Deutschland-Stiftung

Deutschland-Stiftung

Die Deutschland-Stiftung e. V. war ein deutscher politischer Verein mit nationalkonservativer Ausrichtung, der von 1966 bis 2007 existierte.

Inhaltsverzeichnis

Gründung und Sitz

Der Verein wurde im Jahr 1966 im bayerischen Landkreis Rosenheim gegründet, sein Sitz war Breitbrunn a.Chiemsee, die Eintragung in das Vereinsregister erfolgte im Mai 1967.

Maßgeblich an der Gründung des Vereins beteiligt und langjähriger Herausgeber ihres Organs Deutschland-Magazin war Kurt Ziesel. Im Vereinsorgan las es sich folgendermaßen: „...Der Schriftsteller Kurt Ziesel – der eine jahrzehntelange Erfolgsserie als Romancier abgebrochen (hatte) und ins politische Streitfach gewechselt war – besuchte Altbundeskanzler Dr. Konrad Adenauer. Das war 1966. Die beiden Gesprächspartner kamen zu den gleichen Entschlüssen. Die Deutschland-Stiftung e.V. wurde aus der Taufe gehoben...“

Satzung und Profil

Ziel des Vereins war laut der Satzung die „...konservative Erneuerung des geistigen, kulturellen und politischen Lebens...“. Immer mehr prägten rechts- und wertkonservative Christdemokraten das Profil der Deutschland-Stiftung. Die Stiftung verstand sich insbesondere während der Sozial-Liberalen Koalition als außerparlamentarische „...Speerspitze der (rechten) Opposition...“. Dabei verfügte sie über einflussreiche parlamentarische Referenzen, wie Franz Josef Strauß, der sie als „...die erste erfolgreiche Bürgerinitiative, die sich nicht gegen, sondern für den Staat engagiere...“ bezeichnete.

Inhalte und Publikationen

Die Zielsetzung der Deutschland-Stiftung war vordergründig von Demokratiewillen im wirtschaftlich aufstrebenden und um internationale Anerkennung bemühten Nachkriegsdeutschland geprägt, während ihre politischen Ziele sich u.a. durch einen ausgeprägten Antikommunismus. Die Stiftung gab zwischen 1969 und 2002 die Zeitschrift Deutschland-Magazin heraus. In der monatlich erscheinenden Publikation wurden ganz überwiegend politische Themen aus dezidiert konservativer Sicht behandelt.

Das Deutschland-Magazin hatte für viele CSU und CDU-Mitglieder die gleiche Bedeutung wie für SPD-Anhänger damals pointiert linke Artikel im Spiegel oder der Zeit, und war für die Leser eine wertvolle Informations- und Argumentationsquelle für den Meinungskampf, zum Beispiel in der Auseinandersetzung um die Entspannungspolitik der Regierung Brandt/Scheel, die entschieden abgelehnt wurde. Während z.B. der Spiegel immer wieder über Affairen von Franz Josef Strauß berichtete und diesen negativ darstellte, enthielt die Nummer des Deutschland-Magazin vor der Wahl 1980 eine "Widerlegung" zu jeder einzelnen dieser Affairen, die alle als haltlose Verleumdungen von Rudolf Augsteins Spiegel dargestellt wurden.

Konrad-Adenauer-Preis der Deutschland-Stiftung

Die Deutschland-Stiftung e. V. verlieh zwischen 1967 und 2001 einen zeitweise mit Preisgeldern dotierten Konrad-Adenauer-Preis an Personen, die den konservativen Vereinszielen nahe standen.

In der politischen Szene wurde die Annahme des Preises durch Helmut Kohl im Jahr 1994 als politischer Ritterschlag angesehen, der nach Meinung einiger Zeithistoriker (Wolfgang Benz) die Grenze von seriös-konservativ zu unseriös-nationalistisch bedeutungslos machen sollte.

Preisträger:

Kritik

Mitglieder der Sozialdemokraten und der GRÜNEN verwiesen häufig auf die NS-Vergangenheit von einigen Mitgliedern der Deutschland-Stiftung, insbesondere ihres Gründers und politischen Motors Kurt Ziesel. Zudem warfen sie Autoren des Deutschland-Magazines wie Hans Georg von Studnitz, Heinrich Jordis Lohausen und Harald Moesli vor, auch in der Coburger Monatszeitschrift "Nation Europa" zu publizieren, die vom Verfassungsschutz wegen des Verdachtes rechtsextremer Bestrebungen beobachtet wurde.

Des Weiteren wurde dem Deutschland-Magazin-Autoren Axel Heinzmann vorgeworfen, in Reutlingen bei einer gewerkschaftlichen Anti-Kriegskundgebung den damaligen Bevollmächtigten der IG Metall verletzt zu haben. Zudem habe Heinzmann an Kundgebungen der militanten rechtsextremen Wehrsportgruppe Hoffmann teilgenommen.[1].

Vertreter der Bundesregierung verwiesen dagegen auf die innere Wandlung von Kurt Ziesel und seinen vorbildlichen standhaften Patriotismus, der sich auch in der Satzung des Vereins widerspiegelte sowie auf das Profil, das sich die Deutschland-Stiftung gegeben hatte.

Insolvenzverfahren und Auflösung des Vereines

Über das Vermögen des Vereins wurde durch Beschluss des Amtsgerichts Rosenheim vom 11. August 2003 das Insolvenzverfahren eröffnet. Dieses wurde durch Beschluss vom 7. August 2007 mangels Masse eingestellt. Der Verein wurde dann infolge Wegfalls sämtlicher Mitglieder am 16. Oktober 2007 gelöscht.

Einzelnachweise

  1. Bamberg, Hans-Dieter: Strauß und die "Deutschland-Stiftung e.V.". In: Drewitz, Ingeborg. (Hg.). 1980: Strauß ohne Kreide. Reinbek. S. 81.

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