der Ehe. 1536
  • Der Barfüßer Mönche Eulenspiegel und Alkoran. Wittenberg, 1542 (Mit Vorrede Luthers)(online)
  • Dialog oder Gespräch etlicher Personen vom Interim. 1548
  • Vermahnung an die christliche Kirche im Sachsenland. 1549
  • Den Kindern zu Hamburg. 1551
  • Wider das Lesterbuch des hochfliehenden Osiander. 1551
  • Kurze Beschreibung der Wetterau. 1552
  • Von der Kinder Tauf. 1555
  • Wider die verfluchte Lehre der Carlstader. 1556 (2. Auflage 1594)

Literatur

Einzelnachweise

  1. http://www.zgedichte.de/gedicht_anzeige.php?dicht_ID=226&ged_ID=1253

Weblinks


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