Der Glanz des Hauses Amberson

Der Glanz des Hauses Amberson
Filmdaten
Deutscher Titel Der Glanz des Hauses Amberson
Originaltitel The Magnificent Ambersons
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1942
Länge 88 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Orson Welles,
Fred Fleck uncredited,
Robert Wise uncredited
Drehbuch Orson Welles
Produktion Orson Welles
Musik Bernard Herrmann
Kamera Stanley Cortez
Schnitt Robert Wise
Besetzung

Der Glanz des Hauses Amberson ist ein US-amerikanisches Filmdrama von Orson Welles aus dem Jahr 1942. Der Film wurde von RKO produziert.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Film erzählt die Geschichte der Ambersons, einer wohlhabenden und angesehenen Familie im Indianapolis des späten 19. Jahrhunderts. Isabel, die Tochter des Familienpatriarchen Major Amberson, ist in den Konstrukteur Eugene Morgan verliebt. Doch da dieser aus einfachem Hause stammt und zudem einen schlechten Ruf hat, heiratet sie stattdessen den Geschäftsmann Wilbur Minafer, den sie zwar nicht liebt, der aber viel eher den konservativen Wertvorstellungen ihrer Familie entspricht. Während Eugene frustriert die Stadt verlässt, bringt Isabel einen Sohn namens George zur Welt.

Zwanzig Jahre später ist Wilbur tot und George zu einem arroganten und verzogenen jungen Mann herangewachsen. Eugene, der als Automobilhersteller inzwischen ein Vermögen verdient hat, kehrt mit seiner Tochter Lucy nach Indianapolis zurück und beginnt, um die verwitwete Isabel zu werben. George entwickelt schon bald einen Hass auf Eugene, den er als Konkurrenten um die Gunst seiner Mutter betrachtet, und setzt alles daran, eine Beziehung zwischen ihm und Isabel zu verhindern. Gleichzeitig macht er Eugenes Tochter Lucy den Hof. Georges intrigante Machenschaften begründen in den folgenden Jahren den Niedergang der Familie Amberson.

Hintergrund

Der Glanz des Hauses Amberson basiert auf dem Roman Die stolzen Ambersons von Booth Tarkington, für den dieser 1918 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde. Orson Welles, der mit dem Autor befreundet war und sich selbst in der Figur des George wiederzuerkennen glaubte, schrieb das Drehbuch des Films in nur neun Tagen. Bereits 1939 hatte er mit dem Mercury Theatre eine Hörspieladaption des Buches inszeniert.

Bei der Besetzung seines zweiten Langfilms griff Welles, wie schon beim Vorgängerwerk Citizen Kane, überwiegend auf Mitglieder des Mercury Theatres zurück, darunter Joseph Cotten, Agnes Moorehead und Erskine Sanford. Ray Collins war der einzige Darsteller, der bereits an der Hörspielversion mitgewirkt hatte. Die Filmmusik komponierte Bernard Herrmann, der spätere Regisseur Robert Wise war für den Schnitt zuständig.

Die Dreharbeiten begannen am 28. Oktober 1941 und dauerten bis zum 22. Januar 1942. Das Set der Amberson-Villa zählte zu den teuersten und aufwändigsten Kulissenbauten seiner Zeit. Die Winterszenen wurden in einem stillgelegten Eishaus gedreht. Insgesamt kostete der Film geschätzte 850.000 US-Dollar.

Orson Welles bediente sich zahlreicher Techniken und Stilmittel, die er bereits in Citizen Kane angewandt hatte. Dazu zählen die Schärfentiefe, ungewöhnliche Einstellungen und Überblendungen sowie lange Kamerafahrten. Der Glanz des Hauses Amberson war zudem einer der ersten Filme, dessen Vor- und Abspann vorgelesen werden.

Die ursprüngliche Fassung des Films dauerte 138 Minuten und wurde erstmals im Rahmen einer Testvorführung in Pomona gezeigt. Die Zuschauerreaktionen waren überwiegend negativ. George Schaefer, der Präsident von RKO Pictures, schrieb in einer Nachricht an Welles: „Never in all my experience in the industry have I taken so much punishment or suffered as I did at the Pomona preview“.

