Stephan Alexander Würdtwein

Stephan Alexander Würdtwein

Stephan Alexander Würdtwein (* 1719 in Amorbach; † 11. April 1796 in Ladenburg) war ein Theologe und Mainzer Geschichtsforscher.

Inhaltsverzeichnis

Leben und geistliche Ausbildung

Historisches Bild der alten Universität von 1735
Domus Universitatis in Mainz

Würdtwein, wurde als dritter Sohn des kurfürstlich mainzischen Stadt- und Amtsvogteischreibers Ferdinand Kasimir Würdtwein und dessen Ehefrau Magdalene, geb. Marklein im unterfränkischen Amorbach geboren. Er besuchte die Klosterschule Amorbach und später das von Jesuiten geleitete Gymnasium in Aschaffenburg.

Während seines Studiums am Domus Wilhelmina in Heidelberg von 1738 bis 1743 belegte er die Fächer Philosophie, Katholische Theologie und Kanonisches Recht. Während seines Studiums wohnte er in dem nach Karl Borromäus benannten Theologenkonvikt, das Karl III. Philipp von der Pfalz gegründet hatte um begabten Menschen eine Ausbildung zu ermöglichen. Er erwarb die akademischen Grade Baccalaureus Artium und Magister Philosophiae und vertiefte sich im Thomismus. Danach studierte er Kanonisches Recht und Dogmatik. Anschließend bildete er sich im römisch-katholischen Priesterseminar des Bistums Mainz weiter und wurde am 18. Juli 1745 zum Priester geweiht. Nach seinem Kaplanat in Bingen von 1746 bis 1747 erhielt er das Altarbenefiziat in Werbach an der Tauber.

Bereits 1750 war er zurück in Mainz und studierte dort bis 1752 Kirchenrecht an der Universität Mainz.

Karriere im Erzstift Mainz

Würdtwein diente unter den Erzbischöfen Johann Friedrich Karl von Ostein, Emmerich Joseph von Breidbach zu Bürresheim und Friedrich Karl Joseph von Erthal, dem letzten Kurfürst und Erzbischof des alten Mainz und ancien régimes.

Kurfürst Johann Friedrich Karl von Ostein, der ebenfalls aus Amorbach stammte, bestimmte ihn zum Erzieher seines Neffen Philipp Karl und verschaffte ihm 1751 eine Domizellarius-Präbende am Stift St. Maria ad Gradus. Dort war er zwischen 1762 und 1783 auch Dekan. 1783 wurde er Weihbischof und Provikar des Bistums Worms. Seiner Ernennung erfolgte am 18. Juli 1783, die Bischofsweihe zum Titularbischof von Heliopolis in Augustamnica erhielt er am 31. August 1783 durch den Mainzer Kurfürst-Erzbischof Friedrich Karl Joseph von Erthal.[1]

Durch sein ausführliches Studium des kanonischen Rechtes befähigt, wurde er 1758 Geistlicher Rat und in das Generalvikariat, die zentrale Verwaltungsbehörde des Erzstifts, berufen. Hier brachte er es 1767 bis zum Fiskalis maior, einem Amt zur Überwachung des religiös-sittlichen Lebens und zur Ahndung der Nichtbefolgung geistlicher Verordnungen. 1770 wurde er schließlich Offizial, der neben dem Generalvikar der höchste geistliche Beamte im Erzstift war. Besonders im kirchlichen Eherecht und in kirchlichen Rechtsangelegenheiten suchte man seinen Rat.

Publizistische Tätigkeit

Stephan Alexander Würdtwein genoss bereits zu Lebzeiten ein großes Ansehen. Seine Arbeit galt als bahnbrechend für die kirchen- und landesgeschichtliche Quellenforschung. Da die Kurmainzer Archivalien im Lauf der Geschichte zerstreut und teilweise vernichtet wurden kommt seinem Werk innerhalb der Germania Sacra grundlegende Bedeutung zu. Er fand Anerkennung durch die Aufnahme als außerordentliches Mitglied in die kurpfälzische Akademie der Wissenschaften 1765 (Ehrenmitglied 1784), 1776 Mitglied der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt und 1781 in die bayerische Akademie der Wissenschaften in München.

Werke

  • Elenchus conciliorum Moguntinorum (1761)
  • Concilia Moguntina (1766)
  • Tres epistulae ad L.B. Karl Ant. de Dalberg de conciliis Moguntinis (1766)
  • Hist. diplomatica Abbatiae Ilbenstadiensis (1766)
  • Dioecesis Moguntina in Archidiaconatus distincta I-IV (1767-1790)
  • Mainzer Münzen des mittleren u. jüngeren Zeitalters z. Behufe der Gesch. des Vaterlandes, 1769
  • De baptisterio Moguntino, 1771
  • Subsidia diplomatica I-XIII, 1772-1780 (Nachdruck 1969)
  • Ad rei diplomaticae cultores Epistola de datis diplomatum, 1776
  • Ad Concordata Germaniae I-IV, 1776- 1778
  • Nova Subsidia Diplomatica I-XIV, 1781-1792 (Nachdruck 1969)
  • Commentatio historico-liturgica de stationibus ecclesiae Moguntinae, 1782
  • Nero Claudius Drusus Germanicus, Moguntiacae superioris Germaniae metropolis conditor, 1782
  • Diplomataria Maguntina I-II, 1786-1789
  • Bibliotheca Moguntina, 1787
  • Kriege u. Fehdeschaften des edeln Franz von Sickingen, 1787
  • Manipulus chartarum XVI, Palatinorum Rhenicomitum historiam illustrantium cum notis, 1787
  • Epistolae St. Bonifacii, 1789
  • Abh. über den literar. Zusammenhang der jetzigen u. vorigen Zeiten in der Pfalz, 1791
  • Monasticon Palatinum I-VI, 1792-1796
  • Chronicon diplomaticon Monasterii Schoenau in Sylva Odoniana ord. Cisterciensis, 1793

Literatur

  • Johann Friedrich von Schulte: Würdtwein, Stefan Alexander. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 323 f.
  • Helmut Mathy: Über Leben u. Werk des Stephan Alexander Würdtwein (1722-1796), in: Vierteljahreshefte für Kultur, Politik, Wirtschaft, Geschichte; Hrsg.: Stadt Mainz; Verlag Hermann Schmidt Mainz 10, 1990, Heft 2, S. 84-88

Einzelnachweise

  1. http://www.catholic-hierarchy.org/bishop/bwurd.html

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