Scott Walker (Musiker)

Scott Walker (Musiker)
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Scott Walker (eigentlich Noel Scott Engel; * 9. Januar 1943 in Hamilton, Ohio) ist ein US-amerikanischer Sänger und Musiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Walker ist ein Kind deutscher Eltern[1]. 1973 heiratete er seine langjährige Freundin Mette Teglbjaerg in Las Vegas, die er in Kopenhagen kennengelernt hatte, als er dort zeitweilig lebte. Mit ihr hatte Scott Walker bereits eine Tochter Lee. Die Ehe ging Ende der siebziger Jahre in die Brüche. Scott Walker wohnt heute in London.

Frühe Aufnahmen / Walker Brothers

Walker wurde in den späten 1950ern von Eddie Fisher entdeckt und trat mehrfach im Fernsehen auf. Er sollte, ähnlich wie Frankie Avalon, unter seinem Namen Scott (Scotty) Engel zu einem Teenager-Star aufgebaut werden. 1957 veröffentlichte er die Single When is a Boy a Man als Scotty Engel.

Nach seinem Umzug nach Hollywood brachte er sich das Spiel der Bassgitarre bei. Als einer der wenigen Bassisten in Hollywood arbeitete er mit Jack Nitzsche als Studiomusiker. 1961 wurde Engel Bassist der Band The Routers.

Nach dem Ausstieg bei den Routers gründete er in Los Angeles die Dalton Brothers. Ab 1964 nannte sich die Band The Walker Brothers, mit Walker als Bassist und Leadsänger, John Maus als Gitarrist und Sänger und dem Schlagzeuger Gary Leeds. Gary Leeds war bereits mit P. J. Proby durch England getourt und schlug vor, sich dort niederzulassen. Die Walker Brothers gelangten zu weltweiter Berühmtheit, vorwiegend mit aufwändig arrangierten Popballaden (The Sun Ain't Gonna Shine Anymore) und Coverversionen (oft von Burt Bacharach und Hal David). Als Leadsänger wurde Walker zum Star. 1967 lösten sich die Walker Brothers auf. Ein Jahr später folgte eine Abschiedstournee durch Japan. Walker begann eine Solokarriere.

Erste Soloalben. Scott 1–4

Walkers Soloalben zeugten von einer Neuorientierung. Seine frühen Soloalben waren mehr und mehr von europäischem Kabarett und Chansons beeinflusst, die er mit voluminösem Bariton zu üppigen Arrangements intonierte. In dieser erfolgreichen Zeit vermischte Walker geschickt sein Beau-Image mit dunklerer, idiosynkratischer Musik und gewagten Texten – sowohl in Coverversionen als in Eigenkompositionen, die immer mehr dominierten. Hoch gelobt wurden seine Versionen bekannter Jacques-Brel-Chansons. Seine ersten drei Alben (Scott 1 (1967), Scott 2 (1968), Scott 3 (1969)) waren kommerziell sehr erfolgreich, Scott 2 gelangte sogar an die Spitze der britischen Charts. 1969 bekam er seine eigene TV-Show. Scott 4, auf der Höhe seines Ruhms als Solokünstler veröffentlicht, wurde hingegen ein Flop. Die Platte bestand ausschließlich aus Eigenkompositionen mit ambitionierten Texten und sparsameren Arrangements. The Seventh Seal basiert auf Ingmar Bergmans Film Das siebente Siegel; The Old Man's Back Again spielt auf den Prager Frühling und die Restalinisierung der Tschechoslowakei an. Das Publikum war verwirrt, da sich das Material von Scotts TV-Auftritten und seinen anderen Soloalben durch einen deutlich ernsteren Ton unterschied. Dazu war die Platte ursprünglich unter Walkers Realnamen Noel Scott Engel veröffentlicht worden. Auch die nächsten vier Soloalben hatten keinen Erfolg.

Vergessener Star in den 1970ern

In der ersten Hälfte der Siebziger folgten noch vier reguläre Alben, bis 1975 die Reunion der Walker Brothers mit No Regrets anstand. Nach dem wenig aufregenden Nachfolger Lines (1976) vollzog Walker – noch unter dem schützenden Signet Walker Brothers – einen künstlerischen Befreiungsschlag: auf dem anspruchsvollen "Nite Flights" (1978), dem letzten Album mit den Brothers that never were, sind seine ersten Kompositionen seit acht Jahren zu finden, düster, befremdlich und – wie sich zeigen sollte – richtungsweisend, jedoch ohne kommerziellen Erfolg.

