Schlesische Piasten

Schlesische Piasten

Die Schlesischen Piasten waren eine von vier Linien der polnischen Herrscherdynastie der Piasten.[1] Begründer der schlesischen Linie und damit des Herzogtums Schlesien war Władysław II. „der Vertriebene“. Er war der älteste Sohn des polnischen Herzogs Bolesław III. Schiefmund.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1138 starb – ein Jahr nach dem Pfingstfrieden von Glatz, mit dem die böhmisch-polnischen Kriege beigelegt wurden – der polnische Herzog Bolesław III. Schiefmund. Aufgrund der von ihm verfügten Senioratsverfassung wurde nach seinem Tod sein Herrschaftsgebiet in vier Linien geteilt:

Stammeltern der Schlesischen Piasten waren Herzog Władysław II. „der Vertriebene“ und Agnes, Tochter des österreichischen Markgrafen Leopold III. Sie wurden 1146 zusammen mit ihren Söhnen von Władysławs Stiefbrüdern vertrieben und fanden Aufnahme am Hof des römisch-deutschen Königs Konrad III.

Erst vier Jahre nach dem Tode Władysławs durften seine Söhne Boleslaw I. und Mieszko I. 1163 mit Hilfe Kaiser Friedrichs I. nach Schlesien zurück kehren, das ihnen ihr Onkel Herzog Bolesław Kraushaar herausgeben musste. Nachdem die Brüder zunächst gemeinsam regiert hatten, kam es im Zuge von Streitigkeiten zur Teilung des Landes. Der ältere Boleslaw erhielt Mittel- und Niederschlesien mit dem Zentrum Breslau, Mieszko erhielt das kleinere oberschlesische Gebiet Ratibor-Teschen, das 1177 um die Kastellaneien Beuthen und Auschwitz vergrößert wurde. 1202 musste Boleslaws Sohn Heinrich I. seinem Onkel Mieszko das Gebiet von Oppeln überlassen. Gleichzeitig wurde das gegenseitige Erbrecht aufgehoben. Damit spaltete sich die Linie der Herzöge von Oppeln ab. Da im selben Jahr das für Polen geltende Senioratsprinzip aufgegeben wurde, erlosch die staatsrechtliche Verbindung der schlesischen Gebiete zu Polen, wodurch die bis dahin eigenständigen schlesischen Herzogtümer auch die politische Unabhängigkeit erlangten.

Bereits 1289 nahm Herzog Kasimir II. von Cosel-Beuthen als erster schlesischer Herzog die böhmische Lehenshoheit an. Bis 1342 nahmen, bis auf Schweidnitz, alle schlesischen Piastenfürsten ihre Fürstentümer vom König von Böhmen zu Lehen. Dadurch waren sie nicht mehr souveräne Herrscher, sondern Vasallen des böhmischen Königs. Nachdem der polnische König Kasimir III. der Große bereits 1335 im Vertrag von Trentschin auf jegliche Ansprüche auf Schlesien verzichtet hatte, war die Inkorporation Schlesiens in die Krone Böhmen problemlos möglich geworden. Als letztes schlesisches Herzogtum gelangte nach dem Tod des kinderlosen Herzogs Bolko II. 1368 das Herzogtum Schweidnitz als ein Erbfürstentum an Böhmen.[2] Der testamentarische Übergang dieses Herzogtums an Böhmen wurde anlässlich der Heirat von Bolkos Nichte und Erbin Anna von Schweidnitz mit dem böhmischen König und römisch-deutschen Kaiser Karl IV. vereinbart.

In männlicher Linie erlosch die Dynastie der schlesischen Piasten 1675 mit Georg Wilhelm von Liegnitz-Brieg-Wohlau, in weiblicher 1707 mit dessen Schwester Charlotte von Holstein-Sonderburg-Wiesenburg.

Verweise

Literatur

Siehe auch

Fußnoten

  1. Piasten ist eine von dem polnischen Historiker Adam Naruszewicz (1733–1796) geprägte, von den Angehörigen des Herrschergeschlechts nie selbst geführte Sammel-Bezeichnung einer Herrscherdynastie. Die so benannten Piasten entstammten dem westslawischen Stamm der Polanen, die etwa bis zum Jahr 950 weiter östlich um Kiew lebten. Mit Mieszkos I. Annahme des Herzogtitels und Belehnung durch Kaiser Otto I. begann sich ein Staatsgebilde im Gebiet Posen-Gnesen-Kalisch zu entwickeln, das man später als Polonia oder Polen bezeichnete.
  2. Der polnische Chronist Janko von Czarnkow berichtete um 1370, dass die schlesischen Piasten von da an nicht mehr als Glieder der Erbfolge für den polnischen Thron in Betracht gezogen wurden.

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