Heinrich XI. (Liegnitz)

Heinrich XI. (Liegnitz)

Heinrich XI. (* 23. Februar 1539 in Liegnitz, Niederschlesien; † 3. März 1588 in Krakau) war von 1559 bis 1570 alleinregierender Herzog von Liegnitz und von 1571 bis 1576 sowie von 1580 bis 1581 Mitregent seines Bruders Friedrich IV.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Familie

Heinrich entstammte dem Liegnitzer Zweig der Schlesischen Piasten. Seine Eltern waren der Herzog Friedrich III. von Liegnitz und Katharina von Mecklenburg, Tochter des Herzogs Heinrich V. von Mecklenburg.

Am 11. November 1560 vermählte sich Heinrich in Liegnitz mit Sophie (1535–1587), der Tochter des Ansbacher Markgrafen Georg des Frommen und seiner dritten Ehefrau Aemilia von Sachsen. Der Ehe entstammten die Kinder:

  • Katharina Sophie (7. August 1561, † 10. Mai 1608), verheiratet mit Friedrich von Zweibrücken, Pfalzgraf von Veldenz († 1597)
  • Anna Maria (*1. Januar 1563, † 28. Februar 1620)
  • Emilia (* 26. Dezember 1563, † 9. November 1618)
  • Georg-Friedrich (* 11. September 1565, † 14. Dezember 1565)
  • Sabina Barbara (*19. Januar 1571, † 14. Februar 1572)

Leben

Heinrich trat zunächst in die Dienste des Kaisers Ferdinand I. Nachdem sein Vater 1559 vom Kaiser abgesetzt und gefangengenommen wurde, übernahm Heinrich die Regentschaft über da Herzogtum Liegnitz. Gleichzeitig musste er sich dem Kaiser gegenüber verpflichten, bei wichtigen Angelegenheiten den Rat seines Onkels Georg II. einzuholen und keine Religionsänderung zum Protestantismus vorzunehmen.

1566 nahm Heinrich am Reichstag zu Augsburg teil. Nach dem Tod des Vaters 1570 kam es zwischen Heinrich XI. und dessen jüngerem Bruder Friedrich IV. zu einem langwierigen Streit um die ererbten Besitzungen. 1571 schlossen sie einen Vergleich, wonach ihre Länder ungeteilt bleiben und von den Brüdern gemeinsam regiert werden sollten[1].

Nach dem Tod des polnischen Königs Sigismund II. August 1573 bewarb sich Heinrich, wie auch der Teschener Herzog Wenzel III., um die polnische Krone. Da sie beide protestantisch und zudem der polnischen Sprache nicht mächtig waren, hatten sie kaum Wahlchancen. Während Wenzel III. nach der ersten Wahl seine Kandidatur zurückzog, kandidierte Heinrich auch bei der nächsten Wahl, die 1574 nach der Flucht bzw. Absetzung des Königs Heinrich III. wiederholt werden musste. Bei der Wahl wurden für Heinrich lediglich drei Stimmen abgegeben. 1576 beteiligte sich Heinrich unter Prinz Condé für die französischen Hugenotten am Kriegsdienst. Da sich sein Bruder und die Stände über ihn beklagten, wurde er 1576 von seinem böhmischen Landesherrn abgesetzt, so dass sein bis dahin mitregierender Bruder Friedrich IV. allein die Regentschaft ausübte, während Heinrich XI. seinen Wohnsitz in Haynau nahm. Ab 1580 durfte Heinrich XI. wieder in Liegnitz mitregieren.

Im Laufe der Zeit wurde Heinrich zunehmend verschwenderisch und vermehrte die vom Vater hinterlassenen Schulden. Er unternahm zahlreiche kostspielige Reisen, u. a. nach Worms, Regensburg, Augsburg, Heidelberg, Mainz, Speyer, Ingolstadt, Nürnberg, Straßburg, Frankfurt am Main, Köln, Leipzig und Prag. 1581 kam es zu einem Konflikt mit Kaiser Rudolf II., da Heinrich beabsichtigte, die Huldigung Rudolfs zu vermeiden, was als Misstrauen gegenüber den Habsburgern gewertet wurde. Zudem wurde ihm die frühere Kandidatur auf den polnischen Thron sowie seine Beziehungen zum polnischen Adel vorgehalten. Rudolf bestellte Heinrich nach Prag ein, wo er sein Verhalten rechtfertigen sollte. Nachdem er sich weigerte, in Prag zu erscheinen, wurden schließlich die schlesischen Stände sowie der Breslauer Bischof Martin von Gerstmann in seiner Eigenschaft als Oberlandeshauptmann von Schlesien angehalten, Heinrich zum Gehorsam zu bewegen. Daraufhin rückte der Bischof mit einem Expeditionsherr gegen Liegnitz. Nach einigen Tagen unterwarf sich Heinrich, indem er den Einzug seines Bruders Friedrich IV. duldete und sich schließlich zum Kaiser nach Prag begab. Dort wurde er auf kaiserliche Anordnung im Prager Schloss gefangengenommen und sein Bruder Friedrich IV. vom Kaiser als Regent eingesetzt. Im Januar 1582 wurde er nach Breslau gebracht und dort weiterhin in Gewahrsam gehalten. 1585 floh er nach Polen, wobei er seine Wächter trunken gemacht haben soll. Vergeblich versuchte er, mit polnischer Hilfe sein Herzogtum zurückzuerobern. Im Dezember 1587 begleitete er den polnischen König Sigismund III. Wasa nach Krakau, wo er nach kurzer Krankheit am 5. März 1588 verstarb. Da er sich bis zuletzt zum Protestantismus bekannte, verweigerte ihm die Krakauer Geistlichkeit ein Begräbnis. Schließlich wurde sein Leichnam in einer Kapelle der Bettelmönche beigesetzt.

