Wilhelm von Holzschuher

Wilhelm von Holzschuher
Geburtsort: Holzschuher-Schlösschen Almoshof (Bild von 2005)
Gut und Schloss Artelshofen wurden 1931 erworben (Bild von 1894)

Freiherr Wilhelm von Holzschuher (* 2. September 1893 in Almoshof bei Nürnberg; † 31. März 1965 in Luzern) war deutscher Gutsbesitzer, Landwirt und von 1934 bis 1939 nationonalsozialistischer Regierungspräsident von Niederbayern und der Oberpfalz. In der SS hatte er den Rang eines SS-Gruppenführers (Generalleutnant).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wilhelm Viktor Emanuel Sigmund von Holzschuhers Urahnen stammen aus dem Nürnberger Patriziat. Sein Vater Karl Sigmund war Gutsbesitzer und hatte bürgerlich geheiratet. Wilhelm Holzschuher selbst war dreimal verheiratet, sein am 10. März 1934 geborener Sohn Joerg Adolf Sigismund hatte Adolf Hitler als Taufpaten und daher auch dessen Vornamen erhalten.[1]

Holzschuher besuchte das Progymnasium in Rothenburg ob der Tauber bevor er in das Bayerische Kadettenkorps in München eintrat. Als Fähnrich rückte er in das 4. Bayerische Infanterie-Regiment in Metz ein und wurde 1914 Soldat im Ersten Weltkrieg.

Nach dem Krieg schloss er sich dem „Fränkischen Bauerndetachement Eiserne Schar Berthold“ von Rudolf Berthold an. Mit der „Eisernen Schar“ ging er 1919 nach Königsberg und griff von dort in die Kämpfe im Baltikum ein. Die „Eiserne Schar“ beteiligte sich schließlich im März 1920 am Kapp-Putsch.

Holzschuher wurde am 1. Januar 1928 Mitglied der NSDAP (Nr. 75.001) und war dort Mitglied der Ortsgruppe Braunes Haus sowie Träger des Goldenen Parteiabzeichens. Mitglied der SS war er seit 1934 (Nr. 214.975). In der SS erreichte er den Rang eines Gruppenführers, war dem Stab RFSS zugeordnet und trug als Auszeichnung den SS-Totenkopfring.

1934 erhielt Holzschuher als „Reichsinspektor z.b.V. der Reichsleitung der NSDAP“ einen Sonderauftrag, um den parteiinternen Terror im Raum Köln zu untersuchen[2] und zu unterbinden.

Mit Wirkung vom 1. Dezember 1934 wurde Holzschuher zum Regierungspräsidenten von Niederbayern und der Oberpfalz ernannt. Im Kampf gegen die Kirchen war er in Zielen mit den Führern der Parteiorganisation einer Meinung, in den Mitteln versuchte er unauffälliger zu taktieren.[3] Am 24. März 1938 traf sich Holzschuher mit Hubert Karl, Theodor Eicke und Oswald Pohl, sowie lokalen Politikern, um die Einrichtung eines Konzentrationslagers in Flossenbürg zu vereinbaren, in dem der Granitbedarf der Deutschen Erd- und Steinwerke (DESt) für die Repräsentationsbauten des Nationalsozialismus billig zu decken.[4] Das KZ Flossenbürg wurde am 1. Mai 1938 errichtet.