Eine 15 Minuten kürzere Version, die wenig später in Pasadena gezeigt wurde, erhielt zwar wesentlich bessere Kritiken, dennoch beschloss RKO eine massive Kürzung des Films und den Dreh einer neuen Schlussszene, die dem Ende der Romanvorlage näher kommen sollte.

Da Welles bereits an seinem nächsten Projekt in Brasilien arbeitete, übernahm Robert Wise die Verantwortung für die Änderungen an Der Glanz des Hauses Amberson und führte bei den Nachdrehs Regie. Welles stand mit dem Studio in ständigem Kontakt, viele seiner Telegramme und Memos wurden jedoch ignoriert.

Letztendlich kürzte RKO den Film um etwa 50 Minuten. Auch Bernard Herrmanns Filmmusik wurde teilweise verfremdet und durch Kompositionen von Roy Webb ersetzt. Herrmann ließ aus diesem Grund seinen Namen aus dem Vorspann entfernen. Das herausgeschnittene Filmmaterial wurde später vollständig zerstört, um Lagerplatz freizumachen. Eine Kopie des Rohschnitts, die sich Welles nach Brasilien schicken ließ, konnte bis heute nicht gefunden werden. Orson Welles kommentierte die gekürzte Fassung seines Films mit den Worten, sie sehe aus als „sei sie von einem Rasenmäher geschnitten worden“.

Die Premiere fand am 10. Juli 1942 statt. Das Filmplakat stammte von Norman Rockwell. Ursprünglich wurde der Film als Double Feature mit Leslie Goodwins Mexican Spitfire Sees a Ghost gezeigt. In den westdeutschen Kinos war Der Glanz des Hauses Amberson erstmals im Jahr 1966 zu sehen.

Der Film wurde ein kommerzieller Misserfolg und bescherte dem Studio einen Verlust von über 600.000 Dollar. Welles’ Vertrag mit RKO wurde daraufhin gekündigt. Er selbst sagte später: „They destroyed Ambersons and it destroyed me.“ Noch zwanzig Jahre später erwog der Regisseur, einen Epilog zum Film zu drehen. Diese Idee wurde jedoch nie umgesetzt.

2002 entstand auf der Grundlage des Originaldrehbuchs ein Fernsehfilm, in dem Madeleine Stowe, Bruce Greenwood und Jonathan Rhys Meyers die Hauptrollen spielten.

Kritik

  • Lexikon des internationalen Films: Kraftvoll inszeniert, hervorragend in der Kameraarbeit, mit vorzüglichen darstellerischen Leistungen. Selbst nachträgliche Eingriffe - Robert Wise wurde vom Studio nach katastrophalen ersten Aufführungen beauftragt, den Film von ursprünglich 138 Minuten rigoros zu kürzen und ihm ein vergleichsweise hoffnungsvolles Ende aufzupfropfen - konnten dem Drama nichts von seiner Eindringlichkeit nehmen.
  • 1972 und 1982 befand sich Der Glanz des Hauses Amberson auf der Top-Ten-Liste des Magazins Sight & Sound, die alle zehn Jahre gewählt wird.

Auszeichnungen

Academy Awards 1943

  • Nominierung in der Kategorie Bester Film für Orson Welles
  • Nominierung in der Kategorie Beste Nebendarstellerin für Agnes Moorehead
  • Nominierung in der Kategorie Beste Kamera (Schwarzweiß-Film) für Stanley Cortez
  • Nominierung in der Kategorie Bestes Szenenbild (Schwarzweiß-Film) für Albert S. D'Agostino, A. Roland Fields und Darrell Silvera

New York Film Critics Circle Award 1942

National Film Preservation Board

Literatur

  • Robert L. Carringer: The Magnificent Ambersons - A Reconstruction. University of California Press 1993. ISBN 0-520-07857-8
  • V.F. Perkins: Magnificent Ambersons. BFI Publishing 2000. ISBN 0-85170-373-9

Weblinks und Quellen

 Commons: Der Glanz des Hauses Amberson – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

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