Stinkbombe

Stinkbombe
Stinkbombe in Glasampulle

Eine Stinkbombe ist heute im Wesentlichen ein Scherzartikel, der Gase mit äußerst unangenehmem Geruch in der unmittelbaren Umgebung verbreitet. Allerdings sind diese Gase bei höherer Dosierung gesundheitsschädigend. Wird sie dabei als Sabotage- und Zerstreuungsmittel eingesetzt, ist sie von ihrer Wirkungsweise und dem Gefährdungspotential her als chemische Waffe zu werten.

Inhaltsverzeichnis

Schwefelwasserstoff-Stinkbombe

Eine kostengünstige und leicht herzustellende Art der Stinkbombe ist die Schwefelwasserstoff-Stinkbombe, die den typischen Geruch fauler Eier verbreitet. Das für den üblen Geruch verantwortliche Gas ist Schwefelwasserstoff, der auch bei der Zersetzung von Proteinen entsteht, jedoch in höherer Konzentration stark giftig ist.

Die Freisetzung des Gases erfolgt bei dieser Stinkbombenform über die Reaktion von Eisensulfid (FeIIS) in Form von feinem Pulver mit Salzsäure, die meist in einer Glasampulle zugeführt wird.

\mathrm{FeS + 2\ HCl \rightarrow FeCl_2 + H_2S}

Die Produkte der Reaktion sind Eisenchlorid (FeCl2) und das übel riechende Gas Schwefelwasserstoff. Edukte können auch andere schwefelhaltige Stoffe wie z. B. Ammoniumsulfid oder Ammoniumhydrogensulfid sein, sowie beständige anorganische Säuren beispielsweise Schwefelsäure oder Phosphorsäure. Unbeständige Säuren wie Kohlensäure sind nicht zu empfehlen, da diese bei der leicht exothermen Reaktion größtenteils zu Wasser und dem zur Herstellung verwendeten Gas zerfallen.

Die Reaktion anderer Sulfide mit Säuren läuft nach folgendem Schema ab:

\mathrm{KS_x + H_xA \rightarrow KA + H_2S}

Das positiv geladene Kation des Sulfids zieht das negativ geladenen Säureanion an während der negativ geladenen Sulfid-Anionen mit den Wasserstoffionen der Säure eine Atombindung zu Schwefelwasserstoff eingeht. Das Mengenverhältnis variiert je nach Ladungszahl des Kations und der Protonenzahl (Wasserstoffionenzahl) der Säure.

Deutschsprachiger Raum

Handelsübliche Stinkbomben bestehen meist aus einer kleinen zerbrechlichen Glasampulle, die mit einer übel riechenden Substanz gefüllt ist. Eine verbreitete Version enthält Schwefelwasserstoff, der in Wasser als Trägersubstanz gelöst ist und nach dem Zerbrechen der Glasampulle ausgast. Die Glassplitter stellen eine Verletzungsgefahr dar.

In Deutschland sind Stinkbomben auf der Basis von Ammoniumsulfid, Ammoniumhydrogensulfid und Ammoniumpolysulfide laut § 3 der Bedarfsgegenständeverordnung verboten.[1]

In Österreich ist laut § 18 des Pyrotechnikgesetzes von 1974 die „Einfuhr, Überlassung, Besitz und Verwendung von Knallkorken und Stinkbomben“ verboten.

Zusätzlich zu Stinkbomben in Glasampullen werden heutzutage auch Spraydosen verkauft, die mit einem übel riechenden Gas gefüllt sind. Der Inhalt dieser Spraydosen ist geeignet, einen Raum entsprechend zu präparieren, wobei keine Glassplitter entstehen. Die Anwendung ist jedoch nicht so schnell und nicht so punktförmig möglich, wie dies beim Werfen einer Glasampulle der Fall ist. Im Handel sind solche Spraydosen unter der Bezeichnung „Furz-Spray“ oder „Pups-Spray“ erhältlich.

Stinkbombe in den USA

Insbesondere in den USA wurde die Stinkbombe auch als Mittel der Sabotage und Geschäftsschädigung eingesetzt. Stinkbombenattacken wurden in den 1920er-Jahren u. a. im Cleaners and Dyers War in Detroit eingesetzt, um die Wäschereien der Konkurrenten zu sabotieren. [2]

Bevor z. B. Eugenio Giannini seine Karriere als illegaler Geschäftsmann der Unterwelt aufnahm, war er als Aufpasser in Restaurants der High Society in New York City tätig. Zu seinen Aufgaben gehörte, die Gäste vor Belästigungen zu bewahren; dazu gehörte insbesondere, das damals häufige Werfen von Stinkbomben in die Restaurants zu verhindern.

Weiterhin wurden Stinkbomben auch zur Zerstreuung von Personengruppen und gegen Demonstrationen durch Sicherheitskräfte und Polizei in den USA eingesetzt.

Einzelnachweise

  1. Anlage 1 zu § 3 der BedGgstV
  2. The Cleaners and Dyers War The Malefactor’s Register (englisch)

Weblinks

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