Hans von Schweinichen, der ihn auf seinen Reisen begleitete, hat eine Lebensbeschreibung des Herzogs verfasst.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Joachim Bahlcke: Regionalismus und Staatsintegration im Widerstreit. ISBN 3-486-56046-8, S. 174f.


Vorgänger Amt Nachfolger
Friedrich III. Herzog von Liegnitz
1559–1570
Friedrich IV.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Heinrich VII. (Liegnitz) — Heinrich VII. von Liegnitz (* 1355; † 12. Dezember 1398) war Herzog von Liegnitz. Von 1379 bis 1381 bekleidete er das Amt des Bistumsadministrators von Breslau und 1389/90 bis 1398 war er Bischof von Kujawien. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich IX. (Liegnitz-Lüben) — Heinrich IX. von Liegnitz (auch Heinrich IX. von Lüben; * 1369; † 1419 oder 1420) war Herzog von Liegnitz und 1399 bis 1419/20 Herzog von Lüben, Ohlau und Haynau. Er entstammte dem Geschlecht der Schlesischen Piasten. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich X. (Liegnitz-Haynau) — Heinrich X. (* nach 1425; † 28. Mai 1452) war 1441–1452 Herzog von Haynau. Er entstammte dem Geschlecht der Schlesischen Piasten. Leben Heinrichs Eltern waren Herzog Ludwig III. und Margarete († 1454/55), Tochter des Oppelner Herzogs Bolko… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich VI — Heinrich hießen folgende Herrscher: Inhaltsverzeichnis 1 Heinrich 1.1 Heinrich I. 1.2 Heinrich II. 1.3 Heinrich III. 1.4 Heinrich IV. 1.5 …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich VII. — Heinrich VII. ist der Name mehrerer europäischer Herrscher: Heinrich VII. (HRR), Kaiser (1312–1313) Heinrich (VII.) (HRR), König (1222–1235) Heinrich VII. (England), König (1485–1509) Heinrich VII. (Bayern), Herzog (1042–1047) Heinrich VII.… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich IX. — Heinrich IX. ist der Name mehrerer europäischer Herrscher: Heinrich IX. (Bayern), der Schwarze, Herzog (1120–1126) Heinrich IX. (Liegnitz Lüben), Herzog von Liegnitz, Lüben, Haynau und Ohlau (1399–1419/20) Heinrich IX. (Glogau), Herzog… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich IV. (Polen) — Heinrich von Breslau (Codex Manesse, 14. Jahrhundert) Heinrich IV. (auch: Heinrich der Gerechte, polnisch Henryk IV Probus; * um 1256; † 23. Juni 1290) war ab 1270 Herzog in Schlesien Breslau. Ab 1288 Herzog in Krakau und somit (als Heinrich… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich IV. (Schlesien) — Heinrich von Breslau (Codex Manesse, 14. Jahrhundert) Heinrich IV. (auch: Heinrich der Gerechte, polnisch Henryk IV Probus; * um 1256; † 23. Juni 1290) war ab 1270 Herzog von Breslau. Ab 1288 Herzog in Krakau und somit (als Heinrich III.)… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich XI. — Heinrich XI. ist der Name mehrerer europäischer Herrscher: Heinrich XI. (Glogau), Herzog (1467–1476) Heinrich XI. (Liegnitz), Herzog (1551–1576,1580–1581) Heinrich XI. (Reuß Greiz), Graf (1722–1778); Fürst (1778–1800) Heinrich XI. (Reuß Schleiz) …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich [1] — Heinrich (nord. Erich, lat. Henricus, fr. Henri, engl. Henry, Harry, span. Enrique): I. Kaiser u. Könige: A) Von Deutschland. 1) H. I., der Finkler od. Vogler, Vogelsteller (nach einer Sage, daß ihn die Überbringer der Botschaft von seiner… …   Pierer's Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”