Santa Susanna (Kirche)

Santa Susanna (Kirche)
Basisdaten
Patrozinium: Hl. Susanna
Weihetag:
Kardinalpriester: Bernard Francis Kardinal Law
Anschrift: Via XX Settembre 14 (Largo Santa Susanna)

00187 Roma

Abtei Santa Susanna
Madernos berühmte Fassade
Madernos berühmte Fassade
Lage Italien
Rom
Bistum Rom
Koordinaten: 41° 54′ N, 12° 30′ O41.9042512.493638888889Koordinaten: 41° 54′ 15″ N, 12° 29′ 37″ O
Kongregation dem Ortsbischof unterstellt
Wappen des derzeitigen Kardinalpriesters, Bernard Francis Law

Santa Susanna (lat.: Sanctae Susannae), auch Santa Susanna alle Terme di Diocleziano, ist eine Kirche in Rom. Sie ist zudem eine Titelkirche der römisch-katholischen Kirche und seit 1958 amerikanische Nationalkirche. Weitere Funktionen hat sie als Kongregationskirche der Paulisten und als Konventkirche der Zisterzienserinnen [1].

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Kirche liegt im II. römischen Rione Trevi, etwa 250 Meter nordwestlich der Piazza della Repubblica. Der Largo Santa Susanna liegt unmittelbar an der Via XX Settembre.

Geschichte und Baugeschichte

Die Kirche liegt der Überlieferung nach an der Stelle des Wohnhauses des Onkels der Hl. Susanna, des Papstes Caius – ihm war nach Umwandlung des Hauses in eine Kirche dieser erste Bau geweiht.[2] Auch soll die Hl. Susanna selbst in diesem Haus im Jahre 304 ihr Martyrium erlitten haben.[1] Um 796, unter dem Pontifikat Papst Leos III., wurde die Kirche völlig neu errichtet[2] und erhielt eine Krypta. Dieser Bau wiederum wurde unter Papst Sixtus IV. 1475 gründlich restauriert.[3]. Die heutige Kirche schließlich ist die fast völlige Umgestaltung dieses Baus unter dem Kardinalvikar Girolamo Rusticucci[2] ab 1593 bis 1603. Die Bauleitung hatte zunächst Domenico Fontana, ab 1592 Carlo Maderno.[2]

Äußeres

Grundstruktur

Der Bau ist heute einschiffig mit einer breiten Apsis und verfügt über einige Seitenkapellen sowie eine Krypta.

Fassade

Berühmt ist die Kirche für ihre Fassade, in der sich „Raum und Fläche, Ruhe und Bewegung, Pathos und Strenge“ vereinigen sollen.[2][3]

Die Fassade ähnelt zunächst der von Il Gesu, ist aber bedeutend steiler und wirkt nicht „so stiernackig und unfroh“[2] Grundlegend ist die Fassade als zweistöckige Querschnittfassade mit Voluten angelegt. Sie ist aber im Gegensatz zu Il Gesu wesentlich plastischer gearbeitet. Die Architektur befand sich gerade am Übergang zum Barock, also von der Auffassung der Fassade als Ebene weggehend bis zu den sehr individuell gestalteten Fassaden des Hochbarock.[2] Maderno, die Fassade ist sein Erstlingswerk in Rom,[2] sah sich der etwas schwierigen Lage der Fassade ausgesetzt, unter anderem wegen der Schrägsicht auf diese aus der heutigen Via Torino.[4]. So konzipierte er eine für seine Zeit von außerordentlicher Plastizität gestaltete Fassade, die schon zur Entstehungszeit als herausragende architektonische Leistung gefeiert wurde[5] und bis heute als bahnbrechend für die Architektur gilt.[6]

Die Fassade (dieser Effekt wird gelegentlich als „Crescendo“ bezeichnet)[2][3] betont sehr stark die Mitte. An die äußeren Ecken des unteren Stockwerks der Fassade sind zunächst Pilaster gestellt, im nächsten Schritt zur Mitte hin folgen zwei Halbsäulen, die beiden Säulen des Portals sind dann im nächsten Schritt Dreiviertelsäulen. Durch die schrittweise Abstufung der Flächen vom Portal zu den Seiten hin ergibt sich ebenso die Betonung der Mitte. Ebenfalls um diesen Effekt zu erreichen, sind die inneren Pilaster der äußeren Flächen halbiert. Weiter aufgelockert wird die Fassade durch die beiden Nischen zwischen den Halbsäulen im mittleren Fassadensegment des Erdgeschosses. Das Obergeschoss hingegen stellt das „Decrescendo“[2] in vertikaler Richtung dar: Es enthält zwar das Grundprogramm des unteren Stockwerks, es sind aber nunmehr nur noch weniger plastische Pilaster eingefügt. Der Giebel wurde zwar stark konturiert, aber dennoch möglichst schlicht gehalten. Einzige Ausnahme im oberen Stock bildet die deutlich hervortretende Ädikula über der Loggia. Die Figuren in den Nischen der Fassade wurden von Antonio Paracca Valsoldo und Flaminio Vacca zwischen 1597 und 1599 geschaffen.[7]