Spätwerke

Climate Of Hunter (1983), seine nächste Platte, erlangte zweifelhaften Ruhm als das schlechtest verkaufte Album der Plattenfirma "Virgin". Hoch gelobt von den Kritikern war dieses Album für die Plattenfirma Virgin ein Desaster. Einerseits mag das an der Vermarktung gelegen haben, andererseits fehlte aber auch jegliche popmusikalische Attitüde. Nie klang Billy Ocean, der als Gastmusiker auf einem Song die zweite Stimme singen durfte, seltsamer. Es ist kein Geheimnis, dass Scott Walker in den 1970er Jahren massive Alkohol- und Drogenprobleme hatte. Er selbst bezeichnete sich einmal als "faul".

Für Scott Walker war jedoch Climate of Hunter ein erneuter Befreiungsschlag. Frei von Konventionen konnte er seine teils höchst ungewöhnlichen musikalischen Ideen umsetzen.

Erst 1995 folgte das Album Tilt, das die Hörerschaft endgültig spaltete: die Meinungen reichen von "bestes Album aller Zeiten" (David Bowie) bis hin zu "Kunstkacke".

1999 erschien sein Instrumental-Soundtrack zum Film Pola X. Im gleichen Jahr trug er mit dem David-Arnold-Song Only Myself To Blame zum James Bond Film Die Welt ist nicht genug zu. Im Jahr 2000 schrieb er zwei Lieder für das Album Punishing Kiss von Ute Lemper. Diese beiden Songs (Scope J und Lullabye) bezeichnete Walker einmal als "die besten Songs, die ich je geschrieben habe" (Zitat im Film "30 Century Man"). 2001 produzierte er das Erfolgsalbum We Love Life von Pulp.

2004 erschien Five Easy Pieces, ein lang erwartetes "Best-of"-Album, das jedoch recht lieblos zusammengestellt wurde.

Am 5. Mai 2006 erschien sein Album The Drift auf dem Label 4AD. Der die Aufnahmesessions begleitende Film 30 Century Man wurde von David Bowie produziert.

Scott Walker komponierte 2007 das Instrumentalstück "And Who Shall Go To The Ball? And What Shall Go To The Ball?" für ein Tanzprojekt "Candoco" mit dem Cheoreographen Rafael Bonachela. Das Projekt zeichnete sich durch den gemeinsamen Auftritt körperlich behinderter und nichtbehinderter Künstler aus. Das recht frei komponierte, reine Instrumentalstück für Kammerorchester, Cello, Flöte, Saxofon und Percussion besteht aus vier Teilen und ist knapp 25 Minuten lang. Die Einspielung übernahm das auf zeitgenössische Musik spezialisierte Kammerorchester "London Sinfonietta". Das Label 4AD veröffentlichte das Werk im September 2007 als limitierte Edition, die niemals wiederveröffentlicht werden soll [2].

Zitat

"Ich bin zum Orson Welles der Musikindustrie geworden. Man will mit mir Mittag essen, aber niemand will den Film finanzieren…" Interview mit The Independent, April 1995

Diskographie

Reguläre Alben

  • Scott 1 (1967);
  • Scott 2 (1968);
  • Scott 3 (1969);
  • Scott 4 (1969);
  • Scott sings Songs from his TV-Series (1969);
  • Til the Band comes in (1970);
  • The Moviegoer (1971);
  • Any Day Now (1973);
  • Stretch (1973);
  • We Had It All (1974);
  • Climate of Hunter (1983);
  • Tilt (1995);
  • The Drift (2006);
  • And Who Shall Go To The Ball? And What Shall Go To The Ball? (2007);

Compilations

  • The Romantic Scott Walker (1969);
  • Fire Escape in the Sky: The Godlike Genius of Scott Walker (1981);
  • Scott Walker Sings Jacques Brel (1981);
  • Boychild (1993);
  • Five Easy Pieces (2004)

Referenzen

  1. Interview im Beat-Club, Radio Bremen, 26. April 1969
  2. 4AD: And Who Shall Go To The Ball ?

Weblinks


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