In einer anderen Frage versuchte Holzschuher seine Amtsbefugnisse zu verteidigen und zu verhindern, dass Gauleiter Fritz Wächtler am Regierungspräsidium vorbei direkt in die Personalbesetzung der Bezirksämter eingriff, aber er wurde in dieser Auseinandersetzung und wegen Anschuldigungen über Unregelmäßigkeiten in der Regensburger Dörnbergstiftung vom bayerischen Innenminister und Gauleiter Adolf Wagner am 10. November 1938 beurlaubt. In der Folge holte ihn Reichsinnenminister Wilhelm Frick in das Hauptamt der Ordnungspolizei nach Berlin. Als landwirtschaftlicher Fachmann wurde er nach der deutschen Besetzung Polens zwischen dem 7. November 1939 und dem 1. Juni 1940 mit der Leitung des Siedlungsamtes und des Zentralbodenamtes beim RKF beauftragt. Holzschuher gehörte zu den aussichtsreichen Kandidaten bei der Neubesetzung der Führung des „Hauptamtes SS-Gericht“. Da ihm der richtige Karrieresprung nicht gelang, ließ er sich am 8. April 1941 im Range eines „Kriegsverwaltungsvizechefs“ beurlauben und kehrte auf sein 1931 erworbenes landwirtschaftliches Gut Artelshofen zurück. Das Holzschuher-Schlösschen Almoshof wurde 1941 für 70.000 Reichsmark an die Stadt Nürnberg verkauft, die es als Gästehaus für nationalsozialistische Funktionäre nutzen wollte.

Entnazifizierung

Sein Sohn wird von der Nachrichtenagentur AP im Jahr 1985 so zitiert, dass der Vater später in den Widerstand gegangen und verhaftet worden sei,[5] „but later opposed the Nazis and was arrested“. Im Entnazifizierungsverfahren 1948 wurde das Argument vom Vater allerdings nicht zur Sprache gebracht.

Über eine Internierungshaft nach Ende des Zweiten Weltkrieges ist nichts bekannt. Im Entnazifizierungsverfahren in Nürnberg gab ihm sein Regierungsvizepräsident Hermann Edler von Gäßler ein tadelloses Zeugnis, demnach habe er die Beamten in der Verwaltung gegen die Eingriffe der Partei durch Gauleiter Fritz Wächtler verteidigt. Wurde er noch am 18. November 1948 nach öffentlicher Verhandlung als „Minderbelasteter“ mit einer Geldbuße von 10.000 DM bestraft, so wurde er in der Revision am 3. März 1949 schon nur noch als „Mitläufer“ eingestuft. Da Holzschuher am 4. November 1937 dafür gesorgt hatte, dass in Pilsting ein Pfarrer und sein Kooperator in Schutzhaft genommen und anschließend zwangsversetzt wurden, wurde er am 20. August 1948 vom Landgericht Landshut wegen Freiheitsberaubung und Nötigung zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Holzschuher legte auch gegen dieses Urteil Berufung ein und prozessierte auch noch jahrelang um seine Beamtenrechte nach dem „131er-Gesetz“, in Berlin hatte er 1941 die Besoldungsgruppe B6 erreicht. Der bayerische sozialdemokratische Ministerpräsident Wilhelm Hoegner blieb standhaft und wies seine Pensionsforderungen schließlich am 18. August 1956 ab.

Literatur

  • Isabel Heinemann, "Rasse, Siedlung, deutsches Blut" : das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS und die rassenpolitische Neuordnung Europas, Göttingen : Wallstein-Verl. 2003 ISBN 3-89244-623-7. Enthält eine Kurzbiografie.
  • Annemarie Liebler, Im Stammland von Raute und Panther: Geschichte der Regierung von Niederbayern, München : Utz 2008 ISBN 978-3-8316-0836-2 . Enthält eine Kurzbiografie.
  • Regierung der Oberpfalz (Hg.), 200 Jahre Regierung der Oberpfalz "Alt und neu zugleich", Regensburg : Pustet 2010 ISBN 978-3-7917-2343-3 . Enthält eine Kurzbiografie und ein Foto von Holzschuher in NS-Uniform.


Einzelnachweise

  1. Los Angeles Times, 1. Mai 1985, AP-Interview von Peter Roussel aus Anlass des Aufenthalts von Ronald Reagan auf dem Familienbesitz Schloss Gymnich
  2. Jan Erik Schulte: Konzentrationslager im Rheinland und in Westfalen 1933-1945, S. 19 [1]
  3. Liebler: Geschichte der Regierung, S. 124.
  4. Jörg Skriebeleit
  5. Interview Los Angeles Times, 1. Mai 1985

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