Ebenfalls für sakrale Gebäude neu[8] ist die Einbindung von Trabantengebäuden mit dem Element der Balustrade als zentrales Mittel barocker Platzgestaltung.

Inneres

Kirchenschiff

Die Kassettendecke

Die Kirche war in ihrer karolingischen Gestalt eine Basilika, seit den Veränderungen ab 1593 ist sie einschiffig mit Seitenkapellen. Vorbild für diese Gestaltung war Il Gesu. Das Innere ist mit Wandmalereien bedeckt. Sie stellen Szenen aus dem Leben der Hl. Susanna dar und wurden von verschiedenen Künstlern ausgeführt, genannt werden Cesare Nebbia, Paris Nogari,[1] vor allem aber Baldassare Croce[3][9], der hier bereits neuere perspektivische Arbeiten ausführte (von 1598 bis 1600).[9]

Gelegentlich wird die Heilige in den Fresken mit Susanna im Bade verwechselt.[1] Über dem Kirchenschiff liegt eine überaus prächtige Kassettendecke. Das in der Zeit um 796 ausgeführte Apsismosaik ist nicht mehr erhalten, aber weitgehend bekannt.[10]

Krypta

Die karolingische Krypta wurde von Maderno zu einer barocken Confessio umgestaltet, „als eines der ersten Beispiele des im Gefolge der Gegenreformation aufgekommenen Märtyrerkults“[2]. Er wählte die Ellipse als Grundstruktur und führte den Raum folglich als Ovalrotunde mit einer flachen Kuppelkalotte aus. Die beiden Brennpunkte der Ellipse bilden zum einen der Altar der Heiligen und zum anderen das Grabmal des hier bestatteten Auftraggebers, Kardinal Rusticucci.

Nachwirkungen

Die Fassade von Val-de-Grace in Paris

Die neue Fassadengestaltung war Vorbild für zahlreiche andere Kirchenfassaden, so beispielsweise – wenngleich merklich abgewandelt – bei der Kirche Val-de-Grace in Paris, begonnen 1645 von François Mansart, bis 1710 unter anderem von Jacques Lemercier fortgeführt.[11]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c d Rosendorfer: Kirchenführer Rom, S. 247f.
  2. a b c d e f g h i j k Grundmann: Architekturführer Rom, S. 192f.
  3. a b c d Wundram: Reclams Kunstführer, Bd. V, S. 283f.
  4. Toman: Die Kunst des Barock, S. 16.
  5. Bussagli: Rom – Kunst und Architektur, S. 421.
  6. Bussagli: Rom – Kunst und Architektur, S. 527.
  7. Bussagli: Rom – Kunst und Architektur, S. 439.
  8. Grundmann: Architekturführer Rom, S. 192f., nennt als Ausnahme S. Giorgio Maggiore in Venedig.
  9. a b Bussagli: Rom – Kunst und Architektur, S. 486.
  10. Bussagli: Rom – Kunst und Architektur, S. 315.
  11. Toman: Die Kunst des Barock, S. 129.

Literatur

  • Manfred Wundram (Hrsg.): Reclams Kunstführer, Italien. Band V. Rom und Latium. Reclam, Stuttgart 1981, ISBN 3-15-008679-5.
  • Marco Bussagli (Hrsg.): Rom - Kunst & Architektur. Könemann, Köln 1999, ISBN 3-8290-2258-1.
  • Stefan Grundmann (Hrsg.): Architekturführer Rom. Menges, Stuttgart/London 1997, ISBN 3-930698-59-5.
  • Herbert Rosendorfer: Kirchenführer Rom. 3. Auflage, Edition Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-361-00485-3.
  • Rolf Toman (Hrsg.): Die Kunst des Barock. Architektur – Skulptur – Malerei. Könemann, Köln 1997, ISBN 3-89508-991-5.

Weblinks

 Commons: Santa Susanna – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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