Simonskall

Simonskall
Simonskall
Gemeinde Hürtgenwald
Koordinaten: 50° 40′ N, 6° 21′ O50.6666666666676.35Koordinaten: 50° 40′ 0″ N, 6° 21′ 0″ O
Fläche: (mit Vossenack:)
25,92 km²dep1
Einwohner: 55 (1. Juli 2009)
Postleitzahl: 52393
Vorwahl: 02429
Simonskall von der Marienkapelle aus gesehen
Der Kremer-Hof („Burg“)
Die Marienkapelle
Nepomukstatue auf einer Kallbrücke

Simonskall ist ein Ortsteil der Gemeinde Hürtgenwald im Kreis Düren, Nordrhein-Westfalen.

Die Gemeinde Vossenack mit dem Ortsteil Simonskall gehörte bis zum 31. Dezember 1971 zum Kreis Monschau. Im Rahmen der kommunalen Neugliederung (Aachen-Gesetz) entstand die Gemeinde Hürtgenwald in ihrer jetzigen Größe am 1. Januar 1972.[1]

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Ort liegt im Nationalpark Eifel in der Rureifel und im Naturpark Nordeifel in der Eifel. Nachbarorte sind Rollesbroich (Gemeinde Simmerath), Vossenack und Raffelsbrand. Simonskall liegt im tief eingeschnittenen Kalltal – etwa 1 km entfernt von der Bundesstraße 399. Von Vossenack führt eine Serpentine in das Kalltal.

Geschichte

Am 3. Juli 1608 wurde der Grundstein für den Ort Simonskall gelegt. Dies belegt eine Urkunde des Herzogs von Jülich, die den Gebrüdern Schobinger den Bau einer Glashütte und Seifensiederei im Gebiet „op der callen“ genehmigte.

Der Ortsname „Simonskall“ geht auf den Hüttenmeister Simon Cremer zurück. Der Kremer-Hof, die sogenannte Burg, entstand 1643. Die Eisenhütte wurde 1816 stillgelegt. Direkt an der Kall ist das unter Denkmalschutz stehende „Junkerhaus“ erhalten, ein Doppelhaus mit einem mit Schießscharten versehenen vorgebauten Wehrturm. Dieser ist der älteste Teil von Simonskall und wurde um 1608 erbaut. Nach seinem letzten Besitzer Otto Junker wird es „Junkerhaus“ genannt.

Oberhalb des Kremer-Hofes steht die kleine Marienkapelle. Sie wurde erst 1934/1935 errichtet und ist heute ein beliebter Ort für Trauungen.

Tourismus

Simonskall ist seit 2002 anerkannter Erholungsort und im Verkehrsverein Vossenack - Simonskall e.V. [2] organisiert. Im Junkerhaus ist als Touristeninformation das Haus des Gastes untergebracht sowie die Gedenkausstellungen „Windhunde mahnen zum Frieden“ und „Die Kalltalgemeinschaft“ (1919–1921). Das Museum „Hürtgenwald 1944 und im Frieden“ liegt in Vossenack.[3].

Für die Feriengäste stehen mehrere Hotels und Pensionen zur Verfügung. Ein ausgedehntes Netz von Wanderwegen, die nahegelegene Kalltalsperre und vieles mehr stehen für den Ruhe suchenden Gast bereit. Der Historische Wanderweg „Auf den Spuren der Köhler, Berg- und Hüttenleute“ erschließt die Industrie- und Siedlungsgeschichte des Kalltales mit der Mestrenger Mühle und der Kremer Mühle.

Zu besichtigen ist auch ein Sanitätsbunker des Westwalls vom Typ Regelbau 32 mit aufgesetztem Haus. Dieses diente dabei nicht wie oft behauptet der Tarnung des Bunkers, sondern wurde erst in den 1950er Jahren erbaut.[4]

Sonstiges

Experiment Kalltalgemeinschaft

Eine der interessantesten Begebenheiten in der Gemeinde Hürtgenwald, sowohl in lokalgeschichtlicher als auch in literatur- und kunsthistorischer Hinsicht, war der Aufenthalt und das Wirken mehrerer junger Kölner Künstler in Simonskall in den Jahren von 1919 bis 1921. Einige von ihnen zählen heute mit zu den bedeutendsten Repräsentanten der konstruktivistischen Stilrichtung in Deutschland, ihre Werke befinden sich in vielen Museen der Welt.

Bei dieser Gruppe, welche sich nach dem gleichnamigen Fluss die Kalltalgemeinschaft nannte, handelte es sich im Kern um den Kunsthistoriker und Publizisten Carl Oskar Jatho, dessen Frau Käthe Jatho-Zimmermann, Schriftstellerin, den Maler und Graphiker Franz Wilhelm Seiwert sowie den Leipziger Maler und Bühnenbildner Franz Nitsche.

Die Künstler, die sich damals zeitweise in Simonskall aufhielten, rekrutierten sich vornehmlich aus dem Kreis der späteren Kölner Progressiven, deren künstlerisches Wirken von der Hinwendung zur konstruktivistischen Stiltendenz der 1920er Jahre dominiert war. In Simonskall hielten sich so bekannte Künstlerpersönlichkeiten auf wie Otto Freundlich, Heinrich Hoerle, Angelika Hoerle, Anton Räderscheidt, Marta Hegemann und Ret Marut, alias B. Traven mit Irene Mermet.

Neben der Herstellung von zahlreichen Bildern, Holzschnitten und Skulpturen, die fast alle von Seiwert stammten, beschäftigte sich die Kalltalgemeinschaft während ihres Aufenthaltes in der Eifel mit der Herstellung und Herausgabe von literarischen, z.T. graphisch illustrierten Texten: Insgesamt acht Werke, die unter dem Namen „Kalltalpresse, Druckschriften der Kalltal-Gemeinschaft“ in die Literatur- und Kunstgeschichte der Moderne im Rheinland Eingang gefunden haben. Band 4 - Franz Wilhelm Seiwerts „Welt zum Staunen“ wurde in einer Auflage vom 100 Exemplaren in Simonskall auf einer Handpresse hergestellt.

Weblinks

 Commons: Simonskall – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
  2. http://www.simonskall.de/
  3. http://www.huertgenwald.de/index.php?go=geschichte&museum2&0
  4. http://7grad.org/Exkursionen/Westwall/Huertgenwald/Simonskall/simonskall.html

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